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   Persische Städte    100.000 Rial = 2,35 Euro

Freitag, 18. April 14, Tag 12: in den Iran

Susi hat sich züchtig gekleidet: weite Hose, sehr lange Bluse, Kopftuch. Auf der iranischen Seite geht es recht geordnet ab, jeder Beamte, der mit uns zu tun hat, weist uns den Weg zum nächsten. Alle sind sehr freundlich und viele erkundigen sich über unsere Reiseroute. Unser Carnet wird etwas atypisch gestempelt (Einreisestempel rechts anstatt links). Das Auto wird dreimal durchsucht, wohl aus Interesse an einem Wohnmobil, einmal sogar ziemlich pseudogründlich, das heißt, der Zöllner öffnet alle Schränke, interessiert sich für die Essigflasche, aber übersieht den Kühlschrank, den Safe, und den gesamten Kofferraum, von diversen möglichen Verstecken ganz abgesehen. Es spricht also nichts gegen einen abendlichen Gespritzen dann und wann oder ein Verdauungsschnapserl auch im Iran. Zweimal werde ich nach meinem Beruf gefragt. Das find ich witzig, denn wäre ich Sprengstoffexperte, würde ich doch wohl was anderes antworten. Nun ist Autodesinfektion angesagt, kostet thirty Dollars. Kommt mir ziemlich teuer vor. Ich frage nach. Er sagt nochmals thirty und hält drei Finger hoch. Ich gebe ihm drei Dollar und es passt. Ob da viele reinfallen? Wir müssen durch eine primitive Anlage fahren, die eine unsympathische Flüssigkeit auf den Zerberus spritzt, die später Flecken bilden und kaum abwaschbar sein wird. Nun noch Geldwechsel. Es gibt zwei Wechselstuben, in beiden blinkt "open" und die Computer laufen. Aber kein Mensch ist da. Ich frage im Laden nebenan, wann da wieder jemand kommt, kriege aber gleich dort meine Euronen gewechselt und, wie mir scheint, gar nicht schlecht: Für je 100 Euro gibt es 4,250.000 Rial anstatt der erwarteten 3,490.000. Nach eineinhalb Stunden (zweieinhalb mit der armenischen Abfertigung) sind wir durch. Die Uhren im Iran ticken übrigens anders: Die Zeit ist nun nochmals eine halbe (!) Stunde vorn, das heißt, wir sind gegenüber zu Hause zweieinhalb Stunden voraus. Wir fahren ein Stück den Grenzfluss entlang und halten dann für eine Jause. Es ist ziemlich warm, 28 Grad. In der ersten Stadt geht es zur Tankstelle, wo wir 175 Liter Diesel bunkern. Diesel hat hier zwei Preise, einen für LKW-Fahrer mit Tankkarte, die je Liter 0,04 Euro bezahlen, und einen für Leute wie uns ohne Tankkarte, die 0,08 Euro blechen müssen. Kurze Verdeutlichung für alle Unaufmerksamen: 175 Liter Diesel kosten 14,40 Euro! Wir geben nun auch wieder ordentlich Druck in die Reifen, denn die Straßen hier sind super und schlaglochfrei. Wer denkt, im Iran gäbe es keinen Schnee, irrt: Es geht an einigen schneebedeckten Dreitausendern vorbei. Wir wenden uns nun südwärts und werden Teil des Wochenendrückreiseverkehrs Richtung Tabriz. Tausende (ich übertreibe nicht!) Iraner verbringen das Wochenende auf dem Land, picknicken dabei meist gleich neben der Straße und viele haben offensichtlich eine oder zwei Nächte im Zelt verbracht. Wir machen uns die Mühe und entfernen uns zur Übernachtung doch ein paar Kilometer von der Hauptstraße. Km 335/5.826.

