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Montag, 7. April 14, Tag 1: Ungarn, Serbien

Endlich ist es soweit: Der Startschuss für unsere Weltreise fällt! Zuvor aber sind wir mit meiner Mutter, meiner Schwester und meinem Neffen zum Abschieds-Mittagessen verabredet. Welch Überraschung: Meine Tochter ist mit unseren zweieinhalb Enkelkindern auch gekommen, um uns zu verabschieden. Wir sind gerührt. Nach dem vermutlich letzten Wiener Schnitzel für längere Zeit und einem herzlichen Abschied geht es richtig los. Leider haben wir nach kurzer Fahrt auf der Westautobahn bereits eine Panne: Die Ölkontrolle leuchtet. Ich habe vermutlich beim Ölwechsel vor ein paar Tagen zu viel Öl eingefüllt. Wir verlassen die Autobahn an der nächsten Abfahrt, wo gleich - welch Zufall - ein ÖAMTC auf uns wartet und die Sache in Ordnung bringt. Via Wien und ...

   Ungarn   1.000 Forint = 3,30 Euro

... Budapest geht es nach Serbien. 

   Serbien   1.000 Dinar = 8,60 Euro

Die Grenzbeamten glauben, ich veräpple sie, als ich auf die Frage, wo wir hinfahren, antworte: Nach Kirgisistan. Zwischen Novi Sad und Belgrad übernachten wir auf einer Autobahnraststätte. Km 731.

Dienstag, 8. April 14, Tag 2: Belgrad bis Istanbul

Wir müssen lachen, weil sich zeigt, dass wir noch keine Morgenroutine haben. Bei der Morgentoilette und beim Frühstück Zubereiten stehen wir einander im Weg und greifen uns über's Kreuz. Heute ist ein reiner Fahrtag. Der morgendliche Nebel lichtet sich bald und wir haben einen warmen und großteils sonnigen Reisetag. Bis Nis ist mir die Strecke von zahlreichen Griechenland-Fahrten gut bekannt; neu ist nur, dass man nicht mehr durch das Zentrum Belgrads muss, es gibt eine neue, allerdings noch nicht fertig gestellte Umfahrung im Süden. In Sophia essen wir in einem Möbelhaus neben der Autobahn zu Mittag. Irgendwo in Bulgarien zeigt der Kilometerzähler des Zerberus die runde 200.000 an und wir hoffen, dass das Auto diese Strecke noch ein paarmal fährt. 

   Türkei   1 Lira = 0,35 Euro

Der Grenzübertritt in die Türkei erweist sich diesmal als sehr geordnet, in einer halben Stunde ist alles erledigt. Obwohl wir kurz vor Istanbul schon 1.000 Kilometer gefahren sind, beschließen wir, noch heute durch die Großstadt zu fahren, um nicht morgen am Frühverkehrsstau teilnehmen zu müssen. Wir nächtigen wieder auf einer Raststätte. Km 1.144/1.875.

Mittwoch, 9. April 14, Tag 3: Hattuscha

Auf einer Autobahnraststätte beheben wir Geld von einem der hier stehenden sieben(!) Bankomaten. Zu Mittag passieren wir Ankara und am Nachmittag erreichen wir Hattuscha, eine bedeutende, aber uns enttäuschende archäologische Stätte aus dem 2. Jahrtausend vor Christus. Kaum mehr als Grundmauern sind noch zu sehen. Auch im zwei Kilometer entfernten Yazilikaya ist die Besichtigungsausbeute gering, denn die Felsreliefs hauen einen nicht gerade vom Hocker. Wir sind froh, dass wir nicht im Herbst auf unserer Anatolienrundreise hierher gefahren sind, was wir ursprünglich vorgehabt hatten, denn damals hätten wir einen mehrere hundert Kilometer langen Umweg auf uns nehmen müssen, während Hattuscha heute fast auf der Strecke liegt. Auf einer von Kühen gründlich abgeweideten Wiese neben den Ausgrabungen sitzen acht bis zehn Frauen und stochern im Boden herum. Sie stechen mit Messern Pflanzen mit flachen Blättern aus der Wiese, die die Kühe nicht fressen konnten, und die als Salat Verwendung finden. Kurz vor Sivas schlagen wir unser Nachtlager an einer unbefahrenen Nebenstraße auf, erhalten aber kurz vor dem zu Bett Gehen Besuch von der Jendarmeria: Vier freundliche Gendarmen interessieren sich für uns und meinen, der Platz sei nicht sicher. Sie wollen den Chef anrufen, aber da alle ihre Handys keinen Empfang haben, ist der Platz nun doch sicher und wir können bleiben. Km 799/2.674.

