Zurück nach Oahuu und Maui

Übersicht 10. Etappe

   Hawaii      1 EUR = 1,20 US-Dollar     MEZ - 11 Stunden      53 Einwohner/km2     Rechtsverkehr

Hawaii Island (Big Island)

Dienstag, 9. Jänner 2018, Tag 67/444, Saddle Road

Wir haben einen Mietwagen reserviert, doch die Verleihfirma gibt es hier nicht, kennt niemand. Anrufe bei der Firma und beim Buchungsportal landen auf einem Tonband. Erst ein engagierter Mitarbeiter von Avis findet heraus, wer unseren Wagen hat. Wir queren nun die Insel von West nach Ost auf der Saddle Road, die so heißt, weil sie über den 2.000 Meter hohen Sattel zwischen den beiden Vulkanen Mauna Kea und Mauna Loa führt. Es ist schon dunkel, als wir Pahoa erreichen, wo wir ein halbwegs günstiges 4-Sterne-Hotel gebucht haben. Das GPS führt uns außerhalb des Ortes in eine kleine, unbeleuchtete Seitenstraße, die nach ein paar hundert Metern zu einem Feldweg wird. Das kann wohl nicht stimmen. Doch da steht ein handgemalter Wegweiser. Wir fahren noch ein Stück weiter, es ist völlig dunkel, weit und breit kein Licht zu sehen. Das Navi sagt: noch 300 Meter. Plötzlich stehen wir vor einem verschlossenen Tor, an dem zwei grüne Leuchtstoffröhren ein wenig Licht machen. Das Tor ist mit einem Vorhangschloss gesichert, es gibt keine Klingel, hinter dem Tor scheint ein Park zu sein, es gibt keinen Hinweis auf ein Hotel. Ich rufe das Hotel an und man sagt mir einen Zifferncode, mit dem ich das Vorhangschloss öffnen kann. Nach ein etwa zweihundert Metern dann endlich ein Haus. Das Vier-Sterne-Hotel entpuppt sich als Bed-and-Breakfast. Sehr sauber zwar, aber unser Zimmer ist klein, einfach und ohne Features wie Klimaanlage, Safe, Fön, dafür mit Gemeinschaftsbad/WC. Ich mache einen Aufstand und erreiche, dass wir ein Zimmer mit eigenem Bad/WC bekommen. Allerdings gegen Aufpreis. Was soll's, es ist ohnehin zu spät, etwas anderes zu suchen. 

Mittwoch, 10. Jänner 2018, Tag 68/445, Mauna Kea, Hilo

Pünktlich um acht erscheinen wir zum Frühstück, doch außer Kaffee ist nichts fertig. Nach und nach treffen auch die anderen Gäste des B&B ein und nach und nach kommen dann auch Saft, Müsli, Brot und Eierspeise auf den Tisch, aber so langsam, dass wir erst um halb zehn mit dem Frühstück fertig sind! Heute wollen wir auf den Mauna Kea, den mit 4.205 Metern höchsten Berg im Pazifik, fahren. Von der Saddle Road geht es durch Lavafelder stetig bergauf. Dann staunen wir aber nicht schlecht, als nach etwa einem Drittel der Zufahrt der Asphalt endet und ein Schild die Weiterfahrt nur mit Allrad und Untersetzung erlaubt, haben wir doch bei Google Earth gesehen, dass die den Gipfel erreichende Straße asphaltiert ist. Da sich die Straße in gutem Zustand befindet, fahren wir weiter. Die teilweise enorme Steigung und das Wellblech bringen unseren PS-schwachen Wagen gehörig ins Schwitzen. Wir kommen nur hinauf, weil ich die Automatik ausschalte und links fahre, wo weniger Wellblech ist. Kurz vor dem Ziel ist wieder asphaltiert. Auf dem schneebedeckten Gipfel befindet sich eine astronomische Forschungsstation mit mehreren Sternwarten und  Teleskopen. Es hat 12 Grad und ist ziemlich windig. Wir blicken auf etliche kleinere Vulkankegel, den ebenfalls schneebedeckten Nachbarvulkan Mauna Loa und auf eine geschlossene Wolkendecke unter uns. Am Nachmittag sehen wir uns Hilo, die größte Stadt im Osten der Insel an. Wir spazieren durch den japanischen Garten und auf das durch eine Fußgängerbrücke erschlossene Cocunot Island (so groß wie eine Kokosnuss).

