Übersicht 10. Etappe

Weiter zu Von Broome nach Perth

   Australien   1 EUR = 1,40 Australien-Dollar      3 Einwohner/km2      Linksverkehr      Diesel 0,95 EUR

Von Darwin nach Broome

Sonntag, 5. November 17, Tag 1/378 London

Eva, Wolfgang und Tobias bringen uns zum Zug. Vielen Dank! Bis zum Flughafen München müssen wir drei Mal umsteigen. Das Abenteuer Reise beginnt gleich beim ersten Mal: In Linz fahren heute alle Züge der Westbahn 15 Minuten später, was bedeutet, dass wir unseren Anschlusszug in Salzburg nicht mehr erreichen werden. Kurz entschlossen springen wir in einen ÖBB-Zug, was sich nur ausgeht, weil dieser zwei Minuten Verspätung hat. Ich schaffe es gerade noch, mit dem Handy zwei Tickets zu kaufen, bevor der Schaffner kommt. Von München geht es zunächst nach London, wo wir im Landeanflug auf Heathrow unzählige kleine Feuerwerke sehen, mit denen die Briten am Gunpowder-Day das Missglücken des Attentats auf König Jakob I. und das Parlament 1605 feiern.

Montag, 6. November 17, Tag 2/379 Manila

Via Manila fliegen wir nach ...

Northern Territory      MEZ + 8½ Stunden      0,18 Einwohner/km2

Dienstag, 7. November 17, Tag 3/380 Darwin, Tag 22

... Darwin. Die Unmengen mitgebrachter Ersatzteile für den Zerberus, die eine durchschnittliche Autowerkstatt neidisch machen würden, verursachen erfreulicher Weise keine Probleme am Zoll. Wir frühstücken am Flughafen, wobei wir mächtig trödeln, da noch reichlich Zeit ist, bis um sechs der Storage öffnet, wo wir unser Wohnmobil abgestellt haben. Leider springt der Zerberus nicht an, die Batterie ist leer. Nach viereinhalb Monaten Stehzeit nicht unbedingt verwunderlich. Sie haben hier aber ein selbst gebasteltes, monströses Startgerät, mit dessen Hilfe der Motor anspringt. Doch schon im nächsten Moment steigt Rauch auf und es stinkt bestialisch nach verbranntem Gummi. Der Flachriemen ist gerissen, seine Teile haben sich dort und da verzwickt und an drehenden Scheiben erhitzt. Ich bin jetzt echt nicht sicher, ob wir einen Ersatzriemen mithaben. Wenn nicht, bedeutet das einen mehrtägigen Aufenthalt in Darwin. Wir haben Glück, es ist ein Riemen in der Ersatzteilkiste. Ich entferne die Reste des abgerissenen Riemens und dann fahren wir Richtung Mercedes-Werkstätte, wo wir ohnehin einen Termin für diverse Arbeiten haben. Die Fahrt dorthin ist aufregend, denn ohne Riemen keine Motorkühlung, keine Servolenkung, keine Lichtmaschine und bei leerer Batterie kein Strom, kein Fensterheber, kein Blinker. Gottseidank ist es nicht weit zur Werkstätte und wir erreichen sie, ohne dass der Moter überhitzt. Wir hängen ganzen Tag im zum Erfrieren runtergekühlten Kundenwartebereich herum. Der Tausch von Flachriemen, dessen Spannvorrichtung, Hydraulikpumpe und -leitungen der Servolenkung sollte am späten Nachmittag abgeschlossen sein. Zwischendurch gehe ich zu Fuß zur Kfz-Zulassungsstelle und lasse unsere abgelaufene temporäre Fahreugregistrierung erneuern. Außerdem gelingt es diesmal, online eine Kfz-Haftpflichtversicherung abzuschließen. Ob man die nach zwei Monaten auch wieder kündigen kann, wird man sehen ...1 Leider kommen die Mechaniker bei der Montage des neuen Flachriemens drauf, dass die Lichtmaschine kaputt ist. Das ist erstens unglaublich, weil wir die erst vor einem Jahr gekauft haben, zweitens unangenehm, weil dadurch die Reparaturkosten explodieren, und drittens nochmals unangenehm, da Ersatz erst am Freitag kommt. Wir sitzen also drei Tage in Darwin fest; noch dazu haben wir keinen Strom im Auto und müssen daher ins Hotel. Km 11/11/75.747

 

