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    Indien, Teil 7: Agra und Delhi

Dienstag, 4. März 25, Tag 15: Agra

Aus Angst, dass ich wieder ausflippe, wenn ich nicht rechtzeitig zu Mittag was zwischen die Zähne kriege, fragt Raj schon um zehn, ob er zum Lunch halten soll und zeigt auf ein Restaurant. Wir mögen Raj sehr. Die gut 200 Kilometer bis zu unseren ersten Ziel heute legen wir in dreieinhalb Stunden zurück, das ist recht schnell für indische Verhältnisse. Die Autobahn ist gut ausgebaut, aber in Orten nicht kreuzungsfrei und sie wird auch von Traktoren und Motorrädern benützt und Gegenverkehr ist Normalität. In Fatehpur Sikri sehen wir uns die wunderschöne, riesige Palastanlage an. Den Führer, der uns hier erwartet hat und uns auch in Agra betreuen wird, bringen wir ganz schön aus dem Konzept, indem wir ihm eröffnen, dass wir am Abend den Taj Mahal alleine ansehen wollen. Da muss er gleich mit seinem Chef telefonieren, der uns dann bei unserer Ankunft im Hilton schon persönlich erwartet, um uns über eigene Verantwortung und so Zeugs zu informieren. Grade halt, dass wir nichts unterschreiben müssen. Venedig sehen und sterben, wer das sagt, hat Es noch nicht gesehen, das schönste Gebäude der Welt, hat Ihn noch nicht gesehen den Taj Mahal. Man muss sich ob der vielen Besucher einen stillen Platz suchen und sitzen und schauen. Schauen, staunen, die vollkommene Harmonie dieses Gebäudes spüren, zulassen, wie es einen tief im Innersten berührt, und Tränen fließen lassen. Undenkar, einem Führer nachzulaufen, der Jahreszahlen und Gebäudemaße aufsagt. Zum Abendessen sitzen wir alleine auf einer Dachterrasse und sehen zu, wie Er im Dunkel der Nacht verschwindet. Ohne Beleuchtung. Wie schön!

   

 

Mittwoch, 5. März 25, Tag 16: Agra, Delhi

Heute, wieder mit Führer, sehen wir uns das Rote Fort in Agra an. Es ist ein riesiger Palast aus rotem Sandstein mit viel verspielter Ornamentik und Höfen mit Blumengärten. Hier wurde der Erbauer des Taj Mahal unter Hausarrest gefangen gehalten und konnte nur aus der Ferne auf Ihn blicken, den er als Grabmal für seine verstorbene geliebte Frau errichten hatte lassen. Wer die Geschichte nicht kennt, sollte sie nachlesen. Auch aus der Entfernung von zwei Kilometern ist der Anblick des Taj Mahal tief beeindruckend und berührend.

Raj ist ein zuverlässiger, pünktlicher, zuvorkommender und sicherer Fahrer. Jeden Morgen begrüßt er uns mit vor der Brust zusammengeführten Handflächen und einem strahlenden Lächeln. Unterwegs frage ich ihn heute, ob wir nicht kurz am Lotus-Tempel anhalten können, der auf dem Weg liegt. Kein Problem. Zufällig haben wir entdeckt, dass sich unsere Handys mit dem Bildschirm im Toyota verbinden, wenn man sie zum Aufladen ansteckt. So kann ich Raj zum Tempel navigieren, den er nicht kennt. Dass er jetzt das Navi mit Apple Car Play am Bildschirm hat, gefällt ihm, er hat immer sein Handy zwischen den Beinen am Sitz liegen und muss immer runterschauen. Das Auto selbst hat kein Navi. Der Lotus-Tempel hat die Form einer riesigen geschlossenen Lotusblüte und ist wichtigstes Bauwerk der Bahai-Religion. Der Besucherandrang ist enorm und es gibt Blockabfertigung. Wir stehen 40 Minuten in der Schlange, bis wir drin sind. Trotzdem wir uns sehr beeilen, zu Raj haben wir was von einem Fotostopp gesagt, sind wir fast eine Stunde weg. Aber Raj ist nicht verärgert, sondern entschuldigt sich, dass er nicht näher am Eingang parken konnte. Und gestern Abend hat er im Wissen des nahen Abschieds und mit einer Träne im Auge gesagt, er wird uns für den Rest seines Lebens als seine besten Freunde jeden Tag vermissen.

Donnerstag, 6. März 25, Tag 17: Delhi-Wien

Den letzten Abend verbringen wir im luxuriösen Radisson Blue Plaza Hotel am Flughafen. Um einen kleinen Betrag haben wir ein Business Upgrade gebucht, das Getränke und einen Imbiss am Abend, das Frühstück und den Flughafentransfer beinhaltet. Der Imbiss ist eine Pizza, die wir nur mit Mühe aufessen können. Wir schlafen lange, frühstücken spät und ausgiebig. (Weiß)brot, Speck und Käse haben wir schon lange nicht gesehen. Um 12, drei Stunden vor Abflug, rufen wir den Gepäckservice und, obwohl das Radisson direkt am Flughafen liegt, dauert es eine ganze Stunde, bis wir das Terminal betreten. Die Abläufe am Flughafen sind umständlich und zeitraubend, sodass wir ohne Wartezeit sofort in den Dreamliner steigen. Der Service von Air India ist wieder übel, das Essen ist grauslich, das Entertainmentsystem funktioniert im ganzen Flieger nicht, die Gepäckfächer quietschen, als fielen sie jeden Moment runter. Öffi fahren, Nerven sparen. Unser Zug fährt pünktlich in den Bahnhof am Flughafen Wien ein, trägt aber eine andere Zugnummer und außerdem den Hinweis, nicht einzusteigen. Es steigen aber alle ein und daher mit Zögern auch wir. Es dauert eine Weile, bis die Zugnummer berichtigt wird, wir sitzen also im richtigen Zug. Am Hauptbahnhof Wien hat der Zug aber wegen einer technischen Störung Aufenthalt. Alle paar Minuten wird die Abfahrt um ein paar Minuten verschoben. Nach eineinhalb Stunden (!) ist es klar, dass es heute von St. Valentin keinen Anschlusszug mehr nach Steyr gibt. Kurioserweise steigen immer mehr Leute zu, obwohl die Abfahrt nun auf unbestimmte Zeit verschoben wurde. Für uns ist klar: Übernachtung in Wien. Das zweite Hotel, das wir ansteuern, nimmt uns auf. Wir sitzen schon beim zweiten Gespritzten in der 7/24-offenen (!) Hotelbar, als uns die Nachricht erreicht, dass unser Zug nun ganz ausgefallen ist. 

Freitag, 7. März 25, Tag 18: Extratag

Der Jetlag lässt uns früh erwachen und kurz nach 6 sind wir schon wieder unterwegs zum Bahnhof.

 

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