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Weiter in den Süden der Südinsel

   Neuseeland   MEZ + 12 Stunden, 1 EUR = 1,75 NZD, Diesel 1,20 Euro + 5 Cent/km Dieselsteuer, Linksverkehr

Teil 1: Der Osten der Südinsel

Dienstag, 6. Februar 24, Tag 1: München

Mit den Öffis geht es ein wenig umständlich (sechs Stunden, dreimal umsteigen) zum Flughafen München, wo schon in der S-Bahn-Station Plakate darüber informieren, dass das Bodenpersonal der Lufthansa streikt. Glück gehabt: Wir fliegen mit Emirates. 

Mittwoch, 7. Februar 24, Tag 2: Dubai

Wir verbringen den Tag im Flugzeug: Nach sechseinhalb Stunden Flug vertreten wir uns in Dubai die Beine, um dann (mit einer Zwischenlandung in Sydney) weitere 19 Stunden nach Christchurch zu fliegen. Beide Male sitzen wir in einem Airbus 380, dem größten Passagierflugzeug der Welt. Ja genau, der durchgehend zweitöckige Flieger mit der Bar und den Duschen an Bord. Zweistöckig ist eigentlich noch untertrieben, denn vom "Erdgeschoß" führt eine Treppe zu den Ruheräumen für die Flugbegleiter quasi in den Keller.

Donnerstag, 8. Februar 24, Tag 3: Christchurch, 390.000 Ew.

Die Neuseeländer nehmen es recht genau mit der Suche nach Sachen, die man nicht einführen darf: Jedes Gepäckstück wird gescannt, ob nicht wer ein Renkerl Speck oder dreckige Schuhe mit dabei hat, und dann hält noch der Drogenspürhund seine Nase an die Koffer. Der neuseeländische Hochsommer begrüßt uns mit 13 Grad, bedecktem Himmel und Nieselschauern. Ein Uber bringt uns ins Hotel im Stadtzentrum; nach 39-stündiger Reise sind wir am Ziel. Wir spazieren noch durch die nahegelegene Gastromeile, verderben uns in einem Irish Pub die Mägen und fallen todmüde ins Bett.

Freitag, 9. Februar 24, Tag 4: Christchurch

Wer das Wetter eines ganzen Jahres an einem Tag erleben möchte, sollte nach Christchurch reisen: Mal bläst ein eisiger Wind, dann lässt einen die Sonne schwitzen und zwischendurch nieselt es. Dementsprechend laufen manche in Shorts herum, während andere dicke Jacken tragen (ich). 2011 wurde Christchurch von einem verheerenden Erdbeben heimgesucht, dessen Folgen noch heute in der ganzen Stadt deutlich präsent sind: Zwar wurden viele Häuser wieder aufgebaut, doch dazwischen befinden sich noch immer unbewohnbare Gebäude oder Lücken, die als Parkplätze genutzt werden. Schwer getroffen wurde die Kathedrale, die heute als Großbaustelle das Stadtzentrum dominiert. Aus Kartonröhren und Schiffscontainern erbaut, ersetzt die "Pappkartonkathedrale" eine weitere, total zerstörte Kirche. Am Ufer des Avon, der durch die Stadt mäandert und in dem das Christchurch-Nessie die Blicke auf sich zieht, befindet sich die nationale Erdbeben-Gedenkstätte. Hier sind die Namen der 185 vom Beben Getöteten in weißem Marmor eingraviert. Ein weiteres Denkmal, 185 weiße Stühle, die an die Erdbebenopfer erinnerten, musste einem Sportstadion weichen. Die Christchurch Art Gallery enttäuscht uns etwas, nur wenige Werke zeitgenössischer Kunst sprechen uns an. Sehr gut hingegen gefallen uns die kleinen, aber feinen Ausstellungen des Canterbury Museums, die in einem Ausweichquartier Naturhistorisches, Maori-Kunst und Exponate aus der Zeit der Entdeckung des Südpols, etwa Amundsens Schlitten, zeigen. Viele der neugotischen Gebäude des Art Centre und des Christ's College sind wiederaufgebaut oder in Renovierung. Am späteren Nachmittag schlendern wir noch durch den riesigen und äußerst gepflegten botanischen Garten.

