Sonntag, 18. Jänner 9, Tag 1, Deutschland Zu Mittag steigen wir in den Zug, der uns nach Frankfurt bringt, von wo wir mit Condor nach Sansibar fliegen. 1.000 Tanzanische Schilling = 0,59 Euro Montag, 19. Jänner 9, Tag 2, Sansibar In Mombasa gibt es eine Zwischenlandung; wir sitzen zwei Stunden auf dem Flughafen herum. Die afrikanische Schwüle ist bereits voll spürbar. Nach gut einer halben Stunde weiterer Flugzeit landen wir auf Sansibar. Unser Gepäck wird von Trägern auf ein Pult gestellt, es gibt kein Förderband. Das Visum ist problemlos um 50 USD (38,50 EUR) erhältlich, ich muss die letzte freie Seite in meinem Reisepass opfern. Vor dem Flughafen wartet bereits unser Mietwagen (Zanzibar Car Hire, 40 USD = 30 EUR pro Tag). Die Fahrt an die Ostküste der Insel ist zunächst sehr anstrengend, denn wir stürzen uns mit einem rechtsgesteuerten Suzuki Escudo mit ungewohntem Automatikgetriebe in den Linksverkehr des afrikanischen Straßengeühls. Auf der gut 40 km langen Fahrt gibt es vier Verkehrskontrollen. Man interessiert sich ausschließlich für den internationalen Führerschein; dass dieser bereits seit langem abgelaufen ist, spielt keine Rolle. Auf Anhieb finden wir unser Hotel in Jambiani. Unser Bungalow liegt direkt am weißen Sandstrand und ist einfach aber sauber (Shehe Bungalows, bei hostelbookers gebucht um 14 EUR/p.P/p.N. incl. Frühstück). Wir genehmigen uns gleich ein Mittagessen und legen uns dann aufs Ohr, um ein weng Schlaf nachzuholen. Das Abendessen nehmen wir bei Kerzenschein ein, denn der Strom ist ausgefallen. Erfreut nehmen wir zur Kenntnis, dass es keine Mücken gibt. Km 60/60/16.630. |
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Dienstag, 20. Jänner 9, Tag 3, Stone-Town Zum Frühstück gibt es Brot, Butter, Marmelade, ein Ei und Riesenstücke von Melone, Ananas und Mango. Heute sehen wir uns die Stone-Town an, die Altstadt von Zanzibar. Wir fahren direkt ins Zentrum und finden ganz leicht einen Parkplatz. Die Altstadt liegt auf einer dreieckigen Halbinsel und ist daher an zwei Seiten vom Meer begrenzt. Die Häuser sind eine Mischung von suahelischer, arabischer, indischer und kolonialer Baukunst, die Grundfarbe ist weiß, aber alle Bauten sind hässlich grau-schwarz verwittert. Es hat 33 Grad und nur der rege Wind macht den Spaziergang erträglich. Wir gehen zuerst die zwei Seiten am Meer entlang, hier sind die Häuser aufgelockert angeordnet und exotische Bäume stehen dazwischen. In einem netten Gastgarten am Strand mit Blick auf den Hafen kühlen wir uns mit einem Bier. Das arabische Fort lohnt eine Besichtigung nicht. Dafür gefallen uns der Museumspalast, das Old Dispensary und das Beit el Ajaib, das Wahrzeichen Zanzibars, sehr. Es war das erste Gebäude auf der Insel, das über elektrischen Strom verfügte und zudem mit einem Fahrstuhl aufwarten konnte, daher wird das Gebäude auch heute noch "House of Wonders" genannt. Wir dringen nun in das Gewirr der engen Altstadtgassen ein, haben bald auch jede Orientierung verloren und müssen ein paarmal fragen, um zu den alten Persischen Bädern zu finden, deren Besuch ebenfalls nicht lohnt. An einer Straßenküche essen wir panierte Fisch-, Fleisch- und Kartoffelbällchen, die sind zum Teil sehr scharf. Die Gassen sind so verwinkelt, dass es schwierig ist, eine Richtung beizubehalten