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Übersicht 10. Etappe

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Von Broome nach Perth

Mittwoch, 15. November 17, Tag 11/388, 80 Miles Beach

Nach einem neuerlichen Bad verlassen wir Broome südwärts. Es geht durch The Big Nothing, wie man die gut 600 Kilometer von Broome nach Port Hedland nennt. Treffender könnte man die Gegend auch nicht beschreiben. Leider macht uns heute die Klimaanlage ein wenig Sorgen, sie kühlt bei weitem nicht so, wie wir es gewohnt sind. Ich tippe auf einen defekten Thermostaten. Außerdem haben wir neuerlich einen Mantelbruch, an einem in Indien gekauften Reifen. Etwa in der Mitte des Big Nothing gibt es eine etwa zehn Kilometer lange Stichstraße zum Eighty Miles Beach, einem zirka 140 Kilometer langen unberührten weißen Sandstrand mit türkisem Meer. Einziger Haken an der Sache: Wenn man Schatten will, und das will man!, muss man auf dem Caravan Park campieren, was blöd ist, wenn man keine Campingplätze mag. Bei einem Strandspaziergang fallen uns eigenartige Spuren im Sand auf. Schildkröten? Dafür scheinen sie zu groß. Das Rätsel löst sich kurz nach Sonnenuntergang, als wirklich mehrere riesige Schildkröten aus dem Meer kriechen. Die Tiere sind bis zu gut einen Meter (!) lang und graben dort, wo das Wasser nicht mehr hin kommt, trichterförmige Löcher, in denen sie ihre Eier ablegen. Was für ein Erlebnis! Km 381/2.491/78.218.

Donnerstag, 16. November 17, Tag 12/389, Port Hedland

Der halbe Vormittag vergeht mit Baden und einem Strandspaziergang, bei dem ich staune, wie viel Schilkröten in der Nacht an Land waren. Hunderte! Außerdem finde ich riesige Muscheln und Schneckenhäuser, die die Flut hinterlassen hat. Dann wird es ohnehin zu heiß für Strandaktivitäten. Nun möchte ich noch das Rad mit dem Mantelbruch wechseln, doch daraus wird nichts, da ich das Reserverad nicht runterkriege. Es ist mit einem Fahrradschloss gesichert und da geht der Schlüssel nicht rein. Ausklopfen, rein blasen, schmieren, hilft alles nichts. Da ich mir nicht vorstellen kann, dass sich das kleinfingerdicke Stahlseil mit dem Saitenschneider abzwicken lässt, und mir das Abschneiden mit der Eisensäge zu langwierig erscheint, fahren wir mit gemütlichen 70 (weil ab da rumpelt es ziemlich heftig) bis zum nächsten Roadhouse, etwa 120 Kilometer. Dort haben sie sicher einen Bolzenschneider. Haben sie nicht, aber einer der beiden jungen Männer, die im Dienst sind, bringt mir einen Winkelschleifer. Als ich an einer Stelle die Plastikumhüllung des Stahlseiles entferne, sehen wir, dass die Ummantelung sehr dick und das Seil total dünn ist und sich mit dem Saitenschneider mühelos durchtrennen lässt. Wie peinlich! Nun kann ich problemlos das Rad wechseln und es geht wieder wie auf Schienen dahin. In Port Hedland kriegen wir dann gleich im zweiten Reifengeschäft einen Goodrich und nun sind wir erstmals seit vielen tausend Kilometern wieder mit vier guten und gleich großen Reifen unterwegs. In Port Hedland sehen wir zu, wie Salz aus der Entsalzungsanlage in Roadtrains verladen wird. Riesige Schubraupen fahren auf den noch riesigeren Salzbergen umher und wahnsinnig große Bagger beladen die Lastwagen. Am nahen Hafen wird das Salz und Kohle, die mit langen Zügen von den Abbaugebieten im Landesinneren her transportiert wird, in Schiffe verladen. Km 336/2.827/78.554.

Freitag, 17. November 17, Tag 13/390, Karijini-Nationalpark

Auf dem Great Northern Highway geht es südwärts zum Karijini-Gebirge, das von engen, tiefen Schluchten durchzogen wird. Von mehreren Aussichtspunkten bieten sich spektakuläre Blicke auf Wasserfälle und Becken. Leider lässt es Susis eingeschränkte Mobilität nicht zu, zu einem der Becken hinunterzusteigen und ein Bad zu nehmen. Es gibt so viele lästige Fliegen, die es in erster Linie auf die Gehörgänge abgesehen haben. Ein Königreich für Ohrenschützer! Km 486/3.313/79.040.

