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Donnerstag, 26. September 13, Tag 17: Hasankeyf, Mor Gabriel

In der Früh hat es 1 Grad. Plus immerhin. Ich darf erinnern: Wir befinden uns auf knapp 3.000 Metern Seehöhe. Nach dem Frühstück steige ich noch einmal hinauf auf den Gipfel und lasse den Nemrut-Krater in der Morgensonne nochmals auf mich einwirken. In Tatvan füllen wir Diesel- und Wassertanks randvoll. Diesel kostet in der Türkei übrigens ca. 1,75 EUR (dafür sind Essen, Getränke und Eintrittsgelder sehr günstig). An den Tankstellen wird man als Gast im Land häufig auf einen Tee eingeladen. Wasser gibt es praktisch überall gratis. Über Bitlis verlassen wir das Hochland Kurdistans und gelangen vor Batman (die Stadt heißt wirklich so!) auf eine Art Zwischeneben (ca. 600-700 Meter), die dann weiter im Süden in die mesopotamische Tiefebene abfällt. Wir fahren am linken Tigrisufer entlang und kommen in die kleine Stadt Hasankeyf, der unser Reiseführer lediglich ein paar Zeilen widmet. Die Stadt ist aber derart spektakulär schön, dass wir uns ungeplant etwa zwei Stunden aufhalten. Zunächst sehen wir uns das mit einer persischen Kuppel ausgestattete riesige Mausoleum am Stadtrand an. Schon von hier erkennt man die Altstadt auf der anderen Tigrisseite, wobei zwei auffallende Minarette imponieren. Das rechte Tigrisufer fällt hier steil zum Fluss ab und in dieser Wand sind Treppen und Eingänge zu Höhlenwohnungen erkennbar. Neben der Brücke über den Tigris befinden sich noch eindrucksvolle Reste einer alten Steinbrücke. Wir lassen uns von einem Burschen durch die Stadt führen, es wird ein toller Spaziergang, der uns ein wenig wehmütig werden lässt, als wir hören, dass wegen eines Staudammprojekts der Tigris gestaut wird und der ganze Ort im Lauf von etwa zwei Jahren geflutet wird. Eine neue Stadt ist schon am Entstehen. Nur das Mausoleum soll transferiert werden. Weiter geht es via Midyat, das wir uns morgen ansehen wollen, zum gut 20 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt gelegenen Kloster Mor Gabriel. Hier erhalten wir eine Turboführung; in einer Viertelstunde sind wir wieder draußen. Der Grund für die Eile wird rasch klar: Zwei Reisebusse voller Touristen sind eingetroffen. Das Kloster, in dem noch drei Mönche Dienst tun, ist wunderschön, allerdings ist das Meiste so neu renoviert, dass es eben wie ein Neubau aussieht und nicht wie 1.500 Jahre alt. An der Ausfahrt aus dem Hof sitzt ein Mann Gottes lässig bei einem Tee, vermutlich einer der drei Mönche. Den möchte ich natürlich fotografieren und trete dabei mächtig ins Fettnäpfchen. Ich frage ihn, ob er Englisch spricht und dann, ob er einer der drei Mönche ist, worauf er antwortet: Nein, der Erzbischof. Wir fahren ein Stück zurück Richtung Mydiat und finden, einen Raketenwurf von der syrischen Grenze entfernt, wie Susi sagt (kaum jemand kennt ihren schwarzen Humor), einen prächtigen Nachtplatz. Hier gibt es seit längerem die erste Dusche (es hat 29 Grad und wir haben richtig heißes Wasser!). Km 287/5.843.

Freitag, 27. September 13, Tag 18: Mydiat, Mardin

Bei Sonnenaufgang um 6 Uhr hat es nur 8 Grad, aber drei Stunden später schon 25 und am Nachmittag 30. Am Vormittag sehen wir uns Mydiat an. Im östlichen, dem christlichen Teil der Stadt sind noch einige, erstaunlicher Weise neu renovierte Kirchen zu sehen. In einem Palast wird anscheinend ein Film gedreht; es wird eine Menge Technik aufgebaut. Wir nützen das Tohuwabohu zu einer Palastbesichtigung. Das wenige Kilometer östlich von Mardin gelegene große Kloster Deyrulzafaran enttäuscht ein wenig, weil man nur wenige Räumlichkeiten besichtigen kann. Dafür sind wir von der Stadt Mardin vollauf begeistert. Von der auf einem Bergrücken terrassenförmig angelegten Stadt mit reichlich verzierten Steinhäusern aus hellem Kalkstein hat man einen unbeschreiblichen Blick auf die syrische Tiefebene, den nordwestlichen Teil Mesopotamiens. Auf der Weiterfahrt nach Diyabakir beschäftigt uns längere Zeit ein übles Geräusch am Zerberus, das sich nach mehrmaligem Unters-Auto-Legen als abgerissene Entlüftung eines Dieseltanks entpuppt. Jetzt ist auch klar, warum wir Diesel verlieren, wenn wir bergauf stehen. Wir übernachten kurz vor Diyabakir in einer Au. Km 189/6.032.