und es ist mehr Glück als Berechnung, dass wir nach einem Marsch vorbei an Wohnhäusern, Läden, Moscheen und Hindu-Tempeln genau bei unserem Auto landen. Zurück in Jambiani gönnen wir uns ein Bad im Indischen Ozean. Es ist gerade Ebbe und wir müssen weit gehen, bis wir überhaupt nass werden, und erst nach geschätzt einem Kilometer reicht mir das Wasser bis an die Brust. Heute gibt es wieder Strom, der unser Zimmer mittels einer 40 Watt-Birne recht romantisch "erhellt", das reicht kaum zum Lesen. Km 120/180/16.810. |
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Mittwoch, 21. Jänner 9, Tag 4, Spice-Tour Heute fahren wir von der Stone-Town aus ein Stück die Westküste nach Norden und sehen uns die Mtoni Palace Ruins an. Wir stellen das Auto am gekennzeichneten Parkplatz neben der Straße ab und werden von einem jungen Mann durch die am Meer liegende Palastruine geführt (nach Verhandlung 6.000 TZS = 3,54 EUR p.P.). Obwohl die älteste omanische Palastanlage der Insel erst 1834 unter Said bin Sultan fertiggestellt wurde, befindet sie sich in einem erbarmungswürdigen Zustand. Am besten erhalten sind die Toiletten, jedenfalls kriegen wir jede einzelne gezeigt. Vor dem Palast wurde ein netter Garten angelegt, dafür ist das nebenan befindliche Öllager wenig dekorativ. Als wir zum Auto zurückkommen, müssen wir feststellen, dass das Glas des rechten Außenspiegels gestohlen wurde. Das dürfte hier öfter vorkommen, denn der Mietwagen hatte an beiden Spiegeln Metallwinkel aufgenietet, die ein Entwenden der Spiegelgläser erschweren sollen. Doch der Bösewicht war stärker. Wir fahren nun auf den "Kilimandjaro" der Insel, soll heißen, zu deren höchsten Punkt, ca. 130 Meter über dem Meeresspiegel gelegen, und sehen uns hier die Kidichi Persian Baths an (1.000 TZS = 0,59 EUR p.P.). Die sind noch relativ gut erhalten, dennoch wenig spektakulär. Sehr viel interessanter ist die Spice-Tour, die Besichtigung einer Gewürzplantage, die wir gleich nebenan machen (nach zäher Verhandlung 4.000 TZS = 2,36 EUR p.P.). Wir bekommen allerlei Gewürzpflanzen und exotische Früchte gezeigt, zum Beispiel Pfeffer, Zimt, Starfruit, Nelken, Jackfruit, Vanille, Ingwer, Aloe vera, Rambutan, Lemmon-Grass und Henna. Wir staunen, wie klein eine Ananasstaude ist und trinken bzw. essen eine Kokosnuss. Am Nachmittag lässt sich Susi von Gloria, dem Mädchen für alles, in der Bungalowanlage massieren. Die ist sehr erfreut, dass Susi für morgen gleich noch eine Massage vereinbart. Wir sind momentan außer einem weiteren Paar die einzigen Gäste in der Anlage und da gibt's nicht viel zu Verdienen für das Hotelpersonal. Km 140/320/16.950. |
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Donnerstag, 22. Jänner 9, Tag 5, Jozani Forest Früher war die ganze Insel von einem Urwald bedeckt, der heute weitgehend abgeholzt ist. Zum Schutz des noch verbliebenen Urwaldes und der darin lebenden Tiere hat man das Jozani Forest Reserve gegründet. Für 10.000 TZS (5,90 EUR) p.P. wird uns eine eineinhalbstündige Führung durch den Park versprochen, in Wirklichkeit laufen wir dann über drei Stunden durch den Urwald und es ist keinen Moment langweilig. Naturgemäß kann es in einem so kleinen Areal keine großen Wildtiere geben, auch wenn angeblich noch einzelne Sansibarleoparden hier leben sollen ("alle paar Jahre wurden Fußabdrücke gesichtet"). Wir sind daher nicht erstaunt, dass uns der Führer zunächst mit der Urwaldflora vertrautt macht: Mahaghoni- und Eukalyptusbäume, Parasitenbäume, diverse Palmen und allerlei niedere Gewächse. Dann gibt es aber doch auch einiges an Fauna zu sehen: einen Zentimeter große Frösche, Geckos, Eidechsen, "Blue Monkeys", dabei dürfte es sich um Meerkatzen handeln, und schließlich treffen wir noch auf mehrere Familien von Colobus-Affen. Die Zanzibar-Red-Colobus-Monkeys oder Rotkopf-Guerezas, eine vom Aussterben bedrohte Art, kommt nur auf Sansibar vor und auch nur mehr im Jozani-Forest. Da die Affen Obstbäume umbringen, indem sie alle ihre Blätter auffressen, wurden sie von den Farmern der Insel gejagt. Erst seit die Farmer Schäden aus den Parkeintrittsgebühren abgegolten erhalten, nimmt ihre Zahl wieder zu: mehrere Hundert soll es jetzt wieder geben. Die Affen sind etwa 70 cm lang und haben einen gut einen Meter langen Schwanz. Sie tragen einen weißen Haarschopf und haben einen rotbraunen Hinterkopf, oft auch einen gleichfarbigen Rücken. Da bei den Colobusaffen der Daumen nur rudimentär angelegt ist oder ganz fehlt, werden sie auch Stummelaffen genannt. Sie leben in Familien, die Weibchen gebären alle zwei Jahre ein Junges. Sie sind 6 Monate trächtig und säugen das Junge etwa eineinhalb Jahre. Nun machen wir noch einen interessanten Abstecher in den Mangrovenwald, den man auf Stegen begehen kann. Im Sumpf finden sich viele Krabben. Am Nachmittag besuchen wir noch das neue Schmetterlingscenter in Pete (6.000 TZS = 3,57 EUR p.P.), ein begehbares Terrarium, das leider nicht durch die erhoffte Artenvielfalt an Faltern aufwarten kann. Km 80/400/17.030. |
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Sonntag, 25. Jänner 9, Tag 8, krank Da fehlen zwei Tage, mag sich mancher denken. Das liegt daran, dass mir die letzten zwei Tage nicht zum Schreiben zu Mute war: Ich war krank. Jetzt sitzen wir gerade im Dunkeln in einer Waldlichtung am Fuße der Uluguru-Mountains und erstmals kommt ein wenig Lust auf, wieder zu schreiben: Freitag, 23. Jänner 9, Tag 6, Wiedersehen Als wir am Flughafen in Zanzibar ankommen, erwartet uns schon der Autoverleiher. Ich beichte ihm den Diebstahl des Außenspiegels, worauf er meint, das ließe sich mit 50 Dollar (38,50 EUR) wieder gut machen. Doch da stößt er bei mir auf taube Ohren, denn er hat mir per Mail versprochen, dass das Auto "full insured" ist. Er meint noch, bei einem Unfall wäre der Schaden gedeckt, aber bei einem Diebstahl zahlt die Versicherung nicht. Ich lasse mich auf keine Diskussionen ein, übergebe ihm den Autoschlüssel, drücke ihm noch freundlich die Hand und verabschiede mich. Das Einchecken am Zanzibar Airport ist echt urig, weil die keine Computer haben. Der Check-in-Schalter ist praktisch noch auf der Straße, die Bordkarten werden von Hand ausgefüllt, das Gepäck trägt man nach dem Abwiegen zu einem Tisch, wo es nicht sehr gründlich durchsucht wird (unsere Stoßdämpfer werden nicht gefunden), dann wird man zu einem Schalter geschickt, wo man die Ausreisesteuer (!) bezahlen muss, für Inlandsflüge 5.000 TZS = 3 EUR, für Auslandsflüge 30 USD = 23 EUR. In der schwach besetzten Propellermaschine der Precision-Airlines ist freie Platzwahl. 