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Iranische Wüsten

Samstag, 26. April 14, Tag 20: Tabas

Alle zu Hause Gebliebenen seien neidvoll gegrüßt: Ihr könnt das Wochenende in vollen Zügen genießen, während bei uns hier die Arbeitswoche schon wieder begonnen hat. Vorbei an Karanaq mit seiner netten Altstadt geht es auf der Fernstraße durch die Wüste. Immer wieder warnen Verkehrszeichen vor einhöckrigen Kamelen, gelegentlich vor Hirschen und einmal sogar vor einem Schaf. Die Gegend ist aber wie ausgestorben, keinerlei Tiere sind zu sehen, so dass wir bereits witzeln, dass das vielleicht doch keine Warnschilder sind, sondern Schilder, die man zum Gedenken an die niedergefahrenen jeweils letzten Tiere ihrer Art aufgestellt hat. Vor Tabas liegen in einem umzäunten Gelände die Wracks zweier Flugzeuges und mehrerer Hubschrauber. Mit Händen und Füßen lasse ich mir erklären, dass das amerikanische Flugzeuge sind, die hier, nein nicht von den Iranern abgeschossen wurden, sondern durch einen Sandsturm verunglückt sind. Ich nehme mir vor, mich bei nächster Gelegenheit darüber schlau zu machen, denn unser Reiseführer weiß darüber gar nichts (ist ja schließlich kein Göttler). Unerwarteter Weise ergibt sich in Tabas dazu auch gleich Gelegenheit: Wir besuchen die riesige neue Moschee und können in deren Bibliothek ins Internet. Leider nur kurz, denn der Computerraum wird gleich geschlossen. Aber die Zeit reicht, dass wir einiges über die Sache mit den Flugzeugen in Erfahrung bringen und nebenbei flutschen auch gleich noch Mails raus und rein. Interessant ist, dass die Google-Suche (auf Deutsch) auf die schnelle nur Seiten aus dem Iran zeigt. Die Texte lesen sich entsprechend: Den Amerikanern wurde am 25. April 1980 eine Lehre erteilt, als der Sand und der Wind Gottes einen Angriff der USA auf den Iran fehlschlagen ließen ... Als erste Sanddünen neben der Straße auftauchen, fahren wir mal kurz von der Straße, um zu sehen, wie der Zerberus im Sand tut. Wie erwartet, gräbt er sich nach wenigen Metern hoffnungslos ein. Kein Wunder, wir haben ja fast 5 bar in den Reifen. Ich lasse reichlich Luft aus und bringe das Auto zumindest ohne Bleche und Schaufel aus der Düne. Ein paar weitere Versuche mit wenig und sehr wenig Druck zeigen, dass Sandfahren nicht so das seine ist. Die Kiste ist einfach zu schwer, unter eineinhalb bar steht der Wagen praktisch auf den Felgen. Wir werden also viel auf der Straße bleiben müssen. Wir finden einen tollen Nachtplatz an der Rückseite einer der vielen herumstehenden verfallen(d)en Karawansereien aus Lehm. Irgendjemand nimmt aber doch Notiz von uns, denn nach einer Stunde, wir sind frisch geduscht und beim Kochen, kommt die Polizei und interessiert sich für uns. Gleiches Procedere wie schon neulich mal bei einer Kaffeepause: Die Beamten sind freundlich, sprechen aber außer OK kein Wort Englisch. Kein Problem, man errät ja, was sie wollen. Ich biete einen Sitzplatz an und eine Knabberei, sage, wo wir herkommen, wo wir hinfahren, erkläre dass wir Touristen sind und überreiche Kopien von Reisepässen und Visa. Einer zückt ein Handy und ruft die Zentrale an, da sind wir vermutlich schon bestens bekannt. Die beiden sind ganz begeistert, dass ich ihnen die Kopien (noch dazu in Farbe!) mitgebe und sie nicht mit den Pässen zur Dienststelle kopieren fahren müssen. Wir wünschen einander gute Nacht und die Amtshandlung ist beendet. Km 421/8.632.

