Samstag, 8. Oktober 16, Tag 1/245: 11 Minuten Türkei
Wir sind erleichtert, als man uns in Wien 10 Kilo Übergepäck durchgehen lässt. Leider müssen wir in Ankara unser Gepäck vom Band holen und neu aufgeben. Das wäre auch gar kein Problem, wir haben schließlich fast zwei Stunden Zeit, aber um an das Gepäckband zu kommen, muss man durch die Polizeikontrolle und da kommt man ohne Visum nicht durch. Ich erkläre dem Beamten, dass wir gleich weiterfliegen und er schickt uns an den Transfer Desk. Hier ist offensichtlich der Strom ausgefallen und die hier Dienst verrichtende junge Dame von Qatar Airlines verrichtet ihre Arbeit abseits vom dunklen Schalter in einem beleuchteten Teil der fast menschenleeren Halle am Boden sitzend. Sie versteht unser Problem, fotografiert unsere Tickets und Gepäckscheine und telefoniert wie verrückt, aber es hilft nichts, einer von uns muss ein Visum kaufen. Ich verabrede mich also mit Susi am Gate, erstehe um 25 Euro ein Visum für die Türkei, passiere um 20 Uhr 5 den Einreiseschalter, gebe unser Gepäck neu auf und bin um 20 Uhr 16 wieder aus der Türkei ausgereist. In einem nicht einmal halb vollen Flugzeug, ...
West-Malaysia 2 1 EUR = 4,25 Ringgit MESZ + 6 Stunden 172 Einwohner/km2 Linksverkehr Diesel 0,41 EUR
Sonntag, 9. Oktober 16, Tag 2/246: Doha, Kuala Lumpur
... in dem wir sogar liegend kurz schlafen können, fliegen wir nach Doha und von hier nach Kuala Lumpur. Hier werden wir von Tom, einem Tour Guide, abgeholt. Er hat uns eine Haftpflichtversicherung für unser Auto organisiert und bringt uns freundlicher Weise nach Nilai zum Zerberus. Kurz bevor wir eintreffen, erhalten wir ein SMS von Rosela, die im vergangenen halben Jahr hin und wieder ein wachsames Auge auf den Zerberus geworfen hat: Must report a flat tyre on your car. Der dürfte aber schon länger bestehen, weil schon Gras auf den Reifen gewachsen ist. Außerdem wächst aus der Regenrinne zwischen Windschutzscheibe und Motorhaube ein Bäumchen und auf dem Querträger eines Vorderrades haben Termiten angefangen, einen Bau zu errichten. Im Inneren unseres Wohnmobils gibt es eine Menge winziger Ameisen, die auf Straßen durchs Auto wandern, sonst scheint alles ok. Der Motor lässt sich sofort starten und im Nu ist der Reifen aufgepumpt. Dann bei schwülen 32 Grad das übliche Procedere: alles Mitgebrachte verstauen, sich wieder wohnlich einrichten, dann Abendessen, duschen und früh ab ins Bett, denn die Nacht war kurz.
Montag, 10. Oktober 16, Tag 3/247: Kuala Lumpur
Der Vormittag vergeht mit Einkaufen. Zuerst Holz für die Trennwand, die wir dem Zerberus vor der Verschiffung nach Borneo einbauen wollen, dann eine Stichsäge, schließlich noch Lebensmittel und Getränke. Das Holz wird zu Mittag zur Gospel Church in Nilai geliefert, wo wir es bis nächste Woche lagern können. In KL bestellen wir bei einem Reifenhändler einen neuen Reifen und suchen anschließend die Mercedes-Werkstätte auf, da schon seit mindestens Laos gelegentlich eine Warnleuchte eine defekte Glühkerze anzeigt. Vier Stunden und ebenso viele Diagnosecomputer später wissen wir, welche Glühkerze defekt ist. Da nun schon Feierabend ist, gibt es morgen ein Wiedersehen zum Austausch der selben. Vielleicht sollten wir uns auch um die Stromversorgung kümmern, denn wir sind im Wohnbereich des Autos stromlos, wenn nicht der Motor läuft. Kein Licht, kein Kühlschrank, keine Wasserpumpe, kein Ventilator. Zu Abend essen wir sehr gut in einem teuren Fischrestaurant (Crocodile Farm Seafood Village) an einem See in einem Park mitten in der Stadt. Auf einem Parkplatz (SOA2) vor dem Park-Gate übernachten wir. Km 98/98/53.868.
