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Teil 5: Die Mitte der Nordinsel

Donnerstag, 29. Februar 24, Tag 24: Tongariro Alpine Crossing

Heute möchte ich eine Bergtour durch den Tongariro Nationalpark machen. Das geht am besten so, dass man am Endpunkt der Wanderung parkt und sich von einem Shuttlebus zum Startpunkt bringen lässt. Weil das Wetter in 2.000 Metern hier häufig völlig anders ist als unten in der Ebene und es noch dazu in kürzester Zeit umschlagen kann, habe ich gestern die Bergwettervorhersage gründlich studiert. Es ist Schönwetter angesagt mit Morgentemperaturen von drei und Tageshöchst- von neun Grad. Da die Sonne in Neuseeland generell und auf den Bergen erst recht ziemlich aggressiv ist, habe ich mich für den ersten Bus um sechs angemeldet, um nicht den Aufstieg in der Hitze absolvieren zu müssen. Um vier Uhr 30 bimmelt daher der Wecker, wir müssen schließlich noch ein Stück fahren. Es ist sternenklar und die aktuelle Wettervorhersage ist unverändert. Im Morgengrauen um halb sieben verabschiedet uns der Busfahrer am Startpunkt auf 1.100 Metern mit dem Hinweis "Follow the footpath on the left into the cloud." Ja und genauso ist es: Nach kurzem Anstieg wandern wir in einer Wolke. Wir, das sind ich und viele andere, denn andere Busse waren schon vor uns da und bis zehn Uhr werden noch etliche weitere kommen. Mehrere hundert Leute absolvieren täglich die Tongariro Alpine Crossing. Die 22 Kilometer lange Wanderung über vulkanisches Gestein führt nach einem Aufstieg von knapp tausend Höhenmetern zwischen den Vulkanen Mount Ngaruhoe und Mount Tongariro hindurch und dann durch einen Kraterboden, über erstarrte Lavaflüsse und vorbei an blauen und smaragdgrünen Kraterseen und Geothermalzonen hinunter zum Endpunkt am Lake Rotoaira. Wunderschön! Wäre da nicht die Wolke. Eisiger Wind bläst einem den Nieselregen ins Gesicht. Im Vergleich zu anderen (Da gibt es echt Leute, die in kurzer Hose gehen!) bin ich gut ausgerüstet, nur Handschuhe habe ich keine mit. Damit mir nicht die Finger einfrieren, muss ich die Wanderstöcke in den Rucksack packen und die Hände in die Jackentasche stecken. So geht es gut. Die Wanderung ist für einen Älpler nicht sonderlich schwierig bis auf den letzen Teil des Aufstiegs. Hier ist es ziemlich steil und auf dem Vulkanaschesand hat man schlecht Halt. Dazu kommt noch der hier orkanartige Wind, dessen Böen einen fast umblasen. Leider ist das Wetter auch jenseits des Passes nicht anders: Die Sicht reicht nur bis zum nächsten Markierungspfosten, die alle 15 Meter stehen; den Red Lake sieht man nur auf der Wanderkarte, ebenso den Red Crater, an dessen Caldera der Weg entlangführt. Die beiden Emerald Lakes liegen ein wenig tiefer und sind halbwegs zu sehen. Dann steigt der Weg wieder an zum Rotopaunga, dessen Kratersee, der Blue Lake, für kurze Momente sichtbar ist. Etwa auf halbem Weg des Abstiegs komme ich aus der Wolke heraus und sehe vor mir das sonnenbeschienene Tiefland, die Highlights der Wanderung liegen aber schon hinter mir. Wie schade! Der Wind bläst aber noch kräftig, bis der Weg etwa vier oder fünf Kilometer vor dem Ziel den Regenwald erreicht. Schlagartig ist es schwül. Nach fünfdreiviertel Stunden komme ich am Parkplatz an und bin bei weitem nicht so erledigt, wie gedacht. Nach Mittagessen und Kaffe fahren wir noch nach Taupo, das wunderschön am gleichnamigen See liegt, der mit 46 Kilometern Länge ein riesiger Vulkankratersee ist. Wir ergänzen endlich unseren Lebensmittelvorrat und machen dann noch eine zweistündige Bootsfahrt zu den Maori-Felsgravuren, die an einer Felswand am Ufer liegen und nur vom Wasser aus zu sehen sind. Es handelt sich nicht um ein prähistorisches Kunstwerk, sondern ist erst in den 1980er-Jahren entstanden und stellt ein riesiges Gesicht dar. Wir übernachten auf einem Campingplatz am Stadtrand. Km 106/3.382.

Freitag, 1. März 24, Tag 25: Taupo, 24.000 Ew.

