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Übersicht 8. Etappe

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   Indonesien: Kalimantan   1 EUR = 14.400 Rupien      MEZ + 6 Stunden      100 Einwohner/km2      Linksverkehr      Diesel 0,36 EUR    

Kalimantan ist der indonesische Teil der Insel Borneo. 

Freitag, 11. November 16, Tag 35/279: Tajan

Auf indonesischer Seite nervt uns bereits ein Zöllner bevor wir unseren Einreisestempel im Pass haben. Mit sensationsgeilem Blick, hat wohl noch nie ein Wohnmobil gesehen, und tropfendem Speichel kündigt er an, er wird unser Auto "checken". Ich bremse ihn ein wenig und mache ihm klar, dass bevor wir beim Immigration Office waren, gar nichts gecheckt wird. Da schickt er uns allen Ernstes sofort zum Immigration, obwohl wir in einer Autoschlange stehen und wir die Fahrzeugkolonne blockieren, wenn wir nicht beim Auto sind. Das ist ihm völlig egal, wir sollen sofort zum Einreiseschalter gehen, er checkt in der Zwischenzeit unser Auto. Wir gehen also zum Einreiseschalter, sperren natürlich das Auto ab. Wir lassen doch nicht das Auto in unserer Abwesenheit durchsuchen. Beim Einreiseschalter dauert's ein wenig länger. weil der Beamte noch nie ein Vorab-Visum gesehen hat und Hilfe holen muss. Man hätte hier anscheinend auch ohne vorab erteiltes Visum einreisen können. Weil aber die Information unseres Außenministeriums lautete: Visum an der Grenze gibt es nur an den internationalen Flughäfen und ausgewählten Seehäfen, haben wir uns Visa in Wien besorgt. Wieder zurück beim Zerberus warten schon viele Autofahrer hinter uns, die ihre Ungeduld angesichts der mittlerweile drei check-geilen Zöllner nicht zeigen. Welche Macht doch eine Uniform gibt! Jetzt wird gecheckt, einer der Zöllner will schon die Schiebetür öffnen, die hab ich aber noch versperrt. Ich erkläre den dreien, wie das Checken ablaufen wird: Einer von ihnen kann das Fahrzeug inspizieren. Nicht zwei, nicht drei. Einer. Da ist schnell klar, wer der Chef der drei ist: Der obergeile mit dem Speichelfluss. Ich öffne die Schiebetür und steige selber ohne Schuhe ein, draußen ist es voll gatschig vom nächtlichen Regen. Der Oberzöllner hebt einen Fuß und will auch rein. Aber doch nicht mit Schuhen! Ich würde doch auch meine Schuhe vor dem Betreten seiner Wohnung ausziehen. Das scheint ihm einleuchtend zu sein und er zieht wirklich seine Schuhe aus und klettert rein. Während ich angesichts der mittlerweile vielen Schaulustigen draußen die Schiebetür schließe, hat der Zöllner schon ein Kastl geöffnet und wühlt mit seiner Hand in Unterwäsche. Ich erkläre ihm freundlich, dass er überall hineinschauen kann, aber ich öffne die Türen und ich geb ihm Sachen raus, die er sehen will, er schaut nur. Das macht anscheinend weniger Spaß als selber Öffnen und Wühlen und so sind wir bald fertig. In den Kofferraum will er aber doch noch sehen. Was ist in dieser Kiste drin? Spareparts and tools. Will er sehen. Ich stelle ein Klappstockerl auf, hebe die Kiste raus und zeige ihm Ersatzlampen, verschiedene Werkzeuge, Kabelbinder. Auch aus der nächsten Kiste lässt er sich Verschiedenes zeigen. Was ist in dem Koffer drin? Tools. Will er sehen. Muss er leider warten, denn ich muss erst die Kisten und die Klappstockerl wieder einräumen und das dauert, wenn man's ordentlich macht. Dann will er glatt noch das Fahrerhaus sehen. Wir stehen auf der linken Seite und ich soll ihm das Handschuhfach