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   Armenien   1.000 Dram = 1,78 Euro

Dienstag, 15. April 14, Tag 9: Ozdun

An der armenischen Grenzstelle geht es zuerst recht unkompliziert zu. Polizei, Stempel, Zoll, Blick ins Auto, fertig. Doch dann werde ich in ein Büro geschickt. Hier rechnet mir einer auf einem Zettel Papier vor, was ich zu bezahlen habe, Straßenbenützungsgebühr, Öko-Abgabe, Zollgebühr, zusammen 32.000, zahlbar an der Kassa dort, und ich soll gleich ein wenig mehr Geld wechseln lassen, denn bei ihm sind dann nochmals 5.000 zu bezahlen. Und schnell, schnell, bitte, er hat noch viel zu tun. Ich rechne mal nach: 37.000 Dram sind etwa 65 Euro. Kommt mir schon ziemlich teuer vor. Und warum schnell? Ist doch ohnehin fast nichts los hier. Ich frage mal vorsichtig, ob denn bei der großen Summe eine Versicherung eingeschlossen ist. Nein, die ist dann noch extra in einem anderen Büro. Ich erkläre ihm, der Betrag kommt mir sehr hoch vor. Da meint er, er könne mein Auto ein wenig kleiner machen, das wären dann (er rechnet wieder auf dem Zettel herum) 20.000 an der Kassa und 8.000 für ihn. Ich gehe also an die Kasse, wechsle einen Euro-Hunderter in 55.000, bezahle die Steuern in Höhe von 20.000 und erhalte sogar eine Quittung, auf der die einzelnen Teilbeträge aufgelistet sind. Scheint also zu stimmen. Nun wieder zurück zu dem Typen, der noch die 8.000 will. Ich ersuche höflich um eine Quittung auch von ihm. Aber das geht nun wirklich nicht, er hat schließlich doch mein Auto kleiner gemacht. Ich meine, 3.000 wären auch genug, gebe ihm aber dann 5.000, weil herausgeben würde er mir ohnehin nicht. Theatralisch zornig steckt er die 5.000 ein und wirft meine Dokumente seinem Kollegen auf den Schreibtisch, der sie abstempelt. Ich muss nun ein Dokument in armenischer Schrift unterschreiben. Ich sage, ich verstehe doch kein Wort. Das macht nichts, ist nicht wichtig, einfach unterschreiben. Ich unterschreibe mit den Worten "nicht verstanden". Und fertig. Nein, doch nicht. Ich werde noch an den Versicherungsmenschen weitergereicht. Der hat schon meinen Zulassungsschein in der Hand und sagt, ich soll ins Auto steigen und ihm nachfahren. Sein Büro ist außerhalb des Grenzabfertigungsgebäudes. Ich darf auf einem grauslichen Sofa Platz nehmen und er gibt schon umständlich alles mögliche in seinen Computer ein. Ich erlaube mir, mal nachzufragen, wieviel denn so eine Versicherung kostet. Er sagt, Minimum seien 20 Tage, das macht 22.000. Ich rechne um und finde das unplausibel teuer. Als ich ihm das auch sage, wirft er mir den Zulassungsschein her, soll ich doch ohne Versicherung fahren. Zufällig fällt mein Blick durch die Glastür auf die andere Straßenseite, wo sich weitere Versicherungsbüros befinden. Eines betrete ich und frage nach den Kosten für eine Versicherung. Hier ist die Minimumdauer 10 Tage und die Kosten belaufen sich auf 4.200 Dram. Nach knapp einer Stunde Grenzaufenthalt lassen wir die ersten Eindrücke Armeniens auf uns wirken: Arm (wie schon der Name sagt), aber ordentlicher und etwas sauberer als in Georgien, die Straßen etwas besser, weniger Schlaglöcher, sehr wenig Wegweiser. Der Witz des Tages wird geboren: Warum gehört Armenien nicht zum Orient? Weil sie hier Fleckerlteppiche haben! In Sanahin sehen wir uns die Klosterkirche an, die uns aber nicht sehr gefällt. Sie ist dunkelgrau, düster und kalt. Ganz anders  jene in Ozdun, die gerade renoviert wird und durch die wir eine Führung vom Pfarrer persönlich erhalten. Wir schlafen ganz in der Nähe des Klosters Haghartsin in einem Wald, in dem es vor Schweinen nur so wimmeln soll. Hier sollen sich Wildschweine mit frei herumlaufenden Hausschweinen gekreuzt haben. Sind aber keine zu sehen. Km 278/4.950.