Freitag, 10. November 17, Tag 6/383 Darwin, Tag 25

Wir haben zwei faule Tage im Hotel verbracht mit drei Highlights täglich: Das karge Frühstücksbuffet am Vormittag, nachmittags ein Spaziergang in die City zum Mittagessen und ein Sprung in den Pool am Abend. Da wir heute um zehn das Hotelzimmer verlassen müssen, fahren wir in die Mercedes-Werkstätte, natürlich in der Meinung, dass die schon voll am Schrauben sind. Doch die Lichtmaschine trifft erst zu Mittag ein. Um vier werde ich zu einem ernsten Gespräch gebeten: Die Lichtmaschine ist eingebaut und arbeitet  einwandfrei, doch die Servolenkung funktioniert nicht mit Standgas. Der Meister meint, man sollte noch das Steering Bar tauschen, kostet knapp 2.000 AD (1.400 Euro) und wäre am Dienstag, spätestens Mittwoch da. Das geht natürlich nicht, denn auf die Tour verbraten wir unser ganzes Urlaubsbudget in Darwin und kommen dabei nicht vom Fleck. Außerdem kenne ich dieses leichte Fehlverhalten der Lenkung seit zumindest China, das werden wir auch noch die 15- oder 20.000 Kilometer bis Sydney aushalten. Um fünf verlassen wir voller Euphorie die Werkstatt und starten Richtung Süden. In Palmerston machen wir einen Großeinkauf an Lebensmitteln und Getränken und als wir aus dem Supermarkt kommen, ist es beinahe dunkel. Wir fahren noch die 30 Kilometer bis zu einem uns bekannten Nachtplatz, wo wir bei schwülen 31 Grad und umringt von lästigen (aber nicht stechenden) Insekten im Freien zu Abend essen. Endlich Urlaub! Km 66/77/75.824.

Samstag, 11. November 17, Tag 7/384 Katherine

Hab' ich schon erwähnt, dass Regenzeit ist? In der Nacht bei 33 Grad im Auto wegen Regen alle Luken schließen zu müssen, ist natürlich extra Schweiß treibend. Da der Motor trotz gestern voll geladener Batterie nur mit allergrößter Mühe startet und wir auf den 1.800 Kilometern bis Broome nicht liegen bleiben möchten, kaufen wir in Katherine eine neue Batterie. Kurz vor Katherine ändert sich die Vegetation. War der Busch bis dahin saftig grün und standen reichlich Pfützen, so stehen nun Bäume und Büsche inmitten von trockenem gelben Buschgras. Wir haben das tropische Australien verlassen und befinden uns nun in der semiariden Zone. Persönlich merken wir nichts davon, denn es ist weiterhin kolossal schwül und am Nachmittag zeigt das Thermometer konstant 39,5 Grad. Ab Katherine fahren wir den Victoria Highway westwärts. Wir überqueren den Victoria River mit seinen Ufern aus roten Felsen. Ab hier gibt es reichlich Affenbrotbäume, die, anders als ihre afrikanischen Kollegen, wie als Blumenvasen verwendete Flaschen aussehen und daher "Bottle Trees" genannt werden. In einen dieser Baobabs am Flußufer in der Nähe von Timber Creek hat vor mehr als 160 Jahren August Gregory bei seiner Australien-Expedition sein Ankunftsdatum eingemeißelt. Es ist auch heute noch gut leserlich. Wir übernachten auf einem Parkplatz ganz in der Nähe. Km 577/654/76.381.

Western Australia      MEZ + 7 Stunden      1 Einwohner/km2

Sonntag, 12. November 17, Tag 8/385 Kununurra

Nach wenigen Kilometern Fahrt erreichen wir die Grenze zu Western Australia. Um nicht irgendwelche Pflanzenkrankheiten oder Schädlinge in den Bundesstaat einzuschleppen, gibt es eine Quarantäne-Kontrolle, bei der das Auto ziemlich genau nach Obst, Gemüse, Nüssen und Honig durchsucht wird. Was gefunden wird, darf man auf die Schnelle noch verdrücken, ansonsten wird es konfisziert. Wir übergeben ein paar Tomaten und den Rest eines Kopfsalates. Mein Scherz, dass sie sich wohl recht gesund ernähren hier, wenn sie ganzen Tag Obst und Gemüse mampfen, kommt nicht so gut an. Außerdem müssen wir hier unsere Uhren um eineinhalb Stunden zurück stellen. Ging gestern die Sonne um kurz nach sechs auf und um kurz vor sieben unter, so ist plötzlich um halb fünf Sonnenauf- und um halb sechs Sonnenuntergang. Der Wecker steht für morgen auf vier, wie unpraktisch! In Kununurra, der mit 6.000 Einwohnern größten Stadt zwischen Darwin und Broome, machen wir im Park unter dem dichten Schatten eines großen Baumes Mittagsrast. Es ist wieder wahnsinnig heiß, heute werden sogar die 40 Grad überschritten. Zur Abkühlung machen wir einen Abstecher zum Molly Pool, einem zwischen Palmen gelegenen kleinen natürlichen Wasserbecken, das von einem Mini-Wasserfall gespeist wird. Herrlich! Am Nachmittag durchfahren wir ein Gewitter, in dem es so heftig stürmt und regnet, dass wir eine Weile anhalten müssen, weil die Straße nicht mehr zu sehen ist. Wir übernachten sehr idyllisch ein paar Kilometer östlich von Halls Creek am Caroline Pool, das aber zur Zeit mangels Wasserzuflusses ein trüber Tümpel und zum Baden nicht geeignet ist. Es ist nicht mehr ganz so heiß wie die letzten Abende und es gibt keine Mücken! Km 602/1.256/76.983.

