Zurück nach British Columbia

Übersicht 13. Etappe

Weiter zu USA: Die Rocky Mountains

   USA: Der Nordwesten

Washington   MESZ -9 Stunden

Montag, 7. Oktober 19, Tag 36/562, Mount Baker

Der US-Grenzschutzbeamte bombardiert mich mit Detailfragen zu unserem Woher, Wohin, wann wo gewesen Sein und wann wo sein Wollen. Haben wir Freunde in den USA? Wie viele? Und wo? Wenn man sich da eine Story ausgedacht hätte, da würde man sich rasch in Widersprüche verwickeln. Durch Apfelplantagen und Felder fahren wir zum Mount Baker National Forest, an dessen Info-Center wir übernachten. Km 167/10.679/123.284.

Dienstag, 8. Oktober 19, Tag 37/563, Seattle (725.000 Ew.)

Die ganze Nacht prasselt heftiger Regen auf das Autodach und in der Früh sieht es nicht nach einer Wetterbesserung aus. Da macht wohl eine Fahrt auf den Mount Baker keinen Sinn. Ein Park-Ranger sagt uns, dass die Straße ohnehin derzeit wegen Schneefall gesperrt ist. Der Mt. Baker zählt zu den Regionen mit den weltweit größten Schneemengen, bis zu 29 Meter jährlich! Wir steuern also unser nächstes Ziel an: Seattle. Da wir vor zwei Jahren schon einmal hier waren, ist es ein Kurzbesuch. Wir blicken vom Kerry Park auf die City mit der Space Needle, sehen uns den (enttäuschenden) Olympic Sculpture Park an und statten dem Fremont Troll einen Besuch ab, der unter einer Brücke wohnt und einen VW-Käfer zerquetscht. Wir fahren noch nach Olympia, der kleinen Hauptstadt Washingtons, wo wir bei Erika und Tom Gries-Hoffman eingeladen sind. Erika ist eine Nichte unserer Freunde Penny und Tom in Perth in Australien. Wir werden mit einem hervorragenden Fischgericht verwöhnt und verbringen einen schönen Abend zusammen. Km 298/10.977/123.582.

 

Mittwoch, 9. Oktober 19, Tag 38/564, Olympia (50.000 Ew.)

Endlich herrscht wieder schönes Herbstwetter. Damit wir nicht mit unseren glatzerten Reifen auf den Mount St. Helens fahren müssen, wo vermutlich schon etwas Schnee liegt, spendiere ich dem Zerberus zwei neue Vorderreifen. Währenddessen darf Susi bei unseren Gastgbern Wäsche waschen. Dann heißt es Abschied nehmen. See you in Austria, dear friends! Wir sehen uns in Olympia noch das hinter anderen klassizistischen Gebäuden versteckte Washington State Capitol an und brausen dann zum Mount St. Helens. Von einem Aussichtspunkt auf 1.300 Metern Höhe blicken wir dem schneebedeckten Vulkan in die Caldera und im Besucherzentrum sehen wir uns einen Film über den letzten Ausbruch 1980 an, bei dem sich das Aussehen des Berges komplett verändert und der über 50 Todesopfer gefordert hat. Man kann gut erkennen, wie wenig Bewuchs sich auf der erstarrten Lava an der Flanke des Berges in den vierzig Jahren seither gebildet hat. Km 261/11.238/123.843.

Oregon   MESZ -9 Stunden

Donnerstag, 10. Oktober 19, Tag 39/565, Portland (640.000 Ew.)

Weil's auf dem Weg liegt, statten wir Portland einen Kurzbesuch ab und spazieren durch das Zentrum. Vom Pioneer Courthouse Square ist nicht viel zu sehen, weil sie für eine Veranstaltung zum Thema "Future Mobility" ein großes Zelt aufgestellt haben. Prompt werde ich zum Interview gebeten und gefragt, wie ich mir die Mobilität der Zukunft vorstelle. Ich erkläre, dass man sich in meinem Alter eher Gedanken über die künftige Immobilität macht und das Verkehrsmittel meiner Zukunft möglicherweise der Rollator sein wird. Der Interviewer muss heftig lachen und meint, es täte ihm leid, aber das könnten sie nicht senden. Und ich wollte doch unbedingt ins Fernsehen! Auf der weiteren Fahrt wird die Landschaft vom markant aus der Ebene ragenden Mount Hood dominiert, dessen bewaldete Flanke wir überqueren. Nun geht es durch eine Prärie mit gelbem Gras, die von tiefen Schluchten durchzogen ist. An den Fossil Beds in Clarno absolvieren wir den paläontologischen Lehrpfad, der am Fuß imposanter Felsen entlang führt. In der Hoffnung, Fossilien in der Felswand zu entdecken, steige ich einen schmalen, steilen Steig hinauf. Da oben treffe ich auf eine leicht verzweifelte junge Frau, die nicht mehr weiter kann und sich auch nicht mehr zurück traut. So werde ich heute auch noch zum Bergretter. Wir, Susi und ich, nicht die Gerettete und ich, übernachten recht nett an einem Fluss. Km 407/11.645/124.250.