Samstag, 28. September 13, Tag 19: Diyarbakir, Nemrut

Den Vormittag verbringen wir in Diyarbakir. Wir sehen uns die Große Moschee an, an der deutlich zu sehen ist, dass das Gebäude früher eine Kirche war. Anschließend genießen wir einen Kaffee in der Hasan-Paşa-Karawanserei. Beinahe verlaufen wir uns auf dem Weg zur Behram-Paşa-Moschee, weil wir durch die engen und meist überdachten Gassen des Bazars gehen. Der Souk ist recht authentisch und nicht mit einem Bazar in Hammamet vergleichbar, der nur für Touristen gemacht ist. Hier gibt es alles was das kurdische Herz begehrt: Obst, Gemüse, Gewürze, Unterwäsche, Pyjamas, Spielzeug, Gewehre, frische Schafköpfe und, und, und ... Die weitere Fahrt führt uns zum nach Atatürk benannten Euphrat-Stausee, den wir mit einer Autofähre queren. Eine vierspurige Brücke ist bereits in Bau. Nun geht es auf gepflasterter Straße Kurve um Kurve hinauf auf den Nemrut. Richtig gelesen: Dieser 2.150 Meter hohe Berg trägt den gleichen Namen wie der Vulkan am Van-See. Auf zwei Terrassen auf dem Berg gibt es übermannsgroße Steinfiguren aus dem ersten Jahrhundert vor Christus zu sehen, von denen meist nur mehr die Köpfe vorhanden sind. Manche von ihnen erinnern an Pharaonen, andere  sehen lustig aus, weil sie Zipfelmützen tragen. Wir übernachten direkt unter dem Gipfel des Nemrut. Km 205/6.237.

Sonntag, 29. September 13, Tag 20: Göbekli Tepe, Sanliurfa

Gleich in aller Früh steige ich nochmals auf den Nemrut, um auch die Figuren auf der Ostseite im Sonnenlicht zu sehen. Ein ziemlich kühles Winderl weht mir dabei um die Ohren. Am Euphrat-Staudamm (N37 28.165 E38 18.749) trinken wir einen Kaffee.  Kurz vor Sanliurfa besichtigen wir die prähistorische Ausgrabungsstätte Göbekli Tepe, wo teilweise mit Reliefs verziert etwa T-förmige Steinplatten, offensichtlich Menschen symbolisierend, im Kreis stehen. Die Ausgrabung ist noch im Gange, vermutlich ist nur ein Bruchteil der Stätte entdeckt. In Sanliurfa essen wir in einem vornehmen Restaurant zu Mittag, wobei wir langsam so grundlegende Dinge wie Kartoffeln oder Reis zu vermissen beginnen. Dann dauert es eine ordentliche Weile, bis wir die Hali Rahman Camii finden. Ein Parkplatz in der Nähe, noch dazu für unseren Riesen, ist sowieso ausgeschlossen. Aber es kommt uns die rettende Idee: Wir fahren auf die Festung, dort gibt es keinerlei Parkplatznot, außerdem haben wir den obersupertollen Blick auf die Stadt und zur Draufgabe gibt es einen Spazierweg hinunter zur Moschee. Neben dieser befindet sich die Grotte, in der angeblich Abraham geboren wurde. Die Abrahamsgrotte zieht tausende von Pilgern an, die sich im Hof davor und im riesigen Park vor der Moschee mit dutzenden Cafes tummeln und die Fische in Abrahams Teich füttern. Mit dem Taxi geht es zurück auf die Festung. Km 300/6.537.

Montag, 30. September 13, Tag 21: Harran, Yumurtalik

Noch vor Sonnenaufgang hat es 24 Grad. Herrlich: Frühstück im Freien. Am Vormittag machen wir einen Abstecher nach Harran, einem Dorf nahe an der syrischen Grenze, schon in der fruchtbaren mesopotamischen Tiefebene. Wo Milch und Honig fließen. Auf vielen Feldern wird gerade Baumwolle geerntet. In Harran gibt es neben den Ruinen einer antiken Stadt, an der noch immer Grabungsarbeiten im Gange sind, noch Trullihäuser zu sehen, von denen viele heute noch bewohnt sind. Dabei handelt es sich um Lehmhäuser, die an die Form von Bienenstöcken erinnern. Auf der Autobahn geht es von Sanliurfa über Gaziantep bis kurz vor Adana. Am Euphrat passieren wir zwei Flüchtlingslager direkt links und rechts der Autobahn und direkt am Fluss. Wir biegen nach Yumurtalik ab und machen an der nordöstlichen Ecke des Mittelmeeres Rast. Wir übernachten direkt am Meer, das übrigens so warm ist, dass es kaum eine Abkühlung bietet. Km 465/7.002.

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