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Übersicht 13. Etappe

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Die Rocky Mountains

Montana   MESZ -8 Stunden

Montag, 14. Oktober 19, Tag 43/569, Yellowstone Nationalpark

Wir schaffen am Vormittag die 450 Kilometer bis zum North Gate des Yellowstone Nationalpark.

Wyoming   MESZ -8 Stunden

Schon zwischen Besucherzentrum und den Gebäuden des ehemaligen Fort Yellowstone äsen die Hirsche. Im Nordteil des Parks sind große Bisonherden zu sehen, einmal kommt uns eine auf der Straße entgegen, das erinnert an den Almabtrieb im Zillertal, aber hier sind's Wildtiere. In Mammoth wandern wir zwischen den beeindruckenden Kalksteinterrassen herum. Damit man sich am heißen Boden die Füße nicht verbrennt, gibt es Holzplankenwege. In der Abenddämmerung beobachten wir eine große Herde von Wapitihirschen. Weil der von uns favorisierte Campingplatz im Park schon geschlossen ist, verlassen wir den Park und finden einen Nachtplatz in Gardiner in einer Wohnstraße. Wir sitzen gerade beim Abendessen, da erschrickt uns unser Handy mit einem ultralauten, schrillen Ton. Es ist ein Amber-Alert. Google weiß, dass das Amber-System zu Verbreitung von Vermisstenmeldungen von Kindern dient. Soweit ich die stark abgekürzte Nachricht verstehe, wird nach einem blauen Chevrolet gesucht. Als ich mir spät abends noch die Videos von unserer Dashcam ansehen möchte, verabschiedet sich mein Notebook. Es lässt sich nicht mehr starten, ist wie tot. Km 585/13.608/126.212.

Dienstag, 15. Oktober 19, Tag 44/570, Yellowstone Nationalpark, Grand Teton Nationalpark

Der Yellowstone Nationalpark ist nicht umsonst einer der bekanntesten und meistbesuchten Nationalparks der Welt. Er liegt auf über 2.000 Metern Seehöhe. Überall raucht1 und pfaucht, pfufferlt2, brodelt, köchelt und blubbert es. Wir durchfahren den Nationalpark von Nord nach Süd und halten an den sehenswertesten Stellen, etwa am Norris Geyser Bassin. Vor dem Steamboat Geyser haben es sich ein paar Geysir-Fanatiker auf Campingstühlen bequem gemacht, die Kameras auf den Stativen. Manche sitzen schon tagelang da und warten auf die nächste Eruption. An einer Tafel ist die letzte mit 7. Oktober vermerkt. So viel Geduld haben wir nicht, aber die Dampfsäule ist auch ohne Fontäne ganz ansehnlich. Am Old Faithful Geyser haben wir mehr Glück. Hier warten schon hunderte Menschen auf den nächsten Ausbruch und kaum sind wir da, schießt der Geysir etwa eine Minute lang haushohe Fontänen in die Luft. Im Süden grenzt der Yellowstone direkt an den Grand Teton Nationalpark. Die Straße verläuft auf einem Hochplateau entlang der schneebedeckten Kette der Teton Mountains. Am Oxbow Bend spiegeln sich die Berge im Snake River, Wasservögel und Otter tummeln sich. Km 224/13.832/126.436.

  

Mittwoch, 16. Oktober 19, Tag 45/571, Grand Teton Nationalpark, Yellowstone Nationalpark

In Jackson, einem Ort am Südende des Grand Teton Nationalparks, bringe ich mein Notebook in die Computer-Klinik und erfreulicherweise kann es rasch wiederbelebt werden. Wir halten kurz am Wildlife Art Center, wo Totempfähle aus Bronze und andere Skulpturen ausgestellt sind, und fahren wieder die in der Vormittagssonne besonders schönen Teton Mountains entlang zurück in den Yellowstone Nationalpark, dessen östlichen Teil wir uns nun ansehen. Neben kleinen Geysiren, Fumarolen und kochenden Schlammlöchern gibt es auch eine Menge Tiere zu sehen, etwa Bisons, Wapitis, Elche, Bären und Füchse. Dort, wo der Yellowstone River in zwei hohen Wasserfällen in die Tiefe stürzt und in der Folge einen Canyon bildet, kann man von beiden Seiten auf die Fälle und die Schlucht schauen. Auf der Weiterfahrt liegt links der Straße ein kleiner See, rechts ist eine mehrere Meter hohe, steile Böschung, darüber ist Wald. Da kommt plötzlich ein Bison die Böschung herunter-, halb -gerutscht, halb -gesprungen, und springt uns direkt vor's Auto. Mit einer Vollbremsung kann ich eine Kollision ganz knapp verhindern. Ein weiteres tierisches Erlebnis haben wir an unserem Nachtplatz am Rande eines Waldes, schon außerhalb des Parks. Es ist schon stockdunkel und wir erledigen gerade den Abwasch, da hören wir Schritte rund um's Auto, dann wird unser Fahrzeug sogar hin- und hergewackelt. Leider sind unsere Fenster so angelaufen, dass wir draußen nichts erkennen können. Zuerst denken wir, da will sich jemand einen Spaß mit uns erlauben, doch dann ist uns ziemlich klar, dass das nur ein Bär gewesen sein kann. Und zwar einer von der großen Sorte, wenn er das ganze Wohnmobil schaukeln kann. Wir sind schon gespannt, welche Spuren wir morgen sehen werden, der Boden schien uns jedenfalls recht weich. Km 322/14.153/126.758.

