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100 Namibische Dollar = 7,60 Euro

Auch auf namibischer Seite erfolgt die Grenzabfertigung rasch und mit Ausnahme einer Einreisesteuer für das Auto in Höhe von 160 NAD = 12 EUR kostenlos. Wenn man, so wie wir, bei Ankunft keine Namibischen Dollar mithat, so kann man die Einreisesteuer auch nach dem Wechseln in einer der Banken in einem Büro an der Totaltankstelle im Grenzort Katima Mulilo bezahlen. Sehr erfreulich ist, dass man für Namibia keine Autoversicherung benötigt, weil die Versicherung im Treibstoffpreis beinhaltet ist. Bemerkenswert ist, dass keine der Banken die Währung des Nachbarlandes kauft. Nur auf dem Open Market kann man Kwacha in Dollar wechseln, allerdings zum gleich schlechten Kurs wie jenseits der Grenze. Namibia ist uns auf Anhieb sympathisch. Alles ist sauberer und ordentlicher als in den Ländern, aus denen wir gerade kommen. Die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit. Wir gewinnen einen super ersten Eindruck! Nach dem Befüllen unserer Mägen in einem Grillrestaurant und unseres Dieseltanks an der Tankstelle (Diesel in Namibia 7,27 NAD = 0,55 EUR) starten wir die Durchquerung des Caprivi-Streifens. Die Strecke ist gut ausgebaut, es ist sehr wenig Verkeht, 120 sind erlaubt, aber wegen Wildwechsel (Elefanten) nur 80 empfohlen. Beidseits der Straße ist es grün, doch die Landschaft ist öd. Mehrmals werden wir zur Desinfektion von Reifen und Schuhsohlen zur Maul-und-Klauen-Seuche-Prophylaxe angehalten. Wieder ist es schwer, einen Nachtplatz zu finden, weil neben der Straße entweder dichter Busch ist oder Felder. Wir übernachten auf einer Seitenstraße, mehrere Kilometer vom Highway entfernt. Km 634/4.041/20.671.

Dienstag, 3. Februar 9, Tag 17, Rundu

Wir geben uns noch einen Fahrtag, um rasch ins Kaokoveld zu kommen. Hoffentlich gibts dort dann weniger Regen. Auf der ganzen Strecke gibt es landschaftlich keine Abwechslung, es ist nach wie vor eben, grün, beidseits der Straße Buschland, vereinzelt Felder. In Rundu machen wir kurz Halt an einem Shopping-Center. Hier gibts ein Internetcafe mit schneller Verbindung. Wir staunen nicht schlecht über die Preise in den Schaufenstern. Alles ist sehr billig hier. Wir leisten uns schon am Vormittag ein Mittagessen in einem Schnellrestaurant (2 Portionen Huhn, oberlecker, mit Pommes, zusammen 28 NAD =  2,12 EUR, 2 Eis in der Tüte 4,80 NAD = 0,36 EUR). In einem Hardware-Store erstehen wir noch einen Steckdosenadapter, damit wir unser Notebook auch an namibischen Steckdosen anstöpseln können. Dann geht's weiter über die C45 der angolanischen Grenze entlang. Am Stadtrand von Rundu hat man einen netten Blick auf den Okavango, der hier die Grenze bildet. Bis Engela am  Grenzübergang zu Angola sind es 440 Kilometer. Obwohl die Strecke nur am Anfang und am Ende ein Stück asphaltiert ist, kommen wir schneller als gedacht voran, weil die Piste durchgehend 80 bis 100 km/h zulässt, sogar in den feuchten bzw. nassen Abschnitten. In Mpungu werden wir von der Polizei registriert und einmal wird unser Auto von der Veterinärbehörde nach Frischfleisch "durchsucht". Wir übernachten in einer Schneise im Busch in der Nähe von Eenhana. Km 472/4.513/21.143.