Donnerstag, 10. April 14, Tag 4: Erzurum

Wir kämpfen nun schon den vierten Tag mit der Tatsache, dass durch die ständige Fahrt nach Osten der Tag nicht 24 Stunden hat, sondern nur ca. 23½. Das ist lästig, weil wir am Abend nicht ins Bett wollen und am Morgen nicht auf können. Wir haben quasi einen Jet-Lag. Letztendlich geht es auf Kosten unseres Schlafes. Ich bin heute den vierten Tag in Folge nicht ausgeschlafen und muss mich nach eineinhalb Stunden Fahrt nochmal aufs Ohr hauen, damit ich weiter fahren kann. Zunächst geht es über mehrere 2.000 bis 2.200 Meter hohe Pässe. Die Straße ist schlecht, weil offensichtlich die Schneepflüge großen Schaden angerichtet haben. Die Pässe sind in Wolken und auf den Passhöhen hat es gerade einmal über Null Grad. Überhaupt ist das Wetter heute mies, oft regnet es. Erst ab Sivas ist die Straße wieder Autobahn ähnlich ausgebaut. Da außerhalb größerer Orte ohnehin kaum Verkehr auf der Straße ist, sind wieder ordentliche Geschwindigkeiten möglich und da die Polizei in Horasan über ordentliche Radargeräte verfügt, verhängt sie auch ordentliche Strafen. Angesichts der Tatsache, dass wir auf der ganzen Durchfahrt durch die Türkei keine Autobahnmaut bezahlen mussten, weil unsere Mautvignette vom Vorjahr einfach nicht leer wird, leisten wir gerne einen Obolus in die türkische Staatskasse. In Erzurum speisen wir in einem guten Restaurant recht gut und sehr günstig. Ab Kars ist die Straße äußerst schlecht und wir müssen Druck aus den Reifen lassen, damit es nicht allzu sehr rumpelt. Am Abend, nachdem wir ein Plateau auf über 2.000 Metern erreicht haben, kommt dann die Sonne hervor und bringt ein wenig Farbe in den Tag: Das Ockerbraun der Felder harmoniert sehr schön mit dem zarten Blau des Himmels und dem Weiß der Schnee bedeckten Berge. Wir übernachten auf 2.073 Metern etwas abseits der Straße zirka 30 Kilometer vor der Grenze zu Gürcistan, wie die Türken Georgien nennen. Km wieder 799/3.473.

 

Freitag, 11. April 14, Tag 5: Wardsia

Wir bewältigen einen letzten Pass vor der Grenze, 2.550 Meter hoch, hier stapelt sich noch mächtig Schnee neben der Straße. Dann geht es hinunter zum Grenzübergang Türkgözü, wo wir vor geschlossenem Tor stehen, womit gemeint ist: Der Grenzübergang ist geschlossen. Der Fahrer eines wartenden iranischen Tankwagens weiß, dass die Grenze um 8 Uhr 30 öffnet, in 10 Minuten also. Wir sind erleichtert. Die Abfertigung auf türkischer Seite geht gemütlich vonstatten, aber als wir mit den Formalitäten fertig sind, werden wir nicht zu den Georgiern hinüber gelassen, denn die öffnen erst eine Stunde später. Schräg irgendwie. 

