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Teil 6: Der Norden der Nordinsel

Montag, 4. März 24, Tag 28: Auckland, 1,6 Mio Ew.

Susis Auge ist nach einer Woche wieder so halbwegs in Ordnung, das hat lange gedauert! Im Cornwall Park am Fuß des One Tree Hills sehen wir uns die ältesten Gebäude Aucklands an, zwei samt Einrichtung aus den 1840er-Jahren gut erhaltene Wohnhäuser (Huia Lodge und Acacia Cottage). Vom knapp 200 Meter hohen Maungawhau (Mount Eden), Aucklands größtem Vulkan (mit Rasen im Krater), hat man einen fantastischen Blick auf das Stadtzentrum. Auf der Harbour Bridge überqueren wir die Bucht von Waitemata, um uns in den nächsten Tagen den Norden der Nordinsel anzusehen. In Warkworth besuchen wir das echt nette Regionalmuseum und machen einen Rundgang durch den Regenwald nebenan. Wir übernachten südlich von Whangarei am schönen Sandstrand Ruakaka Beach und hoffen auf besseres Wetter morgen. Km 170/3.977.

Dienstag, 5. März 24, Tag 29: Whangarei, 53.000 Ew.

Naja. Für einen Strandspaziergang reicht das Wetter, aber wir sind noch nicht ganz zurück, fängt es schon wieder an zu nieseln. In Whangarei besuchen wir das irgendwie vertraut anmutende Hundertwasser Art Centre. Friedensreich hat ja die letzten Jahrzehnte seines Lebens im Norden Neuseelands verbracht und hat etliche Bauten im für ihn typischen Stil hinterlassen. Die großartige Ausstellung ist seinem Leben und Schaffen gewidmet und zeigt viele seiner Werke. Da wir noch keinen lebenden Kiwi gesehen haben - die Chancen stehen ja sehr schlecht, da Kiwis nicht nur selten, sondern auch nachtaktiv sind und wir nicht - machen wir einen Besuch beim "fabelhaften" Kiwihaus Kiwi North, das so nebenbei mit einem Museum und einen Heritage Park aufwartet. Im vielleicht 40 m2 großen und auf einer Längsseite verglasten Kiwihaus ist es sehr dunkel und erst nach längerem erspähen wir einen Kiwi. Details sind nicht zu erkennen, es ist stockdunkel. Beim Rausgehen fragt die Dame an der Kasse, ob wir einen Kiwi gesehen haben, und ich sage etwas enttäuscht: einen. Sie sagt, das ist ja großartig, und ich frage, wieviele sie denn haben und sie antwortet: zwei! Wir dachten echt, dass wir hier von jeder Art ein paar sehen: große, kleine, helle, dunkle, gefleckte, mit kurzem und welche mit langem Schnabel. Wir hatten anscheinend ganz vergessen, dass Kiwis selten sind. So ganz nebenbei sind dann auch noch das Museum und erst recht das Freilichtmuseum echt schwach. Kurvig geht es weiter nach Norden. Im winzigen Ort Whangaruru halten wir zum Kaffee und genießen die herrliche Lage an einer wunderschönen Bucht. Aber es kommt noch großartiger: Eine halbe Fahrstunde weiter sehen wir von einem Aussichtspunkt auf eine einsame Bucht mit hellem Sandstrand und türkisem Meer. Kaum zu glauben: Hier gibt es einen Campingplatz direkt am Strand, auf dem wir fast alleine sind. Außer einem weiteren Wohnmobil und ein paar Zelten ist hier nichts. Traumhaft! Weit und breit gibt es kein Licht und so ist der Sternenhimmel ein Wahnsinn! Km 120/4.097.