Mittwoch, 4. Februar 9, Tag 18, Ruacana Falls

Die Strecke Eenhana - Omaro - Ondangwa ist rasch zurückgelegt. In Olukondo sehen wir uns die Kirche an, die das älteste Gebäude in der Region sein soll. Sie ist zwar frisch renoviert und dennoch wenig sehenswert. Auf der Weiterfahrt nach Ruacana rammen wir beinahe einen PKW, der anhalten will, weil ich kurz unaufmerksam bin und die Bremslichter des PKW nicht funktionieren. Das Geheule unserer Reifen bei der Vollbremsung alarmiert den anderen Lenker und er rettet sich aufs Bankett. Die Landschaft, die wir nun durchfahren, ist eigentlich eine Wüste. Durch die hier eben zu Ende gehende kurze Regenzeit ist allerdings kurzes Gras gesprossen und überall stehen riesige Pfützen, teils groß wie Seen. Bei Ruacana stoßen wir auf den Kunene, der von hier nach Westen die Grenze zu Angola bildet. Seit der Fluss hier aufgestaut ist, sind die Ruacana Falls nur mehr ein Rinnsal, das über die Felsen schießt. Um zum Wasserfall zu gelangen muss man die namibische Grenzstation passieren und vorbei am angolanischen Posten zum Kraftwerk fahren. Hier kann man über eine steile Treppe hinunter zu zwei Seen steigen, wo sich auch ohne viel Wasser, das über die Felsen kommt, ein imposanter Blick auftut. 

Die Landkarte verzeichnet eine etwa 200 Kilometer lange Piste von den Ruacana Falls entlang des Kunene zu den Epupa Falls. Der Reiseführer schreibt dazu: " ... Vorsicht! Diese Piste ist extrem schwer befahrbar, immer wieder versperren Felsbrocken den Weg. Vielerorts ist nicht erkennbar, wo die Piste überhaupt weiter verläuft. Ohne kundigen Führer ist das Befahren dieser Route ein nahezu hoffnungsloses Unterfangen.", mit einem Wort: Eine Route wie geschaffen für uns! Wir glauben einfach kein Wort, denn es kann hier keine Orientierungsprobleme geben, es geht einfach den Fluss entlang. Den Anfang zu finden ist auch ganz leicht, die ersten paar Kilometer sind sogar asphaltiert. Dann geht es auf einer schmalen und etwas holprigen Piste dahin, es wird ein wenig hügelig, die Landschaft ist sehr ansprechend, immer wieder hat man nette Blicke auf den Kunene. Wir fahren hier durch das Gebiet der Himba, ein noch sehr traditionell lebendes Volk und wir sind sehr begeistert, als wir mehrere Himba treffen. Während die Männer von Tradition wenig erkennen lassen, sie laufen in Shorts oder Jeans herum, sind die Frauen eine Augenweide: Sie sind barbusig, nur in einen Lederschurz gekleidet, mit einer dunkelbraunen Paste aus Butterfett, Kräutern und Ockerpuder eingerieben, was einen etwas eigenartigen Geruch zur Folge hat, tragen reichlich Schmuck aus Messing und Leder und haben ihre Haare zu kunstvollen Zöpfen geflochten. Von einer hochschwangeren Himba-Frau kaufen wir zwei kleine Kalabassen. Wir fahren weiter den Kunene entlang und kommen zum Dorslandtrek-Denkmal. Ein Stück weiter kommt die Piste sehr nahe an den Fluss. Dieser idyllische Ort mit Blick auf Angola wird unser Nachtplatz. Am Ufer sitzt eine Himba-Familie und fängt Fische. Die sind nicht sehr groß und ich kaufe daher gleich fünf Stück für unser Abendessen. Km 408/4.921/21.551.

 

