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Um Fairbanks

Freitag, 20. September 19, Tag 19/545, North Pole (2.000 Ew.)

Es hat die ganze Nacht geregnet und ich habe geträumt, dass es hereinregnet und ich im Sturm das Leck nicht abdichten kann. Das ist schlecht. Nicht mein Traum, sondern der Regen. Denn heute steht der Denali Highway auf dem Programm, die gut 200 Kilometer lange, landschaftlich reizvolle Strecke von Paxon westwärts zum Denali-Nationalpark. 155 Kilometer sind nicht asphaltiert und nach dem Regen der letzten Tage und vor allem der letzten Nacht vermutlich stark aufgeweicht. Wir studieren Karte und Reiseführer und entscheiden uns, nicht via Denali nach Fairbanks zu fahren, sondern auf der Asphaltstraße direkt. Dadurch ersparen wir uns den Schlamm auf der nicht asphaltierten Straße, müssen dafür aber das Stück von Delta Junction nach Fairbanks auf der gleichen Straße auch wieder zurück fahren. Schon nach kurzer Zeit freuen wir uns über unsere Entscheidung, denn der Robertson Highway führt sehr malerisch durch die Alaska Range. Blendend weißer Neuschnee leuchtet von den Bergen. Lange Zeit begleitet uns die Trans Alaska Pipeline. Sie ist entweder vergraben oder verläuft auf Stützen, auf denen Kühlrippen angebracht sind, damit nur ja nicht der Permafrostboden auftaut. Dann würde nämlich die Pipeline im Boden versinken. Aus dem gleichen Grund verlaufen Straßen auf Dämmen und stehen Häuser nur auf kleinen Auflagepunkten auf dem Boden. Am Nachmittag kommen wir nach North Pole. Das ist der Ort, in dem bekanntlich Santa Claus wohnt. Es gibt eine eigene Abfahrt vom Highway, die Straßenlaternen sehen aus wie Zuckerstangen und im Nicholas Drive steht sein Haus. Nein, kein Blockhäuschen, es sieht eher aus wie ein Shoppingcenter. Und es ist natürlich auch eines. Hier kann man das ganze Jahr über Weihnachtszeugs kaufen, Kekse essen und bei Santa auf dem Schoß sitzen. In Fairbanks sehen wir uns als erstes das Ice Museum an, in dem man aus Eis geschnitzte Kunstwerke bestaunen kann. Die nicht ganz billige Attraktion ist ein Nepp sondergleichen. Zuerst sitzt man 20 Minuten in einem eiskalten Kino und kriegt die schönsten Eiskunstwerke unscharf und verpixelt zu sehen. Dann kann man in einem Nebenraum Eisschnitzereien in natura betrachten. Doch die stellen sich als klobige Werke von Anfängern heraus. Echt übel. Wir besuchen noch den Pioneer Park, wo ein Raddampfer und alte Häuser und Hütten, ja ganze Häuserzeilen die Goldgräberzeit auferstehen lassen. Heute essen wir einmal auswärts und wählen dazu das nördlichste Südstaaten-Grilllokal der Welt. All jenen, die sich's auf fettes Essen im Allgemeinen und fettes Rindfleisch im Besonderen stehen, können wir es uneingeschränkt empfehlen. Natürlich trinke ich ein Bier aus der Gegend, bekomme von der Kellnerin ein IPA empfohlen, ein Indian Pale Ale, das schmeckt hervorragend, dürfte aber einen Alkoholgehalt von an die zehn Prozent haben, denn ich habe nach zwei Pint eine Knalle wie schon lange nicht mehr. Wir schlafen daher gleich um die Ecke auf dem Parkplatz des Cultural & Visitors Centers. Km 421/3.814/116.419.

 

Samstag, 21. September 19, Tag 20/546, Fairbanks (32.000 Ew.)