öffnen. Da ist aber keins. Waum nicht? Weil das Auto hier das Steuer hat. Okay. Dass das Handschuhfach auf der rechten Seite sein könnte, kommt ihm nicht in den Sinn. Noch ein Blick in den Motorraum und dann ist es geschafft. Er begleitet mich in ein Büro, wo das Carnet gestempelt und allerlei Daten in einen Computer eingegeben werden. Zwei Türen weiter kann ich eine Haftpflichtversicherung abschließen, kostet für zwei Monate 550.000 Rupien (38 Euro), kann man auch in Ringgit bezahlen. Die Versicherungssumme beträgt, wenn ich die Polizze richtig verstehe, 30 Millionen Rupien, das wären ca. 2.000 Euro, nicht gerade berauschend. Nur nicht nachdenken drüber! Nach eineinhalb Stunden sind die malaysischen und indonesischen Grenzformalitäten erledigt, eine Versicherung ist abgeschlossen und die letzten Ringgit sind in Rupien gewechselt. Gleich nach der Grenze kaufen wir eine SIM-Karte und heben problemlos bei einem Bankomaten Geld mit der Bankomatkarte ab. Auf den nächsten Kilometern haben wir gleich zwei Polizeikontrollen (die die einzigen bis Timor bleiben werden!), bei der ersten will man nur den Reisepass sehen. Bei der zweiten Kontrolle wollen zwei Polizisten zunächst die Pässe, dann ein Fahrzeugdokument, schließlich noch das Carnet und dann wollen sie auch noch das Auto inspizieren. Als ich das mit einem vehementen No verweigere, glauben sie, ich hätte nicht richtig verstanden, was sie wollen, und wiederholen, dass sie das Auto ansehen wollen. Ich sage nochmals nein und auf die Frage, warum nicht, erkläre ich, das Auto ist innen private. Das scheint ihnen einzuleuchten und sie winken uns weiter, wünschen uns sogar noch good journey. Viel Unterschied zu Sarawak ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Die Straßen sind schmäler, mehr Mopeds sind unterwegs, das Fahren geht nicht mehr ganz so entspannt wie in Malaysia. Der Straßenzustand ist stark wechselnd, aber überwiegend schlecht, speziell zwischen Sosok und Tajan geht es nur sehr mühsam voran. Wenige Kilometer vor Tajan überqueren wir den Äquator. Hier gibt es nicht das erwartete Equator-Cafe, nicht den Souvenirstand, nicht einmal eine Hinweistafel. Mit Spannung fahren wir auf Tajan zu, denn hier müssen wir den Kapuas queren, was früher nur mittels Flussfähre möglich war. In Google Earth haben wir gesehen, dass eine Brücke in Bau ist. Erfreulicher Weise ist die schon fertig. Der Fluss ist ist eineinhalb Kilometer breit! Nun wird die Straße besser, bleibt aber sehr schmal. Hier ist es üblich, dass Fahrzeuge, die mehr als die halbe Straßenbreite benötigen, rechts (also fahrbahnmittig) blinken, damit der Gegenverkehr äußerst links fährt oder sogar vom Asphalt runter (da geht's aber oft weit runter!). Kein Wunder also, dass größere Fahrzeuge ständig rechts blinken. Wir probieren das auch gleich mal aus und siehe da, so mancher LKW fährt mit zwei Rädern vom Asphalt. Aber halt nicht jeder und so haben wir bald verschieden färbige Lackspuren auf dem rechten Außenspiegel. Gegen Ende des Tages wird dann die Straße normal breit, welch Erleichterung. Die Nachtplatzsuche ist schwierig, da es am Nachmittag viel geregnet hat und es fast überall so aussieht, als würde ein Auto bis zur Bodenplatte einsinken. Ganz kurz vor Sonnenuntergang entdecken wir neben einem allein stehendem Haus eine große Garage mit Vordach, unter dem wir stehen dürfen. Wir können trotz Regen die Dachluken öffnen! Km 236/5.504/59.272.