Freitag, 11. Oktober 19, Tag 40/566, Wheeler County

Wir erleben gerade sehr schöne Herbsttage mit Temperaturen bis 17, 18 Grad, in der Nacht gibt es aber Frost, in einem engen Tal messen wir in der Früh minus zehn Grad. Wir zuckeln durch das Wheeler County, in dem sich die Painted Mountains befinden, die an eine bunte Mondlandschaft erinnern. Im Paleontology Center sehen wir uns ein interessantes Fossilien-Museum an. Km 307/11.953/124.557.

Samstag, 12. Oktober 19, Tag 41/567, Hell's Canyon

Von Baker City aus kurven wir Richtung Hell's Canyon, den der Snake River geformt hat, indem er sich 1.400 Meter tief eingegraben hat. In einem Seitental des Canyons geht es auf kurvigen Nebenstraßen nach Imnaha, von wo wir auf einer abenteuerlichen Schotterstraße zwei Stunden lang diese 1.400 Meter auf das Hochplateau hinauffahren. Die 20 Zentimeter Schnee, die in den Wäldern auch auf der Straße liegen, zeigen Spuren von nur wenigen Fahrzeugen. Unser Ziel ist der Hat Point, von dem man einen unglaublichen Blick auf den Canyon und die jenseits liegenden Seven Devils Mountains hat. Die Fahrt hinunter dauert noch länger, da ich fast die gesamte Strecke im ersten Gang fahren muss. Ich will nämlich die Bremsen schonen, da sich beim Reifenwechsel neulich gezeigt hat, dass die inneren vorderen Bremsklötze fast aufgebraucht sind und in mehreren Autoteile-Shops kein Ersatz zu kriegen war. Unsere Nachtplatz-Datenbank zeigt einen Gratiscampingplatz in Joseph an, den wir kurz nach Sonnenuntergang erreichen. Er ist leider geschlossen und wir müssen auf einem Parkplatz neben der Fernstraße übernachten. Km 437/12.389/124.994.

 

Idaho   MESZ -9 Stunden

Sonntag, 13. Oktober 19, Tag 42/568, 125.000 Kilometer von Zuhause

In Lewiston, einer Stadt mit gut 30.000 Einwohnern, gibt es keine größeren Supermärkte, denn die liegen alle gleich jenseits des Snake River im Staat Washington. Dort gibt es, im Gegensatz zu Idaho, keine Verkaufssteuer1 und keinen Pfand auf Einweg-Getränkeverpackungen2. Wir decken uns natürlich mit einem größeren Vorrat an Lebensmitten und vor allem Getränken ein. Die Gegend um Palouse und Pullman ist bekannt für die riesigen, hügeligen Felder, auf denen eben das letzte Stroh gepresst und eingesammelt wird. In Coeur d'Alene erreichen wir die Rocky Mountains und die Interstate 90, auf der wir flott Idaho durchqueren. Wir übernachten in Missoula in Montana auf dem Parkplatz einer riesigen Firma, die Wohnmobile und Caravans verkauft und vermietet. Hier wäre sogar der Strom gratis. Km 633/13.022/125.627.

 

1 Entspricht in etwa unserer Mehrwertsteuer.
2 Das Pfand auf Getränkedosen und -flaschen ist speziell für Reisende eine unangenehme Sache, da die Getränkeverpackungen nur in dem Bundesstaat zurückgegeben werden können, in dem sie gekauft wurden.

Zurück nach British Columbia

Übersicht 13. Etappe

Weiter zu USA: Die Rocky Mountains