Mittwoch, 16. April 14, Tag 10: Sevan-See, Geghard

Wir sehen uns die drei Klosterkirchen in Haghartsin an, dann geht es über den Sevan-Pass zum auf 1.900 Metern gelegenen Sevan-See, angeblich einem der höchst gelegenen Seen der Welt (was wir gar nicht so recht glauben wollen). Wir besichtigen die beiden idyllisch auf der Halbinsel Sevanovank gelegenen Kirchen, fahren dann ein Stück am Südufer des Sees entlang, wo eine weitere Kirche, Hayravank, liegt, um nach Noratus zu gelangen, einem Ort mit einem Friedhof, auf dem sich hunderte Kreuzsteine, Grabsteine mit dem Motiv eines Kreuzes, aus dem 15. bis 17. Jahrhundert befinden. Auf einer Autobahn, auf der sich nur mit Mühe die erlaubten 90 km/h fahren lassen, weil der Asphalt Wellen wirft, aber im Gegensatz zu Georgien, wo sich die Polizei in keiner Weise um Geschwindigkeit kümmert, lückenlos von mobilen und fixen Radargeräten überwacht wird, fahren wir Richtung Jerewan, biegen dann aber nach Garni ab, wo wir uns den Sonnentempel ansehen, eine ideale Abwechslung zu den vielen Kirchen. Ganz in der Nähe liegt das Felsenkloster Geghard, das uns sehr beeindruckt, weil es zum Teil aus dem Felsen herausgehauen wurde, nur eine Kirche und einige Nebengebäude wurden zugebaut. Die Kirchen sind dunkel, düster, kalt, fast ein wenig unheimlich. Kerzen brennen, die Luft ist weihrauchschwanger, das wenige Licht, das durch die winzigen Fenster einfällt, lässt die in den Stein gehauenen Ornamente hervortreten. Geghard ist ein echtes Highlight. Wir haben nun die Wahl einer Abend-/Nachtbesichtigung von Jerewan und einer kurzen Nacht oder einem verlängerten Abend und einer Stadtbesichtigung morgen Früh (und damit verbundenem weiteren Zeitverlust; wir liegen ohnehin schon zwei Tage im Reiseplan zurück). Wir entscheiden uns für zweiteres, wir sind schließlich im Urlaub und nicht auf einer Rallye. Km 225/5.180.

 