 

Samstag, 18. November 17, Tag 14/391, Exmouth

Von unserem heutigen Fahrtag gibt es nicht viel zu berichten, außer vielleicht dass die Klimaanlage mehrmals ausfällt. Nach einer Pause funktioniert sie dann wieder eine Weile halbherzig. Zu Mittag steht die Sonne genau im Zenith, so dass man auf dem Schatten seines eigenen Kopfes geht. Am Nachmittag erreichen wir die Northwest Peninsula, eine nach Norden in den Indischen Ozean zeigende Halbinsel, vor der sich das Ningaloo-Reef, das zweitgrößte Riff der Welt, befindet. Ein Teil der Halbinsel ist Nationalpark. Der niedrige Gebirgsrücken ist von kleineren Canyons durchzogen. Auf einer total kurvigen und steilen Straße fahren wir den Charles Knife Canyon an seinem Rand entlang und haben Blick in den Canyon und auf die Küste. Da auf der gesamten Halbinsel Campieren nur auf extra ausgewiesenen Plätzen erlaubt ist, übernachten wir auf einem Campingplatz an der Spitze des Kaps. Abends ist es so kühl und windig, dass zum ersten Mal die Weste raus muss! Km 663/3.976/79.703.

Sonntag, 19. November 17, Tag 15/392, Ningaloo Coast Nationalpark

Heute gibt es mehrere interessante Tierbegegnungen. Den Anfang macht eine Riesenkillerspinne, die auf der Vorhangschiene über unserem Bett sitzt. Erfreulicher Weise außen. Wir zuckeln heute die Westseite des Kaps hinunter bis zum Yardie Creek, wo die Straße endet. Mehrmals nehmen wir eine der vielen Stichstraßen zum Meer, um zu schwimmen, zu schnorcheln oder nur zu sehen, wie türkis das Wasser wohl hier ist. Auf mehreren Parkplätzen im Park gibt es Ständer mit gratis Sonnencreme. In der Mangrove Bay sollen Zugvögel nisten, doch unsere suchenden Blicke entdecken nur eine einsame Möwe. Doch was ist das im Wasser ganz nah am Ufer? Habe ich eine dreieckige Rückenflosse gesehen? Ein Hai? Ja wirklich, ein dunkler, fast eineinhalb Meter langer Hai mit breitem Kopf tummelt sich im nicht einmal knietiefen Wasser und sucht erst das Weite, als wir zu nahe kommen. Eine Rangerin im Information Center identifiziert ihn später anhand des Videos, das ich mache, als Black Tip Reef Shark, auf deutsch vielleicht Schwarzspitzenriffhai. Als wir an einem netten Strand zur Mittagsrast halten, sitzt plötzlich ein Känguru hinter dem Auto. Zuerst denken wir, es sucht den Schatten, doch dann sehen wir, dass es an der Stelle am Boden leckt, wo wir gerade unsere Badeschuhe mit der Außendusche vom Sand gereinigt haben. Es hat Durst! Ich stelle ihm eine Schüssel mit Wasser hin und es trinkt sie sofort leer. Später kommen noch zwei weitere Tiere, darunter ein Junges. Am Yardie Creek gibt es eine breite Flussmündung, wie man sie hier in dieser trockenen und kargen Gegend nicht vermuten würde. Es werden sogar einstündige Bootsfahrten angeboten. Wir übernachten auf einem der Campgrounds im Park. Auf der Fahrt dort hin begegnen uns noch zwei Dingos und am Nachtplatz taucht nochmals eine Kängurufamilie auf. Km 231/4.207/79.934.

 

Montag, 20. November 17, Tag 16/393, Coral Bay, 80.000 Kilometer von zu Hause

Am Vormittag schnorcheln bzw. baden wir an den besonders schönen Stränden Sandy Bay und Turquoise Bay. Vielleicht sollten wir erwähnen, dass ausnahmslos alle bisher besuchten Strände an der Westküste, auch jene außerhalb des Nationalparks, absolut sauber sind und auch nirgendwo angespülter Müll liegt, wie das in Südost-Asien vielerorts der Fall ist. An der Spitze der Halbinsel sehen wir uns das Wrack der SS Mildura an, ein Rinderfrachtschiff, das 1907 auf das Riff aufgelaufen ist. Zu Mittag machen wir uns auf den Weg weiter südwärts, machen aber einen Abstecher in den verschlafenen Ort Coral Bay (255 Einwohner), der idyllisch an einer türkisen Bucht gelegen ist. Auf der Weiterfahrt überqueren wir den südlichen Wendekreis und schließlich campieren wir auf einem Rastplatz neben der Straße. Da der starke Südwestwind der letzten Tage beschlossen hat, zum Sturm zu werden, muss die Abendgestaltung im Auto stattfinden. Neben uns haben zwei junge Frauen mühsam ein Zwei-Mann-Zelt (Wo um Himmels Willen bringe ich hier das große i an?) aufgestellt, das nur deshalb nicht wegfliegt, weil immer zumindest eine drinnen bleibt. Km 327/4.534/80.261.

