Türkische Schwarzmeerküste
Auf türkischer Seite müssen wir zu vier Schaltern: Pass- und Visumkontrolle (das Visum haben wir schon zu Hause via Internet erhalten), Kontrolle von Kfz-Versicherung und Eintragung des Fahrzeuges in den Pass, Zollkontrolle mit zwei Blicken ins Fahrzeug, Endkontrolle. Alles zusammen einschließlich Geldwechsel eine Sache von 15 Minuten. Auf türkischer Seite ist die Straße zweispurig 1a ausgebaut. Nach nur wenigen Kilometern enden die Laubwälder und schlagartig befinden wir uns in vertrauter mediterraner Landschaft. An der Auffahrt zur Autobahn Edirne-Istanbul haben wir Glück: Zwei Polizisten kontrollieren auf der Gegenseite Fahrzeuge. Ich frage, wo man denn die Mautvignette kaufen kann, denn wir haben die Auskunft erhalten, das sei direkt an den Auffahrten möglich, doch hier sind nur Durchfahrten ohne Personal. Die Polizisten zeigen mir ein kleines Gebäude an der Abfahrt, das ich erreiche, indem ich den Zerberus auf der Auffahrt (!) parke, über die Leitschienen klettere und die Abfahrt quere. Hier kaufe ich eine Vignette, die mit einem Guthaben ausgestattet ist, von dem bei jeder Autobahnfahrt abgebucht wird. Wir kleben das Pickerl an vorgeschriebener Stelle auf die Windschutzscheibe und es funktioniert: Bei der Einfahrt zeigt eine Ampel grün. Später, bei der Abfahrt, wird der abgebuchte Betrag und "Güle, güle" angezeigt: Auf Wiedersehen, alles Gute. Wir sind gespannt, was wohl passiert, wenn mal das Guthaben aufgebraucht ist. Steht man dann in der Durchfahrt, muss irgendwohin gehen um die Vignette aufzuladen und eine Schlange von Autos hupt? Die Autobahn ist dreispurig, hat kaum Verkehr und verleitet daher zum Rasen. Zum Mittagessen halten wir an einer Raststätte. Das gesamte Personal erwartet uns, wir sind momentan die einzigen Gäste. Während wir auf der Terrasse einen Grillteller verspeisen, wird unser Auto gewaschen. Zirka 20 Kilometer vor Istanbul wird der Verkehr zunehmend dichter, bald zäh fließend. Istanbul ist riesig. Aber auch wenn die Durchfahrt fast zwei volle Stunden in Anspruch nimmt, kann keine Rede davon sein, dass der Verkehr das reinste Chaos sei, vor wir mehrmals gewarnt wurden. Eindrucksvoll ist natürlich die Überquerung des Bosporus. Ein unauffälliges Schild begrüßt uns mit "Welcome in Asia". In ganz Istanbul haben wir übrigens keine einzige Lärmschutzwand gesehen. Hier hat die Autobahn noch Aussicht! Wir erkennen, dass die Raststätte, die wir zu Mittag kennen gelernt haben, ein Einzelfall ist. Die meisten Raststätten sind riesig, haben oft einen größeren Supermarkt oder gar eine Shopping-Mall dabei, natürlich eine Moschee, einen Barbier und eine hatte sogar einen Vergnügungspark. Wir übernachten in der Nähe von Bolu. Km 606/3.317.
Donnerstag, 19. September 13, Tag 10: Safranbolu, Amasra
Wir lüften das Geheimnis, was geschieht, wenn die Autobahnvignette kein Guthaben mehr aufweist: Schon bei der Auffahrt auf die Autobahn ertönt eine Hupe, statt Grün leuchtet Gelb und man muss bis zur Abfahrt irgendwo Guthaben kaufen, etwa auf einer Raststätte oder einem Verkaufsbüro an einer Auf- oder Abfahrt (wo es nicht immer einen Parkplatz gibt!). Wir fahren nun nach Norden und sehen uns die Stadt Safranbolu mit ihrem historischen Stadtkern mit alten und teils renovierten Fachwerkhäusern an. Den Nachmittag verbringen wir in Amasra, einer idyllischen Kleinstadt am Meer. Km 287/3.604.
