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Übersicht 8. Etappe

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   Ost-Malaysia: Sabah   1 EUR = 4,45 Ringgit      MEZ + 7 Stunden      125 Einwohner/km2      Linksverkehr      Diesel 0,43 EUR

Die beiden im Norden der Insel Borneo gelegenen Provinzen Sabah und Sarawak bilden Ost-Malaysia, im Gegensatz zum auf dem Festland gelegenen West-Malaysia. An der Nordküste Borneos, umgeben von Sarawak, befindet sich der kleine Staat Brunei Darussalam. Der Süden Borneos heißt Kalimantan und gehört zu Indonesien.

Montag, 31. Oktober 16, Tag 24/268: Kota Kinabalu

Mit Air Asia fliegen wir nach Kota Kinabalu, der Hauptstadt der ostmalaysischen Provinz Sabah. Anscheinend haben wir übersehen, dass man bei Air Asia das Essen an Bord extra buchen und bezahlen muss, und so sitzen wir hungrig da, während rund um uns alle futtern. Offensichtlich sehen wir so Mitleid erregend aus, dass mein Nachbar einen Teil seines Essens und ein Getränk an uns abgibt. Erst bei Dunkelheit kommen wir ins Hotel. Hier erreicht uns die Nachricht, dass die Straits Challenger mit unserem Zerberus nicht wie erwartet gestern angekommen ist, sondern erst heute um 23 Uhr einlaufen wird. Jetzt sind wir froh, dass wir nicht, wie zuerst geplant, gestern aus Singapur abgereist sind, sondern uns einen Tag länger dort Zeit genommen haben. 

Dienstag, 1. November 16, Tag 25/269: Kota Kinabalu

Gleich in aller Früh fahre ich mit einem Taxi zum Hafen, den ich aber nicht betreten darf. Ich muss am Zolltor warten. Die Straits Challenger ist noch da, davor sehe ich auch den Zerberus stehen. Im Nu kommt der Agent von Giga Shipping, der fragt nach dem Kennzeichen und schon wird unser Auto zum Gate gefahren. Ich muss mich nicht ausweisen, keine Papiere vorweisen, nur ein paar Unterschriften leisten, kriege Fahrzeug und Carnet ausgehändigt, muss einen Zöllner einen kurzen Blick ins Auto machen lassen und schon wäre ich fertig (bis hierher 15 Minuten), hätte ich nicht einen Blick ins Carnet gemacht. Da gibt es nämlich Unangenehmes zu sehen: Erstens wurde das Carnet auseinandergenommen und neu, die Blätter in falscher Reihenfolge, zusammengeklammert. Zweitens wurde vom Zoll in Kota Kinabalu die Einfuhr des Fahrzeuges nach Malaysia gestempelt, aber in Port Klang nicht ausgestempelt. Jetzt haben wir das Auto zweimal nach Malaysia eingeführt. Der Agent bringt mich ins Zollbüro. erklärt den dortigen drei uniformierten Damen das Problem und verabschiedet sich dann. Ich diskutiere mit den Ladies, wie man die Sache lösen könnte, aber die Damen möchten auf den Chef warten. Der Chef ist ebenfalls weiblich, möchte aber auf den Chef-Chef warten und so vergehen fast eineinhalb Stunden, während derer ich den Beamtinnen und deren mittlerweile eingetroffenen männlichen Kollegen beim Nichtstun zusehe, bis man die zweite Fahrzeugeinfuhr rückgängig gemacht hat. Mühsam. Auf dem Parkplatz unseres Hotels entfernen wir die Trennwand und es gelingt uns, die Bretter unter dem Lattenrost für's nächste Mal zu verstauen. Nun aber nichts wie raus aus der Stadt! Etwa 30 Kilometer nordöstlich gibt es zwei tolle Sandstrände. Etwa auf halbem Weg geben wir unsere Wäsche in einer Laundry ab, um sie morgen in der Früh wieder abzuholen. Leider müssen wir feststellen, dass beide Strände zu je einem Resort gehören und das Gebiet großräumig abgesperrt ist. Keine Chance, dem Meer auch nur nahe zu kommen! Also zurück zur Wäscherei, wo wir uns die Zeit, bis die Wäsche fertig ist, vertreiben, indem wir durch die benachbarten Läden bummeln und ich meine Schlapfen reparieren lasse. Wir fahren zurück nach Kota Kinabalu, weil wir hoffen, dass wir auf dem Hotelparkplatz übernachten dürfen. Dürfen wir aber nicht. Vielleicht hätten wir einfach nicht fragen sollen ... Wir übernachten auf einem öffentlichen Parkplatz, der leider recht laut ist. Km 93/2.566/56.334.