Samstag, 19. April 14, Tag 13: Tabriz, Qazvin

Tabriz ist mit etwa 1,8 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt des Iran. Es gibt reichlich Verkehr und eigentlich nur zwei Verkehrsregeln, die befolgt werden: Wer zuletzt bremst, hat Vorrang. Und: Wo Platz ist, darf auch gefahren werden. Sind drei Fahrspuren markiert, aber es ist Platz für fünf Autos nebeneinander, dann fahren auch fünf nebeneinander. Immer wieder kommen uns Autos unangenehm nahe und eigentlich ist es ein Wunder, dass wir keine Dellen abbekommen. Anscheinend passt doch jeder irgendwie ein wenig auf. Ich gewöhne mich rasch an diese Fahrweise und kann nach kurzem mithalten. Der Verkehr ist zwar heftig, aber nicht chaotisch und bei weitem nicht das Schlimmste, was wir schon erlebt haben. Wir ergattern einen gebührenpflichtigen Parkplatz neben dem Arg, dem riesigen Rest einer alten Moschee. In die neue Moschee nebenan strömen hunderte schwarz verhüllte Frauen, die mit Bussen und Taxis daherkommen. Ein tolles Fotomotiv. Aber sofort untersagt mir ein Polizist das Fotografieren und ich muss das Foto unter seiner Aufsicht löschen. Und der kennt sich gut aus mit Digitalkameras. Ab elf Uhr 30 darf ich wieder fotografieren. Was soll man da sagen? Andere Länder, andere Sitten, am besten. Wir wollen einen Spaziergang zur Blauen Moschee machen, landen aber beim Rathaus. Nein, nicht in die falsche Richtung gegangen, auch nicht Stadtplan falsch herum gehalten. Arg und Rathaus sind auf dem Stadtplan im Reiseführer vertauscht! Dann endlich vor der Blauen Moschee, müssen wir feststellen, dass die gar nicht blau ist. Sie ist nämlich bei einem Erdbeben im 18. Jahrhundert eingestürzt. Man hat aber vor 40 Jahren begonnen, die Moschee neu zu bauen und hat vor allem im Inneren die noch vorhandenen blauen Kacheln verwendet. Außen ist sie ein brauner Ziegelbau mit großer Kuppel. Wir werfen noch einen Blick in das Eisenzeit-Museum, wo Gräber mit Skeletten und tönernen Grabbeigaben zu sehen sind. Für die Fahrt nach Qazvin nehmen wir die mautpflichtige Autobahn. Hier ist der Asphalt allermeist sehr gut und wir gleiten mit den erlaubten und gut überwachten 120 wie auf Schienen dahin. An den Mautstellen zahlen wir manchmal Minimalbeträge, zumeist werden wir aber gefragt, woher wir kommen. Und auf die Antwort "Autriche" kommt ein "Wellcome to Iran" und wir fahren ohne Bezahlung weiter. Überhaupt sind die Menschen hier äußerst freundlich und hilfsbereit; wir fühlen uns sehr wohl im Iran. Die Landschaft ist abwechslungsreich, alle paar Kilometer wechselt der Fels der umgebenden Berge die Farbe. Auf einer Autobahnraststätte essen wir zu Mittag. Was zuerst wie Servietten aussieht, ist das Brot, das hier superdünn ist. Als Beilage sowohl zu Huhn als auch zum Grillspieß gibt es den allgegenwärtigen Reis. Blöd halt, wenn man den nicht soo mag. Die Erdäpfelgegend liegt eindeutig hinter uns. Suppe, Hauptgericht, Getränk kostet beide für uns 40. Das ist ein wenig kompliziert. Der Wirt meint 40.000. Aber nicht Rial, denn dann wär's ja nicht einmal ein Euro, sondern er meint 40.000 Tuman. Und das sind 400.000 Rial oder gut 9 Euro. Ist zugegebener Maßen ein wenig kompliziert mit dem Geld hier. Ja, und Münzen sind uns noch nicht untergekommen, es gibt anscheinend nur Scheine. In Qazvin möchten wir uns den Chehel-Sotun-Palast ansehen, doch leider wird der Park, in dem er sich befindet, gerade geschlossen. Als wir zum Auto zurück kommen, stehen zwei ältere Herren gerade gebückt beim Zerberus und sehen sich offenbar seine Reifen an. Ich frage, ob ich etwas für die Herren tun kann. Sie sagen, die Reifen kommen aus den USA und vertrollen sich. Ja, wirklich, auf unseren BF Goodrich steht "Made in USA", wuste ich gar nicht, und natürlich ist es wegen des US-Wirtschaftsembargos ungewöhnlich, dass amerikanische Ware im Land ist. Der Parkplatzwächter, der gerade daherkommt, erlässt uns die Parkgebühr und winkt uns aus der Parklücke. Beim Tanken hat der Tankwart anscheinend keine Tankkarte zur Hand und er borgt sich eine von einem LKW-Fahrer aus. Ich freu mich schon, denn aus Berichten von Iran-Reisenden weiß ich, dass der Sprit dann nur die Hälfte kostet. Aber zu früh gefreut, ich zahle den höheren Preis, Tankwart und Fahrer teilen sich den Betrag. Aber seien wir uns ehrlich, eigentlich macht es wenig Unterschied, ob der Diesel nun 4 Cent oder 8 Cent kostet. Km 568/6.395. 

