Turkmenistan 1 Manat = 0,28 Euro
Für Turkmenistan haben wir Transitvisa mit einer Gültigkeit von fünf Tagen; schon bei der Antragstellung mussten wir das genaue Datum der Einreise angeben. Touristenvisa haben eine längere Gültigkeit, allerdings wird man dann von einem Mitarbeiter einer staatlichen Agentur auf Schritt und Tritt begleitet. Touristen dürfen nur in speziellen Hotels übernachten und für jede Nacht muss eine Registrierung erfolgen, die entsprechenden Bestätigungen muss man bei der Ausreise vorweisen können. Wir hoffen darauf, dass das für Transitreisende nicht gilt und campieren wie gewohnt, anstatt ein Hotel aufzusuchen.
Sonntag, 4. Mai 14, Tag 28: Ashgabat
Die Grenzabfertigung dauert 4¾ Stunden, davon auf iranischer Seite eine gute Stunde. Danach ist Susi vom Kopftuch befreit. Auf turkmenischer Seite geht es ziemlich bürokratisch ab: Bei der Passkontrolle muss man angeben, in welchen Hotels man nächtigt (nur wenige Hotels dürfen Ausländer beherbergen) und wo und wann man wieder ausreist. Ich gebe das Independent Hotel in Ashgabat an, worauf der Beamte meint, das gibt es nicht. Darauf reiche ich ihm einen Ausdruck, auf dem das Hotel samt Adresse, Telefonnummer, Lageplan angeführt ist. Jetzt meint er, das Hotel sei geschlossen. Er nennt mir zwei andere, ich wähle eines, habe aber dessen Namen im nächsten Moment vergessen. Nun zur Bank um das Registration Fee in Höhe von 10 USD zu bezahlen. 2 zusätzliche Dollar sind Exchange Fee. Wieder zur Passkontrolle, dann durch den Personenzoll. Damit sind wir durch. Beim Zerberus geht's nicht ganz so einfach: Zuerst werden die Gebühren festgelegt und da sind der Beamte und ich nicht einer Meinung, was die Zuordnung des Fahrzeuges betrifft. Ich meine, der Zerberus ist Car, der Beamte sagt Truck. Wär ja kein Problem, wenn nicht die Gebühren für einen Truck exorbitant höher wären. Wir diskutieren also. Er will meinen Führerschein sehen und findet, dass dieser nicht für die Klassen A und B gültig ist (weil dort kein Datum für das Ende der Gültigkeit eingetragen ist), drum kann mein Auto kein Car sein, sondern muss ein Truck sein. Ich halte ihm den internationalen Führerschein unter die Nase und der bringt ihn nun völlig durcheinander, weil da nur eine Gültigkeit für alle Klassen eingetragen ist. Jetzt hat er einen Vorschlag: Unser Auto ist ein Bus. Ich schaue auf die ausgehängte Preisliste und bin sofort einverstanden, denn unter "Bus up to 12 seats" sind die Gebühren ganz ähnlich wie bei Car. Dass ich für einen Bus allerdings keinen Führerschein habe, behalte ich für mich. Auf der Bank bezahle 25 Dollar Entry and Transit Fee, 45 für Versicherung, 24 Treibstoffkompensation, 3 Desinfektion (die aber nicht stattfindet), 5 Handling und wieder 2 USD Exchange Fee. Nun muss ich zum Veterinär, dessen Arbeit lediglich daraus besteht, auf einem Formular anzukreuzen, dass wir keine Cats and Dogs mithaben. Nun zum Zoll, wo mir einer der Wartenden die Zolldeklaration ausfüllt, da ich das Formular nicht lesen kann. Dort und da noch ein Stempel, hier und dort ein Eintrag in ein großes Buch und zur Krönung kommt die Durchsuchung des Fahrzeuges. Als ich sehe, wie die das bei dem Auto vor mir machen, fünf oder sechs junge Burschen in Uniform und deren Chef stürzen sich gleichzeitig auf das Fahrzeug, öffnen alle Türen, schauen überall rein, sage ich zu mir: So nicht mit uns! Jetzt sind wir dran. Man sieht förmlich, wie die Meute lechzt, jeder ist neugierig, wie dieses exotische Fahrzeug von innen aussieht und was diese Europäer so mit sich führen. Ich öffne die Schiebetür zur Hälfte und es steigt einer ein. Ich sofort nach, damit der Eingang für weitere Zöllner blockiert ist. Doch einer öffnet die Schiebetür ganz und aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sich einer bückt und die Klappe unter dem Kühlschrank aufmacht, die von außen zugänglich ist. Als ich sofort hinausspringe, putzt sich der schon mit unserem Bartwisch die Schuhe. Ich brülle ihn an "STOP", reiße ihm den Bartwisch aus der Hand, gebe ihn in das Fach und verschließe es. Sehr lautstark verkünde ich, dass EINE Person unser Auto durchsucht und alle anderen die Finger davon lassen. Plötzlich ist es mucksmäuschenstill. Alles was so an Zöllnern, Polizisten und Reisenden herumsteht, sieht mich an. Ich steige wieder ins Auto und die Sache läuft nun ganz geordnet und ruhig ab. Der eine Zöllner traut sich gar nichts angreifen, er deutet nur auf Schränke, die er geöffnet haben will. Ich öffne, er sieht rein, lässt sich fallweise was rausnehmen oder erklären. Fertig. Wir können fahren. Wir stellen die Uhren eine halbe Stunde vor und sind nun drei Stunden vor der Mitteleuropäischen Zeit. Die ersten 15 Kilometer in Turkmenistan führen von etwa 1.600 Meter durch grüne Bergwiesen hinab