USA: Die Ostküste
Maryland MEZ -5 Stunden
Samstag, 26. Oktober 19, Tag 55/581, Appalachian Mountains
Wir fahren durch die Hügelketten der Hardy- und der nördlichen Shenandoah Mountains, die von endlosen, herbstlich verfärbten Laubwäldern bedeckt sind. In Rockville, einer Vorstadt von Washington, suchen wir uns einen Nachtplatz neben einer U-Bahn-Station, verbringen dann den halben Nachmittag in einem Naherholungsgebiet, um am Abend auf den Parkplatz zurückzukehren. Km 362/18.238/130.843.
Washington, D.C. MEZ -5 Stunden
Sonntag, 27. Oktober 19, Tag 56/582, Washington
In der Früh schüttet es wie aus Kübeln. Es dauert eine Weile, bis wir uns motiviert haben, durch den Regen zur U-Bahn zu gehen. Wir wollen unsere Stadtbesichtigung auf die Gegend um die National Mall, den riesigen Park mit Regierungsgebäuden, Denkmälern, Gedenkstätten und fast 20 Museen (übrigens alle gratis) beschränken. Erfreulicherweise hört es bald auf zu regnen, aber es ist unglaublich schwül. Am Nachmittag wird es so richtig heiß, so dass wir uns im Air and Space Museum abkühlen. Als wir bei Sonnenuntergang am Kapitol angelangt sind, beschließen wir spontan, noch zum Pentagon zu fahren. Hier sind wir aber enttäuscht, weil das Gebäude gar nicht beleuchtet ist. Spät abends kommen wir zurück zum Zerberus. Wir sind von der Herumlatscherei des ganzen Tages total erschöpft. Und dann ist kein Bier im Kühlschrank. Katastrophe! Km 0/18.238/130.843.
Virginia MEZ -5 Stunden
Montag, 28. Oktober 19, Tag 57/583, Shenandoah Mountains
Wir schlafen lange und fahren dann durch das Hügelland Nord-Virginias: bunte Laubwälder, grüne Wiesen, adrette Städtchen, dazu herrlichstes Wetter. Den Nachmittag vertrödeln wir auf einer parkähnlich angelegten Sportstätte in der Sonne. Wir übernachten in Front Royal auf dem Parkplatz einer Sozialeinrichtung. Km 218/18.456/131.061.
Dienstag, 29. Oktober 19, Tag 58/584, Richmond
Auf dem Skyline Drive geht es durch den Shenandoah Mountains National Park. Im Besucherzentrum sehen wir, dass nicht alle glücklich waren, als in den 30er-Jahren der Nationalpark gegründet und mit dem Bau der Straße zigtausende Arbeitsplätze geschaffen wurden. Das Gebiet war, zwar dünn, aber doch, besiedelt und viele Menschen mussten umgesiedelt werden. Die 170 Kilometer lange Straße schlängelt sich entlang des Hauptkammes der Blue Ridge Mountains durch Laubwald ohne Ende. Immer wieder gibt es Aussichtspunkte, von denen man über das weite Shenandoah Valley blickt. Life is old there, older than the trees, younger than the mountains, blowing like a breeze ... Die Gegend ist wahnsinnig schön und man könnte endlos so dahinfahren, denn auf den Skyline Drive folgt der Blue Ridge Parkway mit einer Länge von weiteren 750 Kilometern, aber über weite Strecken ist es nebelig und mit der Zeit nervt uns auch die Kurverei und die Eintönigkeit: Es gibt nichts außer gelbbraunem Laubwald. Daher biegen wir bei Gelegenheit Richtung Küste ab und landen ungeplanterweise bald darauf in Richmond, der Hauptstadt Virginias. Wir sehen uns das Virginia Museum of Fine Art an, das unter anderem asiatische und afrikanische Kunst zeigt. Km 265/18.721/131.326.