Donnerstag, 5. Februar 9, Tag 19, Kunene

Wir fahren heute den ganzen Tag den Kunene entlang. Leider geht es nicht mehr so flott wie gestern. Die Piste ist teilweise so steinig und steil, dass wir immer wieder die Untersetzung brauchen. Außerdem hängen immer wieder Äste von Bäumen oder Sträuchern weit herunter, so dass ein Durchkommen für unser hohes Fahrzeug erst möglich ist, nachdem wir Äste mit der Baumschere weggeschnitten haben. Das ist manchmal recht mühsam, weil die Äste meistens lange Dornen tragen. Gelegentlich treffen wir auf Himba, die freundlich zurück winken oder auch die Hand aufhalten. Manchmal sind hier auch die Männer traditionell nur mit Lendenschurz bekleidet. Gegen Mittag hält uns ein Mann an und deutet auf das Auge seines etwa zehnjährigen Sohnes. Er hat einen ziemlich großen Abszess am Unterlid. Der Junge hat Glück, hier kann ich helfen. Ich verpasse ihm eine örtliche Betäubung und eröffne den Abszess mit einer Skalpellklinge, woraufhin reichlich Eiter hervorquillt. Der Vater, der mit seinen anderen Kindern zugesehen hat, nickt zufrieden. Schon am späteren Nachmittag teilt sich die Piste. Es scheint uns, dass rechts die ursprüngliche Piste hinunter in ein Sandbett verläuft, das bis vor kurzem überschwemmt gewesen sein dürfte. Die Alternativspuren führen links am Hang entlang. Da wir uns momentan nicht entscheiden können, gehe ich beide Wege ab. Links kriegt man eine problematische Schräglage am Hang, rechts scheint das Sandbett ausreichend ausgetrocknet zu sein, um es wieder befahren zu können, nach ca. 100 Metern treffen sich die beiden Wege wieder. Susi und ich entscheiden uns voneinander unabhängig für rechts. Ich fahre ganz langsam in das Sandbett hinunter, doch schon nach wenigen Metern sinkt das rechte Hinterrad bis auf die Achse im unter dem Sand befindlichen Schlamm ein. Nur ein oder zwei Meter weiter wird es wieder fest. Ich schaufle den Schlamm weg, lege ein paar große Steine vor das Rad, doch es hilft nichts, das Auto sinkt nun auch rechts vorne ein. Zeit für den Rückzug! Ich versuche mit Untersetzung und Differentialsperren rückwärts zu fahren. Es tut sich nichts, ich sinke aber auch nicht noch tiefer ein. Ich gebe mehr Gas und langsam hebt sich das Heck aus dem Schlamm. Noch mehr Gas und nun springt der Wagen nach hinten raus. Das war knapp. Leider steht das Auto nun recht verdreht da und während ich es wende, kommen Einheimische, die uns eine Umleitung zeigen. Die ist enorm steinig, führt einen steilen Berg hinauf und drüben wieder runter. Wir sind wieder auf "unserer" Piste. Als wir für heute Schluss machen, sind wir neun Stunden gefahren und haben 64 Kilometer zurückgelegt. Die Epupa-Falls sind noch ca. 27 Kilometer Luftlinie entfernt, das sollten wir morgen eigentlich schaffen! Km 64/4.985/21.615.

Freitag, 6. Februar 9, Tag 20, Epupa-Falls

Wir schaffen es sogar noch deutlich vor Mittag! Beeindruckend stürzt sich der Kunene 40 Meter in die Tiefe. Neben den Wasserfällen werden Handarbeiten verkauft. Wir erstehen ein paar Kleinigkeiten. Es gibt auch ein Geschäft in der Nähe, allerdings mit sehr magerem Sortiment (kein Brot, kein Gemüse, kaum Obst). Hier lernen wir auch Uwe kennen, den einzigen Deutschen, der mit einer Himba-Frau verheiratet ist. Die Piste nach Opuwo ist in bestem Zustand, es gibt kaum Wellblech und 80 bis 100 sind leicht möglich. Welch Abwechslung zu der Kriecherei der letzten Tage! Allerdings muss man bei den häufigen Furten oft stark abbremsen, damit der Wagen nicht zu heftig in die Federn muss. Neben der Straße finden wir einen Friedhof mit fünf oder sechs Gräbern, die außer mit einem Grabstein auch noch mit einem auf einem Baumstamm befestigten Stapel von Rinderschädeln geschmückt sind. Es ist nun deutlich hügelig, bis in der Ferne ein riesiges Plateau auftaucht, an dessen Rand Opuwo liegt. Opuwo ist ein interessantes Dorf, denn hier lebt ein Sammelsurium verschiedener Völker. Wir sehen jede Menge Himba mit nacktem Oberkörper und prachtvollem Haarschmuck, Herero-Frauen mit propellerartiger Kopfbedeckung und riesigen Röcken, daneben "no-name"-Schwarze in Jeans und T-Shirt und auch vereinzelt Weiße. Wir ergänzen unsere Vorräte, tanken unseren Wagen voll und fahren nun nach Nordwesten Richtung Etanga. Ein paar Kilometer außerhalb von Opuwo übernachten wir im Busch. Km 234/5.219/21.849.