Sonntag, 27. April 14, Tag 21: Nayband

Gleich nach der Abfahrt macht sich ein unangenehmes Geräusch bemerkbar. Ein langes Stück Draht  hat sich um ein Kardangelenk gewickelt, sitzt schon ziemlich fest und ich muss es in Stücke schneiden, um es zu entfernen. Wir fahren durch flache Wüste, dann kommt bald der Kuh-e Nayband in Sicht, dem man es nicht ansieht, dass er ein Dreitausender ist und sich über 2.000 Meter aus der Ebene erhebt. An seinem Fuß liegt das schönste Dorf, das wir bisher im Iran gesehen haben, Nayband. Es besteht aus alten Lehmhäusern und schmiegt sich, umgeben von Palmen, an den Berg. In Terrassen sind Gärten und Felder angelegt. Wir machen eine ausgedehnte Pause unter Palmen und genießen die Idylle und den Blick in die Wüste Lut. Leider ist es nicht so klar, wie man es sich wünschen würde. Dann geht es weiter durch die Wüste nach Süden. Das Thermometer klettert unaufhörlich und es scheint mir unerträglich heiß, obwohl sich die Klimaanlage redlich bemüht. Vielleicht lassen wir uns auch Jalousien an die Windschutzscheibe machen, wie es manche iranische Autos haben. Heute strengt mich das Fahren sehr an und ausgerechnet zur heißesten Zeit kann ich nicht mehr, brauche eine Pause. Nach einem Nickerchen geht es besser. Die Landschaft ist fantastisch, die Wüste wechselt ständig die Farbe. 43 Grad. Bald geht es in die Berge, welch wunderbare Landschaft! Nur kann ich sie nicht so recht genießen, ich habe Fieber. Ich fühle mich grippig, werfe eine Tablette ein. Kerman liegt auf 1.850 Metern und es ist 10 Grad kühler. Aber der Verkehr nervt und kaum in der Stadt wollen wir schon wieder raus. Wir übernachten neben der Straße nach Shahdad. Km 470/9.103.

 