Dienstag, 11. Oktober 16, Tag 4/248: Genting Highlands
Die Nacht ist ein wenig unruhig, weil neben uns ein Auto parkt, dessen Insassen auf dem Parkplatz auf und ab gehend ein Streitgespräch führen. Damit es im Auto nicht warm wird, lassen die Leute natürlich den Motor am Stand laufen, wobei sich ständig der Kühlerventilator einschaltet, der zusätzlichen Krach macht. Das Ganze dauert über eine Stunde. In der Früh dann also wieder zu Mercedes, die Glühkerze wechseln lassen. Das sollte in einer guten Stunde erledigt sein. Ist es aber leider nicht. Zunächst fehlt ein Werkzeug zum Ausschrauben der defekten Glühkerze. Zufällig findet der Mechaniker etwas passendes in meinem Werkzeugkoffer, denn ich baue in der Zwischenzeit die beiden Bordbatterien aus, die total trocken sind und aufgefüllt werden müssen. Am Abend sollte es kaltes Bier geben! Die Glühkerze lässt sich nun zwar herausschrauben, aber dann nicht entfernen. Die mittlerweile drei Mechaniker probieren allerlei aus, doch das Ding sitzt fest. Sie wollen nun den Zylinderkopf öffnen, was ich strikt ablehne. Da fahren wir lieber mit einer kaputten Glühkerze weiter. Außerdem ist es ohnehin schon Mittag! Dann dauert es noch eine gefühlte Ewigkeit, bis Glühkontroll- und Motorkontrollleuchte zum Verschwinden gebracht werden. Von den leider umsonst geleisteten vier Mechanikerstunden muss ich eine bezahlen, macht 40 Euro. Nun noch zum Reifenhändler, wo der bestellte Reifen auf uns wartet. Auch hier geht nicht alles glatt, denn der Monteur kaputtiert eine Schraube, mit der das eine unserer Reserveräder unter der Bodenplatte befestigt ist. Die provisorische Befestigung mit zwei Kabelbindern müssen wir im Auge behalten, denn das Reserverad während der Fahrt zu verlieren wäre eine Katastrophe. Während wir aus der Stadt hinaus fahren, überschlagen wir unsere Ausgaben der letzten beiden Tage und stellen fest: Das Geld schmilzt dahin wie Eis in Singapur. Über eine kurvenreiche Straße geht es hinauf in die Genting Highways, wo auf 1.800 Metern eine Casino-Stadt entstanden ist. Hier befindet sich auch das viertgrößte Hotel der Welt mit über 6.000 Zimmern. Leider gibt es rein gar nichts zu sehen, weil die Wolken auf 1.200 Meter runterhängen. Wir sehen uns den unterhalb der Stadt in einen Steilhang gebauten chinesischen Tempel Chin Swee an, in dem um Gewinn beim Glücksspiel gebetet wird. Vom Erdgeschoß, in dem sich nur eine kleine Tempelhalle befindet, fahren wir mit einem Aufzug in den 13. Stock. In den Stockwerken dazwischen befindet sich ein Hotel. Ganz oben stehen weitere Tempelanlagen, darunter eine Pagode, ein Riesenbuddha und die Höhlen der Hölle. Auch diese lassen sich bei dem starken Nebel nur sehr eingeschränkt besichtigen. Wir finden einen ruhigen Nachtplatz auf einem völlig leeren Busparkplatz (Hochbetrieb ist hier nur an Wochenenden) und hoffen auf klare Sicht morgen Früh. Von 36 Grad in KL hat es übrigens auf 21 hier abgekühlt. Km 107/205/53.975.