   Georgien   1 Lari = 0,41 Euro 

Zwar öffnet sich bald das Tor, aber es geschieht wirklich eine ganze Stunde lang nichts. Die volle Dienstmannschaft ist versammelt, steht in kleinen Grüppchen herum und genießt bei einem Tratsch die Frühlingssonne. Dann aber wie auf Kommando marschiert jeder an seinen Arbeitsplatz und nach wenigen Minuten sind wir durch. Es ist nicht möglich, eine Haftpflichtversicherung abzuschließen, es gibt auch keine Wechselstube. Alles in allem dauert der Übertritt eineinhalb Stunden. Die erste Eindrücke von Georgien: Bauern beim händischen Kartoffel Setzen, viel Müll neben der Straße, viele Schlaglöcher, eine Schrift, die wir nicht lesen können. In Akhaltsikhe wechseln wir in einer Bank Euro in Lari und kaufen in einem Laden Brot. Über Chertwisi, wo eine Festung über dem Fluss thront, fahren wir nach Wardsia, wo wir die Felsenklöster besichtigen wollen. Doch zuvor ist Mittagessen angesagt. Die Gastronomie hier ist bescheiden, aber in einem Hotel, das zuerst geschlossen scheint, lassen zwei Frauen die Gartenarbeit stehen, begleiten uns in den Speisesaal und nehmen die Bestellung entgegen. Wir essen Gemüsesuppe und Forelle bzw. Fleisch, vermutlich vom Schwein. Bier kommt aus der Literflasche. Während wir essen, ziehen Wolken auf und als wir die Tickets für die Felsenklöster kaufen, beginnt es zu nieseln. Der Ticketverkäufer lässt uns nicht mit dem Zerberus zu den Klöstern hinauf fahren, er meint, unser Auto sei zu lang. Er bringt uns aber mit seinem Privatwagen hinauf und beschreibt uns einen Weg, auf dem wir die Klöster besichtigen können und bequem hinunter gehen können. Die Klöster bestehen aus etwa 200 Höhlen in einer Felswand, die teilweise miteinander durch Gänge und Treppen verbunden sind. Die Klosterkirche mit sehenswerten Fresken ist unverständlicher Weise fest verschlossen. Bald hört es wieder zu regnen auf und die Sonne kommt. Um an unser nächstes Ziel, die Stadt Gori, zu gelangen, müssten wir umständlich bis Akhaltsikhe zurückfahren, würde nicht die Landkarte eine Abkürzung anzeigen, eine kleine Straße, die von Chertwisi auf einem Hochplateau recht geradlinig durch mehrere Dörfer und dann über einen Pass in den Wintersportort Bakuriani führt. Die Staße ist erwartungsgemäß schlecht, nur anfangs asphaltiert, und wir müssen mehrmals Druck aus den Reifen lassen, um den Zerberus nicht zu zertrümmern. Während eines Hagelgewitters suchen wir Schutz in einem Pinienwäldchen, denn wer weiß, was die Solarpaneele und die Dachhauben aushalten. Ein folgender Schneeschauer und gleich darauf Sonnenschein und Regenbogen machen einem richtigen Aprilwetter alle Ehre. Der Niederschlag hat die ohnehin schon schlechte Straße aufgeweicht und die Fahrerei gestaltet sich mühsam. Der Verkehr wird immer weniger und als sich in einem Dorf der Weg zu einem Pfad verjüngt, werden wir misstrauisch und fragen, ob es hier nach Bakuriani geht. Die Antwort ist njet. Wir befinden uns zwar in einem der auf der Karte eingezeichneten Dörfer, aber einen befahrbaren Pass nach Bakuriani kennt niemand. Also wieder gaanz zurück. Wir fühlen uns irgendwie an Mensch-ärgere-dich-nicht erinnert. Als wir endlich wieder in Chertwisi sind, steht fest, dass uns die Abkürzung drei volle Stunden gekostet hat. Die Landkarte wurde übrigens vom Reise-Know-How-Verlag herausgegeben. In einem Pinienwald zwischen Straße und Fluss, aus dem tausend Frösche quaken (ist das zu dieser Jahreszeit überhaupt möglich?), finden wir einen ansprechenden Nachtplatz. Km 256 (davon reichlich unnötige)/3.730 (davon auch). 