auf 400 Meter, doch kein Dorf, kein Haus ist zu sehen. Dann passieren wir erst den Grenzzaun mit Polizeikontrolle und erst ab hier ist die Gegend bewohnt. Schon nach ein paar Minuten fahren wir durch das eben fertig gestellte Stadttor von Ashgabat. Plötzlich ist die Straße dreispurig mit reichlich Blumenrabatten auf dem Mittelstreifen, doch kaum ein Auto ist zu sehen. Wir kommen uns vor wie in einer Geisterstadt. Schon am Stadtrand befinden sich erste Prachtbauten, dann folgt der Turkmenbashi-Park mit einem riesigen Turm und der Stuatue des alten Präsidenten, alles bewacht von überlebensgroßen Rittern mit vergoldeter Ausrüstung. Und so gut wie keine Leute im Park. Zwei Wächter, eine Frau, die das Pflaster fegt, zwei, drei Pärchen. Hinter dem Park eine Hochhauskulisse, die Häuser sind zwar irgendwie echt, aber nicht bewohnt. Wir folgen der Hauptstraße, auf der Prachtbau auf Prachtbau folgt, alles aus Erdgasgeld gebaut. Wir kommen uns vor, wie im Disneyland, alles scheint nicht ganz echt zu sein, nur mit dem Unterschied, dass hier kaum Leute sind. Erst im Zentrum wird der Verkehr ein wenig mehr und es stehen wahnsinnig viele Polizisten am Straßenrand, etwa alle 250 Meter einer, manchmal nur auf einer Seite, oft aber auf beiden. Erst als wir das Regierungsviertel verlassen, sehen wir, dass abseits die Häuser weniger prächtig, manchmal sogar heruntergekommen sind. Wir besichtigen die im Stil der Hagia Sophia in Istanbul erbaute Azadi-Moschee, eine wohltuende Abwechslung zu den vielen gekachelten Moscheen mit Iwanen im Iran. Wir überqueren den Karakum-Kanal, der Wasser aus dem Amu Darja über 1.500 Kilometer durch die Karakum-Wüste leitet. Das Wasser, das hier von Nutzen ist, fehlt woanders: Der Kanal ist mit ein Grund für die Austrocknung des Aral-Sees. Schon etwas außerhalb der Stadt, schon in der Wüste, befindet sich der Gündogar-Bazar, ein großes und modernes Shoppingcenter mit Boutiquen und Elektronikläden. Leider heute geschlossen. Wir fahren noch ein Stück in die Wüste, wo wir an der Bahnlinie übernachten. Während die letzte Nacht im Gebirge recht kühl war (morgens 14 Grad), hat es jetzt bei Sonnenuntergang noch 30 Grad. Km 186/11.975.
Montag, 5. Mai 14, Tag 29: Karakum-Wüste, Darvaza-Krater
In der Nacht hat es mächtig abgekühlt, es ist heute ganzen Tag bedeckt und den halben Vormittag nieselt es. Für heute steht die eintönige Durchquerung der Karakum-Wüste auf dem Programm. Es handelt sich um eine Sandwüste, die vor allem im südlichen Bereich schöne Dünen bildet, die bewachsen sind. Die Fernstraße ist von Anfang an in keinem guten Zustand, der dann zusätzlich mit der Entfernung zur Hauptstadt exponentiell abnimmt. Zu Mittag erreichen wir den einzig erwähnenswerten Ort auf der Strecke, den Darvaza-Krater, auch Door to Hell-Krater genannt. Er liegt, nicht wie auf der Landkarte eingezeichnet, östlich der Straße, sondern westlich und ist nicht mit einem Hinweisschild gekennzeichnet. Hat man ihn nicht im GPS-Gerät eingespeichert, fährt man daran vorbei. Es handelt sich nicht wirklich um einen Krater, sondern um ein zylindrisches Loch mit einem Durchmesser von etwa 50 Metern, das auf der Suche nach Bodenschätzen gegraben wurde. Dabei stieß man auf Erdgas, das sich entzündete und noch heute brennt. In einer Tiefe von vielleicht 30 Metern findet sich ein Flüssigkeitsspiegel, vermutlich Wasser, das aber durch die aufsteigenden Gasblasen wie Schleim aussieht. An drei Stellen brennt es, das muss in der Nacht wohl spektakulär aussehen. Im weiteren Verlauf wird die Straße so schlecht, dass sie stellenweise gar nicht mehr befahrbar ist (man holpert neben der Straße im Gelände) und man für die zirka 550 Kilometer von Ashgabat nach Kone Urgench gut 10 Stunden reine Fahrzeit benötigt. Die letzen 100 Kilometer sind eine arge Belastung für Mensch und Maschine. Im letzten Viertel der Strecke verdrängen große bewässerte Flächen die Wüste. Wir campieren zwischen einer Nebenstraße und einem Bewässerungskanal inmitten tausender Zikaden und einiger Mücken. Km 466/12.441.
Dienstag, 6. Mai 14, Tag 30: Kone Urgench
Wir holpern noch die restlichen 30 Kilometer bis Kone Urgench, wo wir uns die Mausoleen und ein 60 Meter hohes Minarett aus dem 14. Jahrhundert ansehen. Wir bezahlen zu zweit 10 USD Eintritt, Einheimische bezahlen 0,10 Euro. Viele Menschen pilgern zu den Mausoleen, wo sie mehrere Male um die Schreine und auch um das Minarett gehen und beides ehrfürchtig berühren. Vor der Grenze ist noch Volltanken angesagt, Diesel kostet in Turkmenistan 14 Cent. Die Ausreise aus Turkmenistan erfolgt wiederum recht bürokratisch, ist aber in einer guten Stunde erledigt. Wir werden auch gefragt, in welchem Hotel wir übernachtet haben, die Antwort, dass wir im Auto geschlafen haben, wird problemlos akzeptiert.