 

Donnerstag, 11. Jänner 2018, Tag 69/446, Halemaumau

Wie alle Inseln Hawaiis ist auch Big Island vulkanischen Ursprungs. Besonders deutlich zeigt sich das um Kilauea an der Ostspitze der Insel, wo Lavamassen verschiedenen Alters das Bild prägen: Während über die älteren schon wieder Bäume gewachsen sind, wachsen aus der Lava von 1960 nur Bäumchen und aus jener von 1983 nur Farne und Gräser. Was sich hier abgespielt hat, demonstrieren die teils gruseligen Fotos hier1. Am Nachmittag fahren wir zum Halemaumau, einem der zur Zeit aktivsten Vulkane weltweit. Es ist kein Berg, sondern ein Plateau mit einem Krater von etwa vier Kilometern Durchmesser, in dem ein zweiter Krater von knapp einem Kilometer eingesunken ist, aus dem es raucht und dampft. Auf den bis zum Meer abfallenden 15 Kilometern ist alles von schwarzer Lava verschiedenen Alters übersät. Eine Asphaltstraße führt durch das Gebiet und zu verschiedenen Aussichtspunkten. An einer Stelle kann man durch eine mehrere Meter hohe und vielleicht 200 Meter lange Lavaröhre gehen. An anderen Stellen tritt häufig aus Nebengängen glühendes Magma aus, das zischend und dampfend ins Meer fließt, zuletzt vor zwei Wochen. Dieses Schauspiel zu sehen, ist uns nicht vergönnt. Als es dämmert, fahren wir zurück zum Krater, der nun in der Dunkelheit leuchtet wie der Eingang zur Hölle. 

Freitag, 12. Jänner 2018, Tag 70/447, South Coast

Über die Saddle Road fahren wir zurück nach Kona, um die Küste südlich davon zu erkunden. Es soll hier zwei tolle Buchten zum Schnorcheln geben, doch in der Kealakekua Bay ist die Brandung so stark, dass man sich nicht ins Wasser traut. Es sind außer ein paar Bier trinkenden Hippies keine Leute da. Und in Honaunau Bay ist das Wasser, abgeschirmt durch ein Riff, zwar ruhig, aber es sind so viele Leute, da, dass wir gleich wieder flüchten. Vorbei an Kaffeeplantagen am Fuß des Mauna Loa geht es zum Puuhonua o Honaunau National Historical Parc an, in dem sehr nett die königlichen Hofanlagen (in Form von Steinpodesten mit Hütten drauf) nachgebildet wurden. Wir umfahren den Südteil der Insel, auf dem sich der südlichste Punkt der USA befindet, und entdecken einen fast menschenleeren sehr schönen Lavastrand mit Palmen, an dem wir eine schöne Zeit verbringen. Zurück zum B&B fahren wir an die zwei Stunden. Man unterschätzt die Entfernungen auf der Insel. Nicht umsonst heißt sie Big Island. 