 

Samstag, 7. Februar 9, Tag 21, Steilrandberge

Wir fahren nocheinmal nach Opuwo, weil das Internet-Cafe gestern schon zu hatte, tanken auch noch Wasser nach. Dann machen wir uns auf in Richtung Van Zyl's Pass. Die Piste führt durch die Steilwandberge. Irgendwo teilt sie sich und wir nehmen intuitiv die rechte Piste. Wahrscheinlich führen wie meistens beide Wege ans Ziel. Unser Weg führt zunächst auch plangemäß nach Nordwesten, dreht dann aber nach Norden und schließlich nach Nordosten. Schließlich treffen wir auf eine Querpiste, wo wir nach Westen abbiegen. Diese Piste scheint nicht sehr befahren, immer wieder müssen wir Äste von Dornenbüschen und -bäumen abschneiden oder -hacken. Nicht ganz zufällig haben wir seit heute Vormittag auch ein Buschmesser mit, das ich in einem Supermarkt in Opuwo erstanden habe. Als wir um ca. 17 Uhr einen wunderschönen Platz zwischen Felsen auf einem Hügel erreichen, schlagen wir frühzeitig unser Nachtlager auf. Wir sitzen eine Weile lesend in der Sonne, dann repariere ich unsere 12-V-Steckdosen, die schon eine Weile nicht mehr funktionieren. Nach dem Abendessen sitzen wir eine Weile am Lagerfeuer. Sehr gemütlich! Km 160/5.379/22.009.

 

Sonntag, 8. Februar 9, Tag 22, Van Zyl's-Pass

Weil wir die in spitzem Winkel verlaufende Einmündung unserer Piste in die Piste Etengua-Otjitanda übersehen, müssen wir etliche Kilometer zurückfahren. Bis Otjitanda geht es dann recht langsam und mühsam voran, vor allem die Abfahrt von einem Bergrücken zum Dorf ist sehr steinig und steil. Doch es kommt noch ärger: Das Schlimmste, das man einem Geländewagen überhaupt antun kann, hat einen Namen: Van Zyl's-Pass. Über mehrere Kilometer geht es über grobe Steine bergauf und bergab, oft so steil und über Stufen, dass man sich hart an der Grenze des Fahrbaren befindet. Das ist schwer zu beschreiben und auch die Fotos geben die Realität nicht andeutungsweise wieder. Mehrmals fragen wir uns, warum wir uns und dem Wagen das antun. Als wir dann auf einem Aussichtsberg stehen und auf ein weites Tal, Marienfluss, hinunterblicken, wissen wir es. Diese Aussicht in das unter uns liegende, weite und völlig flache, mit Bäumen bestandene Tal entschädigt uns für die Strapazen. Die Abfahrt von einem weiteren Aussichtsberg hinunter ins Tal ist dann die Krönung dessen, was an Steilheit eines Weges denkbar ist. Gleich unten im Tal befindet sich ein Haufen flacher Steine, auf denen sich Leute verewigt haben, die es bis hierher geschafft haben. Km 102/5.481/22.111.

Montag, 9. Februar 9, Tag 23, Marienfluss

Weil in der Früh unser kleines Lagerfeuer von gestern abend noch immer brennt, machen wir das Kaffeewasser hier heiß, um Gas zu sparen. Wir fahren nun das weite Tal nach Norden. Es ist von trockenem Savannengras bewachsen. Hier hat es schon lange nicht geregnet; auch der Fluss ist ausgetrocknet. Immer wieder finden sich kreisförmige unbewachsene Stellen mit einem Durchmesser von fünf bis zehn Metern, Fairy Circles. Langsam nimmt der Baumbestand ab. Das Tal ist mehrere Kilometer breit und zu beiden Seiten von imposanten Bergketten begrenzt. Die Landschaft erinnert irgendwie an die Prärie in Westernfilmen. Wir treffen aber weder auf Büffel noch auf Wildpferde, sondern auf Strauße, Gazellen und Oryx. Dann und wann fahren wir an einfachen Hütten und Pferchen vorbei, die die Himba-Nomaden benützen, wenn sie hier vorbeiziehen. Nach gut 50 Kilometern erreichen wir die Einmündung von Marienfluss in das Kunene-Tal, das auch hier die Grenze zu Angola bildet. Der Kunene verläuft hier S-förmig und bietet ein üppig-grünes Bild inmitten der kargen und trockenen Landschaft rundherum. Wir halten Ausschau nach Krokodilen, die es hier geben soll, sehen aber leider keine. Es gibt zwei Camps, aber in keinem ein Restaurant, so dass wir wieder von unseren bald zu Ende gehenden Vorräten essen müssen. Unsere Karte zeigt eine Piste entlang des Kunene flussabwärts, die wir gerne fahren würden, doch es gibt sie nicht. Zwischen steilem Berghang und Fluss ist bestenfalls Platz für einen Fußweg. Wir fahren also die Piste durch Marienfluss zurück, nach etwa zwei Dritteln aber nicht südostwärts Richtung Van Zyl's-Pass, sondern südwestwärts. Eine Kreuzung, bekannt als "Red Drum" ist mit einem roten Ölfass markiert, auf dem sich vorbeikommende Touristen verewigt haben, unter anderem auch Freunde von uns am 5.10.8. Auf der Weiterfahrt treffen wir immer wieder auf Gazellen- und Oryxherden und auf eine Giraffenfamilie. Die Landschaft ist zunehmend karg, man kann schon von Wüste sprechen. Wir übernachten auf einem Hügel mit grandiosem Blick auf eine von Gebirgen eingefasste Ebene. Am Abend repariere ich unser kaputtgegangenes Batterie-Ladegerät; das Netzgerät unseres GPS-Gerätes kann ich leider nicht mehr retten. Gottseidank haben wir eines als Reserve mit. Km 218/5.699/22.329.