   

Sonntag, 20. April 14, Tag 14: Qom

Wir schlafen neben einem Feldweg. Um kurz nach vier klopft jemand lautstark ans Autoblech. Ich ziehe was an und geh raus. Da stehen drei Männer, die offensichtlich zu Fuß hier sind und reden durcheinander auf mich ein. Ich gebe zu verstehen, dass wir hier schlafen, zeige mich grantig. Einer fuchtelt wild mit den Armen und macht einen recht unfreundlichen Eindruck. Ich denke, er will wissen, wo wir her sind, und ich sage Autriche. Das hilft sofort. Er setzt ein Grinsen auf, schüttelt mir die Hand, grad dass er mich nicht abbusselt, sagt Welcome und im nächsten Moment sind die drei im Dunkeln verschwunden. Was hätte er wohl mit mir gemacht, wenn ich mich als Amerikaner oder gar als Israeli geoutet hätte? Am Vormittag machen wir einen Spaziergang durch Saveh, kaufen Gemüse und Eier. Als Wechselgeld bekommen wir einen 500 Rial-Schein in die Hände, umgerechnet 1,1 Cent. Es dämmert uns langsam, dass wir wahrscheinlich viel zu viel Geld gewechselt haben. Ein Ei kostet 6 Cent, das Mittagessen (köstlicher Hühnerspieß mit Salat und ja, wieder mit einem Berg Reis) mit Getränk pro Person knapp 1,50 Euro. Auf der Fahrt nach Qom werden wir immer wieder angehupt und Leute winken uns aus ihren Autos zu. Wir sind schließlich echte Exoten, denn erstens haben wir im Iran noch keinen zweiten Sprinter gesehen und zweitens sind wir die einzigen, die mit einem Kennzeichen mit lateinischen Buchstaben drauf unterwegs sind. Wir haben nämlich kein iranisches Kennzeichen erhalten, was eigentlich bei Aufenthalten über 10 Tagen üblich ist. In Qom sehen wir uns das Mausoleum der Fatameh, einer vom Islam verehrten Frau, an, zu dem Pilger von weit her kommen. Die Anlage ist riesig, zumindest 500 Meter lang, zahlreiche Türme und Kuppeln ragen in die Höhe, eine davon echt spektakulär golden. Dem Reiseführer entnehmen wir, dass Ungläubige die Anlage nicht betreten dürfen. Wir machen die Probe. Beim Eingang in die riesige Anlage stehen zwei Wächter. An denen kommen wir nie vorbei, auffällig wie wir sind. Ich spreche einen an und er gibt uns ein Zeichen, zu warten. Er telefoniert und gleich darauf begleiten uns ein auffallend eleganter Gelehrter und ein Übersetzer durch die Anlage. Außer dem Mausoleum sehen wir noch die Moschee und die Medrese und zwei große Höfe. Wir sind echt begeistert vom Prunk der Gebäude, von den tollen Ornamenten und schließlich auch von der Freundlichkeit, mit der man uns alles erklärt und dann sogar ein Trinkgeld zurückweist. Nun fahren wir noch an den Stadtrand, wo eine neu Moschee unglaublicher Größe entsteht, Jamkaran. Das meiste ist schon fertig und in Verwendung, einzelne Nebengebäude sind noch Betongerippe und so manche unverputzte Mauer ist zu sehen. Die Moschee hat, einschließlich eines kleinen ringförmigen Parks außen herum einen Durchmesser von vermutlich einem Kilometer. Ich gelange durch einen Seiteneingang in einen riesigen Gebetsraum für Männer, wo manche beten, andere schlafen. Von hier führt eine Tür in den zentralen Hof der Moscheeanlage und ich erkenne, dass es zumindest zwei weitere derartige riesige Gebetsräume gibt, einen gegenüber für Frauen und einen in der Mitte, der geschlossen scheint. Dies alles bildet mit etlichen riesigen Kuppeln und Minaretten eine Seite des quadratischen Hofes. Die anderen Seiten werden von niedrigeren Gebäuden gebildet, von denen ein Blick durch die Glastüren zeigt, dass auch hier alles mit Teppichen ausgelegt und zum Gebet gedacht ist. Einschließlich des Hofes bietet die Moschee Platz für einige Zigtausend Menschen. Unglaublich! Die Abendgestaltung findet erstmals im Freien statt, nach den 30 Grad am Nachmittag ist auch der Abend noch lau. Km 285/6.680. 

