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Sonntag, 17. April 11, Tag 1, Deutschland

Kurz vor Mittag erreicht uns ein Anruf von der Gästefarm Ondekaremba, wo wir unser Auto geparkt haben: Beim Rausfahren aus der Fahrzeughalle sei ein Keilriemen gerissen und ich möge doch, wenn möglich, einen Ersatzkeilriemen mitnehmen. Mensch, die haben Ideen! Wo kriegt man in Österreich an einem Sonntag einen Keilriemen her? Und wenn doch, welcher ist wohl gerissen? Der Toyota hat nämlich drei Keilriemen. Natürlich haben wir drei Ersatzkeilriemen im Auto, so dass uns die Nachricht nicht sonderlich aufregt. Am Nachmittag brechen wir nach München auf. Es begleitet uns eine traurige Sabine, die gerne mitgeflogen wäre. Bei Susis Mutter trinken wir noch einen Kaffee. Dann geht's weiter zum Flughafen, wo wir uns von Sabine verabschieden und versehentlich ihre Jause mit nach Afrika nehmen. 

100 Namibische Dollar = 10,70 Euro

Montag, 18. April 11, Tag 2, Windhoek

Auf dem Flug geht mir die Keilriemengeschichte nochmals durch den Kopf. Wenn ein Keilriemen gerissen ist, kann das kein großes Problem sein, denn entweder ist es einer von den beiden, die die Lichtmaschine antreiben, dann ist ja noch immer der zweite da, oder es ist derjenige, der sich um den Klimakompressor kümmert, dann funktioniert halt die Klimaanlage vorübergehend nicht. In beiden Fällen sollten wir die 40 Kilometer von Ondekaremba bis nach Windhoek fahren können. Am Nachmittag haben wir ohnehin einen Termin in der Werkstatt zum Einbau des neuen Schnorchels. 

Das Wetter In Johannesburg ist übel: Der Himmel ist von einer niedrigen Wolken- oder hohen Nebel(?)schicht bedeckt. Da wir mit etwas Verspätung angekommen sind, erreichen wir unseren Anschlussflug nach Windhoek nur unter Verwendung mehrerer "Abkürzungen". In Windhoek ist das Wetter schöner, es ist klar und nur leicht bewölkt. Leider hat nur ein Teil unseres Gepäcks die Anschlussmaschine erreicht, die beiden Schachteln mit dem Ersatzschnorchel und der Ersatzdachlukenjalousie für unser Buschtaxi sind nicht angekommen. Man vertröstet uns auf die nächste Maschine aus Johannesburg in drei Stunden. Unser Abholer bringt uns auf die Farm, wo wir unser Auto in Empfang nehmen und gleich nachsehen, welcher Keilriemen gerissen ist. Doch siehe da, es ist nicht EIN Keilriemen gerissen, sondern beide die Lichtmaschine antreibenden. Und eigentlich sind sie weniger gerissen, eher mehr abgeschmort. Und auch die Ursache ist rasch klar: Wie schon bei der letzten Fahrzeugabholung vor einem halben Jahr ist durch die lange Stehzeit die Riemenscheibe an der Lichtmaschine angerostet und dreht sich nicht. Beim Starten des Autos rutschen daher beide Riemen über die Scheibe, was ein unüberhörbares Geräusch verursacht und außerdem leuchtet die Ladekontrolle auf. Der Barbar, der unser Auto gestern gestartet hat, hat aber nicht sofort den Motor abgestellt, wie das jeder halbwegs intelligente Mensch gemacht hätte, sondern hat ihn laufen lassen, bis die Riemen durchgeschmort waren. Das beweist geschmolzener Gummi auf der Scheibe und den Riemen sieht man es ebenfalls an. Ich bin echt sauer, will mich aber gleich an die Reparatur machen, doch es beginnt grade zu regnen. Wir können unser Auto wenigstens mit der Motorhaube unter eine Überdachung stellen und ich wechsle die Riemen. Susi verstaut in der Zwischenzeit Mitgebrachtes im Auto und schließlich füllen wir noch den Wassertank. Der Abschied von der Farm fällt ein wenig kühl aus, denn obwohl ich den Sachverhalt genau schildere, kommt nicht einmal eine Entschuldigung. Ein Wunder direkt, dass uns nicht wieder ein Tagesaufenthalt auf der Farm in Rechnung gestellt wurde (siehe Box rechts). 