Mittwoch, 2. November 16, Tag 26/270: Ranau

Hier in Borneo ist die Regenzeit schon weiter fortgeschritten als in West-Malaysia. Es regnet jeden Tag von 3 bis 2. Das ist zwar ein Scherz, aber das Körnchen Wahrheit ist, dass es länger regnet als nicht regnet. In der Nacht hat es ein paar Mal ordentlich geschüttet, tagsüber ist es meist nur ein Nieseln. Wir überqueren die Crocker Range, einen von Regenwald bedeckten Gebirgszug, die Passhöhe liegt auf etwa 1.700 Metern. Kurz darauf kommen wir zum Rafflesia Information Center, einem Naturreservat, in dem Rafflesien wachsen, Blumen mit den größten Blüten der Welt, bis zu 70 Zentimeter im Durchmesser. Leider blühen die Blumen nur sehr selten und dann nur für fünf Tage. Aber hier in dem 3,5 km2 großen Reservat gibt es so viele, dass durchschnittlich vier im Monat blühen. Wir haben leider Pech: Die Ranger, die den Park regelmäßig nach Blüten absuchen, sagen uns, dass zur Zeit keine blüht. Die Straße, die uns über Tambunan nach Ranau bringt, führt durch hügelige Urwaldlandschaften, die teils im Nebel liegen. In den Dörfern wird Reis angebaut, Bananenstauden, Öl- und Kokospalmen säumen die Straße. Wir machen einen Abstecher zum Rafflesia Garden in Poring, wo wir ebenfalls enttäuscht werden. Auf der Weiterfahrt weicht der Urwald zusehends Ölpalmplantagen. Etwa 30 Kilometer vor Sandakan biegen wir zum Labuk Bay Proboscis Monkey Sanctuary ab, wo wir hoffen, morgen Nasenaffen anzutreffen. Wir dürfen unter der Überdachung des Gates übernachten und können heute Nacht auch trotz Regen die Dachluken öffnen. Kaum ist es dunkel, startet eine unglaubliche Geräuschkulisse. Der Regenwald lebt! Km 356/2.922/56.690.

Donnerstag, 3. November 16, Tag 27/271: Labuk Bay Proboscis Monkey Sanctuary, Orang Utang Rehabilitationszentrum

Nasenaffen gibt es nur auf Borneo. Das Proboscis Monkey Sanctuary liegt in einem Mangrovenwald an der Labuk Bay. Auf Holzstegen kann man zu zwei Fütterungsstationen gehen, wo die Nasenaffen zu festgelegten Zeiten gefüttert werden, damit man sie zu Gesicht bekommt. Die Futtermenge ist aber so gering, dass sie sich wohl das meiste Futter selbst suchen müssen. Die Affen bilden Gruppen, hier eine Familie, da eine Gruppe Single-Männchen, und es scheint eine strenge Hierarchie zu geben. Später sehen wir uns noch die Malaienbären im Bornean Sun Bear Conservation Center an und zum Schluss statten wir dem Orang Utan Rehabilitationszentrum (Orang Utans gibt es nur mehr auf Sumatra und Borneo) einen Besuch ab. Auch hier wird täglich zur gleichen Zeit Futter angeboten. Meist kommen Orang Utans, es gibt aber keine Garantie. Heute kommen knapp zehn. Sie hangeln sich an zur Futterplattform gespannten Seilen entlang, auch einige Junge sind dabei. Es ist eine Freude, zuzusehen wie die Affen mit ihren langen Gliedmaßen geschickt herumturnen. Mit dem Wetter haben wir echt Glück heute, der Regen beginnt erst am Abend. Wir fahren noch nach Sandakan, wo wir im Hof der Pfarre St. Mary übernachten. Im Auto hat es 32 Grad. Fenster müssen zu bleiben, weil's so schüttet. Km 58/2.980/56.748.