Montag, 21. April 14, Tag 15: Kashan

Leute, was für ein toller Tag! Kashan ist eine voll sympathische Stadt, ruhig, geruhsam, es gibt sogar Parkplätze im Zentrum. Wir sehen uns zunächst zwei der liebevoll restaurierten Bürgerhäuser aus dem 19. Jahrhundert an, das Khane-ye Boroudjerdiha und das Khane-ye Tabataba'i, die uns mit Kuppeln, viel Stuck und Gärten mit zweifarbigen Rosen in den Höfen beeindrucken. Wir machen noch einen Spaziergang durch den überkuppelten Bazar und sind erstaunt ob soviel Unaufdringlichkeit. Man muss höllisch aufpassen, um sich nicht zu verirren, denn die Gänge sind verwinkelt und oft ist eine Abbiegung nicht im rechten Winkel. Nachdem es uns sogar gelungen ist, die ehemalige Karawanserei inmitten des Bazars zu finden, werfen wir noch einen Blick in die Medrese Aqa Bozorg. Als Kontrastprogramm fahren wir am Nachmittag an den Rand der Kavir-Wüste, wo wir zunächst im Dorf Matinabad Halt machen und uns alte Lehmhäuser ansehen. Auf einer Piste geht es zirka 20 Kilometer in die Kavir hinein zur Ruine des Wüstenschlosses Badrud. Man sieht noch gut die etwa quadratische Festung mit vier Ecktürmen und einer umgebenden geschätzte acht Meter breiten zweiten Mauer. Es gibt nur einen kleinen Eingang an der Seite eines Turmes, so klein, dass gerade ein Kamel ohne Reiter durchgehen mag. Wir sind ganz alleine hier und genießen die Besichtigung der Festung in der Stille der Wüste. Gegen Abend fahren wir noch zum Mausoleum Emamzadeh Ali Abbas, eine riesengroße Mosche im Nichts am Rande der Wüse, zu der eine vierspurige von Pinien gesäumte Prachtstraße führt. Es sind mehrere tausend Parkplätze markiert und nummeriert, heute sind aber nur eine Handvoll Besucher hier. Nach einem Rundgang durch die Anlage fahren wir ein Stück in die Wüste hinaus und haben von unserem Nachtplatz einen tollen Blick auf das beleuchtete Mausoleum. Weder die Wüstenfestung noch das Mausoleum stehen im 700 Seiten starken Iran-Reiseführer, beides hab ich bei Google Earth entdeckt. Km 238/6.918 Km.

 