   

Samstag, 12. April 14, Tag 6: Georgische Heerstraße

Es geht Richtung Tiflis. An einer Tankstelle haben die Tankwarte Spaß, weil wir beinahe 200 Liter Diesel bunkern. Und wir haben Spaß, weil ein Liter nur 0,88 Euro kostet. Aber das ist erst der Anfang! Wartet ab, was wir aus den nächsten Ländern berichten! Zuerst auf halbwegs brauchbarer Landstraße, später sogar auf Autobahn fahren wir nach Gori. Im Geburtsort Stalins machen wir eine Stadtrundfahrt und versorgen uns dabei mit Brot und Internet. Sowohl das Stalin-Museum als auch das Kriegsmuseum lassen wir aus. Nach einem weiteren Stück Autobahn biegen wir nach Norden in die Georgische Heerstraße ein. Sie wurde im 18. Jahrhundert von den Russen gebaut, um rasch Truppen in den Südkaukasus verlegen und letztendlich Georgien annektieren zu können. Die Straße ist heute vollständig asphaltiert, führt vorbei an der beeindruckenden Wehrkirche Ananuri und erreicht kurz vor dem 2.379 Meter hohen Kreuzpass den Wintersportort Gudauri, wo eben die Saison zu Ende geganen ist. Im Verlauf der Straße tun sich immer wieder spektakuläre Ausblicke auf. Kurz vor der russischen Grenze liegt die Stadt Stepanzminda, früher Kasbegi genannt, in deren Nähe auf einem Berg die Wallfahrtskirche Zminda Sameba liegt, besser bekannt unter dem Namen Gergeti. Gleich bei unserer Ankunft sprechen uns Taxifahrer an, die uns um 60 Lari (25 Euro) mit ihren Lada-Geländewagen zur Kirche bringen wollen. Wir lehnen dankend ab, wir haben schließlich selber ein Auto. Doch mit dem könne man nicht hinauf fahren, der Weg sei viel zu schlecht und zu steil und wir kriegen einen Spezialpreis von 50 Lari. Unser Auto hat Allradantrieb. Aber es sei zu lang und die Kehren zu eng und die Strecke führe durch tiefen Schlamm, ich soll mir doch mal die schmutzigen Ladas ansehen, wie tief die im Dreck waren und es seien ausnahmsweise sogar 40 Lari möglich. 40 ist viel zu teuer, wir können es ja mal versuchen, wenn es nicht klappt, können wir ja wiederkommen. Die Abzweigung ist beschildert. Der Weg ist von Anfang an schlecht und steil, führt zunächst durch eine enge Gasse eines Ortsteiles, dann durch ein Stück freies Gelände, an einem Friedhof vorbei und schließlich in einen Wald, wo er bald in Serpentinen den Berg hinaufführt. Der Weg ist zugegebener Maßen echt übel, vor allem wegen der großen Steine, aber er ist trocken und die Kehren sind problemlos zu fahren. Die Taxifahrer haben natürlich maßlos übertrieben, um ein Geschäft mit uns zu machen, wahrscheinlich haben sie ihre Autos absichtlich mit Schlamm beschmiert. Doch bald wird es feucht, schließlich nass und gleich darauf schlammig mit üblen Spurrinnen. Der Zerberus kommt mehrmals an die Grenzen des Möglichen, er ist schließlich kein Geländewagen, vor allem fehlt ihm eine anständige Verschränkung und ein großer Federweg. Doch es klappt. Mit sehr viel mehr Glück als Verstand erklimmen wir den Berg. Es bietet sich ein phantastischer Blick auf die Kirche mit schneebedeckten Bergen im Hintergrund. Die Kirche selbst ist außen mit schlichten Sandsteinornamenten, innen mit reichlich Ikonen geschmückt. Geweihte Palmzweige stehen frei zur Entnahme; morgen ist Palmsonntag. Auch wenn die Wiese vor der Kirche ein idealer Nachtplatz wäre, wollen wir heute noch hinunterfahren, denn wer weiß, vielleicht regnet es in der Nacht und dann ist der Weg völlig unpassierbar. Oder es friert und wir rutschen auf dem Eis. So fahren wir also nach reichlich Dankgebeten und einem Fotoshooting mit Kirche und Zerberus wieder den Berg hinunter und finden beim Friedhof einen schönen Nachtplatz. Etwas bang öffne ich den Kofferraum, in welcher Unordnung wird hier alles sein? Doch erstaunlicher Weise sind alle Stapelboxen schön aufeinander stehen geblieben und auch im Wohnbereich ist nicht viel passiert, lediglich das Bücherregal hat sich übergeben. Km 354/4.092.