Montag, 28. April 14, Tag 22: Wüste Lut

Wir sind froh, dass wir in den Bergen auf etwa 2.300 Metern übernachtet haben, denn hier war die Nachttemperatur halbwegs erträglich. Heute morgen ist klar, warum ich fiebere: Ich habe eine Angina. Ich kontaktiere den Bordapotheker und weiter geht die Fahrt. Bei der Hitze ist Relaxen sowieso keine Option. Nach dem Tunnel durch die Gipfelpartie des Gebirges geht es steil bergab in den am Rand der Wüste Lut gelegenen Ort Shahdad. Wir fahren an die Tankstelle, doch der Tankwart hat keine Karte. Dann kramt er doch eine hervor, doch die ist nach 20 Litern leer. Ich nehme die Zapfpistole aber nicht aus dem Tankstutzen und warte. Es dauert nicht lange, da kommt ein Typ mit einem Karton daher, in dem sich zumindest 50 Tankkarten befinden. Er wählt eine aus und wir können volltanken. Heute kostet's deutlich mehr als sonst, so um die 12 Cent. Wir fahren nun zu einem etwas außerhalb gelegenen Camp, das Wüstentouren anbietet und verifzieren die Telefonnummer des Betreibers, damit wir ihn im Falle, dass wir in der Lut Hilfe benötigen, anrufen können. In der Nähe befinden sich zwei sehr schön erhaltene alte Karawansereien. Dann geht es durch dir Lut. Die Strecke ist asphaltiert, aber wir wollen natürlich dort oder da einen Abstecher machen. Bald tauchen die für die Lut typischen Sandsteinfelszüge auf, die lange, oft parallele Rücken bilden und Kalout genannt werden. Die Landschaft ist echt grandios und im Nu fahren wir durchs Gelände und zwischen diesen Felsformationen. An einem leichten Abhang wird der Sand etwas weich und ich schalte den Allrad ein. Doch der will nicht. Lässt sich weder mit gut Zureden, noch mit allerlei Tricks bewegen. Aus, tot. Wir beschließen, umzukehren, doch um zu wenden muss ich eine Schleife fahren und schon sind wir eingesandet. Ich mache eine Lageerkundung. Wir stecken nicht tief im Sand und nur mit den Hinterrädern. Nach vorne weiterfahren kann bedeuten, nicht mehr den Abhang rauf zu kommen. Und nach hinten bergauf scheint sowieso aussichtslos. Ich gehe also den Abhang hinunter und suche nach anderen Wegen herauf, finde auch einen, aber der ist vermutlich ohne Allrad eher nicht zu schaffen. Wir beschließen, den Zerberus doch nach hinten rauszubringen, denn nach ein paar Metern scheint der Sand fester. Wenn's nicht klappt, können wir noch immer die Variante den Abhang hinunter versuchen. Also Druck aus den Reifen, Schaufel raus, Sandbleche an die Front. Das Schaufeln ist schweißtreibend, immerhin bin ich krank und es hat 44 Grad. Die Sandbleche sind so heiß, dass ich sie nur mit Lederhandschuhen angreifen kann. Alle paar Minuten gehe ich ins Auto, um was zu trinken. Drinnen läuft die Klimaanlage, aber die kann halt mit Standgas auch nicht viel. Die Sache funktioniert im Prinzip, ich krieg den Zerberus zwei Meter zurück. Dann beginnt das Spiel von vorn: Schaufeln, trinken, schaufeln, trinken usw., Sandbleche einlegen, zwei Meter zurück. Und irgendwann steht die Kiste auf festem Untergrund. Wir haben es geschafft! Nun aber auf zurück auf den Asphalt, wo wir wieder Luft in die Reifen pumpen und das Bergewerkzeug verstauen. Wir fahren nun brav auf der Teerstraße, auf der übrigens kaum Verkehr ist, und können bald auch die Wüstenfahrt genießen. Wir wollen heute etwas früher Schluss machen und finden auch einen netten Nachtplatz, der ohne Allrad erreichbar ist. Es ist noch immer affenheiß, aber es geht ein angenehmes Lüfterl und im Schatten des Autos ist es irgendwie auszuhalten. Nach einer Dusche sind wir dann mit dem Tag versöhnt und sitzen gemütlich in der Abendsonne. Wir sind natürlich nicht ganz unsichtbar, aus einer Richtung kann uns ein aufmerksamer Beobachter ausmachen. Schon in der Dämmerung fallen uns zwei Pickups auf, die anhalten, später in der Dunkelheit aber nicht mehr sichtbar sind. Sehr viel später hält an der Stelle noch ein dritter Wagen und dann fahren alle drei Autos zu uns her, drehen sofort wieder die Lichter ab und wir hören Schritte auf uns zukommen. Ich gehe den Leuten entgegen, zwei kommen auf mich zu, ein dritter stolpert durch die Büsche. Von dort hört man auch, wie eine Waffe entsichert wird. Ich grüße mit "Salam", reiche die Hand, erkläre, dass wir Touristen sind. Es sind Polizisten in Kampfuniform, bewaffnet bis an die Zähne, nun sechs Stück. Es beginnt wieder das bekannte Spiel mit Passkopie, woher, wohin, Anruf beim Chef, nur wollen sie heute auch die Fotos auf der Kamera angucken. Da gibt's was zu lachen, als sie mich schaufeln sehen. Dann werden wir freundlich, aber bestimmt gebeten, im nächsten Dorf zu übernachten. Das tun wir dann auch. Doch auch hier hat ein misstrauischer Iraner die Polizei geholt und wir werden nochmals kontrolliert. Langsam nervt es doch. Km 358/9.461.

 

Dienstag, 29. April 14, Tag 23: Birjand

Übernachtung im Dorf heißt stundenlang Mopedgeräusche, danach stundenlanges Hundegebell, nach sehr kurzer Pause stundenlanges Hahnenkrähen und schließlich alles zusammen plus Verkehrslärm von der nahen Fernstraße. Es ist auffallend dunstig heute und die Sicht beträgt nur wenige Kilometer. Die Straßenkontrollen werden häufiger und genauer. Auch wenn wir sie mittlerweile lästig empfinden, haben wir Verständnis, denn immerhin befinden wir uns nahe an der afghanischen Grenze und die Hauptschmuggelrouten laufen durch die Lut. Wir treffen erste Kamele. Ab Nehbandan fahren wir nach Norden. Es wechselt Halbwüste mit Feldern, je nachdem, ob man Wasser hinleiten konnte. In Birjand frischen wir unsere Vorräte auf. Mittlerweile können wir die wichtigsten Grundnahrungsmittel auf Farsi: Brot, Wasser, Milch, Dough. Was das ist? Das ist ein Yoghurtgetränk ähnlich dem türkischen Ayran, allerdings mit einem heftigen Schuss Kümmel und etwas Minze und ist ein super Durstlöscher. Wir essen in einem vornehmen Restaurant, aber auch hier ist die Standardbeilage Reis. Als Susi nach Potatoes fragt, kommt ein entsetztes No, gerade so als hätte sie einen Vampir um Knoblauch gebeten. Aber es gibt gemischten Salat und die Forelle ist ausgezeichnet. Sogar hier im guten Restaurant gibt es nur Nescafe. Die weitere Fahrt ist wenig abwechslungsreich. In Ferdows ist die richtige Ausfahrt vom großen Kreisverkehr mit zahlreichen Ausfahrten im Zentrum schwer zu finden, da es keine Wegweiser gibt. Die Landkarte zeigt Straßen in sieben Richtungen! Wir übernachten kurz vor Bejestan auf kühlen 1.800 Metern. Um nicht eventuellen Passanten Anlass zur Beunruhigung (und zum Rufen der Polizei) zu liefern, nehme ich über Nacht sicherheitshalber die Kennzeichen ab. Km 488/9.949.