Freitag, 4. November 16, Tag 28/272: Sandakan, Sukau

Wir sehen uns die neogotische St. Michael's Church, die älteste Kirche Sabahs, an: Very british. Von mehreren Aussichtspunkten blicken wir auf Sandakan, den Hafen und die Pfahlbausiedlung Buli Sim Sim östlich der Stadt. Zu ihr fahren wir dann auch hinaus, um den Ort im Meer auch olfaktorisch zu erleben und die große moderne Moschee zu sehen. Zum Abschluss besuchen wir noch den westlich von Sandakan auf einer Anhöhe gelegenen sehr schönen rot-gold glänzenden buddhistischen Tempel Puu Jih Shih mit großem Tor und einer Allee von Buddhastatuen. Zu Mittag sind wir im Sepilok Forest Reserve, wo wir zunächst im Restaurant des Rainforest Discovery Center zu Mittag essen. Fünf sehr junge Frauen haben sich bis zu unserem Eintreffen die Zeit mit dem Handy vertrieben. Die Speisenauswahl ist gering: Fried Rice, Fried Noudles, Soup. Dazu fresh Lemon Juice. Schmeckt alles nicht schlecht, die Portionen könnten größer sein. Aber dann verlangen die Gören allen Ernstes 30 Ringgit. Ich denke, ich habe mich verhört, es müssen 13 sein. Das würde passen, denn für vergleichbares Essen haben wir bisher 8 bis 14 Ringgit bezahlt. Doch sie bleiben bei 30. Da will ich doch gleich den Chef sprechen, aber der ist nicht da, nicht mal telefonisch erreichbar ist er. Die Mädels wollen unter keinen Umständen, dass ich mit dem Chef spreche, sie reduzieren auch gleich den Preis des Essens auf je 5 Ringgit, bleiben aber dabei, dass eine selbst gemachte Zitronenlimonade 6 Ringgit kostet. Ich frage, was ein Cola kostet. Das kostet 3 Ringgit. Und warum dann die Limonade das Doppelte? Weil die ist ja freeesh. Ich muss ein Schmunzeln unterdrücken, halte mit hochgezogener Augenbraue einen Zwanziger hin und erhalte fünf Ringgit zurück. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass es bisher in Malaysia beim Abrechnen immer sehr korrekt zugegangen ist. Allerdings betragen die Eintrittsgelder für Ausländer das zwei- bis fünffache derer für Malaysier. Im Rainforest Discovery Center gibt es wieder einen Canopy Walkway, auf dem wir etwa auf halber Höhe von Urwaldriese zu Urwaldriesen gehen. Wir sehen sogar zwei Orang Utans im Geäst. Die etwa 140 Kilometer durch endlose Ölpalmenplantagen bis Sukau sind  bei weitem schneller zurückgelegt als gedacht und so können wir die geplante Bootsfahrt auf dem Kinabatangan heute noch machen. Schnell ist ein Boot für eine zweistündige Flussfahrt gemietet. Der Bootsführer hat einen guten Blick für Tiere im Geäst der Bäume und so sehen wir etliche Makaken, Languren und Unmengen von Nasenaffen. Nicht so nahe wie gestern, aber zu 100 Prozent in freier Wildbahn und nicht wie gestern im Reservat angefüttert. Wir schlafen direkt im Dorf Sukau. Km 168/3.148/56.916.