Mittwoch, 6. März 24, Tag 30: Russel, Omapere

Wir spazieren durch den hübschen und untouristischen Ort Russel und queren dann mit der Autofähre das Waikare Inlet. Die Fähre benötigt für die 800 Meter weite Fahrt 10 Minuten und erspart uns eine Stunde Fahrzeit. Kaum irgendwo sind öffentliche Toiletten ein Touristenziel, aber jene von Kawakawa schon, weil sie Hundertwassers Werk sind. Er hat sie als Geschenk an seine Wahlheimat der Stadt spendiert und sogar von der Umfahrungsstraße ist der Weg ausgeschildert. In Kerikeri spazieren wir durch das Ensemble alter, gut restaurierter Häuser und machen uns dabei Gedanken über den weiteren Verlauf unserer Reise. Langsam wird es Zeit, nach Auckland umzukehren. Eigentlich wollten wir noch das weiter im Norden gelegene Gumdigger-Museum ansehen, das zeigt, wie früher aus dem Harz Jahrtausende alter, ausgegrabener Kauri-Baumstämme Gummi gewonnen wurde, aber leider ist der Highway 1 gesperrt und der Umweg wäre enorm, andererseits sind wir eh schon ein wenig reisemüde. Wir beginnen also mit dem Rückweg. Dazu geht es zunächst nach Westen, wo sich der Hokianga Harbour (kein Hafen, sondern ein Meeresarm) in die Tasmanische See öffnet. Die Mündung ist eng und von unserer Seite bietet sich ein spektakulärer Blick auf den Meeresarm und die gegenüber sich auftürmenden Sanddünen. Wir übernachten wieder sehr schön auf einem Platz am Ende eines Landzipfels hoch über dem Meer. Km 187/4.284.

Donnerstag, 7. März 24, Tag 31: Waipoua Kauri Forest

Der heutige Tag steht ganz im Zeichen der Kauri-Bäume, der zweitgrößten Baumart der Welt. Einst war die nördliche Hälfte der Nordinsel von Mischwald bedeckt, der von den Kauris dominiert wurde. Anfang des 20. Jahrhunderts haben die Eingewanderten bereits fast den ganzen Baumbestand gefällt und die bis heute verbliebenen Kauri-Wälder sind zusammen nur mehr etwa 100 km2 groß. Zudem sind die Baumriesen von einer Pilzkrankheit bedroht, weshalb man vor dem Betreten eines Kauri-Waldes die Schuhe reinigen, desinfizieren, nochmals reinigen und erneut desinfizieren muss. Neben dem Gate sitzt ein Ranger im Auto und schimpft lauthals, wenn man's nicht ordentlich macht. Nur einen Steinwurf neben der Straße befindet sich Tane Mahuta, Gott des Waldes, der größte Kauri-Baum mit 51 Metern Höhe und sechs Metern Durchmesser. Über sein Alter scheint man sich nicht einig zu sein, 1.500 Jahre? Oder 2.500? Die Altersbestimmung ist schwierig, weil die Kauris von innen her absterben und der Kern schon tot ist. Der Baum ist majestätisch und so ehrfurchtgebietend, dass die Leute sich hier nur flüsternd unterhalten. Nach einer kurzen Fahrt und einer längeren Wanderung statten wir auch noch dem zweitgrößten Baum Neuseelands einen Besuch ab: Te Matua Ngahere, Vater des Waldes. Obwohl niedriger, ist er dicker und noch beeindruckender als der Gott des Waldes. Hundert Kilometer weiter, schon längst liegen die Wälder weit hinter uns, lädt in Matakohe das Kauri-Museum zum Besuche ein. Nicht oft bringt mich ein Museum ins Schwärmen, aber dieses schon: Es zeigt in faszinierender Weise, wie die Bäume mühsam gefällt, zersägt und aus den Wäldern geschafft wurden, zunächst mit Gespannen von zehn, zwölf, 20 Ochsen, später Lokomotiven und Raupenfahrzeugen.  Und man sieht alles über die Holzverarbeitung und -verwendung. Als sich das Museum-Syndrom einstellt und wir vor Kreuzweh kaum mehr stehen können, vereinbaren wir mit dem Herrn an der Kasse, dass wir uns den Rest morgen ausgeruht ansehen. Wir übernachten auf dem (teuren) Campingplatz hinter dem Museum. Km 143/4.421.

Freitag, 8. März 24, Tag 32: Matakohe

Den halben Vormittag verbringen wir damit, uns den Rest des Kauri-Museums anzusehen. Man hat nicht nur das Holz der Bäume, sondern auch ihr Harz, das Kauri-Gum, genutzt. In Sümpfen hat man nach Jahrtausende alten Harzklumpen gegraben, die zu Lacken, Kerzen, Linolbelägen, ja sogar Zahnersatz verarbeitet wurden oder aus denen bernsteinähnlliche Schmuckstücke gefertigt wurden. So interessant und faszinierend das Museum auch ist, so ist es doch auch deprimierend, weil es eigentlich die Dokumentation der Beinahe-Ausrottung einer Spezies ist. Am Nachmittag erreichen wir wieder Auckland und campieren wieder im Ambury Regional Park. Km 163/4.590.