Dienstag, 10. Februar 9, Tag 24, Hoanib-Canyon

Beinahe springt unser Auto heute nicht an. Schon vor ein paar Tagen musste ich an einer Batterie Wasser nachfüllen. Leider gab es in Opuwo kein destilliertes Wasser zu kaufen, sodass wir jetzt nichts mehr zum Nachfüllen haben. Die Landschaft bleibt weiterhin spektakulär, der wenige Bewuchs verliert sich zeitweise. Wir fahren vorbei an Orupembe und durch die Täler von Sechomib River, Khumib River und Hoarusib River. Die Täler sind weit, oft kaum als solche erkennbar und sind staubtrocken. "River" bedeutet, dass hier fallweise nach intensiven Regenfällen das Wasser abfließt. Unsere Hoffnung, in Purros unsere zur Neige gehenden Vorräte auffrischen zu können, sind rasch enttäuscht. Zwar kriegen wir Bier und Limonade, aber kein Trinkwasser in Flaschen und vor allem kein Brot. Unser letztes Brot mussten wir heute Früh wegwerfen, es war schimmlig geworden. Und unser Wasser aus dem Tank müffelt seit kurzem zunehmend. Noch dazu ist uns heute Mittag schlecht und wir haben ein flaues Gefühl im Bauch, sodass wir beschließen, kein Tankwasser mehr zu trinken. Südlich von Purros fahren wir durch ein enges Tal, in dem wir auf Strauße, eien Giraffenfamilie und eine Herde Zebras stoßen. Dann wird die Landschaft wieder weiter und wüstenhaft. Immer wieder sehen wir Elefantenkacke. Sollten wir das Glück haben und auf Wüstenelefanten treffen? Am Nachmittag fahren wir in den Hoanib-Canyon ein, wo ein Sandsturm die Sicht beeinträchtigt. Im Canyon, in dem viele große Bäume wachsen, ist es staubtrocken. In der Annahme, vielleicht meerwärts, im Amspoort-River, Wasserstellen zu finden, an denen sich Elefanten aufhalten könnten, fahren wir einige Kilometer südwestwärts, doch das Flussbett bleibt trocken. Auch wenn die Versuchung groß ist, hier verbotener Weise weiter an die Skeleton-Coast zu fahren, müssen wir umkehren, denn auch unser Treibstoff ist knapp. Wir fahren nun unzählige Kilometer im Canyon nach Nordosten, stoßen dabei immer wieder auf Elefantenlosungen, auch halbwegs frische, wie es scheint, doch außer zahlreichen Oryxantilopen und ein paar Gazellen lassen sich keine Wildtiere blicken. Schon sehr weit im Oberlauf des Hoanib müssen wir eine Engstelle im Canyon passieren, an der in einer großen Pfütze Wasser steht, doch auch hier kein Tier, nur Losung und Spuren. Auf den nächsten Kilometern ist der Untergrund manchmal schlammig, sogar ein Rinnsal taucht auf und plötzlich: Eine Elefantenfamilie in Sicht. Die Tiere lassen uns relativ weit ran, was uns verwundert, da sie hier ja keine Autos gewöhnt sind, so wie in den großen Nationalparks. Wir schießen viele Fotos und entdecken auf der Weiterfahrt einen großen Elefantenbullen, der jedoch ein wenig schüchtern ist und sich gleich hinter die Büsche vertrollt. Ein paar Kilometer weiter, wo der Canyon etwas enger ist, steht ein etwas kleinerer Bulle auf der Piste. Wird er uns vorbeilassen? Wir fahren extralangsam ganz an der linken (in Namibia fährt man links!) Canyonwand an ihm vorbei. Der Bulle nimmt kaum Notiz von uns und frisst Gras. Etwa auf gleicher Höhe halten wir an, lassen den Motor laufen und schießen ein paar Fotos. Doch der Elefant will sich nicht fotografieren lassen! Er geht langsam auf uns zu und plötzlich, ohne jede vorherige Drohgebärde fängt er an, auf uns zuzulaufen. Ich setze das Auto fluchtartig in Bewegung. Susi, auf deren Seite der Bulle zugelaufen ist, spricht später von zwei Metern Entfernung, ich meine, es waren doch fünf Meter. Im Rückspiegel nehme ich erleichtert wahr, dass der Bulle stehengeblieben ist. Das war knapp! Wär doch schade, wenn das Tierchen dem Lack unseres Landcruisers einen Kratzer verpasst hätte! Wir müssen noch zweimal das Flussbett queren, beide Male ist es so schlammig, dass wir Angst haben, stecken zu bleiben. An der Ausfahrt aus dem Canyon liegt ein verlassenes Camp und auf einer Hinweistafel lesen wir, dass der Canyon nur mit Genehmigung befahren werden darf. Am Rande einer riesigen von Büschen bestandenen abschüssigen Ebene schlagen wir unser Nachtlager auf. Bis Sesfontein sind es maximal noch 20 Kilometer. Dort werden wir morgen Geld wechseln, groß einkaufen, tanken und ins Internet-Cafe gehen. Km 280/5.979/22.609.