Mittwoch, 30. Oktober 19, Tag 59/585, Norfolk
In Norfolk befindet sich ein großer Luftwaffenstützpunkt und die weltweit größte Marinebasis. Die Unmengen an fliegendem und schwimmendem Kriegsgerät sind nicht zu übersehen. Wir interessieren uns allerdings weniger für Tarnkappenbomber und Flugzeugträger, sondern steuern die Stadt wegen des Chrysler Museum of Art an, das mit einer Vielzahl von europäischen und amerikanischen Kunstwerken aus zehn Jahrhunderten aufwartet. Am Nachmittag geht es hinaus nach Virginia Beach, wo die Outer Banks beginnen, eine der Küste vorgelagerte, aus Sand bestehende, etwa 200 Kilometer lange und oft nur hundert Meter breite Kette aus Halbinseln und Inseln. Hier steht ein Strandhaus neben dem anderen, aber kaum ein Haus ist jetzt bewohnt. Am Strand sind wir ganz alleine. Späte Nachsaison sozusagen. Km 219/18.939/131.545.
Donnerstag, 31. Oktober 19, Tag 60/586, Outer Banks
Die Outer Banks sind nicht durchgehend befahrbar. Die Straße endet an einem kleinen Nationalpark. In North Virginia kann man sich zwar ein Permit kaufen, mit dem man den Strand befahren darf (auch im Nationalpark), aber hier in Virginia gibt es das nicht, weshalb wir hier umdrehen und einen großen Bogen über das Festland fahren müssen.
North Carolina MEZ -5 Stunden
Über eine Brücke erreichen wir die Outer Banks weiter südlich wieder. Hier ist es zunächst noch touristischer, es gibt noch mehr Ferienhäuser, dazwischen Lokale, Läden und Vergnügungsparks. Erst mit Beginn des Cape Hatteras Nationalparks ist Schluss mit der Bebauung. Links der Straße gibt es Sanddünen, dahinter liegen wunderschöne Sandstrände am Atlantik. Rechts wachsen allerlei Stauden, dahinter ist der Pamlico Sound, das seichte und fast stehende Gewässer zwischen Outer Banks und Festland. Als wir uns den Bodie-Island-Leuchtturm ansehen, erfahren wir, dass Ocracoce, die letzte Insel, die allerdings nicht mehr über eine Brücke, sondern mit einer Fähre erreichbar ist, und von der eine weitere Fähre ans Festland führt, seit dem letzten Hurrikan für Touristen gesperrt ist. Das bedeutet für uns, dass wir die Strecke, die wir die Banks nun nach Süden fahren, auch wieder zurück fahren müssen. Wir gehen lange am Strand spazieren und sammeln Muscheln. Das Wasser ist nicht allzu kalt und im Gegensatz zu gestern ist es heute heiß, wir messen 26 Grad, aber es bläst ein starker Wind, so dass wir nicht baden wollen. Der Wind wird in der Nacht zu einem gewaltigen Sturm, der am Auto rüttelt, dass man nicht schlafen kann. Dazu schüttet es zeitweise wie aus Kübeln. Obwohl natürlich unsere Dachfenster fest verschlossen sind, klappert die Dachhaube über unserem Bett, dass wir Angst bekommen, der Sturm reißt sie aus den Angeln. Ich überlege schon, was wir tun könnten, wenn die Dachhaube wegfliegt und es hereinregnet. Gott sei Dank müssen sich meine Ideen nicht in der Realität bewähren! Km 200/19.139/131.745.
Freitag, 1. November 19, Tag 61/587, Wo die Sterne lächeln
Der Sturm hat viel Sand auf die Fahrbahn geblasen, an mehreren Stellen sind Bagger im Einsatz, die die Fahrbahn wieder frei machen. Südlich des Nationalparks liegt Rodanthe, ein Ort, der nur aus Ferienhäusern zu bestehen scheint. Die zwei- oder dreistöckigen und meist auf Stelzen stehenden Häuser, bonbonfarben bemalt oder mit Holzschindelfassaden, sind mit reichlich Holzveranden und -balkonen im Südstaatenstil ausgestattet. Weiter südlich gibt es dann Sandstrand zu beiden Seiten. Dort, wo die Outer Banks einen Knick machen, liegt Cape Hatteras, dessen Leuchtturm wir uns ansehen. Am Ende der Insel gedenkt das Graveyard of the Atlantic Museum der hunderten an den Banks aufgelaufenen Schiffe. Hier müssen wir leider umkehren. Es geht also wieder die Banks hinauf bis zur Brücke auf das Festland. Wir schaffen noch ein ganzes Stück Autobahn und sind am Abend an der Grenze zu South Carolina. Km 649/19.787/132.394.