20 Minuten nach dem Start setzen wir schon am Flughafen Dar es Salaam auf. Die Taxifahrer sind organisiert, das heißt, man kriegt einen zugeteilt und die Preise sind hoch und fix. Als wir bei unserem Autoeinstellplatz eintreffen, ist die Wiedersehensfreude groß: Da steht es, unser Buschtaxi, und wartet schon auf uns. Es ist schon aufgebockt und fertig für's Stoßdämpferwechseln. Danach ist genug Zeit, unsere mitgebrachten Sachen zu verstauen, im Laden um die Ecke ein paar Einkäufe zu tätigen und das Auto reisefertig zu machen. Es ist unheimlich heiß und obwohl wir meist im Schatten eines großen Baumes sind, fröstle ich am Abend, krieg sogar später noch Fieber. Ich fühl mich ziemlich elend, wie bei einer Grippe, nehm ein Aspirin und geh um 8 schlafen. Km 60/460/17.090. Samstag, 24. Jänner 9, Tag 7, Dar es Salaam Gegen 2 Uhr erwache ich vom Surren mehrerer Mücken, die mich auch schon gestochen haben, außerdem tun mir alle Knochen weh, ich kann nicht mehr liegen. So stehe ich auf und wir beginnen mit der Moskitojagd. Leider hat unser Mückenplättchenerhitzer versagt, später werde ich feststellen, dass die verwendete Steckdose keinen Strom hat. In der Früh fühle ich mich wie gerädert, mag kaum etwas frühstücken und bin ziemlich antriebslos. Um 8 ist es jedoch schon so heiß, dass Abfahren das kleinere Übel ist. Obwohl wir nicht durch's Zentrum fahren, sondern die Umfahrungsstraße nach Süden nehmen, brauchen wir gut zwei Stunden, bis wir Dar es Salaam hinter uns haben. Zu Mittag halten wir in einem Dorf und ergattern an einer Straßenküche die letzten Stücke eines gekochten Huhnes und zwei Djabati. In Kibiti biegen wir von der nach Süden führenden Hauptstraße nach Westen ab. Die Piste ist anfangs in bestem Zustand und man könnte leicht 100 Sachen fahren, würde man sich nicht der Radfahrer und Fußgänger erbarmen, die den Staub schlucken müssen. Später wird die Piste schlechter und das Fahren strengt mich sehr an, doch wir wollen unbedingt bis knapp vor das Gate des Selous-Nationalparks fahren, damit wir morgen den ganzen Tag für die Safari haben. Wir fahren zunächst ins Mloka-Camp, das uns empfohlen wurde, doch hier ist man nicht für Leute eingerichtet, die im Auto schlafen. Wir müssten auf dem außerhalb liegenden Parkplatz übernachten. Man reicht uns ans Nachbarcamp weiter, wo man besser zufahren kann, doch hier kommen wir mit dem Preis nicht zurecht. So fahren wir noch ein Stück weiter, bis wir an die Grenze des Nationalparks kommen. Um die Grenze klar zu markieren und Wilderern keine Ausrede zu geben, hat man eine breite Schneise in den Wald geschlagen. Hier fahren wir ein Stück hinein und finden ein nettes Plätzchen. Noch eine Stunde vor Sonnenuntergang hat es 44 Grad, die Hitze ist kaum zu ertragen. Ich hab wieder Fieber, nun auch Bauchkrämpfe, und "endlich" auch Durchfall. Susi ist "nur" von der Hitze fertig. Wieder geh ich todmüde früh zu Bett, allerdings nicht ohne eine weitere Grippetablette. In der Nacht kühlt es kaum ab. Wir liegen ohne Kleidung, ohne die dünnste Decke im Bett und schwitzen. Plötzlich werde ich munter. Ich höre Schritte. Jemand geht um unser Auto. Aus der Abolge der Schritte schließe ich, dass es kein Mensch ist, sondern ein Vierbeiner. Ich möchte eigentlich aufstehen und rausschauen, bin aber doch zu müde dazu. Ich bin aber