Dienstag, 21. November 17, Tag 17/394, Carnarvon

Der Gascoyne River, der es möglich macht, dass um die Küstenstadt Carnarvon reichlich Obst und Gemüse angebaut wird, ist zur Gänze ausgetrocknet. Dem entsprechend liegen derzeit viele Felder brach. Am Stadtrand befindet sich eine senkrecht nach oben gerichtete riesige Satellitenschüssel, mit der die Apollo- und Geminiflüge der NASA mitüberwacht wurden. Sie ist seit langem nicht mehr in Betrieb, ebenso wie vieles andere in der Stadt, von dem unser Reiseführer schwärmt: eine Galerie in einem spiralförmigen Gebäude, die One Mile Jetty, ein zwei Kilometer langer Steg zur ehemaligen Bootsanlegestelle, auf der ein Minizug fuhr. Der Wasserturm, von dem man einen tollen Blick über die Stadt hätte, ist gesperrt, der Leuchtturm ist in einem bedauernswerten Zustand, das immerhin renovierte Haus des Leuchtturmwärters ist geschlossen. Offen ist lediglich das Railway Station Museum, doch auch dessen Exponate sind ein trauriger Anblick. Ansonsten aber ist die Stadt mit ihren Palmenalleen nicht unsympathisch, es gibt auch einen großen Supermarkt. Landschaftlich recht eintönig geht es weiter. Es ist wieder so stark windig, dass, so wie schon gestern, mehrmals des Zerberus' ESP ausfällt. An einer Geländestufe gibt es einen Aussichtspunkt, an dem zum Gedenken an Verstorbene eine Vielzahl von teils schrägen Gegenständen, vielfach mit Aufschriften, abgelegt wurden: Steine, Stein- und Metalltafeln mit Inschriften, Kreuze, Puppen, Teddybären und andere Figuren, Vasen, Blumentöpfe, eine Pfanne, Dosenöffner, Taucherbrille, Schnorchel, Bierdosen ... Wir machen nun einen Abstecher auf die Peron-Halbinsel, an deren Basis wir am Hamelin Pool Halt machen. Hier gibt es ein altes Telegraphenamt und ein altes Cafe namens Postmaster's Tearoom zu sehen. Außerdem befinden sich ganz in der Nähe im seichten Meereswasser Stromatolithen. Diese Dinger sehen aus wie Steine, bestehen aber aus Cyanobakterien, die seit dreieinhalb Milliarden Jahren fast unverändert existieren und zur Photosynthese fähig sind. Ihnen hat die Erde angeblich die Atmosphäre zu verdanken. Was wissenschaftlich total spektakulär ist, sieht so nebenbei auch ganz nett aus. Wir fahren durch Denham, den Hauptort der Halbinsel und zugleich Australiens westlichste Stadt, und campieren kurz vor Monkey Mia im Busch neben einem trockenen Salzsee. Km 558/5.092/80.819.

Mittwoch, 22. November 17, Tag 18/395, Monkey Mia, Kalbarri-Nationalpark

Seit in Monkey Mia an der Shark Bay in den sechziger Jahren Fischer ein paar Delfine gefüttert haben, kommen beinahe täglich Delfine an den Strand, um sich ein paar Fische abzuholen. Dabei kommen sie ganz nahe an den Strand ins nur wadentiefe Wasser. Ihnen zuzusehen ist sehr beeindruckend und ganz etwas anderes, als in einem Meeresaquarium dressierte Delfine vorgeführt zu bekommen. Weiter südlich an der Shark Bay gibt es einen Strand, Shell Beach, der nicht aus Sand, sondern aus winzigen weißen Muscheln besteht. Hier hat das Meer angeblich doppelt so hohen Salzgehalt wie normal und dem entsprechend kann man, ähnlich wie im Toten Meer, nicht untergehen. Das probieren wir natürlich gleich aus und es stimmt! Während wir seit Darwin immer durch verschiedene Buschlandschaften gefahren sind, tauchen etwa bei 26°40' plötzlich Getreidefelder und Weideland auf. Offensichtlich gibt es hier eine Klimascheide. Am Nachmittag besuchen wir den Kalbarri-Nationalpark, in dem der Murchison River in Schleifen verläuft, auf die wir von mehreren Aussichtspunkten schöne Ausblicke genießen. Außerdem beeindruckt uns die Flora des Parks: Viele Sträucher blühen, manche Bäume (Banksia) tragen eigenartige Zapfen und es gibt Grass Trees, Gewächse, bei denen man nicht sagen könnte, ob es sich um Nadelbäume oder Palmen handelt. Wir übernachten auf einem Campingplatz in Kalbarri. Km 482/5.574/81.301.