 

Sonntag, 13. April 14, Tag 7: Mzcheta, Tiflis

Wir rumpeln noch das kurze Stück hinunter auf die Heerstraße und machen dann noch einen Abstecher durch die Darialschlucht bis an die russische Grenze. Hier wären wir eingereist, wenn wir über die Ukraine und Russland gefahren wären, wie es zuerst unser Plan war. Unmittelbar vor der Grenzstation befindet sich das Darialkloster, das berühmt für seine Lage am Eingang zur Schlucht ist. Leider beeinträchtigt eine riesige Kraftwerksbaustelle die Ästhetik. Wir wenden und müssen nun die gesamte Heerstraße zurückfahren. Kurz vor Tiflis befindet sich auf einem Berg die Kirche Dzhwari, die wir uns ansehen. Die Kirche ist erstaunlich groß und angesichts des heutigen Palmsonntags reichlich besucht. Vom Berg hat man einen schönen Blick auf die kleine Stadt Mzcheta, in der wir nun die Sweti-Zchoweli-Kirche besuchen. Die Kirche von der Größe einer Kathedrale ist von einer Wehrmauer umgeben. Am Eingang verkaufen Frauen Palmzweige, die von einem Geistlichen mit sehr reichlich Weihwasser geweiht werden. Die Kirche besticht durch ihre Höhe und einer Nachbildung der Grabeskirche von Jerusalem in ihrem Inneren. In einem nahen Restaurant essen wir, müssen aber eine halbe Ewigkeit auf das Futter warten. Ich bin grantig, denn gestern bekam ich mein Hauptgericht überhaupt nicht serviert, die Kellnerin hatte einfach vergessen, es zu notieren. Wir sehen uns nun noch das etwa zwölf Kilometer entfernte Kloster Schiomgwime an. Leider ist die Straße seehr schlecht. Doch das Kloster entschädigt: Es gibt drei Kirchen zu sehen, eine unscheinbare unterirdische, eine genau darüber mit einigen alten Fresken und die Hauptkirche, die zur Gänze mit Fresken ausgemalt ist, die an Bilder in einem Kathechismus erinnern. Den Rest des Tages möchten wir zu einer Kurzbesichtigung von Tiflis nutzen. Obwohl Sonntag, ist reichlich Verkehr, wir fahren den Rustaweli-Boulevard mit seinen Prachtbauten entlang und drehen zwei Runden um den Freiheitsplatz mit dem Drachentöter-Denkmal und schließen einen Spaziergang durch die Altstadt bis zur Friedensbrücke an; in einem irischen Pub trinken wir ein Guinness. Am Ende eines Feldweges östlich von Tiflis übernachten wir. Km 267/4.358. 