Es regnet wieder ziemlich ganzen Tag. Kein Problem, wir haben ohnehin Museumsbesuche auf dem Programm. Beim Cultural & Visitors Center haben wir ja übernachtet, hier starten wir. Es ist der Kulturgeschichte Kanadas gewidmet. Das wohl bekannteste Museum ist das Museum of the North der Universität von Alaska, das in einem Gebäude untergebracht ist, das an ein Iglu erinnert. Naturkundliche, historische und kulturelle Exponate sind in bunter Mischung ausgestellt, Kraut und Rüben irgendwie, aber sehr interessant: Aus Darm von Tieren gefertigte Anoraks, Fotos von Eisenbahnschienen und Häusern, die den Permafrost aufgetaut haben und im Boden eingesunken sind und vieles mehr. Zu Mittag essen wir in einem moldawischen Restaurant Momos, gefüllte Teigtaschen. Enttäuscht vom gestrigen Besuch des Ice Museums fahren wir zirka 100 Kilometer nach Chena Hot Springs, um uns das Aurora Ice Museum anzusehen. Die Straße ist nicht auf einem Damm errichtet und ist an vielen Stellen eingesunken. Der Asphalt wurde wiederholt ausgebessert, aber man muss höllisch aufpassen und sehr langsam fahren, damit man nicht hochkatapultiert wird. Das Ice Museum ist in einer großen, gekühlten Halle untergebracht, es sind mehr und schönere Eisskulpturen zu sehen als gestern in Fairbanks. Wir ziehen uns so richtig warm an, denn in der Halle hat es minus vier Grad. Der Unterschied zu den plus drei im Freien ist deutlich zu spüren. Am Abend sind wir wieder zurück in Fairbanks, wo wir bei Walmart übernachten. Km 215/4.029/116.634.

 

Sonntag, 22. September 19, Tag 21/547, Top of the World Highway

Ein halbes Grad messen wir in der Früh. Plus immerhin. Wir machen einen größeren Einkauf, denn auf den nächsten wer weiß wie vielen tausend Kilometern zahlt man in den Geschäften Outbackpreise. Dabei müssen wir allerdings auf die unterschiedlichen Einfuhrbestimmungen von Kanada und den USA achten, denn wir wollen ja nun den Dempster Highway in Kanada fahren und dann nach Alaska zurückkehren. Wir passieren North Pole, dann die Eielson US Airforce Base, an der zehn oder zwölf Militärjumbos stationiert sind, und kommen wieder nach Delta Juncion, wo bei Meile 1.422 der Alaska Highway endet. An einem See machen wir Mittagsrast. Als wir aussteigen, empfängt uns ein kreischender Lärm, von dem uns nicht sofort klar ist, wo er herkommt. Erst dann sehen wir hunderte, wenn nicht tausende Wildgänse in großer Höhe über uns, die sich für ihren Flug nach Südamerika sammeln. Manche Schwärme sind noch völlig ungeordnet, in anderen lässt sich schon eine Formation erkennen und einige wenige bilden schon ein V. Wir fahren die Alaska Range mit ihren schneebedeckten Gipfeln entlang, vorbei an der Luftwaffenbasis, von der In-Air-Tank-Flugzeuge starten, und kommen nach Tok, wo wir an der, unserer Einschätzung nach, letzten, günstigen Tankstelle unsere Dieseltanks füllen. In Tetlin Junction, einer Kreuzung mit ein paar verfallenden Häusern, verlassen wir den Alaska Highway und biegen in die Straße nach Dawson City ab. Ein Schild informiert über die Öffnungszeiten des Grenzüberganges: 8 am - 8 pm. Das sollte sich leicht ausgehen.  Bis Chicken, ja richtig gelesen: Bis Chicken, ist der Top of the World Highway asphaltiert. Die Siedlung heißt Chicken, weil die Gründerväter nicht wussten, wie man den Vogel schreibt, nach dem sie das Dorf benennen wollten (Ptarmigan). Obwohl hier je nach Quelle nur 7 bis 27 Einwohner leben, gibt es ein Postamt und einen RV-Park, wie Wohnmobil-Campingplätze hier genannt werden. Nun ist die Straße kurvig und stellenweise eng, aber es gibt ohnehin keinen Verkehr hier. Um halb sieben kommen wir zum Grenzübergang. Der freundliche kanadische Beamte fragt uns nach unseren Plänen. Wir sagen, dass wir den Dempster Highway hinauf fahren wollen und dann hier wieder nach Alaska einreisen möchten. Da sagt er uns, dass der Grenzübergang heute um 20 Uhr, also in eineinhalb Stunden (!), bis zum Mai über den Winter gesperrt wird und wir hier nächste Woche nicht mehr nach Alaska zurück können. Das ist jetzt nicht die Katastrophe, wir wären halt gerne den Abschnitt des Alaska Highways gefahren, den wir noch nicht kennen. Nun müssen wir eben die vom letzten Mal bekannte Strecke bis Whitehorse ein weiteres Mal fahren. Aber was wäre gewesen, wenn wir nicht heute, sondern erst morgen an die Grenze gekommen wären? Dann hätten wir, haltet euch fest!, über 1.100 Kilometer Umweg fahren müssen!

 

 

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