nicht zu müde, um mir Sachen durch den Kopf gehen zu lassen: Ich fantasiere von wilden Löwen, Elefanten und Hyänen, die unser Auto umkreisen. Plötzlich rieche ich Zigarettenrauch. Also ist doch ein Mensch draußen. Über mehrere Stunden träume, wache, phantasiere ich, verliere das Gefühl für die Realität. Km 267/727/17.357. Sonntag, 25. Jänner 9, Tag 8, Selous Game Reserve Und wieder stehe ich wie gerädert auf, alle Knochen tun weh und der Schweiß tropft von der Stirn. Ich habe keinen Appetit, außer auf eine Grippetablette und ein paar Bissen von der Ananas, die wir gestern erstanden haben, ein Riesenexemplar zum Preis von 1.000 TZS (0,59 EUR). Das Mtemere-Gate befindet sich mehrere Kilometer einwärts der Nationalparkgrenze, an der gleich mehrere Schilder darauf hinweisen, dass die Einfahrt nur mit Genehmigung erlaubt ist. Zudem sind die im Gabriel'schen Reiseführer angegebenen Koordinaten des Gates falsch. Richtig ist: S7 45 03,7 E38 12 11,1. Diese beiden Umstände führen dazu, dass wir uns doch einige Zeit unsicher sind, ob wir nicht vielleicht auf einer falschen Piste in den Park eingefahren sind. Doch dann sind wir am Gate und bezahlen unglaubliche 65 USD = 50 EUR p.P. und 50 USD = 38 EUR für's Auto. Dann ist der Park leider auch ein klein wenig enttäuschend: Zwar sehen wir allerlei Tiere: Gnus, Zebras, Elefanten, Giraffen, Warzenschweine, Krokodile, Flusspferde, doch die Tiere sind durchwegs wesentlich scheuer als wir es von den Nationalparks in Kenia und nördlichen Tanzania gewohnt sind. Die Pisten sind teils sehr schlecht, kaum beschildert und die Detailkarte im erwähnten Reiseführer ist überhaupt nicht zu gebrauchen. Vielleicht sind unsere Eindrücke ja auch nur ein wenig negativ gefärbt, weil wir wegen der enormen Hitze und meiner Krankheit nicht so gut drauf sind. Ein Highlight gibt es jedoch: Susi erspäht einen auf einem Ast liegenden Leoparden, der nur darauf wartet, von uns fotografiert zu werden. Eigentlich wollten wir noch zur Stiegler's Gorge fahren, aber da wir nicht darauf vertrauen können, dass die Piste beschildert ist und wir pünktlich vor Torschluss am Parkausgang sind, verwerfen wir den Plan und verlassen den Park durch das Matambwe-Gate (S7 32 05,0 E37 46 01,0). Wir fahren noch ein ordentliches Stück in Richtung Morogoro (die in der Karte im Gabriel'schen Reiseführer verzeichnete Piste von Kisaki durch den Mikumi-Nationalpark nach Iwemba existiert nicht) und nächtigen auf einer Waldlichtung am Fuße der Uluguru-Mountains. Hier ist es vergleichsweise kühl, denn es hat kurz zuvor eine Stunde lang leicht geregnet. Obwohl ich noch immer wässrigen Durchfall habe, fühle ich mich viel besser. Ich werfe mir zwei Imodium ein und erkläre den Krankenstand für beendet. Km 168/895/17.525. |
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Montag, 26. Jänner 9, Tag 9, Morogoro In der Früh fühl ich mich erfreulich gut. Wir fahren den Ostrand der Uluguru-Mountains nach Norden entlang, die Piste ist durchwegs schlecht. Sie führt durch niedrige Buschwälder, die teilweise gerodet sind und landwirtschaftlich genutzt werden. Es ist ein üppiges Grün, das uns umgibt. Es beginnt schon am Vormittag zu regnen und der Niederschlag hält mit einigen Pausen bis zum Nachmittag an. Es ist nun klar: Der gestrige kurze Schauer war der Beginn