 

Montag, 14. April 14, Tag 8: Kachetien

Der Tag beginnt mit einem Schockerlebnis: Die Heizung im Zerberus funktioniert nicht. Gleiches Problem wie auf der Anatolienreise voriges Jahr. Die Chancen auf eine Reparatur unterwegs stehen gering. Das werden kalte Nächte im Pamir! Nicht gerade in bester Stimmung, aber auf erstaunlich guter Straße gelangen wir zum Kloster Achali Schuamta, wo uns eine Nonne die aus dem Nebel aufragende Kirche mit alten Fresken aufsperrt. Nur zwei Kilometer entfernt liegen die drei Kirchen des Klosters Dzveli Schuamta, die außen halbwegs renoviert sind, innen aber außer schimmligen Wänden nichts zu bieten haben. In Telawi, der Hauptstadt Kachetiens, finden wir an der im Reiseführer beschriebenen Stelle ein winziges Internetcafe. Auf einer Rundfahrt besichtigen wir nun die riesige Klosterkirche Alawerdi, wo wir eine Weile den Gesängen einer Messe lauschen, die nur von einer Handvoll Gläubiger besucht ist, und die Wehrkirche Gremi, deren angeblich interessantes Museum und der Aussichtsturm geschlossen sind. Es kann auch keiner öffnen, weil auch hier alle Mönche mit der Messe beschäftigt sind. Die Fahrt nach Signagi auf schlaglochphaltierter Straße zieht sich dann ein wenig, wir werden aber durch die nette Atmosphäre der phantastisch auf einer Abbruchkante über der Alazani-Ebene gelegenen Stadt mit Blick auf den Kaukasus belohnt. Laut Landkarte müssten wir nun, um zu den Felsenklöstern Davit Garedscha zu gelangen, umständlich fast bis Tiflis zurück- und dann in weitem Bogen über Rustavi nach Süden fahren. Grund genug, um nach einer Abkürzung zu suchen. Aus Schaden wird man klug. Aber nicht wir. Wir fahren eine Abkürzung, die ich via Google Earth gefunden habe, über deren Straßenzustand uns aber nichts bekannt ist. Wir riskieren, dass die Strecke zunehmend schlechter wird oder nicht befahrbar ist und wir - im schlechtesten Fall vielleicht kurz vor dem Ziel - umdrehen müssen und viel Zeit verplempern. Doch diesmal haben wir Glück. Zweifach sogar. Erstens ist die Strecke fast durchgehend asphaltiert und ohne Verkehr und wir benötigen nur eineinhalb Stunden, während die Fahrt auf der Hauptstraße zumindest eine Stunde länger benötigt hätte. Zweitens führt die Strecke durch eine auf der Karte mit "Ivris Zegani" bezeichnete faszinierende unbewohnte Landschaft mit kantigen Hügelzügen, die mit kurzem Gras wie von Filz überzogen sind. Wir begegnen großen Schafherden mit Hirten zu Fuß, dann und wann einem zu Pferd und passieren dann und wann einen Salzsee oder selten ein kleines Gehöft. Kurz vor Davit Garedscha, schon mit Blick auf alte Türme an der Grenze zu Aserbeidschan, campieren wir. Es ist noch so warm, dass die Dusche ein Genuss ist. Km 312/4.672.

 