Mittwoch, 12. Oktober 16, Tag 5/249: Frasers Hill
Wir haben Glück: Kein Nebel, keine tief hängenden Wolken. Wir drehen daher nochmals eine Runde durch Genting Highlands und wahrlich, ich sage euch: Unglaublich, welchen Wahnsinn sie hierher gebaut haben und noch immer bauen: Ein Hotelsilo neben dem anderen, dazwischen Parkhäuser mit tausenden von Parkplätzen. Aber alles ohne jegliche Kreativität wie etwa in Las Vegas. Einfach nur Betonklotz neben Betonklotz. Was aber spektakulär ist, das ist die Sicht auf Kuala Lumpur, sogar den Menara-Tower und die Petronas Twin Towers kann man erkennen. Wir halten nochmals am Chin Swee-Tempel, sehen uns heute die grausigen Darstellungen der zehn Grotten der Hölle an und fahren dann weiter Richtung Frasers Hill, einer weiteren, von den Engländern begründeten, Hill-Station auf etwa 1.200 Metern. Wir halten kurz am Splash-Stausee, dessen "Besucherzentrum" von zwei fadisierten Uniformierten bewacht wird. Die Straße ist im weiteren Verlauf recht kurvig und führt durch ansprechenden Urwald. Immer wieder liegen größere Äste auf der Straße, die der gestrige Sturm von den Bäumen gepflückt hat. Einige Kilometer unterhalb von Frasers Hill befindet sich das verfallende The Gap Resthouse, das uns aber das schönste Beispiel britischer Architektur hier zu sein scheint. Gegenüber führt eine Fußgänger-Hängebrücke über die Wipfel der tiefer liegenden Urwaldriesen. Die Auffahrt nach Frasers Hill ist so eng, dass man ein Einbahnsystem geschaffen hat, und führt ebenfalls durch Urwald mit vielen Baumfarnen. Frasers Hill ist viel kleiner als wir uns das vorgestellt haben, nur mehr ganz wenige Häuser aus der Zeit um 1900 sind zu finden. Zudem ist der Ort wie ausgestorben, sogar die meisten Lokale haben geschlossen. Über Raub geht es nach Jerantut, wo genau zur Nachtplatzsuche ein Gewitter über uns hereinbricht. Wir dürfen uns in einer Halle bei einer Tankstelle unterstellen und können trotz Regen Fenster und Dachluken öffnen. Was für ein Glück! Leider behalten die Bordbatterien des Zerberus trotz heute langer Ladezeiten keinen Strom. Wir müssen wohl bald neue Batterien kaufen. Km 247/452/54.222.
Donnerstag, 13. Oktober 16, Tag 6/250: Taman Negara Nationalpark
Die 60 Kilometer bis Kuala Tahan, dem Südeingang des Taman Negara Nationalparks legen wir auf unerwartet guter Straße rasch zurück. Nachdem sich die morgendlichen Nebel rasch gehoben haben, scheint heute einmal die Sonne. Gut, dass wir bald im schattigen Urwald verschwinden werden. Denn ein Dschungelspaziergang steht heute auf dem Plan. Wir besprühen uns wie die Wilden mit Insektenspray und packen in eine Tasche, was die Checkliste "Dschungelausflug" auflistet. Das ist natürlich ein Scherz, so eine Liste haben wir nicht. Das Boot, mit dem wir den Sungai Tembeling, der die Grenze des Nationalparks bildet, queren, und die Eintrittsgebühr in den Nationalpark sind super billig: Jeweils 1 Ringgit = 0,25 EUR. Der Nationalpark ist nicht nur einzigartig, weil er noch reichlich unberührten Primärdschungel aufweist, sondern weil man hier auf markierten Wegen den Urwald auf eigene Faust erkunden kann, man muss keinen Führer engagieren. Also nichts wie rein ins Vergnügen! Wer jetzt Angst hat, wir könnten uns im Urwald verirren, der sei beruhigt: Der Dschungel ist so dicht, dass man nicht einfach in jede beliebige Richtung gehen kann. Man kann eigentlich nur auf den angelegten Wegen