South Carolina und Georgia MEZ - 5 Stunden, ab 3. November MEZ -6 Stunden
Samstag, 2. November 19, Tag 62/588, Savannah
South Carolina ist schnell durchfahren und noch am Vormittag erreichen wir Savannah in Georgia. Hier war heute der Savannah Rock and Roll Marathon, zu dessen Abschluss in einem Park im Zentrum ein Open Air Konzert stattfindet. Überall auf dem Rasen liegen ausgepowerte Läufer herum, so richtig Stimmung gibt es nicht, aber die Musik ist echt toll, so dass wir bis zum Ende zuhören. Dann spazieren wir noch durch das Zentrum der Stadt und sind sehr angetan von den breiten baumbeschatteten Straßen mit vielen schönen Südstaatenhäusern. Bei der City Hall angelangt, sind wir auch ausgepowert und bestellen uns ein Uber-Taxi zurück zum Zerberus. Die Fahrt ist sehr günstig und ich gebe dem Fahrer, einem Marokkaner, ein Trinkgeld. Kaum sind wir im Zerberus, vermisse ich die Kamera, die ich mithatte. Sie muss mir beim Heraussuchen des Trinkgeldes entglitten sein. Über die Uber-App rufe ich den Fahrer an und er verspricht, gleich mit der Kamera wiederzukommen. Aber er kommt nicht. Wir warten eine Dreiviertelstunde und rufen noch mehrmals an, doch er hebt nicht ab. Kamera adieu und weiter im Programm! Es geht noch zur Wormsloe Plantation, deren Attraktion die mehrere Kilometer lange Eichenallee ist. Die Bäume sind über und über mit Spanischem Moos bewachsen, das wie in Fetzen herabhängt. Nach einem Lebensmitteleinkauf und dem nötigen Tanken (der Sprit läuft an US-Tankstellen ja sowas von langsam!) ist es spät geworden. Wir fahren noch eine knappe Stunde und steuern dann einen Nachtplatz aus unserer Datenbank an. Das ist leider ein Reinfaller: Der Platz liegt in einem Naturschutzgebiet, für das man ein Permit benötigt. Wir campieren vor dem Gate. Eh nicht so schlecht, es ist mitten im Wald und sehr still. Bis um halb neun irgendjemand nicht weit weg laut verrückte Musik spielt. Ja und dann bekommen wir noch eine Nachricht von Uber. Der Taxifahrer hat eine Kamera gefunden. Jetzt sind wir aber schon zu weit weg, um sie in Savannah abzuholen. Unwahrscheinlich, dass er uns die nachsendet. Km 462/20.249/132.856.
Sonntag, 3. November 19, Tag 63/589, Jupiter Island
Heute Nacht wurden auch hier die Uhren auf Winterzeit umgestellt, weshalb jetzt wieder 6 Stunden Zeitdifferenz bestehen. Genau ab der Grenze zu Florida stehen neben der Autobahn nicht mehr Pinien, sondern Palmen. Nach Jacksonville stellt sich dann ziemlich abrupt auch das Klima um, der wolkenlose Himmel weicht einer dichten, tiefen Bewölkung und das Thermometer klettert rapid um zehn Grad auf 26. Hatten wir heute Morgentemperaturen von 9 Grad, sind für heute Nacht Tiefsttemperaturen von 24 angesagt. Wir sind wieder in den Tropen. Vor der Ostküste Floridas liegt die etwa 30 Kilometer lange, schmale Barriereinsel Jupiter Island, die wir entlangfahren. Leider ist nicht viel zu sehen, außer gepflegte Einfahrten zu teuren Häusern vermutlich reicher Leute. Erst Mitte der Insel gibt es einen Parkplatz und einen Zugang zu den Stränden beidseits. Wir gehen durch einen Mangrovenwald, in dem es fast windstill ist. Außerhalb, nur 50 Meter weiter, am Atlantikstrand tobt ein wilder und ungemütlicher Wind, der einen frösteln lässt. Die Brandung ist gewaltig. Auf der Westseite der Insel ist es auch windig, aber das Meer ist ruhig und warm. Wir übernachten auf dem Parkplatz des Jupiter Lighthouse. Km 592/20.843/133.448.