 

Donnerstag, 23. November 17, Tag 19/396, Kalbarri, Geraldton

Nachdem wir in der Früh zugesehen haben, wie am Strand Pelikane gefüttert werden, fahren wir die Küstenstraße nach Süden, von der immer wieder Stichstraßen zu schönen Plätzen abzweigen. Den Anfang machen die Blueholes, das sind Sandsteinbecken, in die Meerwasser fließt, nachdem es sich an Felsen weiter draußen im Meer gebrochen hat. So können hier kleine Kinder am Strand Sand spielen und man kann in den Becken in ruhigem Gewässer schnorcheln, während nur wenig weiter draußen die wilde Brandung tobt. Von den Klippen der nun folgenden Steilküste haben wir tolle Blicke auf das Meer, einmal sehen wir sogar Wale. Wir passieren den Pink Lake, einen unter dem Meeresspiegel gelegenen Salzsee, der seine rosa Färbung bestimmten Algen verdankt. In Geraldton beeindrucken uns die Francis Xavier-Kathedrale und die auf einem Hügel in der Stadt errichtete Gedenkstätte, die an die Versenkung des Kreuzers HMAS Sydney II durch die deutsche Marine 1941 erinnert, bei der alle 570 Besatzungsmitglieder den Tod fanden. Entlang des Highways fallen uns immer wieder Bäume auf, die sich vom ständigen starken Wind hier so weit geneigt haben, dass sie praktisch auf dem Boden liegen. Km 384/5.923/81.685.

Freitag, 24. November 17, Tag 20/397, Pinnacle Desert, New Norica

Da wir bereits um 5 bei Sonnenaufgang aufgestanden sind, können wir die Pinnacle Desert ganz alleine genießen. Die Pinnacles sind durch Verwitterung entstandene Sandsteinsäulen inmitten einer kleinen Sandwüstenlandschaft, durch die man auf einem Rundweg fährt. Nun machen wir einen Abstecher nach New Norica, einer Mitte des 19. Jahrhunderts gegründeten Klostersiedlung mit beeindruckenden, aber irgendwie nicht so recht in die Gegend passenden Gebäuden im spanischen Stil: Kloster, Kirche, Knaben- und Mädchenschule, Hotel, Museum. Auf der Weiterfahrt werden wir innerhalb von zehn Minuten zweimal zwecks Alkoholkontrolle von der Polizei angehalten. Nun geht es nach Perth, wo wir uns zunächst die Art Gallery of Western Australia ansehen. Das gegenüber liegende Western Australian Museum scheint wegen Renovierung geschlossen. Aber halt, da gibt es einen unscheinbaren Wegweiser "Visitor Entrance", der zu einer ebensolchen Drehtür weist. Die dreht sich ein Stück, dann aber weder weiter noch zurück und ich bin gefangen. Sehr lustig. Erst sehr laute Hilfe-Schreie lassen einen Security-Menschen Nachschau halten und mich befreien. Er belehrt mich, dass die Drehtür ein Ausgang und das Museum geschlossen sei. Als ich ihm den Besucher-Wegweiser zeige, ist er echt ratlos. Nun geht es zum Kings Park. Der vier Quadratkilometer (!) große Park mitten in der Stadt ist echt ein Hammer. Man kann ihn auf mehreren Straßen durchfahren, es gibt ausreichend Parkplätze und er beherbergt einen tollen botanischen Garten. Auf riesigen Grünflächen mit englischem Rasen picknicken die Menschen. Von einer Erhebung bietet sich ein spektakulärer Blick auf die Skyline von Perth und den Swan River. Und nirgendwo steht, dass Campieren verboten wäre! Km 399/6.322/82.084.

 

 

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