   

Samstag, 5. November 16, Tag 29/273: Lahad Datu

In Batu Putih sehen wir uns 500 bis 900 Jahre alte Höhlengräber an. Um zu den Höhlen zu gelangen, muss man über eine steile Treppe hochsteigen. Hier gibt es so viele Mücken, dass wir uns gar nicht schnell genug mit Insektenspray einsprühen können. Vor allem Susi kriegt einige üble Stiche ab. In mehreren Höhlen befinden sich Holzsärge, teils mit Rinderköpfen verziert. Von einer Aussichtsplattform auf dem Gipfel des Felsens hat man einen schönen Blick auf die umgebenden Palmplantagen. Die Monokultur wird uns den ganzen Tag und wohl auch morgen begleiten. In Lahad Datu sehen wir uns den chinesischen Tempel an und kaufen auf dem Markt ein. Westlich der Stadt steht auf einer Anhöhe ein weiterer buddhistischer Tempel. Ein anderer Tempelbesucher interessiert sich, ob wir den Tempel nur angesehen oder auch gebetet haben. Wir führen ein interessantes Gespräch über die Religionen. Er ist Hindu und die Heirat mit einer Buddhistin hätte seinen religiösen Horizont stark erweitert. Die weitere Fahrt nach Tawau ist eintönig, weil es außer Palmplantagen nichts zu sehen gibt. In Tawau halten wir zwei Mal. Einmal an der Stadteinfahrt, weil der Sprit aus ist. Ich dachte, es geht sich noch aus bis zu einer Tankstelle. Also fünf Minuten Pause zum Umpumpen aus dem zweiten Tank. Dann ein Halt an der Tankstelle. Das Tankstellennetz ist hier weit geknüpft, zwischen den Städten gibt es bestenfalls Benzin aus der PET-Flasche, Diesel gar nicht. Wir machen einen Abstecher in die Tawau Hills, einerseits weil es hier einen Canopy Walkway gibt, andererseits, weil wir hoffen, dass wir auf dem Parkplatz vor dem Park übernachten können. Beides leider Fehlanzeige. Der Canopy Walkway ist wegen Renovierung geschlossen, vor dem Parkplatz gibt es eine Höhenbegrenzung auf ca. zwei Meter zwanzig. Also weiter fahren. Die nächste Stadt, Kalabakan ist etwa 80 Kilometer entfernt, das sollte sich bis Sonnenuntergang ausgehen. Leider ist die Stadt ein übles Kaff, kein Vergleich mit Lahad Datu oder Tawau. Als wir einen annehmbaren Nachtplatz finden, ist es bereits dunkel. Wir wollen noch etwas essen gehen und lassen nach einem Blick zum Himmel die Dachluken offen. Fünf Minuten später, noch auf dem Weg zu einem Lokal, kriegen wir es schon mit der Angst zu tun, es könnte jeden Moment regnen und das Auto überschwemmen. Wir beeilen uns daher, essen nicht im Lokal, sondern nehmen das Futter mit und essen im heißen aber Gott sei Dank trocken gebliebenen Auto. Heute macht Susi die Hitze sehr zu schaffen. Jetzt nach dem Essen Holen laufen ihr Schweiß und Tränen in Strömen den Körper hinunter. Nur das schnelle Hervorholen der Ventilatoren und laufen Lassen auf höchster Stufe, sowie die Verabreichung mehrerer Dosen Schnaps verhindern einen Nervenzusammenbruch. Km 394/3.542/57.310.

 

Sonntag, 6. November 16, Tag 30/274: Keningau

In der Früh ist es neblig wie im November ;-) Nach kurzer Fahrt beginnt es zu regnen, der Niederschlag hält ganzen Tag an. Die Straße von Tawau nach Keningau war noch vor einigen Jahren besonders in der Regenzeit eine Herausforderung, da die Piste durch die vielen Holztransporte stark ausgefahren war und die schweren LKW mit weit überstehenden Holzstämmen andere Fahrzeuge von der Straße drängten. Heute ist die gesamte Strecke asphaltiert und abgesehen von reichlich Bodenwellen problemlos ganzjährig befahrbar. Noch immer bringen unzählige Lastwagen Holz aus den Wäldern nach Kalabakan, von wo die Stämme auf dem Fluss weiter transportiert werden. Auf den gesamten 350 Kilometern gibt es von der Straße aus keinen Urwald mehr zu sehen, nur mehr Sekundärwälder, Nutzholzplantagen oder waldlose Flächen, die nur von schnell wachsenden Boden deckenden Pflanzen bedeckt sind. Aus Keningau rufen wir im Rafflesia Information Centre an, aber noch immer gibt es keine blühende Rafflesie.

 

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