Samstag, 10. Februar 24, Tag 5: Christchurch

Pünktlich um neun werden wir vom Hotel abgeholt und kurz darauf übernehmen wir "unser" Wohnmobil, einen schon etwas in die Jahre gekommenen, siebeneinhalb Meter langen, teilintegrierten Sprinter, den wir Pegasus taufen. Fast zwei Stunden vergehen, bis wir unsere Siebensachen eingeräumt haben. Etwa ebenso viel Zeit nimmt unser Großeinkauf in der Shopping-Mall in Anspruch1. Dann geht es endlich südwärts raus aus der Stadt durch die Canterbury Plains. Durch sehr hohe Hecken abgeteilte Felder prägen das Bild. Bald verdunkelt sich der Himmel und es regnet heftig. Kaum auf dem Highway 1 haben wir schon die erste Panne: Obwohl wir mit dem Viereinhalbtonner ohnehin nur 90 fahren dürfen, hat der Fahrtwind die Dichtung der Kabinentür fast zur Gänze gelöst, sie schlägt nun seitlich an die Fahrzeugwand. Ich halte an und kann mit viel Mühe die Dichtung wieder befestigen. Etwas später lässt uns die Ölkontrollleuchte erneut anhalten. Der Pegasus meint, das Motoröl sei zu viel. Der Ölstab hingegen meint, es passt. Als ich den Motor erneut starte, ist das rote Licht wieder weg. Mehrmals überqueren wir breite Flussbette mit kleinen, milchig-blauen Flüssen nahe ihrer Mündung ins Meer. Bei Geraldine verlassen wir den Highway, der eigentlich nur eine ganz normale Straße ist, und fahren ins Inselinnere. Unser erster Campingplatz liegt etwa zehn Kilometer abseits auf einem Hügel und ist über eine schmale, nicht asphaltierte Straße erreichbar, die vom Regen aufgeweicht ist und unser schweres Gefährt ganz schön fordert. Wir belegen den letzten halbwegs ebenen Platz zwischen fünf oder sechs Campern. Es gibt ein schönes 360-Grad-Panorama, allerdings nur kurz, weil sich dunkle Wolken senken und es wieder zu schütten beginnt. Km 174. 

Sonntag, 11. Februar 24, Tag 6: Lake Tekapo, Lake Pukaki

Der neue Tag begrüßt uns mit nur drei Grad. Plus immerhin. Aber es herrscht wunderbares Wetter, den ganzen Tag scheint die Sonne. Wir fahren durch eine steppenartige Landschaft, vereinzelt stehen Palmen. Es gibt Kühe, Schafe, mehr Schafe, noch mehr Schafe. Bald tauchen vor uns die Southern Alps auf, deren Gipfel selbst jetzt im Sommer schneebedeckt sind. In Tekapo halten wir an der Kirche des Guten Hirten, die am Ufer des milchig-blauen Lake Tekapo vor der imposanten Bergkulisse steht. Von mehreren Aussichtspunkten bestaunen wir den Lake Pukaki mit seiner unwirklich blauen Farbe, die an Vergissmeinnicht erinnert. Dahinter ragt der Mount Cook, mit seinen 3.724 Metern Neuseelands höchster Berg, auf. Auf einem Campingplatz direkt am See schlagen wir frühzeitig unser Lager auf und verbringen den Nachmittag bei 15 Grad in der Sonne. Während Susi von der Zeitverschiebung völlig unbeeindruckt ist, macht mir der Jetlag schwer zu schaffen. Am liebsten würde ich schon zu Mittag zu Bett gehen! Km 142/316.