wandern. Natürlich gibt es Abzweigungen, die sind aber meist mit Wegweisern versehen, so dass man echt dumm tun müsste, um sich zu verlaufen. Angesichts Susis eingeschränkter Mobilität wählen wir eine sehr kurze Variante, nämlich jene, die direkt zum Canopy Walkway führt. Die Flora ist großartig, es sind Pflanzen in jeder Größe nebeneinander vorhanden, wie es sich für einen Primärwald gehört. Manche Pflanzen kommen uns bekannt vor, einige gibt es zu Hause im Blumengeschäft als Topfpflanzen, andere haben wir noch nie gesehen. Die Fauna hingegen ist enttäuschend. Mit Elefanten und Tigern haben wir ohnehin nicht gerechnet, aber außer einem Affen, ein paar Mücken, Schmetterlingen und einzelnen Vögeln ist nichts zu sehen. Zwar wandern wir meist im Schatten, doch es geht ständig bergauf und bergab und vor allem ist es so feucht, dass wir bald in tropfnasser Kleidung gehen. Das kann sich keiner vorstellen, der das nicht erlebt hat. Der Canopy Walkway ist ein System von bis zu 70 Meter langen Hängebrücken, die in 20 bis 45 Metern Höhe von Baum zu Baum führen und uns einen tollen Einblick in die oberen Urwaldetagen gewähren. Die Brücken sind schmal und schwanken manchmal ziemlich wild, ein tolles Erlebnis. Außerdem ist hier oben ein sehr bescheidenes Lüfterl zu spüren. Zurück beim Gate geben wir uns auf einem schwimmenden Restaurant ein sehr verspätetes Mittagessen. Dann noch in praller Sonne zurück zum Auto. Wir sind total geschafft. Aber nach zehn Minuten im Zerberus mit voll aufgedrehter Klimaanlage, gut zwei Litern diverser Getränke und einem Kleidungswechsel sind wir wieder halbwegs fit. Nach nur kurzer Fahrt zurück Richtung Jerantut passiert das Unglaubliche: Der Turbo fällt aus. Das ist deshalb so unglaublich, weil der Turbo schon in China zweimal und in Myanmar und in Laos jeweils nochmals ausgefallen ist. In China haben wir das Abgasrückführventil reinigen, in Thailand wechseln lassen. Erst in Kuala Lumpur haben wir den Drucksensor im Luftfilterkasten reinigen lassen. Ich hoffe nun sehr, dass die Ursache diesmal wieder der Drucksensor ist, denn so einen hab ich in weiser Voraussicht jetzt gerade aus Österreich mitgebracht. Ich bleibe also stehen, Motorhaube auf, zwei Schrauben raus, Sensor raus, neuer Sensor rein, zwei Schrauben rein, Motorhaube zu. Und dann, als ich wegfahre und beschleunige, hört man die Spannung sprichwörtlich knistern. Fortsetzung nach der Werbung.
Ich habe also gerade den Drucksensor am Luftfilterkasten gewechselt in der Hoffnung, dass nun der ausgefallene Turbo wieder funktioniert. Ich fahre weg, beschleunige und hurrrrraaaa, der Zerberus verfügt wieder über seine vollen 180 Pferdestärken. Echt Schwein gehabt. Wir sind zutiefst erleichtert. In Kuala Lipis kaufen wir eine Flasche Schnaps, denn der ist uns ausgegangen. In vorwiegend muslimischen Ländern lernt man schnell, wo es Alkohol zu kaufen gibt: in den Chinatowns. Chinesen sind keine Muslime, trinken Alkohol und verkaufen ihn auch. Die Nachtplatzdatenbank schwärmt von einem tollen Platz am Westeingang des Taman Negara Nationalparks, weshalb wir heute ausnahmsweise bis eineinhalb Stunden nach Sonnenuntergang fahren. Am Parkeingang brennt zwar die Beleuchtung, doch kein Mensch ist hier. Da das Gate eine Wagenbreite offen ist, fahren wir rein und finden einen supertollen Nachtplatz. Endlich gibt es die lang ersehnte Dusche hinter dem Auto! Km 303/755/54.525.