Dienstag, 22. April 14, Tag 16: Isfahan

Isfahan, mit gut 2 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Iran, ist eine grüne Stadt. Tausende Bäume bilden schattige Alleen und es gibt viele Parks. Als erstes wollen wir die Freitagsmoschee besichtigen. Sorgen wegen des Parkplatzes haben wir uns umsonst gemacht, denn unter dem riesigen Bazar neben der Moschee befindet sich eine Tiefgarage. Und hier fühlt sich ein echter Zerberus ohnehin am wohlsten: unter der Erde. Vom Hof der Moschee führt auf jeder Seite ein Iwan, so nennt man die wie zu groß geratenen Portale, in einen großen mit einer riesigen Kuppel überdachten, schmucklosen Raum. Wände und Kuppel sind aus Ziegeln. Die Nebenräume sind dicht von Säulen bestanden, zwischen denen sich kleine Kuppeln spannen. In der Nähe des zentralen Platzes, dem Meydan-e Imam, ist es ungleich schwieriger, einen Parkplatz zu finden, doch nach einigen Runden finden wir ein Parkhaus, für das der Zerberus zwar zu hoch ist, aber wir dürfen in der Einfahrt parken. Der Meydan ist ein riesiger, teilweise begrünter Platz, über 500 Meter lang und 160 Meter breit. Rings um befinden sich Läden in Arkaden. Auf einer Schmalseite und beiden Längsseiten ragen die Hauptsehenswürdigkeiten Isfahans in die Höhe: die Große Moschee, die Lotfollah-Moschee und der sechs Stockwerke hohe Ali Qapu-Palast, von dessen Terrasse man einen phantastischen Blick über den Platz hat und in dessen oberstem Stockwerk sich beeindruckende kulissenartige Decken und Kuppeln aus Ton befinden. Zu Mittag essen wir in einem gemütlichen persischen Restaurant Eintopf aus Hammelfleisch mit Tomaten, Kichererbsen und Kartoffeln. Der Kellner bringt außer dem irdenen Topf und Tellern noch Schüsseln und Mörser. Unsere ratlosen Blicke lassen den Kellner mitleidig werden und er zeigt uns, was mit dem Werkzeug zu tun ist: Man fischt einen Fettklumpen aus dem Eintopf und zerdrückt ihn mit dem Mörser in der Schüssel. Nun verwendet man ein Stück Fladenbrot als Topflappen, hält den Topf schräg und bewegt mit Hilfe eines Löffels die festen Bestandteile aus dem Topf in die Schüssel, wo sie ebenfalls zu Brei zerdrückt werden. Je nach Konsistenz und Geschmack kommt dann noch etwas von der zu fast 100 Prozent aus Fett bestehenden Suppe in den Topf. Hat man einen Einheitsbrei, kommt der auf den Teller und wird mit Brot, roher Zwiebel und Joghurt gegessen. Schmeckt äußerst lecker und enthält keinen Reis. Gestärkt sehen wir uns nun die Große Moschee an. Wieder Hof, vier Iwane, aber Innenräume und Kuppeln waahnsinnig toll gelb, grün und vor allem blau ornamentiert gekachelt. Die Lotfollah-Moschee hingegen besitzt im Gegensatz zu den anderen heute gesehenen Moscheen keine Minarette und weist nur einen riesigen überkuppelten Raum auf, der bis auf den letzten Zentimeter mit bemalten Kacheln verziert ist. Ein Spaziergang bringt uns nun in einen nahen Park, in dem sich das Hasht Behesht befindet, eine Art Pavillon, wie man ihn eher in Tansania als in Persien erwarten würde, zweistöckig, mit einem großen und unzähligen kleineren Räumen, deren Decken alle unterschiedlich, teils mit filigranem Stuck, teils mit Holzarbeiten gestaltet sind. Zum Abendessen gibt es Fastfood: Wir essen Hot Dogs. Das ist aber hier was anderes als man's etwa vom Würstelstand am Schillerplatz kennt. Die Dinger sind 40 Zentimeter lang und neben einer glühend heißen langen Käsekrainer (kein Scherz) sind noch Salat, Sauce und Minze drin. Fast nicht zum Wegessen. Wir fahren noch ein Stück aus der Stadt und übernachten ein Stück von der Autobahn entfernt in der Wüste. Leider vergessen wir kurz, nach Einbruck der Dunkelheit das Insektengitter an der Dachluke zuzuziehen und schon haben wir ein paar Mücken im Auto, darunter eine ausgewachsene Anophelesmücke, auf die ich die - Anna verzeih! - die Jagdsaison eröffne. Der türkische Fliegenpracker macht sich innerhalb von Sekunden bezahlt. Km 254/7.172. 