Nun geht's nochmals zum Flughafen, wo wir endlich unsere beiden ausständigen Gepäckstücke in Empfang nehmen können. Deren Größe, 50x50x20 und 130x50x20 cm machen natürlich die Zöllner neugierig und es bedarf einiger Überzeugungskraft, dass wir keinen Einfuhrzoll bezahlen werden. Im Offroad-Center in Windhoek angekommen, ist schnell klar, dass sich der Einbau des Schnorchels heute nicht mehr ausgeht. Wir kriegen für morgen in aller Frühe einen neuen Termin. Gleich nebenan kriegen wir zwei neue Keilriemen zu kaufen. Nun ist auch noch Zeit für einen Lebensmitteleinkauf. Es regnet übrigens noch immer. In Klein-Windhoek möchten wir noch ein Bier bei "Andy" trinken, doch der hat zu. Wir finden eine andere Bar und übernachten gleich in der Nähe. Km 70/70/43.512.

Ondekaremba
Die Gästefarm liegt ca. 10 Kilometer vom Flughafen Windhoek entfernt und bietet neben Zimmern eine kleine Campsite und eine Langzeitparkmöglichkeit für Autos. Nachdem wir unser Buschtaxi nun dreimal dort eingestellt haben, können wir die Farm bedingt empfehlen.
Mit der Ausnahme von heute haben wir jedes Mal unser Auto in einwandfreiem Zustand abholen können. Ob das Auto die ganze Zeit, wie versprochen, unter Dach geparkt war, können wir nicht beurteilen. Mehrmals haben wir auf der Campsite übernachtet. Sie ist sauber, mehrmals jedoch gab es keinen Strom, damit auch kein Licht. Die Sicherheit lässt zu wünschen übrig: Die Campsite liegt außerhalb des die Farm umgebenden Elektrozaunes und ist somit für potentielle Banditen leicht erreichbar, weil die Einfahrt auf das Farmgelände ungesichert und für jedermann möglich ist. Die Übernachtung auf der Campsite ist überteuert (120 NAD = 12,84 EUR p.P., zum Vergleich kostet die sehr viel nettere Zelda-Gästefarm nur 50 NAD!), ebenso die angebotenen Mahlzeiten. Die Tagesaufenthaltsgebühr in Höhe von 75 NAD = 8 EUR p.P.  (zuzüglich zur Nächtigung!) hingegen kann man nur in die Kategorie Unverschämtheit einreihen.

Dienstag, 19. April 11, Tag 3, Otjiwarongo

Den Vormittag verbringen wir im Offroad-Center in Windhoek, wo der mitgebrachte neue Schnorchel eingebaut wird. Keine ganz einfache Sache, weil der mitgelieferte Luftschlauch nicht passt. Doch nach ein wenig Improvisation können wir zu Mittag Windhoek mit dem montierten Teil verlassen. Ein Stück außerhalb essen wir in einer etwas heruntergekommenen Lodge zu Mittag. Im Garten stehen Sitzgarnituren, bei der je zwei Bänke und ein Tisch zu einem Teil verbunden sind. Als ich mich niedersetze, kippt das Möbel und mein schon am Tisch stehendes Bier ergießt sich über Hemd und Hose. Noch bevor unsere bestellten Steaks erscheinen, fühle ich mich plötzlich unwohl, habe Kopfweh und Schweißausbrüche. Was wir dann auf unseren Tellern vorfinden, ist eher Leder als Fleisch, die Pommes sind nicht durch und dem Salat trauen wir ohnehin nicht. Während Susi doch etwas isst, rühre ich mein "Essen" nicht an, denn ich fühle mich auch ohne es elend. Wir fahren weiter nach Norden, doch nach kurzer Zeit kann ich nicht mehr. Ich fühle mich erschöpft und todmüde. Wir machen eine Pause und legen uns aufs Ohr. Danach fühle ich mich sehr viel besser und esse sogar eine von Sabines Wurstsemmeln. Auf der Weiterfahrt regnet es zeitweise wieder aus schwarzen Wolken. Am Abend erreichen wir Otjiwarongo, wo ich mich für ein Steak und ein nachfolgendes Eis mit Karamellsauce wieder gesund genug fühle. Wir übernachten auf dem Acacia-Camp mitten im Ort (S20 27.935 E16 39.247, 65 NAD = 7 EUR p.P.), an eine Übernachtung im Busch ist ohnehin nicht zu denken wegen der allgegenwärtigen Zäune. Km 275/345/43.787.