  Kauri-Gum.

Samstag, 9. März 24, Tag 33: Auckland, 1,6 Mio Ew.

Wir schlafen lange, packen dann unsere Reisetaschen und reinigen das Wohnmobil. Da es in ganz Auckland keine Entsorgungsstation für Wohnmobile gibt (!), müssen wir weit rausfahren, um zu einer Dumping Station zu kommen. Der Vermieter unseres Womos hat keine Filiale in Auckland, sondern bedient sich einer Firma, die zurückkommende Fahrzeuge annimmt. Der Pegasus kriegt einen Parkplatz zugewiesen, ich geb die Schlüssel ab, fertig. Keiner sieht sich das Fahrzeug an, der Kilometerstand wird nicht protokolliert, was wegen der Dieselsteuer wichtig wäre, es gibt keine Bestätigung über die erfolgte und schadenfreie Rückgabe. Ich mache Fotos von allen Seiten und fotografiere auch noch den Typ, dem ich die Schlüssel übergebe. Ein Uber bringt uns zu unserem Hotel in der City. In der Queen Street haben wir im zwölften Stock ein Appartment mit Blick auf die Hochhäuser. Vom Balkon sehen wir auf die Pro-Palästinenser-Demo, die lautstark unter uns vorbeizieht. Tausend Teilnehmer werden es schon sein. Am Abend spielt auf der Straße unter uns eine Jazzband. Obwohl das eigentlich nicht unser Musikgeschmack ist, gefällt uns das Konzert recht gut. Sie spielen über zwei Stunden ohne Pause, ein Lied geht ins nächste über. Km 26/4.616.

Sonntag, 10. März 24, Tag 34: Auckland

Auckland ist irgendwie eine fade Stadt ohne spezielle Sehenswürdigkeiten, vom Ferry Building vielleicht abgesehen. Zwei Tage hier sind definitiv zu lang. Kleiner Planungsfehler! Wir stehen spät auf und gehen eine größere Runde die Kais entlang, fahren dann mit der Fähre nach Devonport, das an der Meeresbucht Auckland gegenüberliegt und essen dort gut (und scharf!) koreanisch. Von der Fähre hat man einen schönen Blick auf das ocker-braune Ferry Building vor der kleinen, modernen Skyline mit dem Sky Tower. 

Montag, 11. März 24, Tag 35: Auckland

Wir schlafen wieder lang, sehen den an Seilen hängenden Fensterputzern am Glashochhaus gegenüber zu und machen einen längeren Spaziergang durch die City. Vom Sky Tower stürzen sich in regelmäßigen Abständen wagemutige Bungee Jumper 190 Meter in die Tiefe. Vor der anstrengenden, 36-stündigenen Rückreise ruhen wir uns noch gründlich aus. Ein wenig Sorgen macht uns der Streik der Deutschen Bahn, weil wir vom Flughafen München mit dem Zug nach Hause fahren möchten. Mit einem Uber geht es am Abend zum Flughafen und wieder mit Emirates nach Dubai, diesmal ohne Zwischenlandung in 17 Stunden. Hört sich lang an, ist es auch.

Dienstag, 12. März 24, Tag 36: Dubai, München

In Dubai versuchen wir, Informationen darüber zu bekommen, ob unsere Züge fahren. Unmöglich, die Deutsche Bahn schreibt nur, dass es zu massiven Zugausfällen bei S-Bahn und im Nah-, Regional- und Fernverkehr kommt und Details kurzfristig bekanngegeben werden. Wir überlegen kurz, unseren Flug nach Wien umzubuchen, das ginge zwar, würde aber 1.100 Euro kosten. Da geht sich dann schon ein Taxi von München nach Salzburg aus oder eine Übernachtung in München. Wir fliegen also wie geplant nach München. Nochmals sieben Stunden. In München lässt unser Gepäck sehr lange auf sich warten und wir erreichen äußerst knapp die S-Bahn. Sie fährt also. In München Ost dann die Erleichterung: Unser Anschlusszug nach Salzburg verkehrt auch planmäßig. Wir danken Wolfgang R. für sein selbstloses Angebot, uns im Notfall mit dem Auto in München abzuholenl In Salzburg ist Zeit, ein paar Lebensmittel einzukaufen, denn der Kühlschrank zu Hause ist ja leer. Danke Eva für's Abholen vom Bahnhof in Wels!

 

 

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