 

Mittwoch, 23. April 14, Tag 17: Shiraz

Internet-Cafes sind im Iran gar nicht so leicht zu finden. Erstens gibt es nicht so viele, zweitens sind sie oft nur in arabischer Schrift ausgeschildert. Heute haben wir Glück, in einer Kleinstadt haben wir eines gefunden, sogar mit einem Parkplatz gleich davor. Nach etwa einer halben Stunde bin ich fast fertig mit meinen Erledigungen, als der Besitzer meinen Reisepass verlangt. Auf Nachfrage sagt er, den müsse er kopieren für die Polizei. Das sind ja schräge Sitten. Als ich seinem Anliegen nicht nachkomme, ruft er (angeblich) die Polizei an und lässt mich dann aber problemlos von dannen ziehen, allerdings nicht ohne mich freundlich wie ein Perser zu verabschieden. In Pasargadae essen wir gut zu Mittag, sogar ein Salatbuffet steht bereit. Wir erreichen Shiraz, fahren, vorbei am Korantor, ins Zentrum und finden gleich neben der Festung einen bewachten Parkplatz, auf dem wir auch über Nacht stehen bleiben dürfen. Die Festung mit einem netten Zitrusgarten im Hof besticht durch die mit Ziegelmustern verzierten Türme an den Ecken, wobei einer eine beträchtliche Schieflage aufweist. Das kleine Pars-Museum gleich daneben zeigt, ohne Langeweile zu erzeugen, unter anderem alte Koranhandschriften, Keramik und Waffen, beeindruckt aber durch die wundervolle Deckengestaltung der Kuppeln. Durch den Vakil-Bazar gelangen wir zur Khan-Medrese mit nettem Garten mit Palmen im Hof. Ein echtes Highlight ist das Baq-e Narenjestan, ein Palais mit zweistöckigem Hauptgebäude, wieder in einem Garten. Wir sind fasziniert von der Ornamentierung der Räume, jeder Raum ist anders, einer ist total verspiegelt, wobei tausende kleine und kleinste Spiegel in verschiedensten Winkeln das Licht reflektieren. Andere sind holzvertäfelt oder stuckverziert, ein Raum weist eine pastellfarbene Zuckerlstuckdecke auf, ein weiterer eine bunt bemalte Holzdecke mit zahlreichen Frauenportäts. Nach einem Blick in die Nasir ol-Molk - Moschee dämmert es bereits und als wir das Shah Cheraq - Mausoleum erreichen, beeindrucken die Kuppeln und Minarette mit ihrer Beleuchtung. Mittlerweile haben wir den Verhaltenskodex halbwegs intus, Susi hat sich ihren Shador übergeworfen und wir strömen mit den zahlreichen Besuchern ohne Beanstandung in das Mausoleum. Das Mausoleum ist eigentlich zwei Mausoleen, denn die Schreine zweier Brüder des 8. Imams sind in zwei riesigen Gebäuden aufgestellt. Der Hof dazwischen ist ebenfalls riesig und es herrscht beinahe Volksfeststimmung. Auf ausgelegten Teppichen lagern Frauen und kleinere Kinder, so manche Mahlzeit wird eingenommen. Etwas abseits radeln größere Kinder. Wir betreten, selbstverständlich ohne Schuhe, die Mausoleen jeweils getrennt durch Eingänge für Männer und Frauen und müssen daher eine Zeit vereinbaren, wann wir uns wieder treffen. Die Schreine befinden sich in total verspiegelten Räumen mit greller Beleuchtung. Alle Räume, auch die zahlreichen Nebenräume, sind mit Teppichen ausgelegt. Hier wird gebetet, geschlafen, geredet, telefoniert und so manches SMS geschrieben. Obwohl der Geräuschpegel ziemlich hoch ist, scheinen sich die Betenden nicht gestört zu fühlen. Beim Passieren des Schreins wird dieser mit der Hand betatscht, viele küssen ihn, manche werfen Geldscheine ein. Ziemlich spät und nicht ohne uns zu verlaufen geht es durch den dunklen Bazar, nur mehr wenige Läden haben geöffnet, zurück zum Auto, wo wir todmüde zu Bett gehen. Km 433/7.411. 