Donnerstag, 17. April 14, Tag 11: Jerevan

Es begrüßt uns ein wolkenloser Himmel mit ungetrübtem Blick auf den schneebedeckten Ararat. Jerewan erstaunt uns, weil der Verkehr, sogar jetzt zur Morgenstunde, sehr moderat ist. Nach längerem Suchen finden wir eine Tankstelle, die Kreditkarten akzeptiert. Diesel kostet 0,80 EUR. Gleich nebenan lassen wir den Zerberus waschen, er war schon übel verdreckt. Die Stadt ist mit Ausnahme des Republikplatzes mit Historischem Museum, Postamt und Marriott-Hotel wenig sehenswert, vielleicht von den 2.750 Springbrunnen abgesehen, die heute aber leider nicht in Betrieb sind. Es gelingt uns nicht, ein Internet-Cafe zu finden; in einem Reisebüro darf ich aber kurz mal ins WLAN. Da gestern einer meiner Schuhe kaputt gegangen ist, kommt ein Schuhgeschäft, das uns über den Weg läuft, sehr gelegen. Da für einen Schuhkauf unsere Dram nicht mehr reichen, muss ich in der Apotheke (!) nebenan ein paar Euro wechseln. Als wir kurz darauf Jerewan verlassen, wobei es mangels jeglicher Wegweiser nicht so leicht ist, die richtige Stadtausfahrt zu finden, bin ich stolzer Besitzer eines Paares ultramodischer Halbschuhe. Für die Autobahn nach Süden gilt Tempo 50. Mehr wäre angesichts ihres bedauernswerten Zustandes auch gar nicht möglich. Wir besuchen nun das Kloster Chor Virap, das sich mit Blick auf den Grenzzaun in unmittelbarer Nähe der türkischen Grenze befindet und auf einem kleinen Hügel vor der spektakulären Kulisse des Ararat gelegen ist. Wer nun meint, bei den vielen Klöstern, die wir uns ansehen, müssten wir doch schon längst der Kirchen überdrüssig sein, der hat nicht ganz unrecht. Aus diesem Grund haben wir drei oder vier "wichtige" Klöster westlich von Jerewan ausgelassen und sind froh, dass die nächsten Sehenswürdigkeiten an der Strecke anderer als kirchlicher Natur sind. Knapp vor dem Grenzübergang in die zu Aserbeidschan gehörende Enklave Nachitschevan biegt unsere noch immer schlechte Straße nach Osten ab, erklimmt einen 2.500 Meter hohen Pass und erreicht eine Hochebene. Hier befindet sich vor dem Hintergrund der schneebedeckten Berge des Karabach-Gebirges ein prähistorischer Steinkreis mit dem Namen Zorats Karer. Kurz vor der Grenze zu Berg-Karabach übernachten wir in dem unaussprechlichen Dorf Khndzoresk, das bekannt für seine Sandsteinhöhlen ist. Vor der morgigen Einreise in den Iran sollten wir alle unsere Alkoholvorräte vernichtet haben, ein schwieriges Anterfungen, wiel noch ienige fLashen Bier da siend und eine Flasch ultrasüssen armenishen Muskatellers verniechtet werdn muhs. Km 311/5.491.

 

Freitag, 18. April 14, Tag 12: in den Iran

Die letzten 150 Kilometer bis zur iranischen Grenze sind mühsam; wir benötigen vier Stunden. Es geht durch den nur etwa 50 Kilometer breiten Korridor zwischen der zu Aserbeidschan gehörenden Enklave Nachitschevan und dem völkerrechtlich nicht als eigener Staat anerkannten Berg-Karabach. Die Straße ist schlecht, kurvig und führt über mehrere bis zu 2.550 Meter hohe Pässe. Zudem sind viele iranische Lastzüge unterwegs. In der erstaunlich großen Stadt Kapan müssen wir schmunzeln, denn hier sind von Wohnblock zu Wohnblock Leinen gespannt, auf denen Wäsche und sogar zimmergroße Teppiche zum Trocknen hängen, und das auch im zehnten Stock! Der Grenzort Megri ist ein absolutes Nichts, wir sind noch gar nicht richtig reingefahren, sind wir drüben schon wieder raus und haben gar keine Gelegenheit, unsere letzten tausend Dram auszugeben. Macht nichts, freuen sich Paul und Karolina über die Münzen für den Kaufmannsladen. Die Abfertigung auf armenischer Seite erfolgt recht bürokratisch. Für die Zollabfertigung muss ich 8.600 Dram bezahlen, das war bekannt und ich habe die Summe für diesen Zweck aufgehoben. Es wird das Auto durchsucht und ein Blick in die Verkehrssünder-Datei gemacht, wo man erstaunlicher Weise (vor ein paar Tagen hat's mal geblitzt) nichts findet. Nach einer Stunde fahren wir über die Brücke in den Iran. 

 

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