Freitag, 20. September 13, Tag 11: Sinop
Heute regnet es fast den ganzen Tag, weshalb auf der Fahrt die eintönige, schmale und kurvige Küstenstraße entlang kein rechter Genuss aufkommen will. In einer kleinen Stadt essen wir zu Mittag Fisch. Die Kommunikation mit den Wirtsleuten gestaltet sich - wie bisher überall in der Türkei - schwierig. Kaum jemand spricht ein Wort Deutsch oder Englisch. Und uns wollen - obwohl wir uns mit dem Sprachführer schon ein wenig abgemüht haben - die einfachsten türkischen Worte nicht im Gedächtnis bleiben. Am Nachmittag hört es rechtzeitig zu regnen auf bevor wir Sinop erreichen, eine alte Stadt an der Taille einer Halbinsel mit Festung und großem Hafen. Wir machen einen Spaziergang, doch auf Grund der niedrigen Regenwolken wird es rasch dunkel. Wir übernachten am leider stark vermüllten Strand. Generell scheint kein rechtes Umweltbewusstsein im Land vorhanden zu sein: Neben den Straßen liegt überall reichlich Müll, in kleinen Dörfern wird alles in den Bach gekippt. Km 298/3.902.
Samstag, 21. September 13, Tag 12: Gerze, Samsun
Es regnet ohne Pause weiter. Ganzen Tag. Erfreulicherweise ist ab Sinop die Küstenstraße gut ausgebaut und die lange Kurverei hat ein Ende. Gut ausgebaut ist eigentlich untertrieben, denn es handelt sich um eine vierspurige Autostraße mit Pannenstreifen, die für das zumindest außerhalb von Städten recht niedrige Verkehrsaufkommen bei weitem überdimensioniert scheint. Überhaupt haben wir den Eindruck, dass überall dort, wo eine Straße gebaut wird, gleich vierspurig, unter großzügiger Verwendung von Brücken und Tunnels und nicht immer recht Landschaft schonend gebaut wird. Es scheinen Unsummen für Straßenbau zur Verfügung zu stehen. Zum Mittagessen landen wir zufällig in einem einer Kantine ähnlichem Lokal und speisen Suppe, Köfte bzw. Leber mit Reis und Gurkenyoghurt (2 Menüs mit 2 Ayran 5,60 Euro!). Am Abend erreichen wir Trabzon. Gleich bei der Einfahrt ist ersichtlich, dass hier mit riesigem Aufwand große Flächen flachen Meeresbodens zu Land und später zu Stadt gemacht werden. Wir bedanken uns bei Sabine für ihre ausführlichen Informationen zur aktuellen Sicherheitslage im syrisch-türkischen Grenzgebiet. Km 499/4.401.
Sonntag, 22. September 13, Tag 13: Trabzon, Sumela-Kloster
Nichts neues, was das Wetter betrifft: Noch immer Dauerregen. Trotzdem besichtigen wir die Aya Sofya (Hagia Sophia) in Trabzon, die übrigens mit ihrer Namenskollegin in Istanbul absolut nichts gemeinsam hat. Einst eine byzantinische Kirche, später eine Moschee, ist sie heute ohne Funktion. Ein freundlicher Herr sperrt sie extra für uns auf und ist fast beleidigt, als ich Eintrittsgeld bezahlen will. Leider ist die Kuppel innen verhangen, doch an mehreren Stellen sind noch recht farbenprächtige Fresken erhalten. Nach einer Stadtrundfahrt (in Trabzon gibt es übrigens erstmals Palmen, die wir in den bisher besuchten südlich anmutenden Küstenstädten vermisst haben) fahren wir nach Süden in die Berge um das Sumela-Kloster zu besichtigen. Leider hängen die Wolken so tief, dass das in die vertikale Felswand "gepickte" Kloster vom tiefer liegenden Aussichtspunkt nicht zu sehen ist. Erfreulicher Weise kann man bis auf Höhe des Klosters hinauffahren, denn die im Reiseführer beschriebene dreiviertelstündige Wanderung einen steilen Weg hinauf hätte bei dem Wetter wohl wenig Spaß gemacht. Schon der etwa 300 Meter lange Fußweg durch einen Wald, aber erst recht das Kloster selbst verbreiten eine mystische Stimmung, weil alles in Wolken getaucht ist. Die Felsenkirche des Klosters besticht durch ihre herrlichen Fresken mit kräftigen Farben.