Obwohl wir nicht gerade Fans von McDonald's sind, nehmen wir in deren Lokal im Zentrum von Taupo ein zweites Frühstück ein, weil dort im Garten eine DC-3 steht, in der man essen kann. Etwas außerhalb von Taupo stürzt sich der Waikato River, der den Lake Taupo entwässert, ein paar Meter in die Tiefe und verwandelt sein smaragdgrünes Wasser in weiße Gischt: die Huka Falls. Ein Stück weiter machen wir einen Spaziergang durch die Craters of the Moon, eine Geothermalzone, wo an vielen Stellen der Boden schwefelgeschwängerten Dampf entlässt. Noch ein paar Kilometer weiter befindet sich der Aratiatia-Damm, der den Waikato River aufstaut. Sein Wasser wird zu einem Kraftwerk abgeleitet. Damit nun die Schlucht unterhalb des Staudamms nicht austrocknet und vom Busch überwachsen wird, wird dreimal täglich für eine Viertelstunde Wasser aus dem See in die Schlucht abgelassen. Wir haben Glück, gerade rechtzeitig für das Schauspiel einzutreffen, bei dem sich ein Rinnsal von Wasserlauf in tosende, überschäumende Stromschnellen verwandelt. Weniger glücklich treffen wir hingegen in Wai-O-Tapu ein, wo sie nach 15 Uhr niemanden mehr ins Thermal Wonderland reinlassen. Wir schauen noch einem Schlammtümpel in der Nähe beim Blubbern zu und steuern den nächstgelegenen Campingplatz ein. Km 70/3.452.

 

Samstag, 2. März 24, Tag 26: Rotorua, 77.000 Ew.

Heute also neuer Versuch mit dem Thermal Wonderland Wai-O-Tapu. Ein Rundweg führt durch die Geothermalzone, in der aus Kratern Dampf aufsteigt und kleine Seen je nach Mineralstoffgehalt verschiedenfarbig schimmern. Der Champagne Pool, von dessen Grund Kohlendioxidblasen aufperlen, soll angeblich jeden Tag mit einer anderen Farbe aufwarten. Weil's zufällig grade von der Zeit her passt, statten wir dem Lady Knox Geyser einen Besuch ab, der jeden Tag um 10.15 Uhr eine Fontäne in die Luft bläst. Wer sich fragt, woher der Geysir weiß, wann es wieder Zeit ist, dem sei erzählt, dass das Schauspiel einmal täglich künstlich ausgelöst wird. Wie in einem Freilichttheater sitzen drei- bis vierhundert Leute vor dem Kegel des Geysirs und sehen zu, wie ein Parkangestellter eine Handvoll Seifenpulver in die Öffnung wirft. Unter dem stimmungsvollen Gesang einer Maori-Sängerin bedankt sich der Geysir mit einer etwa einminütig dauernden, 15 Meter hohen Fontäne. Das Ganze hat was mit herabgesetzter Oberflächenspannung zu tun und wurde vor hundert Jahren zufällig entdeckt, als sich Leute in dem Bach nebenan wuschen und von einer Dusche überrascht wurden. In der Nähe von Rotorua wurde 1886 nach einem Vulkanausbruch ein Dorf von einer heißen Schlammlawine begraben. Die Stätte ist enttäuschend, denn es gibt außer ausgegrabenen Gegenständen, die im Museum zur Schau gestellt werden, wenig zu sehen. Rotorua selbst hingegen gefällt uns sehr gut, besonders die Fachwerkbauten, allen voran das große Alte Badehaus. In einer Maori-Siedlung am Stadtrand sehen wir uns noch die Kirche St. Faiths und das Versammlungshaus an. Wir fahren noch bis Tauranga, wo ich morgen den Mount Maunganui besteigen möchte, wenn das Wetter mitspielt. Km 136/3.588.

 

Sonntag, 3. März 24, Tag 27: Auckland

Tut es leider nicht. Ich meine das Wetter. Es spielt nicht mit. Im Nieselregen mag ich nicht auf den Mount Maunganui gehen, es gäbe wegen der tiefsitzenden Wolkendecke auch keine Aussicht auf Neuseelands größten Hafen. Sonst hat Tauranga nichts zu bieten, also Weiterfahrt! Das Nieseln geht in einen gleichmäßigen Landregen über, der bis morgen anhalten soll. Ein Halt zum Baden am Waihi Beach ist daher kein Thema und auch den Abstecher auf die Coromandel-Halbinsel lassen wir ausfallen. Wir fahren also gleich weiter bis Auckland. Unterwegs reservieren wir online einen Stellplatz im Ambury Regional Park im Süden der Stadt, denn es gibt keine Stellplätze in Auckland. Bevor wir dort unsere "Zelte" aufschlagen, sehen wir uns noch die Kunstausstellung im Pah Homestead an. Die Räume in der schönen Villa im italienischen Stil zeigen moderne Gemälde und Skulpturen. Km 219/3.807.

 

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