Mittwoch, 11. Februar 9, Tag 25, Sesfontein, Palmwag Lodge

Zum Frühstück gibt es nur Kekse; das Brot ist uns ja ausgegangen. Im Nu sind wir in Sesfontein. Doch welch Enttäuschung: Der Ort ist viel kleiner, als die Schriftgröße auf der Landkarte vermuten ließe. Weder in der Bankstelle im Geschäft noch in der Fort-Sesfontein-Lodge kann man Geld wechseln. So kaufen wir mit unseren letzten namibischen Dollar Wasser, Getränke, Brot und dann reicht es noch für gut 70 Liter Diesel. Es gibt übrigens zwar ein Internet-Cafe, aber momentan keinen Strom. Unser Aufenthalt in Sesfontein fällt somit recht kurz aus. Auf einer guten Piste geht es weiter, zunächst bis Warmquelle, wo wir uns den kleinen Wasserfall ansehen. Das Wasser ist übrigens kalt. Angeblich ist es nur von sechs bis sieben in der Früh heiß. Schwer zu glauben. Eine Schweizerin, die hier einen Campingplatz betreibt, wechselt uns 22 US-Dollar in namibische Dollar. Das ist zwar keine große Hilfe, aber damit sollten wir zumindest die Transitgebühren für den Skeleton-Coast-Park bezahlen können. Wir fahren auf der Piste südwärts und erreichen gerade zur Zeit des Mittagshungers die Palmwag-Lodge. Hier kann man uns weitere 100 US-Dollar wechseln und wir verwöhnen uns mit einem luxuriösen Mittagessen: ein Beefsteak vom Feinsten und ein Hühner-Cordon bleu, dazu Bier vom Fass und danach ein Kaffee wie daheim im Kaffeehaus. Anschließend fahren wir noch bis kurz vor das Springbokwasser-Gate des Skeleton-Coast-Nationalparks. Km 231/6.210/22.840.