Freitag, 14. Oktober 16, Tag 7/251: Tasik Kenyir
Als wir in der Früh das Gelände verlassen, halte ich am Gate und frage im Office, ob wir für die Übernachtung etwas zu bezahlen hätten. Der nette Herr verlangt einen Ringgit Parkeintritt und einen Ringgit für die Übernachtung, jeweils p. P., macht also 4 Ringgit (1 Euro). Als er aber die Eintrittskarte vom gestrigen Eintritt in den Nationalpark aus meiner Brusttasche ragen sieht, erlässt er uns sogar diesen niedrigen Betrag, wir haben ja schon am Süd-Gate bezahlt. Wo wir herkommen, fragt er. Aha, Austria. Vienna. Ob wir nicht vielleicht einen Schilling mithätten als Souvenir? Ab Gua Musang wählen wir die Straße, die zunächst durch schier endlose Palmplantagen, später durch Urwald und schließlich am Nordufer des Tasik Kenyir-Stausees entlang führt. Hier halten wir an einem schattigen Picknickplatz am Seeufer zur Mittagsrast. Bei der Gelegenheit mache ich mir nochmals Gedanken über das Zerberus'sche Turboproblem, denn der Turbo ist neuerlich ausgefallen und die Motorkontrollleuchte brennt. Recht viel fällt mir nicht ein. Der Luftfilter kann's nicht sein, den haben wir vor kurzem erneuert. Könnten irgendwelche Tiere durch den Schnorchel gekrochen sein, vielleicht darin ein Nest gebaut haben? Ich öffne den Luftfilterkasten, da ist alles sauber und wie neu, auch der Schnorchel ist ok. Ich besprühe noch die Kontakte an der Steckverbindung des Drucksensors mit Kontaktspray und siehe da, Turbo geht wieder, Motorkontrollleuchte wieder weg. Für wie lange wohl? Ich räume auch noch gleich den Kofferraum aus, um zu den Bordbatterien zu gelangen, deren Größe abgemessen werden muss, damit wir bald neue kaufen können. Am späten Nachmittag erreichen wir Kuala Terengganu an der Ostküste. Gerade als wir zu einem Stadtbummel aussteigen, fängt es an zu regnen. Schütten eigentlich. Obwohl mit Schirm unterwegs, sind wir bald klatschnass und kehren zurück zum Auto. Immerhin haben wir die Weiße Moschee, in der wir uns untergestellt haben, und die Istana Maziah, den Sultanspalast gleich daneben, gesehen. Eine kurze Stadtrundfahrt bringt uns in die Chinatown. Da es gerade zu regnen aufhört, wagen wir einen Spaziergang, gehen von der Waterfront durch eine enge Gasse namens Turtle Alley, deren Boden und Wände mit Schildkröten-Mosaiken verziert sind. Als es dämmert, fahren wir auf die große Flussinsel, von der man einen schönen Blick auf die Kristallmoschee hat. Leider sind die Gassen der Insel zu schmal für den Zerberus und zu Fuß wollen wir hier nicht gehen, die Gegend sieht in der hereinbrechenden Dunkelheit nicht sehr Vertrauen erweckend aus. Also fahren wir direkt zur Kristallmoschee, die aus Glas und Stahl erbaut wurde und in der Nacht farbig beleuchtet sein sollte. Ist sie aber nicht. Und in dem Schummerlicht sieht sie sehr unspektakulär aus. Da der Parkplatz schon fast leer ist, übernachten wir gleich hier. Leider werden wir kurz vor Mitternacht vom Parkplatzwächter geweckt. Die ganze Anlage wird geschlossen, wir müssen weg. Selber schuld. Anfängerfehler. Wir fahren nochmals in die Chinatown und parken auf einem ruhigen Platz, den wir am Nachmittag schon ausgekundschaftet hatten. Immer gut, ein paar Plätze auf Reserve zu haben. Km 268/1.023/54.793.