Samstag, 12. November 16, Tag 36/280

Es gibt nicht viel zu berichten heute. Ganzen Tag fahren, 424 Kiometer. Mit Ausnahme der letzten 60 gute Straße, wenig Verkehr, aber die Straße ist der Landschaft angepasst (und nicht wie in Malaysia oft umgekehrt) und daher kurvig und steil, mehrmals denke ich mir, so steile Passagen bin ich noch nie gefahren. Keine Ahnung, wie das im Winter gehen soll, wenn's mal ein bisschen Glatteis gibt. Es geht meist durch niedrigen Busch. Reste von Sekundärwald sieht man nur an steilen Hängen. Palmplantagen, zunächst nur dann und wann, werden häufiger und dominieren zum Schluss das Bild. Hier gibt es auch mehr Verkehr und der Straßenzustand ist von den vielen LKW schlecht. Wir übernachten neben einem Warung (so heißen hier die Wirtshäuser), in dem wir zu Abend gegessen haben. Km 424/5.928/59.696.

Sonntag, 13. November 16, Tag 37/281, Kumai

Es hat die ganze Nacht geregnet, im Auto hat es 30 Grad, der Schweiß läuft in Strömen. Erst während der Fahrt nach Kumai lässt der Regen nach. Die letzten 50 Kilometer sind üble Schlaglochstraße. Kumai stelle man sich nicht vor wie eine Hafenstadt. Es ist ein kleines schmutziges Nest übler Sorte am Unterlauf eines Flusses, der vom Meer her schiffbar ist. Gäbe es hier nicht den Fährhafen, wäre das Dorf wohl in keiner Karte verzeichnet. Es gibt zwei Fährgesellschaften, die nach Semarang und Surabaya auf Java fahren, Pelni und Dharma Lautan Utama, wobei wir nur von ersterer wissen, dass sie auch Autos transportiert. Das Pelni-Büro ist zwar offen, aber es ist kein Mensch da. Einem aufliegenden Folder entnehmen wir, dass die nächste Fähre  nach Semarang erst am 20. November geht. Oh mein Gott, eine Woche warten, in diesem Nest. Im Büro von Dharma Lautan Utama gibt es mehrfach gute Nachrichten: 1. Sie transportieren auch Autos, 2. Die nächste Fähre nach Semarang geht heute Abend und 3. der Spaß ist weitaus billiger als befürchtet, nämlich 206.000 Rp. (14 Euro) pro Person inklusive zwei Mahlzeiten und gut dreieinhalb Millionen (245 Euro) für's Auto. Wir vertrödeln den Tag in einem gemütlichen Restaurant und sind dann gut zwei Stunden vor Abfahrt am Fährhafen. Als wir unsere Taschen packen, bemerken wir, dass es von der geschlossenen Dachluke runtertropft. Irgendwo ist da anscheinend was undicht, das müssen wir uns gründlich ansehen, wenn's mal gerade nicht regnet. Nachdem die Fähre längsseitig angelegt hat, sehen wir beim Ausladen zu. Acht LKW und vier oder fünf PKW verlassen die Fähre, mehr hat anscheinend nicht drin Platz. Da die Fahrzeuge natürlich längs drinstehen, aber seitlich rausfahren, müssen sie mehrmals mühsam im Inneren reversieren und als die LKW dann rausfahren, schwankt das Schiff beachtlich, denn es ist nur locker vertäut. Jeder LKW, der rausgefahren ist, muss vor dem Schiff warten, bis der nächste raus ist, damit er diesen rausschleppen kann, falls er aus eigener Kraft nicht rauskäme. Dann wird endlich eingeladen. Fünf LKW, dann endlich wir. Nachdem der Zerberus gut abgestellt und fixiert ist, gehen wir hinauf auf die Passagierdecks, wo mittlerweile auch die Fußpassagiere eintreffen. Als wir gerade die Liegeräume mit Massenlagern auf zwei Ebenen betreten, ruft jemand hinter uns "wip". Könnte das vielleicht VIP heißen und hat das Schiff vielleicht wider Erwarten eine Erste Klasse? Genau so ist es. Wir machen einen Blick in die erste Klasse, zahlen je 150.000 Rp. (10 Euro) auf und verbringen die nächsten 26 Stunden auf zwar schmuddeligen, aber halbwegs gemütlichen Polstermöbeln, die man in Liegen umfunktionieren kann. Zudem sind wir in dem Raum nur zu dritt, haben eine eigene Toilette und es gibt kaum Kakerlaken. Die Mahlzeiten sind einfach: einmal Reis mit Huhn und einmal Reis mit Fisch. In weiser Voraussicht haben wir eigenes Futter mit. Km 51/5.980/59.747.

 

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