Mittwoch, 30. April 14, Tag 24: Namak-Wüste

Heute fühle ich mich wieder gesund. Wir verbringen reichlich Zeit damit, Ameisen zuzusehen, wie sie die Brotbrösel abtransportieren, die vom Frühstückstisch gefallen sind. Dabei liefern sie sich erbitterte Kämpfe mit sehr viel größeren und flinken Käfern, die auch was abkriegen wollen. Doch als die Ameisen den Käfern auf die Köpfe klettern, ziehen diese rasch unverrichteter Dinge ab. Gleich nebenan müht sich ein Pillendreher mit seinem appetitlichen Transportgut ab. Bei der Polizeikontrolle in Bejestan ist der Chef der Truppe übler Laune. Die hat offensichtlich etwas mit uns zu tun, es erschließt sich uns aber nicht der Grund. Nun geht es ein Stück an der Ostseite des Namak-Salzsees entlang. Die Salzflächen reichen bis zur Fernstraße, setzen sich manchmal sogar auf deren anderer Seite fort. In Ja'farabad wollen wir nach Südwesten abbiegen und an der Westseite des Salzsees entlang durch die Namak-Wüste fahren, doch es gelingt uns nicht, die Straße zu finden. Ein Einheimischer fährt uns mit seinem Motorrad voraus, bleibt dann etwas außerhalb des Dorfes stehen, deutet ins Nichts und meint: Da entlang. Da wir aber nicht einmal ein paar Spuren ausmachen können, gebe ich ihm noch einen Schein und er fährt ein Stück weiter. Und plötzlich befinden wir uns wie durch Zauber auf einer gut wahrnehmbaren Piste. Sie führt durch eine wahrlich schöne Wüstenlandschaft zwischen einem niedrigen Gebirgszug zur Rechten und den weißen Salzflächen zur Linken. Mehrfach passieren wir überkuppelte Wassersammelbecken und im späteren Verlauf verlassene Dörfer mit Lehmkuppelhäusern. Als die Piste die Bahnlinie kreuzt, biegen wir auf Vorschlag der Karte nach Westen ab, doch der Weg verfranst sich nach einer Viertelstunde in einem Tal. Da auch um Tabas die Karte nicht den richtigen Straßenverlauf anzeigt und Wegweiser nur in arabischer Schrift sind, landen wir nochmals in der Stadt, um von hier die richtige Ausfahrt zu nehmen. Wir übernachten auf einem Rastplatz an der Fernstraße. Palmengarten und Mücken inklusive. Hier fahren zwar viele, nein, sehr viele vorbei, dann und wann stoppt ein Fernfahrer, aber hier nimmt keiner Notiz von uns. Km 460/10.409.