Montag, 4. November 19, Tag 64/590, Lake Worth
Wow, das war vielleicht eine schwüle Nacht. Wir sind fast apathisch, aber es hilft nichts, es ist Montag, wir müssen beginnen, einen Abstellplatz für den Zerberus zu finden. Wir hatten im Vorfeld schon unzählige Mails an RV-Storages versandt, aber, wenn überhaupt Antworten, dann Absagen erhalten. Vor Ort läuft das besser. Wir finden einen ziemlich teuren Platz 15 Kilometer vom Flughafen entfernt und einen sehr billigen, aber 150 Kilometer entfernt, der zudem nur sehr umständlich mit einem öffentlichen Verkehrsmittel erreichbar ist: Fahrzeit zum Flughafen fünf bis sechs Stunden und vier Mal umsteigen. Wir reservieren vorsichtshalber beide und von beiden sollte ein Bestätigungsmail kommen. Dann waschen wir noch das Auto und bestellen zwei neue Reifen, denn nun sind auch die Hinterreifen total abgefahren. Die werden morgen montiert. Später sind wir bei Susis Taufpatin in Lake Worth eingeladen, mit der wir einen sehr angenehmen Nachmittag verbringen. Regina ist schon 86, aber ich schwöre: Wenn ich mit 70 noch so fit bin wie sie, dann danke ich Gott und allen Erzengeln. Sie hat ein großes Haus an einem See und erledigt alle Arbeiten in Haus und Garten selbst und fährt auch noch Auto. Das führt sie uns vor, indem sie uns zum Abendessen in einen Diner fährt. Und das Allerbeste ist, wir müssen nicht mehr im Zerberus schlafen, sondern kriegen Asyl im klimatisierten Haus bis zum Heimflug am Donnerstag! Km 96/20.939/133.544.
Dienstag, 5. November 19, Tag 65/591, Lake Worth
Der Zerberus kriegt neue Hinterreifen, wir dürfen bei Tante Regina Wäsche waschen und wir beginnen mit der Autoputzerei. Am Abend führen wir die Tante zum Essen aus. Km 33/20.972/133.577.
Mittwoch, 6. November 19, Tag 66/592, Lake Worth
Der Tag vergeht mit Putzen, und Packen, dazwischen kühlen wir uns im Pool ab. Am Abend kommt Reginas Schwager Hans zu Besuch. Regina verwöhnt uns mit leckeren Lachssteaks und Hans unterhält uns mit unglaublichen Geschichten aus der Zeit, als er fast ohne Geld als Auswanderer in Kanada angekommen ist. Km 0/20.972/133.577.
Donnerstag , 7. November 19, Tag 67/593, Miami
Wir haben uns übrigens für den günstigen Abstellplatz 150 Kilometer nördlich von Miami entschieden. Weil es von hier, wie schon oben erwähnt, kein sinnvolles öffentliches Verkehrsmittel zum Flughafen Miami gibt, nehmen wir uns in West Palm Beach einen Mietwagen, mit dem wir "nur" zwei Stunden zum Flughafen benötigen. Der Abstellplatz ist übrigens ein Storage, das einen sehr guten Eindruck macht. Wir denken, der Zerberus ist gut aufgehoben. Das Terminal, von dem unsere Aeroflot-Maschine abhebt, ist von der üblen Sorte. Alles ist abgenutzt und schmutzig, die Sicherheitskontrolle chaotisch. Eine Passkontrolle durch eine Grenzbehörde erfolgt nicht. Km 88/21.060/133.665.
Freitag, 8. November 19, Tag 68/594, Moskau
Via Moskau geht es nach Wien und mit einem Mietwagen nach Hause.