 

Donnerstag, 24. April 14, Tag 18: Persepolis

Heute sehen wir uns noch das Hammam-e Vakil an, ein Badehaus, das mit Hilfe von Wachsfiguren recht nett zeigt, wie es in früheren Jahrhunderten hier zugegangen sein mag. Danach geht es per Auto zum Baq-e Eram, einem sehr schön angelegten botanischen Garten mit hübschem Pavillon. Unzählige Shirazer verbringen den Beginn des Wochenendes hier. Oft werden wir, vor allem von Jungen, angesprochen. Man will einfach ein paar Worte in der Fremdsprache wechseln. Mehrmals wollen sich Mädchen mit uns fotografieren lassen. Mittlerweile bin ich zuversichtlich, dass wir alle unsere iranischen Rials auch ausgeben, denn die vielen Eintrittsgelder läppern sich zusammen. Pro Sehenswürdigkeit bezahlen wir pro Person 100.000 bis 200.000 Rial (zirka 2,50 bis 4,50 Euro), Einheimische übrigens 10.000 bis 20.000. Als Teil des Wochenendausflugsverkehrs verlassen wir die wunderbare Stadt Shiraz. Etwa 40 Kilometer außerhalb liegt die archäologische Stätte Persepolis. Von unten betrachtet wirken die paar Säulen auf der Terrasse recht unscheinbar. Erst nachdem wir die etwa 20 Meter hohe Terrasse erklommen haben (und erst recht beim Blick von den Felsengräbern über der Anlage), werden die Dimensionen der Ausgrabungsstätte und die Maße der Säulen und Tore klar. Viele Reliefs stellen König Xerxes, seine Untertanen und seine Völker dar, die zusammen mit Kamelen, Rindern, Löwen und anderen Tieren hier vorbeizuziehen scheinen. Mehrfach dargestellt ist das Motiv des mit dem Stier kämpfenden Löwen. Km 234/7.845.

 

 

Freitag, 25. April 14, Tag 19: Yazd

"Old Cypress" ist als Sehenswürdigkeit zu Abarkuh in der WMP-Karte vermerkt. Das erinnert irgendwie an den Baum der Ténéré (siehe Reisetagebuch vom 5.2.2005 und 13.2.2006), allerdings war das der einzige Baum im Umkreis vom über 100 Kilometern, aber hier? Auch der Reiseführer beschreibt den Baum. Und weil die Strecke sowieso hier durch führt, sehen wir uns den Baum an. Und was soll ich sagen? Ein Baum halt. Eine Zypresse. Alt. Nicht besonders hoch. Ungewöhnlich breit vielleicht. Aber nicht ein Foto wert. Dafür gibt's an der Stadteinfahrt einen neu restaurierten kegelförmigen Eiskeller zu sehen. Die meisten Geschäfte und natürlich die Internetcafes haben am Freitag zu. Auf der Weiterfahrt sehen wir auf der Karte, dass uns doch glatt nur 50 Kilometer südwestlich von Yazd ein Viertausender im Weg steht. Es ist der Shirkuh, den die Fernstraße im Bogen umfährt. Die Landkarte zeigt aber eine Alternativstraße mit einem Pass, die wir natürlich ausprobieren. Die Straße ist gut ausgebaut und führt auf 2.940 Meter, die bisher höchste Erhebung der Reise. Vor allem nach Süden gibt es einen tollen Blick zum Interesting Black Mountain, einem Berg, den wir so nennen, weil er uns an einen Berg dieses Namens in Libyen erinnert (siehe 28.2.2004). Nun aber Schluss mit Erinnerungen, zurück nach Yazd. Die Stadt ist wie ausgestorben. Alles, was mobil ist, hat sie für einen Wochenendausflug verlassen. Sogar der Bazar hat geschlossen, es gibt Parkplätze im Überfluss. Wir sehen uns die Freitagsmoschee an und spazieren dann durch die engen Gassen zwischen Hausgärten einrahmenden Lehmmauern. Vom Dach eines Hauses sieht man schön die vielen Kuppeln, Minarette und die Windtürme, die zur Kühlung der Häuser dienen. Sehr hübsch gestaltet ist der Platz um das Takiyeh Mir Chaqmaq, ein dreistöckiger Arkadenbau mit Minaretten. Auf der Weiterfahrt sehen wir uns noch in Kharanaq ein altes Aquädukt an und übernachten unweit des Ortes. Km 367/8.211.

 

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