Donnerstag, 1. Mai 14, Tag 25: Kavir-Wüste

Es ist nur ein kleiner Gebirgszug zu überwinden, dann geht die Straße hinab in die unendliche Weite der Kavir-Wüste. Zunächst zeigen sich Sanddünen beidseits der schnurgeraden Straße, die bald einer unendlichen salzreichen Ebene weichen. Je nach Blickrichtung sieht der Boden dunkelbraun aus oder braun-weiß, in etwa wie ein gepflügtes, vom ersten Schnee angezuckertes Feld. Was eine echte Wüste ist, ist auch ordentlich warm: Wir messen 33 Grad als die Klimaanlage ausfällt, bald darauf 35. Bei Mo-alleman überwindet die Straße einen Geländeabbruch des Darestan-Gebirges, an dem der Fels wunderbare Muster in vielen Farben bildet. Auf einer, nun höher gelegenen und fruchtbareren Ebene fahren wir weiter nordwärts. Von weitem sehen wir schon eine großes Gewitter, das beidseits der Straße abregnet, uns aber trocken durchlässt. Doch von einer Flanke kommt ein Sandsturm rasend schnell auf uns zu. Ich drücke ein wenig auf die Tube und es geht sich aus; nur wenige hundert Meter hinter uns verschluckt der Sandsturm die Straße. In Damghan kann man uns wegen der Klimaanlage nicht helfen, aber man verspricht Hilfe in Shahrud, das wir morgen passieren. Wir sehen uns die alte Karawanserei Tepe Hissar an, zwei Moscheen mit schön verzierten Ziegelturm-Minaretten und den Grabturm Pir-e Alamdar. An einer Tankstelle können wir Wasser tanken. Leider übersehe ich beim rückwärts Zufahren zum Wasserhahn ein Vordach, das ich ramponiere und dabei dem Zerberus eine üble Blechwunde zufüge. Den Schaden am Vordach bezahle ich mit einem schwachen Viertelliter Obstler (für einen Liter Schnaps hätte ich vermutlich die ganze Tankstelle abfackeln können). Am Abend fahren wir noch den Burgberg westlich von Damghan hoch, so weit halt die Piste geht. Bei der Gelegenheit sollte ich erwähnen, dass unser Allrad wieder funktioniert. Es hat anscheinend etwas mit der Temperatur zu tun, über 30 Grad mag er nicht. Zu Fuß will ich noch bis zur Burg hinaufsteigen, doch entscheide ich auf einer Felsgeröllhalde, umzukehren anstatt mir ein Bein zu brechen. An diesem Berg sind schon ganz andere gescheitert, Dschingis Khan etwa. Es bietet sich aber ein toller Blick in die weite Ebene unterhalb. Km 569 (davon mindestens 300 ohne Klimaanlage)/10.977.

   

Freitag, 2. Mai 14, Tag 26: Mashhad

Natürlich haben wir nicht bedacht, dass am Freitag alles zu hat und wir nicht auf eine Reparatur der Klimaanlage hoffen können. Wir machen daher nicht in Shahrud Station, sondern fahren gleich durch bis Mashhad. Die Fahrt ist ein wenig eintönig. Und warm natürlich. Bei einem Zwischenstopp trinken wir Kaffee. Ein Auto hält, ein junger Mann steigt aus, überreicht mir eine Schachtel Süßigkeiten mit den Worten "Welcome to Iran". Unglaublich. Wir erreichen Mashhad am Nachmittag und finden einen bewachten Parkplatz, auf dem wir über Nacht stehen bleiben können, gleich neben dem Heiligen Bezirk. Susi wirft sich trotz der Hitze den Chador über und wir machen eine ausgiebige Besichtigung der Moscheeanlagen, die in ihrer Ausdehnung alles sprengen, was wir bisher an Vergleichbarem gesehen haben. Bei dem Heiligtum handelt es sich im wesentlichen um das Mausoleum von Imam Reza, natürlich mit riesiger Moschee, Höfen und Nebengebäuden. Dazu kommt noch ein riesiger weitererer Hof an der Rückseite des Mausoleums mit drei weiteren Moscheen mit Doppelminaretten. Und natürlich ist der Wallfahrtsort reichlich besucht heute am Freitag. Wer zum Heiligen Schrein vordringen will, muss es mögen, dass er unter engem Körperkontakt von allen Seiten geschoben wird. Nach einer anschließenden kleinen Runde durch den Bazar sind wir ziemlich fertig. Ich muss aber noch eine Werkstätte ausfindig machen, was gar nicht so einfach ist, da ich keinen Menschen finde, der ausreichend Englisch kann. Der äußerst freundliche Portier eines kleinen Hotels gleich neben unserem Parkplatz hilft mir. Wir unterhalten uns mithilfe von Google-Übersetzer. Er hat er die Telefonnummer einer Werkstatt ausfindig gemacht, und will morgen in der Früh dort anrufen und die Adresse erfragen. Km 624/11.602.  