Montag, 13. November 17, Tag 9/386 Derby

Nur weil sie unweit von unserem Nachtplatz gelegen ist, sehen wir uns die Geisterstadt Old Halls Creek an, doch außer armseligen Mauerresten des Postamtes, einer Lodge, die als Stützpunkt für Straßenbauarbeiter dient und einem verwahrlosten Friedhof gibt es nichts, was noch an die Goldgräberzeit erinnert. Nahe dem jetzigen Halls Creek gibt es eine interessante natürliche Gesteinsformation zu sehen, die an die Chinesische Mauer denken lässt. Die Fahrt über den Great Northern Highway führt durch endlosen niedrigen Busch. Die Termiten bilden hier nicht nur die bekannten Türme, sondern häufig auch mannshohe Klumpen, die aussehen, wie man sich Dinosaurier-Kacke vorstellt. Auf einem Rastplatz sehen wir einen Affenbrotbaum mit einem Durchmesser von zumindest fünf Metern. In Derby erreichen wir den Indischen Ozean, eher kein so schöner Anblick, da es keinen Strand gibt und das Meer Erde aufwühlt und total braun gefärbt ist. Weil der Wasserstand bei Flut über elf Meter höher ist als bei Ebbe, hat man hier einen kreisrunden Anlegesteg auf Stelzen ins Meer hinaus gebaut. Warum das "Yachthafen" heißt, erschließt sich uns nicht. Die beiden Hauptstraßen der Stadt sind von Baobabs gesäumt, von denen manche gerade erst Blätter bekommen haben, andere schon blühen. Wir übernachten beim Prison-Baobab, einem markanten Baum außerhalb von Derby, bei dem früher Gefangenentransporte Station gemacht haben. Der Baum ist innen hohl und, will man der Informationstafel glauben, leben Schlangen darin. Km 596/1.852/77.579.

Dienstag, 14. November 17, Tag 10/387 Broome

Broome, die größte Stadt im Umkreis von über 1.000 Kilometern, macht nicht den Eindruck einer Provinzhauptstadt, sondern einer verschlafenen Kleinstadt: Die Häuser sind maximal zweistöckig, es gibt wenig Verkehr, ausreichend Parkplätze und es sind nur wenige Menschen unterwegs. Der nett zwischen Mangroven gelegene Town Beach gehört uns fast ganz alleine. An den Zugängen zum Strand sind Tafeln angebracht, die vor Würfelquallen warnen, und in kleinen Blechkästen findet man Essigflaschen zur Ersten Hilfe. Das Meer ist türkis, bacherlwarm, einfach herrlich! Hier an der Küste hat es nur 32 Grad, aber die Sonne ist echt agressiv, brennt durch's T-Shirt und durch den Strohhut. Anscheinend befinden wir uns genau unter dem Ozonloch. Darum gehen wir zur Mittagszeit einkaufen und besuchen das Perlenfischer-Museum. Vom Hochseehafen fahren wir zum Gantheaume-Leuchtturm, von wo man einen schönen Blick auf den langen und weißen Cable Beach hat, der als Broomes Wahrzeichen gilt. Sein Name kommt von dem Telegrafenkabel, das Ende des 19. Jahrhunderts von hier nach Java (!) verlegt wurde, und er ist fantastisch: Kaum Menschen, feinster weißer Sand, wunderbar sauber und eine tolle Brandung. Wir übernachten am Ende einer Sackgasse in einer Wohngegend und bekommen Mangos frisch vom Baum geschenkt. Sehr lecker! Km 258/2.110/77.837.

 

1 Anmerkung vom 20.1.18: Ja, kann man ganz unkompliziert per Mail, weshalb wir hier auch eine Empfehlung aussprechen: www.apia.com.au  

 

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