Montag, 12. Februar 24, Tag 7: Oamaru, 9.000 Ew.

Es geht wieder Richtung Ostküste, zunächst die Ufer eines weit verzweigten Stausees entlang, dann durch ebenes Weideland, das intensiv bewässert wird. Die Kühe fressen sich die Euter voll. Wieder meint der Pegasus, er hätte zu viel Öl im Motor. Da heute der Ölmessstab der gleichen Ansicht ist, lassen wir in einer Werkstatt einen Liter Motoröl ablassen, woraufhin der Pegasus wieder zufrieden ist. In Oamaru machen wir einen Spaziergang durch das Stadtzentrum, das von aus weißem Kalkstein gebauten viktorianischen und neoklassizistischen Gebäuden geprägt ist. An einer Bahnunterführung gibt ein eher unauffälliges Schild eine Durchfahrtshöhe von drei Metern an und ich begreife noch rechtzeitig, dass wir da nicht durchfahren sollten. Der Pegasus ist drei Meter 30 hoch! (Die Raumhöhe ist übrigens so groß, dass ich nur auf Zehenspitzen die Dachluken öffnen oder schließen kann.) Etwas außerhalb der Stadt gibt es eine Kolonie der seltenen Gelbaugenpinguine, die sich leider nicht blicken lassen. Dafür posieren etliche Robben am Strand. Eine besondere Sehenswürdigkeit sind die Moeraki Boulders, Steinkugeln mit einem Durchmesser von bis zu gut einem Meter, die eine halbe Fahrstunde weiter am Strand liegen und über deren Entstehung sich unsere Reiseführer völlig uneinig sind. Nichts Genaues weiß man nicht, sozusagen. Unweit des Leuchtturms von Katiki soll es eine weitere Gelbaugenpinguinkolonie geben. Hier haben wir mehr Glück: Ein einzelnes Pinguinpaar in etwa 50 Metern Entfernung lässt sich blicken. Wir übernachten auf einem Stellplatz zwischen "Highway" 1 und dem Pazifik. Km 221/537.

 

Dienstag, 13. Februar 24, Tag 8: Dunedin, 150.000 Ew.

Nein, nicht im Himalaya, nicht in den Anden, nicht in den Alpen befindet sich die steilste Straße der Welt, sondern in Dunedin. Die Baldwin Street ist eine 400 Meter lange Wohnstraße mit einer Steigung von 38 %. Die Versuchung, die Straße hinaufzufahren ist groß, aber der Pegasus ist dazu nicht das richtige Fahrzeug und außerdem ist die Zufahrt nur Anrainern erlaubt. Ich steige also per pedes hoch, wie übrigens auch die Briefträgerin, der ich begegne. Auf einer schmalen Straße geht es auf den Signal Hill, von wo wir einen schönen Blick über die Stadt haben. Wir besuchen das Otago Museum, das mit einer natur- und einer kulturhistorischen Sammlung beeindruckt. Im Stadtzentrum sehen wir uns das elegante Bahnhofsgebäude, die Kathedrale und das Octogon, den achteckigen, abschüssigen Hauptplatz an. Das riesige und geniale Toitu Settlers Museum dokumentiert 200 Jahre Kolonialgeschichte. Zum Abschluss spazieren wir noch durch den Universitätscampus und erfreuen uns an dem schönen alten Uni-Hauptgebäude. Obwohl Dunedin für neuseeländische Verhältnisse eine Großstadt ist, finden wir überall problemlos einen Parkplatz für unser Riesengefährt. Südlich der Stadt gibt es zwei Wohnmobil-Stellplätze. Leider ist der erste schon voll und auf dem großen Parkplatz davor darf man nicht übernachten. Beim zweiten Platz haben wir Glück und können uns noch zwischen zwei "Kollegen" zwängen. Km 107/644.

1 Leider lesen wir nicht das Schild, das auf eine maximale Parkdauer von einer Stunde für Wohnmobile hinweist. 

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