der Regenzeit. Gegen Mittag erreichen wir die Stadt Morogoro. Da uns gestern im Selous ein hochschnellender Ast das Spiegelglas eines Außenspiegels zerbrochen hat, wollen wir hier einen neuen Spiegel zuschneiden lassen. Wir staunen nicht schlecht, als uns in einem Autozubehörgeschäft ein neuer Komplettspiegel für unseren Toyota um nur 15.000 TZS = 8,90 EUR angeboten wird. Allerdings haben sie nur rechte Spiegel, wir brauchen aber einen linken. In einem weiteren Geschäft geht es uns nicht anders. Nach längerem Herumfragen landen wir schließlich in einem großen Geschäft, in dem Elektrogeräte und Möbel verkauft werden. Hier wird uns ein Spiegel zugeschnitten. Doch weil der deutlich dicker ist als der originale, bricht er beim Einbauen. Erst als wir die Plastikleisten im Spiegelgehäuse kürzen, passt ein weiterer zugeschnittener Spiegel, der sicherheitshalber noch mit einem Kilo Silikon festgeklebt wird. Der Spaß kostet nach Handeln 18.000 TZS = 10,60 EUR. Der Aufenthalt in Morogoro hat ca. drei Stunden in Anspruch genommen und als wir abfahren, muss ich feststellen, ich bin total erschöpft. Zu früh gefreut, was die Genesung betrifft! Schon nach kurzer Zeit machen wir Pause und ich muss mich hinlegen. Ich schlafe sofort ein, werde aber bald von Bauchschmerzen und einem Schweißausbruch geweckt. Trotz meiner Übelkeit fahren wir noch ein Stück den Tan-Zan(Tanzania-Zambia)-Highway Richtung Westen und finden nach längerer Suche einen schlechten Nachplatz knapp 100 Meter neben dem Highway im dichten Busch. Weiter weg von der Straße geht's unmöglich. In der Nacht haben wir eine Mücke im Auto, die wir so rasch wie möglich rausbefördern. Doch die Bewegung tut meinem Bauch nicht gut, ich krieg wieder Krämpfe und auf dem Weg zur Toilette kollabiere ich. Jetzt ist Schluss mit meiner Geduld: Es ist Zeit für's Antibiotikum. Km 180/1.075/17.705. Dienstag, 27. Jänner 9, Tag 10, Isimilia-Schlucht Der Highway führt auf ca. 50 Kilometer durch den Mikumi-Nationalpark. Wegen des großen Wildtierbestandes im Park gilt eine Höchstgeschwindigkeit von tagsüber 70 und nachts 50 km/h, die allerdings wegen der vielen brutalen Speedbreaker gar nicht erreichbar ist. Man sieht von der Straße aus große Antilopenherden, viele Giraffen und einige Affen. Danach führt der Highway durch das Ruaha-Tal, das von gleichmäßigem Grün überzogen scheint, alle Bäume sind gleichfarben und gleich hoch. Immer wieder gibt es Polizeikontrollen, doch meistens werden wir durchgewunken. Außer einmal. Da hatten sie eine Laserpistole. Ich bin 60 im Ortsgebiet gefahren. Der Inspektor ist sehr freundlich, bietet mir gleich ein Stück eines gegrillten Maiskolben an, das Bußgeld beträgt 50.000 TZS = 30 EUR, Fahrzeugpapiere will er nicht sehen, wo wir denn herkommen, aha aus Australia, und wo soll's denn hingehen, soso, ach 50.000 ist zuviel? Na dann halt 20.000 (12 EUR), ja natürlich gibt's eine Quittung, die Dame im Auto ist Ihre Frau? Dann ist sie meine Schwägerin, ja ich bin auch verheiratet, werde ich ausrichten, und gute Fahrt noch! Die Quittung ist natürlich nicht nummeriert und wird auch nicht einem Durchschreibeblock entnommen, eine kopiertes Formular einfach ... Kurz nach Iringa sehen wir uns die Isimilia-Schlucht an (mit Führung 3.000 TZS = 1,80 EUR p.P.), wo durch Erosion, ähnlich