Zurück nach Delhi

Übersicht Indien

Weiter nach Khimsar und Jodhpur

    Indien, Teil 3: Mandawa und Bikaner

Sonntag, 23. Februar 25, Tag 6: Mandawa

Wir fühlen uns noch ziemlich schwach, bringen zum Frühstück kaum was runter. Heute geht es nach Mandawa, wo wir im Mandawa Castle, wiederum einem stilvollen Hotel, übernachten. Gleich bei der Ankunft begrüßt uns noch auf dem Parkplatz unser Führer für die Stadtbesichtigung. Wir vereinbaren, uns in eineinhalb Stunden hier zu treffen. Unser Zimmer gereicht einem Maharadscha zur Ehre. Beim Auspacken kommt es mir aber komisch vor, dass wir in Mandawa einen Führer haben, denn wir haben nur für die größeren Städte einen gebucht. Dann ist es klar: Der Mann ist eine Fake-Guide. Der stand schon da und wusste gar nicht, wer wir sind und hat sich als unser Führer vorgestellt. Und dann wird er uns nach der Führung abzocken! Wir besichtigen in aller Ruhe das Schloss und machen uns dann ohne Führer auf zur Stadterkundung. In Mandawa gibt es viele, an die 200 Jahre alte, palastähnliche Häuser, die Hawelis genannt werden, und außen wie innen mit bunten Fresken bemalt sind. Leider sind die Sandsteingebäude vielfach in einem schlechten Zustand, in vielen aber sind die Gemälde aufgefrischt, die Alltagssituationen, Heilige, Politiker, eine Eisenbahn, aber auch die Sehenswürdigkeiten von Venedig zeigen. Wir sind schon gut zwei Stunden unterwegs, als uns der motorradberittene Fake-Guide entdeckt und sich beschwert, dass wir nicht wie vereinbart zum Treffpunkt gekommen sind. Wir erklären ihm die Sache, da greift er zum Handy und zeigt uns seinen Auftrag, auf dem unsere Namen angeführt sind. Ich sehe bei unserer Reisebuchung nach: Kein Führer in Mandawa. Er ist trotzdem ungehalten, ich sage, es ist kein Schaden entstanden, wir haben keine Führung gebucht und keine Führung erhalten, er hat keine Führung machen müssen, aber eine Führung bezahlt bekommen. Wahrscheinlich ist ihm um‘s Trinkgeld leid. Wir besichtigen gerade einen Tempel, als auf der Straße fröhliche Musik zu hören ist. Ein mit Tagetes geschmückter Leichnam wird auf einer Bahre zur Einäscherung getragen. Vor der mit bunten Luftballons geschmückten Bahre gehen die Musikanten, dahinter folgen knapp 20 Männer. Ein Trauerzug ohne Trauer. Zum Abendessen sitzen wir auf einer Dachterrasse mit Blick auf die wenig beleuchtete Stadt. Anorak Mitnehmen hat sich ausgezahlt.



Montag, 24. Februar 25, Tag 7: Bikaner

Um halb 6 wecken uns spirituelle Männergesänge aus dem Lautsprecher in einer Lautstärke, die beinahe den kurz darauf einsetzenden Gebetsruf des Muezzins übertönt. Doppelt geweckt. Unser heutiges Ziel ist Bikaner, wo wir wieder in einem alten Gemäuer Quartier beziehen: Lalargh Palace, in seinem schönen Garten und im Besitz der Familie des Maharadschas, beherbergt das märchenhafte Laxmi Niwas Hotel. Kleine Anekdote vom Beziehen des Zimmers: Die Batterie im Safe ist leer, er lässt sich nicht schließen. Kurz nach meinem Anruf an der Rezeption kommt ein Angestellter, der einen neuen Safe in den Kasten stellt, den jeder Hoteldieb bequem als Ganzes mitnehmen könnte. Ich erkläre ihm, warum das keine Lösung ist, woraufhin er verschwindet und nie wieder gesehen wurde. Die Hauptsehenswürdigkeit der Stadt ist das Fort Junagarh, eine beeindruckende Festung und zugleich alter Palast der Maharadschas aus dem 16. Jahrhundert. Die zahlreichen Räume bestechen durch ihre farbenprächtigen Wandmalereien und filigranen Schnitzereien. Ein Museum zeugt von der einst großen, auch politischen, Bedeutung Rajasthans. Wir besichtigen noch den in der Altstadt gelegenen Jain-Tempel Bhandasar und verbringen dann zwei gemütliche Stunden im Garten unseres Hotels und mit einem Mojito am Pool. Morgen findet im Palast eine pompöse Hochzeit statt, die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, überall wird dekoriert, werden Bühnen und Beleuchtung aufgebaut. Im Hotel nebenan, „unserem“ Hotel, wird heute schon der Junggesellenabschied gefeiert in einem Stil, der an eine Oscarverleihung erinnert: Roter Teppich, Glitzernde Kleider (wenngleich hier vielfach Saris), Smokings, Open-Air-Konzert, 200 Meter langes Buffet. Alles vom Feinsten. Fast alles, denn die Gläser werden in Schaffeln mit grauslichem Wasser kurz gespült und wandern gleich wieder zurück zur Ausschank.



Zurück nach Delhi

Übersicht Indien

Weiter nach Khimsar und Jodhpur