Donnerstag, 17. Oktober 19, Tag 46/572, Keyhole State Park

Leider gibt es keine Bärenspuren rund um's Auto. Aber auf dem Auto! Da der Zerberus den Schmutz von vielen Straßen auf sich trägt, sieht man sehr genau, wo ihn der Bär gestreichelt hat. An drei Seiten des Fahrzeuges sieht man Spuren von Pfoten mit fünf Fingern und ebensovielen Krallen. Die Pfotenabdrücke sind wenig größer als eine Menschenhand und befinden sich maximal 1,20 Meter über dem Boden, stammen daher mit Sicherheit von einem oder mehreren Braunbären. Der Winter ist uns dicht auf den Fersen. Für morgen sind im Yellowstone-Gebiet ein Temperatursturz und starke Schneefälle vorhergesagt. Wer weiß, welche Pässe dann noch passierbar wären. Den ganzen Tag geht es heute ostwärts. Ab Cody, der Heimatstadt von Buffalo Bill, gibt es starken Föhn, der Wind erschwert das Fahren, wenn er von der Seite kommt. Dafür haben wir am Nachmittag 26 Grad und die kurze Hose wird ausgegraben. Dann und wann überqueren wir eine Kette der Rockies, dazwischen liegen Prärien. Die scheinen zwar beinahe unendlich weit, werden aber als Viehweiden genutzt und sind eingezäunt. Einfach ein paar Kilometer im rechten Winkel von der Straße weggefahren und Nachtlager aufgeschlagen, das ging in Afrika, hier leider nicht. Wir übernachten daher auf einem Campingplatz im Keyhole State Park bei Moorcroft. Km 560/14.713/127.318.

 

Freitag, 18. Oktober 19, Tag 47/573, Devil's Tower

In meiner Kindheit bekam ich dann und wann ein Micky-Maus-Heft. Damals waren in der Mitte immer ein paar Seiten mit interessanten Artikeln aus aller Welt drin. An einen kann ich mich gut erinnern, denn das dazugehörige Bild hat mich sehr beeindruckt: Auf einem großen, turmähnlichen Felsen standen Indianer, die von einem Grizzlybären bedroht wurden, der fast so groß wie der Felsen war und dessen Krallen Rillen in den Berg zogen. Als ich später Fotos vom Ayers Rock gesehen habe, dachte ich, es wäre dieser Felsen, doch als ich neulich in Australien war, musste ich feststellen, dass es da gar keine Grizzlys gibt ;-) Und heute steht plötzlich genau dieser Felsen aus meiner Kindheit vor uns: Der Devil's Tower. Grizzly ist keiner da und auch Indianer stehen nicht oben, aber man sieht noch die Kratzspuren des Bären als vertikale Rillen im Fels und das Beste: Im Souvenirshop verkaufen sie allerlei Zeugs mit genau dem Bild drauf! Der Felsen erhebt sich 265 Meter aus der Landschaft, an seinem Fuß haben religiöse Indianer farbige Stoffstreifen an die Bäume gebunden. Die ersten Besteigungen erfolgten über eine Holzleiter, die man jetzt, 125 Jahre später, noch mit einem Fernglas erkennen kann! Und noch eine Story erfährt man auf dem Rundgang um den Felsen: In den 40er-Jahren ist ein Fallschirmspringer auf dem Devil's Tower gelandet, hat aber sein Seil verloren, mit dem er sich abseilen wollte, und musste sechs Tage auf seine Rettung warten. Dumm gelaufen!

South Dakota   MESZ -8 Stunden

Wieder auf der Interstate 90 geht es nach South Dakota, wo wir bei Spearfish eine Runde durch die Black Hills fahren. Leider ohne Turbo, denn der hat sich wieder verabschiedet. In Rapid City gibt es eine große Werkstatt, doch die Mechaniker sind schon im Wochenende. Aber immerhin kriegen wir endlich Bremsbeläge. Sicher finden wir morgen eine Werkstatt, die sie einbauen kann. Km 297/15.010/127.615.

Samstag, 19. Oktober 19, Tag 48/574, Mount Rushmore

Im Zentrum von Rapid City stehen an den Straßenkreuzungen lebensgroße Bronze-Statuen aller 44 Ex-US-Präsidenten. Sehr nett! Heute steht eine Rundfahrt durch die östlichen Black Hills auf dem Programm. Absolutes Highlight ist der Mount Rushmore mit den weithin sichtbaren, riesigen Präsidentenbüsten. In einem Gebäude in der Nähe ist das 1:12-Modell ausgestellt, nach dem das Denkmal errichtet wurde, das übrigens unvollendet geblieben ist, wie der Vergleich zeigt. Noch viel größer als alle vier Präsidentenstatuen zusammen ist das bei uns weitgehend unbekannte und ebenfalls in den Black Hills gelegene Crazy Horse Memorial. Es soll nach seiner Fertigstellung den Sioux-Häuptling auf einem Pferd sitzend zeigen und das größte Denkmal der Welt werden. 1998 wurde nach 50-jähriger (!) Bauzeit aber erst das Gesicht vollendet. Nun ist auch schon der horizontal ausgestreckte Arm zu erkennen. Am Abend sind wir wieder zurück in Rapid City, denn wir haben einen Termin in einer Werkstatt. Die haben Montag bis Sonntag von sechs bis 23 Uhr geöffnet! Endlich kriegen wir die Bremsbeläge gewechselt, unangenehmerweise verschwindet aber die Bremskontrollleuchte nicht. Und auch einen Reset des Motorsteuergerätes können sie nicht durchführen. Km 219/15.228/127.834.

1 Mir ist schon der Unterschied zwischen Rauch, Dampf und Dunst bekannt, aber Anschaulichkeit geht vor sprachlicher Korrektheit.
2 Dieses Wort scheint nicht Bestandteil des Vokabulars mancher Leser zu sein. Damit ist gemeint, dass es irgendwo ein wenig herausdampft, wie zum Beispiel aus einer abgestellten Lokomotive.

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