Donnerstag, 12. Februar 9, Tag 26, Skeleton Coast National Park, Cape Cross

Erneut macht unser Wagen beim Starten Probleme, erst mit letzter Kraft der Batterien springt er an. Am Springbokwasser-Gate bezahlen wir für die Durchfahrt durch den Skelettküstenpark 80 NAD = 10,5 EUR p.P und 10 NAD = 1,30 EUR fürs Auto. Ich unterschreibe eine lange Liste von Dingen, die man im Park nicht tun darf. Es wär einfacher, aufzulisten, was erlaubt ist, nämlich auf der Hauptpiste durchfahren. Der Park besteht eigentlich ausschließlich aus Wüste, die bis an den Atlantik reicht. Die Skelettküste hat Ihren Namen von den vielen Schiffen, die hier gestrandet sind und deren Wracks wie Skelette in die Höhe ragen, vielleicht aber auch von den Skeletten der bei den Schiffsunglücken zunächst Überlebenden, die dann in der Wüste verdurstet sind. Nach ca. 50 Kilometern erreichen wir den Atlantik, womit unsere Ost-West-Afrikadurchquerung abgeschlossen ist. Nun wäre es natürlich reizvoll, an der Küste entlang nach Norden zu fahren, wo es viele Schiffwracks zu sehen gäbe und die Wüste aus Sanddünen besteht, doch das gehört zu den verbotenen Dingen. Wir wenden uns also folgsam nach Süden, wo eine Reg-Wüste, eine aus kleinen Steinchen bestehende Wüste, vorliegt. In regelmäßigen Abständen stehen No-Entry-Schilder neben der Straße. Erst nach längerer Fahrt ist es an einer Stelle erlaubt, an den Strand zu fahren. Da es jetzt zur Mittagszeit ohnehin sehr heiß ist, wäre ein Bad eine willkommene Erfrischung. Im Sommer soll das durch den Benguela-Strom eher kalte Meer an die 20 Grad kriegen. Doch davon scheinen wir weit entfernt, für ein Bad ist uns das Wasser bei weitem zu kalt! An einer weiteren Stelle darf man zu einem Schiffswrack an den Strand fahren. Doch es ist, ähnlich wie später etwas außerhalb des Parks bei der gestrandeten "Winston" nur mehr sehr wenig Schiff da, kein Vergleich mit den tollen Wracks vor der Westsahara. Nun fahren wir lange Zeit durch eine weiße Wüste, die Farbe kommt von Salzausschwitzungen ähnlich einer Sebka oder eines Schotts. In Cap Cross besuchen wir die Robbenkolonie (40 NAD = 5,30 EUR p.P. plus 10 NAD = 1,30 EUR für's Auto). Mehrere hunderttausend Tiere sollen hier leben. Schon beim Aussteigen aus dem Auto fährt uns ein ekelerregender Verwesungsgestank in die Nase. Den Tieren auf einer Art Balkon näherzutreten fällt nicht leicht, doch der Anblick ist überwältigend: Robbe an Robbe, tausende, zehntausende, die meisten an Land auf Steinen, viele aber auch im Meer, Männchen, die aufeinander einbeißen, Weibchen, die Junge säugen, Junge, die zum oder vom Meer watscheln. Es gibt aber nicht nur was für Augen und Nase, auch für die Ohren ist mächtig was dabei: Alle Robben schreien, die Männchen, die gebissen werden, Mütter, die die Jungen suchen, Junge, die die Mütter suchen. Die Geräuschkulisse ist ein Wahnsinn! Wäre nicht der penetrante Gestank, könnte man länger bei diesem Spektakel zusehen. Wir haben den Duft noch lange in der Nase, auch als wir das Kap schon lange verlassen haben. Immer wieder stehen nun Fischer mit extralangen Angeln am Strand. Kein Wunder, dass ein alleine in der Einöde stehendes Wirtshaus "Fischermen's Inn" heißt. Es ist ein recht originelles Lokal, wir essen Fisch. Ein paar Kilometer weiter verlassen wir die Piste und fahren ein Stück landeinwärts übernachten wir hinter einer flachen Erhebung mittden in der fast ebenen Wüste. Km 287/6.497/23.127.

Freitag, 13. Februar 9, Tag 27, Henties-Bay

Am Vormittag erreichen wir Henties-Bay, eine kleine Ferienstadt am Atlantik gelegen und auf den drei anderen Seiten von Wüste umgeben. Wir lassen unser Auto waschen, unglaublich, welcher Dreck da runter geht! In einem Steakrestaurant esse ich das größte T-Bone-Steak meines Lebens, und auch das beste! Weiterhin durch ebene Wüste geht es nach Swakopmund, wo wir zunächst eine kurze Rundfahrt durch die Stadt machen und in einem gut sortierten Autozubehörladen endlich destilliertes Wasser und einen Außenspiegel kriegen. Nun geht es zu unseren Freunden, die vor drei Jahren aus Österreich hierher ausgewandert sind. Km 114/6.611/23.241.

14.-15. Februar 9, Tag 27+28, Swakopmund

Wir verbringen das Wochenende mit unseren Freunden. Am besten gefällt uns eine Stadtrundfahrt im offenen Serie II-Landrover. Swakopmund ist eine sehr sympathische Stadt mit vielen alten Gebäuden aus deutscher Zeit. Aber auch viele neu errichtete Häuser tragen deutliche deutsche Züge.