Samstag, 15. Oktober 16, Tag 8/252: Kuala Terengganu
Wegen der nächtlichen Störung schlafen wir sehr lange und stehen erst auf, als die Hitze im Auto unerträglich ist. Wir frühstücken auf dem Parkplatz im Freien. Manche Passanten interessieren sich dafür, wo wir schräge Vögel herkommen, die meisten scheinen uns nicht wahr zu nehmen. Da die Region hier muslimisch dominiert ist, sollten heute am Samstag die Geschäfte eigentlich offen haben. Wir sollten doch langsam neue Bordbatterien kaufen. Google sei dank, ist ein großer Autobatterienhändler rasch gefunden. Der Chef spricht sehr gut englisch, kennt aber nicht einmal den Unterschied zwischen Starterbatterien und Versorgerbatterien. Da er nur Starterbatterien hat, wir auch keine Hoffnung haben, bei einem anderen Händler Versorgerbatterien zu erhalten, kaufen wir eben zwei Starterbatterien. Die hat er sogar in genau der richtigen Größe. Nun fahren wir zum Islamic Edutainment Park gleich neben der Kristallmoschee, wo die wichtigsten islamischen Bauwerke der Welt en miniature nachgebaut wurden. Sehr nett. Am Nachmittag sehen wir uns noch die am südlichen Stadtrand gelegene Schwimmende Moschee an. Sie schwimmt nicht wirklich, ist aber an einem kleinen See gelegen und sieht mit ein wenig Fantasie wirklich aus, als würde sie schwimmen. Da es hier einen schattigen Parkplatz mit sauber gekehrtem Asphalt gibt, erledige ich hier die schon länger ausstehenden Reparaturen. Ich entferne das als Provisorium montierte Plastik-Knie zwischen zwei Dieselschläuchen und ersetze es durch ein mitgebrachtes metallenes. Damit können wir wieder beide Dieseltanks benützen. Ich fülle Öl im hinteren Differential nach. Ups, da ging doch glatt ein halber Liter rein. Hätte man früher kontrollieren müssen! Und dann baue ich auch gleich die beiden neuen Bordbatterien ein, wozu wieder der ganze Kofferrauminhalt ausgeräumt werden muss. Blöderweise krieg ich einen Spritzer Batteriesäure in ein Auge. Brennt trotz sofortiger Augenspülung heftig und lange. Gleich nebenan feiert eine Gruppe Teenager unter Bäumen einen Geburtstag. Die Mädels haben Girlanden und Luftballons aufgehängt, sitzen auf Schilfmatten und haben Unmengen an Torten und Getränken mit, sogar ein riesiger Sack Eis ist dabei. Auch wir kriegen jeder ein Stück Torte. Auf der Küstenstraße fahren wir südwärts. Obwohl die Küste hier fast durchgehend verbaut ist, finden wir einen tollen, kaum einsehbaren Nachtplatz direkt am Strand. Es weht ein Lüfterl, gibt kaum Mücken, auch das Meer ist gerade da. Dazu noch Vollmond! Einfach perfekt. Von einem nahen Essensstand an der Straße kaufen wir uns gekochte Maiskolben und gedünstete Erdnüsse, ein einfaches, aber sehr leckeres Abendessen. Km 67/1.090/54.860.
Sonntag, 16. Oktober 16, Tag 9/253: Kamasik
In der Nacht regnet es stundenlang. Wir müssen alle Fenster, Türen und Luken schließen. Im Nu schwitzen wir wie die Wilden und liegen auf nassen Matratzen. Vor dem Frühstück gibt es ein reinigendes Bad. Die Wassertemperatur ist sehr angenehm. Später geht es langsam die Küstenstraße weiter südwärts. Mehrmals machen wir an netten Plätzen, vornehmlich mit Schatten, Rast. Einmal sitzen wir eine Stunde lang unter einer Art Pavillion an einem Rastplatz. Als ich zufällig mal nach oben schaue, bewegt sich eine gut einen Meter lange Schlange über mir. Ich kriege einen heftigen Schreck, aber die Schlange ist nur eine Schlangenhaut, die im Wind schaukelt. In Kamasik selbst spazieren wir über den angeblich schönsten Strand von Malaysia. Mehrere Felsen geben hübsche Fotomotive ab. Auf dem Naschmarkt kaufen wir unser Abendessen, das wir später an unserem Nachtplatz etwas außerhalb des Ortes zu uns nehmen. Als Nachspeise gibt es Rambutan und Litschi. Km 89/1.180/54.949.
Montag, 17. Oktober 16, Tag 10/254: Pantai Cendor
In der Nacht regnet es mehrmals, auch beim Frühstück. Wir trödeln wieder ein Stück weiter, halten kurz an dem einen oder anderen Strand und verbringen dann den Nachmittag am Pantai Cendor, einem herrlichen langen Sandstrand mit Pinien. Als wir kommen, ist das Meer gerade am Gehen. Ein Bad geht sich aber noch aus, ein paar Stunden später ist das Meer geschätzt einen Kilometer weit weg. Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir unsere beiden alten Autobatterien am besten entsorgen. Wir lösen das Problem höchst elegant, indem wir sie einer kleinen Autowerkstatt verkaufen. Wir kriegen noch erstaunliche 100 Ringgit (25 Euro) dafür. Etwa zehn oder 15 Kilometer vor Kuantan finden wir einen erstklassigen Nachtplatz direkt am Strand, uneinsehbar von der Straße. Nebenan sind drei Kühe an Bäumen angebunden. Sonst ist hier niemand. In der Ferne sieht man die Lichter des größten Tiefseehafens an der Ostküste, Pelabuhan Kuantan. Am Abend erfahren wir per Mail, dass die Autofähre nach Borneo zwei Tage verspätet ist. Das ist schlecht, denn der Flug nach Singapur und ein Hotel dort sind schon gebucht. Km 97/1.277/55.046.