 

Samstag, 3. Mai 14, Tag 27: Mashhad

Kaum steige ich in der Früh aus dem Auto, fordert mich ein erregter Mann mit wilden Gesten auf, hier wegzufahren, der Zerberus verstellt die Sicht auf seinen Laden. Ich versuche ihm verstehen zu geben, dass ich hier nicht wegfahre, weil hier das letzte Eckerl Schatten ist und der Rest des Parkplatzes schon in der Sonne glüht. Außerdem sind wir in einer Stunde ohnehin über alle Berge. Er droht mit eindeutigen Gesten, dass er mir die Reifen aufsticht und er sucht schon nach einem geeigneten Gegenstand. Da mischt sich der Besitzer des Ladens nebenan ein, der mir gestern freundlicher Weise den Zaun des Parkplatzes geöffnet hat, damit ich hier raus konnte. Er versichert sich nochmals bei mir, dass wir in einer Stunde weg sind und redet beruhigend auf den Erregten ein. Im Hotel muss ich nur kurz auf den Portier warten. Er ruft die Werkstätte an, fragt nach der Adresse und schreibt sie mir auf Persisch auf einen Zettel, damit ich unterwegs dorthin fragen kann. Ich habe aber eine bessere Idee, lasse mir von ihm auf Google Maps die Straße zeigen und gebe die Koordinaten ins GPS-Gerät ein. Wir sind schon sehr gespannt, was das für eine Werkstätte sein wird. Wahrscheinlich ein Ein-Mann-Betrieb, der die Reparaturen auf der Straße durchführt, wie wir schon viele gesehen haben. Wir staunen nicht schlecht: Der Hotelportier hat uns in die offizielle Mercedes-Benz-Vertretung von Mashhad gelotst. Die Werkstätte ist für die zweitgrößte Stadt des Irans mit ca. 2 Millionen Einwohnern recht klein, ein etwa 10 Mann-Betrieb, das reichlich vorhandene Büropersonal mitgerechnet). Aber wir haben ja auch kaum einen Mercedes auf Irans Straßen gesehen, von den vielen tausend 30 bis 50 Jahre alten Rundhauber-LKW abgesehen, die hier jeder Mechaniker in- und auswendig kennt und die mit Hammer und Schraubenzieher repariert werden und keine Fachwerkstätte benötigen. Die Werkstätte ist recht ordentlich und man nimmt sich sofort unseres Problems an. Es gibt unglaublicher Weise sogar einen Diagnose-Computer, aber ich bin nicht sicher, ob die Mechaniker, die Null Englisch sprechen, die Meldungen und Anweisungen des Computers verstehen. Anfangs läuft alles ein wenig unkoordiniert, der eine schraubt hier ein wenig rum, der andere da, einer leert Wasser in den Behälter der Scheibenwaschanlage, einer kontrolliert den Ölstand. Und alle sind natürlich voll neugierig, weil sie so ein Auto noch nie gesehen haben. Ich hab Schwierigkeiten, mit meinen Augen überall gleichzeitig zu sein, denn ich traue keinem. Zweimal muss ich einschreiten, als sie Wasser in den Kühler leeren wollen. Ich versuche zu erklären, dass das hier kein Problem ist, aber sehr wohl im Pamir oder im Himalaya, wo die Temperaturen wer weiß wie tief sind. Und dann passiert das echt Unglaubliche: Nicht nur, dass sie rausfinden, dass der Temperaturfühler defekt ist, sie haben auch einen neuen da. Und die Klimaanlage kühlt wieder! Noch Pollenfilter ausgeblasen, Luftfilter gewechselt (den gab es hier nicht vorrätig, den hatte ich selbst mit), Auto gewaschen und nach drei Stunden und doch stolzen 150 Euro rollen wir aus der Werkstätte. Wir essen noch zu Mittag in Mashhad, dann geht es Richtung Turkmenistan. Die Gegend ist grün, riesige Felder bestimmen das Bild. Wir übernachten etwa 30 Kilometer vor der Grenze an einem Feldweg. Ein Gewitter macht den Abend ein wenig ungemütlich. Km 187/11.789.

Sonntag, 4. Mai 14, Tag 28: Ashgabat

Auf der Fahrt zur Grenze ist kaum Verkehr und es kommen uns Zweifel, ob denn noch eine Tankstelle kommen wird. Zwar sind wir nicht knapp, aber wir wollen natürlich mit vollem Tank das Spritpreisparadies verlassen. Nach kurzem ist es Gewissheit: Die letzte Tankstelle vor der Grenze befindet sich in Qushan, 120 (!) Kilometer hinter uns. Es gelingt mir aber, 40 Liter Diesel von einem LKW-Unternehmer zu kaufen, mehr gibt er nicht her. So verlassen wir also mit nur zu dreiviertel vollen Tanks den Iran. 

 

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