wie am Südtiroler Ritten, hohe Sandsteinsäulen entstanden sind. Hier befindet sich auch eine Fundstelle prähistorischer Steinwerkzeuge. Kurz nach Makambako finden wir einen netten Nachtplatz im lockeren Busch neben dem Highway. Ob's am Antibiotikum liegt, dass es geht mir viel besser geht? Ich habe sogar schon ein wenig Appetit, nur halt auf Bier noch nicht. Km 435/1.510/18.140. Mittwoch, 28. Jänner 9, Tag 11, Mbeia Ich fühle mich prächtig! Die Krankenschwester wird fristlos entlassen! Das Frühstück fällt karg aus, denn leider ist uns das Weißbrot schimmlig geworden und Vollkornbrot erlaube ich mir noch nicht. Zu allem Überfluss müffelt auch noch das Wasser aus unserem Tank, das wir gleich entleeren. Wir müssen heute frisches besorgen. Während der Fahrt schreibt Susi eine lange Liste, was wir in Mbeia alles besorgen wollen. In einem Vorort halten wir und plötzlich kommen wie auf Befehl zehn bis zwanzig Verkäufer mit Waren, vorwiegend Obst und Gemüse, auf uns zugestürmt. Der erste will mir gleich einen Kübel Kartoffeln verkaufen. Kostet einen Spottpreis, aber was sollen wir mit sovielen Erdäpfeln? Ich nehm mir ein paar raus und bezahle ein Viertel vom Preis des ganzen Kübels. Ähnlich geht es mit Tomaten und Bananen. Dann kaufen wir noch Zwiebeln, eine Ananas, Mangos, Brot, Getränke. Nun gehen wir die Geschäfte entlang und kaufen noch in einem Laden Milch und Margarine. Der Verkäufer muss zuerst einmal die Musik leiser drehen, damit er versteht, was wir wollen. Die afrikanische Musik hat uns gut gefallen und ich kaufe ihm gleich die CD ab. Wir erstehen dann noch um 3.000 TZS = 1,80 EUR ein Pannendreieck, denn in Sambia muss man zwei haben, und schon ist fast alles eingekauft. Die Suche nach einem Internetcafe ist nicht ganz einfach und dann lassen sich leider unsere neuesten Berichte nicht hochladen. Auch die Suche nach Wasser aus einem Schlauch ist schwierig. An mehreren Tankstellen gibt's Wasser nur aus der Tonne. Wir versuchen es bei einem Hotel. Da liegt auch schon der Gartenschlauch. Als zivilisierter Mensch nehmen wir aber nicht gleich, sondern fragen zuerst. Man hilft gerne, muss aber zuerst nach dem Preis fragen. Der beträgt dann für 100 Liter Brauchwasser 40.000 TZS = 23 EUR. Das halte ich zunächst für einen Witz, dann für ein Missverständnis, ist aber ganz ernst gemeint. Dankend lehne ich ab. Eine Übernachtung in dem Hotel kostet übrigens ab 20.000 TZS = 12 EUR! Wir finden nun endlich eine Tankstelle mit Autowaschgelegenheit und hier füllen wir zuerst mal den Wassertank an. Ich denke, wenn wir hier noch 100 Liter Diesel tanken, darf das Wasser nichts kosten (noch dazu in der Regenzeit!). Doch leider ist der Treibstoff alle und das Wasser kostet doch 10.000 TZS = 5,90 EUR. Ich gebe 1.000 TZS = 0,60 EUR und eine Schachtel Vitaminpillen. Der Tankstellenbesitzer ist zornig und wir fahren. Als wir wenden, grüßt er uns aber freundlich und lacht. That's Afica. Und alle sind zufrieden. Auf dem Weg zur Sambischen Grenze machen wir noch einen Abstecher zum Mbozi-Meteoriten, der 1942 hier gefunden wurde und, so lesen wir im Reiseführer, dessen Gewicht auf 13 Tonnen geschätzt wurde. Als wir beim Meteoriten ankommen, ist kein Mensch hier, der Eintrittsgeld kassiert, obwohl Häuser ganz in der Nähe sind. Und so haben wir das Ding schon