Mittwoch, 20. April 11, Tag 4, Grootfontein

Früh ins Bett und früh auf lautet die Devise, wenn die Sonne um 5.50 auf- und um 17. 20 untergeht. Nach dem Frühstück bastle ich ein Verlängerungskabel für unser neues GPS-Gerät, dessen Kabel zu kurz ist, um die Steckdose zu erreichen. Dann wechsle ich noch die kaputte Jalousie der Dachluke aus, womit wir auch die sperrige Verpackung der Ersatzjalousie los sind. Auf eintöniger Asphaltstraße geht es nach Otavi. Erst dann bieten Mais- und Sonnenblumenfelder ein wenig Abwechslung zum Buschland. In Grootfontein finden wir nach langem Suchen ein Internetcafe (S19 33.804 E18 06.227), essen in einem kleinen holländischen Lokal zu Mittag und tanken (wer weiß, ob wir auf den 350 Kilometern bis zur Grenze noch Sprit kriegen?). Ca. 40 Kilometer nach Grootfontein verlassen wir die Asphaltstraße und biegen nach Osten auf die Piste nach Tsumkwe ab, bis wohin fast durchwegs gut 100 km/h möglich sind. Es geht durch ödes Buschland und nur sehr wenige Fahrzeuge kommen uns entgegen. Nach 21 Kilometern soll eine Veterinärkontrolle kommen, weshalb Susi sicherheitshalber unseren Tiroler Speck aus dem Kühlschrank räumt. Üblicherweise werden nur Fahrzeuge kontrolliert, die aus Wildgebieten in Weidegebiete fahren, aber man kann nie wissen. Die Kontrollstelle ist unbesetzt und nach weiteren gut 10 Kilometern räumt Susi den Speck wieder in den Kühlschrank. Unglaublich, aber nach einem weitern Kilometer kommt die Kontrolle. Wir verwickeln den Beamten in ein nettes Gespräch und er interessiert sich mehr für die Kälte in Österreich als für unseren Kühlschrank. Von hier an gibt es keine Zäune mehr und das Buschland ist völlig verändert: War bisher das Gelände von dicht stehenden, etwa gleich hochen Büschen bedeckt, zwischen denen fallweise Kühe weideten, gibt es von nun an weit auseinander stehende Bäume und dazwischen sehr niedrige Büsche. Wir befinden uns hier im Reservat der San, die periodisch den Busch abbrennen. Immer wieder sehen wir Termitenhügel auf der Straße, oft ganz kleine, dann und wann aber auch so große, dass sie ein Hindernis für Fahrzeuge darstellen. In Tsumkwe gibt es in der Tat keinen Treibstoff (der Tankwagen kommt nächste Woche) und wir sind froh, dass wir in Grootfontein vollgetankt haben. Die letzten 40 Kilometer bis zur Grenze ist die Piste schmal und nicht mehr so gut. Heute war es ganzen Tag bedeckt, wir haben kaum einmal die Sonne gesehen, doch geregnet hat es auch nicht. Außer Kühen auf der Weide haben wir heute nur ein paar Perlhühner und einige Hyänen gesehen. Wir übernachten ca. 15 Kilometer vor der Grenze zu Botswana direkt neben der Piste; der Busch ist beidseits der Piste dicht und der Boden feucht. Wir rechnen nicht damit, dass uns hier jemand stört, denn der Grenzübergang ist von 17 bis 7.30 geschlossen und woanders kommt man auf der Piste nicht hin. Km 534/879/44.321.

Donnerstag, 21. April 11, Tag 5, Drotsky-Cave

Die zum Grenzübergang führende Straße hat die Dimension eines Feldweges, auch die Grenzstelle (S19 34.703 E20 59.770) ist recht einfach: Es gibt keinen Strom, geschweige denn einen Computer. Man protokolliert unsere Ausreise in einem Buch, stempelt die Pässe und macht, eher aus Neugierde als zur Eindämmung von Seuchen - wir reisen schließlich aus, einen Blick in den Kühlschrank. Die Road-Tax wird nicht kontrolliert. Nach 20 Minuten geht's hinüber ...

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