Dienstag, 15. April 14, Tag 9: Wanderung nach Aserbeidschan

Viele Probleme können im Kopf gelöst werden. Nur manchmal reicht einer nicht aus. Wir machen uns viele Gedanken über unsere kaputte Heizung. Susi hatte gestern den Gedanken, es könnte zu wenig Diesel im Tank sein. Dazu fiel mir ein, einmal in der Bedienungsanleitung des Zerberus gelesen zu haben, dass die original Standheizung nur funktioniert, wenn der Dieseltank zumindest viertel voll ist. Da die Heizung für den Wohnbereich vermutlich die selbe Dieselansaugung verwendet, wäre es logisch, dass auch sie nur funktioniert, wenn der Tank zumindest 25 Prozent voll ist. Im Gegensatz zu gestern früh ist der Tank heute fast voll. Wir sind voller Hoffnung, dass die Heizung heute wieder funktioniert. Doch leider ist das nicht der Fall. Mist! Jetzt tritt Kopf zwei in Aktion: Einer inneren Stimme folgend, schalte ich die Standheizung ein und sie funktioniert natürlich. Und als ich jetzt zusätzlich die "hintere" Heizung einschalte, wird auch sie warm. Halleluja! Offensichtlich ist sie selbst nicht in der Lage, Diesel aus der langen Leitung zu saugen, wenn sie mal Luft angesaugt hat. Wenn aber die Pumpe der Standheizung hilft, geht sie wieder. Vielleicht müssen wir nun doch keine Daunenschlafsäcke für das Pamir kaufen! Wir fahren die paar Kilometer bis zum Kloster Dawit Garedscha direkt an der aserbeidschanischen Grenze. Die Tür zum Kloster ist offen, doch kein Mensch ist zu sehen. Schlafen die Brüder noch? Wir machen einen Rundgang durch den Hof des auf einem steilen Abhang gebauten Klosters und als wir die unterirdische Kirche betreten, finden wir die Mönche bei der Messe. Unser Reiseführer spricht noch von einem weiteren Kloster oberhalb Dawit  Gareschas auf aserbeidschanischem Boden. Ich finde den Pfad und steige den Berg hinauf. Der Weg ist so steil, dass mir nach wenigen Minuten der Schweiß in Strömen hinunterläuft (Vielleicht mangelt es auch ein wenig an Kondition?). Bald habe ich einen schönen Blick auf das Dawit-Kloster, aber der Bergkamm ist weiter weg, als es von unten schien. Als ich dann oben bin, habe ich einen fantastischen Blick nach Aserbeidschan, eine weite grüne Ebene tut sich auf, in weiter Ferne ein Gehöft, unter mit ein Schäfer mit Herde und Hunden. Ich bin aber noch nicht am Ziel. Der Weg führt nun auf der anderen Seite unterhalb des Bergrückens zu diesem parallel zu einem auf dem Gipfel des Monte Udabno befindlichen Kircherl. Auf dem Weg dorthin finden sich zahlreiche Höhlen, teils mit hübschen Portalen, vielfach mit Heilige darstellenden Fresken verziert. Das Kircherl ist erwartungsgemäß versperrt, aber der Blick nach Georgien hier und nach Aserbeidschan da, entschädigt für die Mühen des Aufstiegs. Auf dem Rückweg entdecke ich noch ein weiteres versperrtes Kircherl, vermutlich die Klosterkirche Udabno. Wieder beim Zerberus angekommen, wartet schon Susi mit einer Obstjause auf mich. Der Rückweg von Dawit Garedscha führt über Rustavi, einer üblen Industriestadt. Auch der Weg dorthin ist echt übel. Es kommt aber noch dicker: Die Verbindungs"straße" von der nach Aserbeidschan führenden M4 zur M6, auf der wir nach Armenien wollen, ist kaum mehr Straße zu nennen. Zwar sind noch fallweise Reste von Asphalt zu erkennen, doch eigentlich besteht der Weg nur mehr aus aneinandergereihten Schlaglöchern, so dass man die meiste Zeit neben der Straße fährt, doch auch hier rumpelt und rüttelt es wie ein Dauererdbeben. Kurz vor der Grenze kaufen wir mit unseren letzten Lari Obst und Bier, das es in Georgien in 0,5-, 1- und 2-Liter-Plastikflaschen gibt. Am Grenzübergang fahre ich auf die PKW-Spur, aber wir werden zur LKW-Spur geschickt. Hier will man uns wieder zurück zur PKW-Spur schicken. Als ich protestiere, kommt die Variante "Auto mit Fahrer auf LKW-Spur und Passagier auf der Fußgängerspur". Das lehne ich aber strikt ab. Wir trennen uns nicht. Und plötzlich gehts doch: Auto und wir beide auf einer Spur. Stempel und raus sind wir aus Schlaglochistan.

   

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