Montag, 16. Februar 9, Tag 29, Walvis-Bay

Den Vormittag verbringen wir in einer Autowerkstätte mit Ölwechsel und Austausch der defekten Dieselpumpe des 2. Tanks. Am Nachmittag fahren wir zwischen Dünen und Meer nach Süden. Ca. 10 Kilometer vor Walvis-Bay befindet sich ein Stück im Meer eine ca. 1.700 m2 große künstliche Insel, auf der tausende Vögel nisten. Einmal jährlich werden Tonnen von Vogelkot per Seilbahn ans Ufer gebracht, der dann als Dünger Verwendung findet. Walvis-Bay, Namibias zweitgrößte Stadt beherbergt den größten Handelshafen zwischen Kapstadt und Luanda in Angola, hat aber kaum ältere Gebäude zu bieten und es gibt auch kein richtiges Stadtzentrum. Wir fahren noch ein Stück südwärts bis zur riesigen Salzfabrik. Unterwegs beobachten wir tausende Vögel, darunter Flamingos und Pelikane. Wir folgen dann der Eisenbahn, die hinter den Dünen parallel zum Meer zurück nach Swakopmund verläuft und finden einen Nachtplatz in einer arenaartigen sandfreien Stelle inmitten von Sanddünen. Km 95/6.706/23.336.

Dienstag, 17. Februar 9, Tag 30, Mondlandschaft

Wir fahren am Rand des Dünengebietes zurück nach Swakopmund und schaffen es da sogar, dass wir einsanden und Schaufel und Bleche brauchen. Wir müssen auch ein wenig Druck aus den Reifen nehmen. Einer unserer Reifen, die ja am Van Zyl's-Pass mächtig gelitten haben, verträgt das Walken nicht mehr und kriegt einen Riss. Ich wechsle das Rad und versuche gleich eine Reparatur. In Swakopmund lassen wir dann die Reifen wieder auf Straßendruck aufpumpen und machen am Nachmittag noch einen Ausflug in die Mondlandschaft. So nennt sich eine bizarre Gegend etwa 30 Kilometer östlich. Wir fahren noch ein Stück den Welwitschia-Drive bis zu einigen besonders großen Exemplaren von Welwitschia, einer auffälligen, aber seltenen Pflanze, die es hier gibt. Zurück in Swakopmund pumpen wir den reparierten Reifen auf, morgen früh werden wir sehen, ob er den Druck hält. Abendessen gehen wir in den Western-Saloon, der von einer Deutschen geführt wird. In dem urigen Lokal essen wir Oryx-, Straußen- und Krokodilsteaks. Dazu gibts leckeren Salat (den gab's in den letzten Wochen nur wenige Male!) und Deutsche Hitparade. Km 182/6.888/23.518.

 

Mittwoch, 18. Februar 9, Tag 31, Putzen

Der gestern reparierte Reifen hat den Druck gehalten und wird wieder mit dem Reserverad vertauscht. Heute ist Putztag, unser Auto wird vom Staub befreit, der ins Innere eingedrungen ist. Außerdem trennen wir schon jene Sachen, die mit uns heimfliegen werden von jenen, die im Auto bleiben. Wir verabschieden uns von unseren Freunden und danken für ihre Gastfreundschaft. Dann geht's los Richtung Windhoek. Vor Usakos hat man einen tollen Blick auf große und kleine Spitzkoppe, die aus der Ebene aufragen. Hier wollen wir übernachten, doch es hat vor kurzem hier so stark geregnet, dass es überall neben der Straße schlammig ist. In Usakos hingegen ist es staubtrocken. Nach dem Ort durchfahre ich auf der Suche nach einem Nachtplatz abseits der Straße einige Flussbetten und als wir dann am auserkorenen Platz halten, pfeift Luft aus dem reparierten Reifen. Also schnell Rad gewechselt und eine neuerliche Reparatur versucht. Das wird vermutlich auch nicht halten, denn der Riss war ziemlich groß. Km 168/7.056/23.686.

Donnerstag, 19. Februar 9, Tag 32, Auto einstellen

Über Nacht hat der Druck im Reifengehalten. In Windhoek unterziehen wir unser Auto einer gründlichen Wäsche und stellen es in einer nahen Farm ein. Am Abend fliegen wir über Johannesburg ... 

Freitag, 20. Februar 9, Tag 33, Rückflug

... und Zürich nach Salzburg, wo wir am Vormittag gut ankommen. Unser Gepäck leider nicht. Es hat den Anschluss in Johannesburg nicht geschafft. Peter, danke für's Abholen vom Flughafen!

Sonntag, 22. Februar 9  

Endlich trifft auch unser Gepäck ein.

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