Dienstag, 18. Oktober 16, Tag 11/255: Kuantan
Um halb zwei weckt mich ein Geräusch, als
würde jemand mit einem Fingernagelrücken auf das Auto klopfen. Ganz leise.
Nochmals. Fallen Piniennadeln auf das Auto? Nein, wir befinden uns nicht unter
einem Baum. Nun schwankt das Auto. Ganz wenig. Als würde Susi ihre
Schafposition wechseln. Aber Susi liegt ganz ruhig neben mir. Gerade als ich
aufstehen will, um nachzusehen, leuchtet jemand mit einer Taschenlampe durch die
Hecktür herein, die wir wegen der Hitze offengelassen haben. Ich lasse ein
überraschtes "He!" los und im nächsten Moment ergreifen zwei junge
Burschen die Flucht. Ich glaube, die waren genau so erschrocken wie wir. Ich
suche kurz die nähere Umgebung unseres Autos ab, doch es ist niemand mehr zu
sehen. Da wir an diesem Platz eher nicht mehr gut weiterschlafen werden, fahren
wir ein paar Kilometer zum Parkplatz eines Erholungsparks zurück, der jetzt
leer ist. Hier schlafen wir ungestört weiter.
Am Vormittag gehen wir
einkaufen und sehen uns Kuantan an: Sultan Ahmad Shah-Moschee, den mit
Glockenturm ungewöhnlichen Hindu-Tempel Sri Mariamman, Esplanade. Auf der Fahrt
zur Charas-Höhle halten wir am Lao Zi-Tempel. Hier gibt es den "längsten
begehbaren Drachen", wobei offen bleibt, ob Kuantans, Malaysias oder
Südost-Asiens. Es soll Glück bringen, die Strecke vom Schwanz des Drachen am
Parkplatz bis zum Maul vor dem Tempel im Inneren des Tieres zurückzulegen. Da
der Drachenkörper im Wesentlichen nur aus zwei parallelen in Kurven angelegten
Mauern meist ohne Dach und somit Sonnenschutz besteht, nehmen wir dieses Glück
nicht in Anspruch. Vor dem Tempel tummelt sich allerlei weiteres Getier, sogar
ein paar riesige Dinosaurier stehen herum. Dazwischen lachende Buddhas und
grimmige Dämonen. Der 80-jährige Gründer des Tempels kassiert persönlich das
Eintrittsgeld in Höhe von 5 Ringgit (1,20 Euro) und zeigt uns nach der
Tempelbesichtigung seine offensichtlich wertvolle Sammlung chinesischer Vasen,
Jadefiguren und Weingefäße. Die Charas-Höhle ist in einem aus der Ebene
ragenden riesigen Felsen gelegen. Die über 200 Stufen hinauf zum Höhleneingang
und vielleicht 100 im Inneren wieder hinunter sind echt Schweiß treibend, denn
heute ist es wieder besonders schwül bei 32 Grad. Ganz hinten in der Höhle
befindet sich ein zirka 9 Meter großer liegender Buddha, zuvor passiert man
Hindu-Altäre. Hatten wir kurz angedacht, hier auf dem Parkplatz zu
übernachten, lassen wir diese Idee angesichts der in Scharen hier vorbei
gehenden Palmplantagen-Arbeiter wieder fallen und fahren zurück an die Küste.
Da Kuantan mit 600.000 Einwohnern (übrigens Partnerstadt von Linz) nur eine
Brücke besitzt, stehen wir fast eine Stunde im Stau. Wir fahren die
Küstenstraße weiter nach Süden, bis sie über mehrere Kilometer direkt am
Meer verläuft. Hier befinden sich zwischen Straße und Strand nur ein paar
Reihen Palmen, gelegentlich ein Straßenrestaurant und eine Moschee, aber keine
Häuser. Wir übernachten hinter der Moschee. Km 116/1.393/55.162.