Samstag, 13. Jänner 2018, Tag 71/448, Raketenangriff auf Hawaii

In fernen Ländern können Dinge passieren, mit denen man irgendwie nicht rechnet: Erdbeben, Tornados, Tsunamis, Bürgerkrieg ... Aber das schlägt einfach alles: Wir sitzen gerade mit zwei jüngeren Pärchen beim Frühstück, als fast gleichzeitig unsere Handys bimmeln. Und jeder, auch die Hausfrau, hat die gleiche Nachricht erhalten: "Ballistic missile threat inbound to Hawaii. Seek immediate shelter. This is not a drill." Im ersten Moment können wir es nicht glauben, doch dann fällt uns Nordkoreas Diktator ein, der ja damit gedroht hat, dass seine Raketen bereits USA-Territorium erreichen können. Wir schalten den Fernseher ein, wo eine Sportübertragung läuft. Am oberen Bildschirmrand läuft die aktuelle Information, die auch von einer Computerstimme wiedergegeben wird: "The U.S. Pacific Command has detected a missile threat to Hawaii. A missile may impact on land or sea within minutes. This is not a drill. If your are indoors, stay indoors. If you are outdoors, seek immediate shelter in a building. Remain indoors well away from windows. If you are driving, pull safely on the side of the road and seek shelter in a building or lay on the floor. We will announce when the threat has ended. Take immediate action measures." Was sollen wir tun? Da wir uns in einem Gebäude befinden, ein Keller nicht zur Verfügung steht, wie wohl in ganz Hawaii nicht, schlage ich vor, das Frühstück fortzusetzen. Das findet allgemeinen Anklang, doch die Stimmung ist gedrück, wie man sich vielleicht vorstellen kann. 38 Minuten lang. Denn so lange dauert es, bis die Entwarnung kommt. Es war ein Fehlalarm. Erst am Abend, als wir uns die Nachrichten ansehen, wird uns bewusst, welch Glück wir hatten, dass wir uns im kleinen Kreis befunden hatten, wo wir Ruhe bewahren konnten. In Honolulu hatten sich panikartige Szenen abgespielt, weil viele nicht wussten, wohin. CNN hadert mit den Behörden, dass es bis zur Entwarnung unverständlich lange gedauert hat. Tagsüber waren wir heute an Stränden an der nördlichen Westküste, die ziemlich stark bevölkert waren. 

Sonntag, 14. Jänner 2018, Tag 72/449, Kailua Kona

Hawaii Island ist klimatisch zweigeteilt, Während im Westen fast immer die Sonne scheint, gehört der Osten, also die Gegend, in der unsere Unterkunft gelegen ist, zu den Orten mit dem meisten Niederschlag weltweit. Hier ist der Himmel meist von dunklen Wolken bedeckt, es regnet mehrmals täglich und es ist daher immer feucht. Die vielen Vögel des Regenwaldes lassen einen nachts nicht einschlafen, dafür weckt einen der zum B&B gehörende Hahn eine Stunde vor Sonnenaufgang. Sehr rustikal. Wir fahren heute die nördliche Küstenstraße entlang, die durch üppige Wälder führt und nur selten den Ausblick auf die Steilküste mit wilder Brandung freigibt. Vor Waimea gibt es dichten Nebel, der sich dann plötzlich lichtet und auf einmal ist es wolkenlos sonnig. In Kailua Kona machen wir einen Spaziergang entlang der Uferpromenade, sitzen eine Weile in einem Park und sehen abends am Magic Sands Beach den Surfern zu. Der Flughafen in Kailua Kona ist ungewöhnlich: Das Flughafengebäude besteht großteils nur aus Dächern, der Check-in-Bereich und die Gates haben keine Wände, man sitzt fast im Freien, es geht ein warmes Lüfterl, jeder schwitzt und niemand wird von einer Klimaanlage krank. 

 

Montag, 15. Jänner 2018, Tag 73/450, Seattle

Die Nacht in einem Flugzeug von Alaska Arilines ist kurz und in Seattle ist es ziemlich kalt. Mit dem Zug fahren wir zum Columbia Tower, von dessen oberstem Stockwerk sich ein toller Blick auf die City und die Space Needle bietet, man sieht sogar bis zum schneebecketen 4.400 Meter hohen Mount Rainer, schon wieder ein Vulkan. Mit einem Bus geht es dann zum Kerry Park, wo wir phantastisch die Skyline vor uns haben. Am Abend fliegen wir dann ...

Dienstag, 16. Jänner 2018, Tag 74/451, Frankfurt

... via Frankfurt nach good old Austria. Als ganz besonders enttäuschend möchten wir den Service von Condor erwähnen. Wir danken Eva und Tobias für's Abholen vom Flughafen!

1 Anmerkung vom 8.5.18: Nicht einmal vier Monate später lässt ein neuerlicher verheerender Ausbruch den Link alt aussehen. Dramatische Fotos gibt es hier

 

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