angesehen und fotografiert, als einer kommt und 2.000 TZS = 1,20 EUR p.P. kassieren will. Eigentlich könnten wir schon wieder abfahren, aber wir sind ja ehrliche Leute. Nur ganz so einfach will ich's ihm auch nicht machen. Ich frage, wer die Kohle kriegt: der Staat oder der Bürgermeister oder er? Er zeigt mir ein Blatt Papier mit ein wenig offiziellem Charakter, auf dem die Eintrittsgebühren zu mehreren Sehenswürdigkeiten im Land aufgeführt sind. Ich frage, ob er auch Tickets hätte? Hat er nicht. Oder vielleicht ein Buch, in das sich Besucher eintragen müssen? Er kramt auch wirklich eines hervor, in dem es erstaunlich wenige Eintragungen gibt. Ich verewige uns und halte ihm eine 10.000 TZS-Note hin. Er hat leider kein Wechselgeld. Ich stecke den Schein wieder ein und sage, es täte mir leid. Jetzt ist er sehr erschrocken, denn wir stehen schon im Buch und da müsse dann auch das Geld da sein. Ganz schnell geht seine mittlerweile auch anwesende Frau Wechselgeld holen. Da es nun mächtig zu regnen beginnt und gleich neben dem Meteoriten ein Häuschen für Besucher steht, entschließen wir uns, gleich hier zu campieren. Ich erklär ihm das und hol auch schon die Campingssel aus dem Auto, da kommt seine Frau, die nur 5.000 TZS Wechselgeld auftreiben konnte. Macht nichts, sage ich, ist schon ok. Die beiden studieren nun ganz eifrig die Preisliste und finden im Kleingedruckten die Preisangabe für "Camping am Ort der Sehenswürdigkeit für Ausländer": 10 USD = 7,70 EUR. Ist in Ordnung, sage ich und klappe die Sessel wieder zusammen, wir campieren woanders, kein Problem, und könnte man doch nicht vielleicht noch die 1.000 TZS = 0,60 EUR an fehlendem Wechselgeld auftreiben? Und plötzlich meinen die beiden, sie würden sich freuen, wenn wir blieben, kostet doch nichts. Alles kein Problem. Wir brutzeln uns ein Abendessen, es gibt frische Ananas als Nachspeise. Zwei Kinder sind recht neugierig, aber in keiner Weise aufdringlich. Sie freuen sich über eine große Mango. Km 244/1.754/18.384. |
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Donnerstag, 29. Jänner 9, Tag 12, Sambia Auf der kurzen Anfahrt bereiten wir uns mental auf den Grenzübertritt vor, sehen noch einmal nach, ob auch alle erforderlichen Papiere da sind und rechnen Wechselkurse von tansanischer und sambischer Währung zueinander und zum US-Dollar aus. Wir tanken noch einmal voll (Diesel in Tansania 1.500 TZS = 0,88 EUR), auch die Dieselkanister, da Treibstoff in Sambia angeblich doppelt so teuer ist wie in Tansania. Die Grenze ist sehr chaotisch, wegen vieler wartender LKW ist schon die Zufahrt kaum möglich, dann stürmen sofort Geldwechsler und Helfer auf uns ein. Wir leisten uns einen Helfer, der uns schnell zu den jeweiligen Schaltern von Immigration Office und Zoll bringt. Das Carnet wird hier übrigens abgestempelt, ohne dass das Fahrzeug gesehen wird! Wir wollen unsere verbliebenen tansanischen Schillinge natürlich in sambische Währung tauschen, kriegen aber einen recht schlechten Kurs angeboten. Zum Lohn für seine Dienste wechseln wir bei unserem Helfer, allerdings nur einen Teilbetrag. Vielleicht gibt es auf sambischer Seite einen besseren Kurs. |
Anmerkung: Wer die Schilderung meiner Bauchgrippe zu ausführlich fand, den bitte ich um Entschuldigung. Soll nicht wieder vorkommen. |