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   Usbekistan   1.000 Som = 0,26 Euro

Dienstag, 6. Mai 14, Tag 30: Muynak

Die Einreise in Usbekistan erfolgt nicht minder bürokratisch. Obwohl außer uns nur drei LKW die Grenze passieren, sind gut ein Dutzend Beamte beschäftigt. Wir müssen längere Zeit warten, bis ein junger Mann eingetroffen ist, der den Computer bedienen kann. In mühsamer Arbeit erstellt er uns aus einer Word-Vorlage eine Temporäre Einfuhrbewilligung für den Zerberus. Als ich das Auto auf die Grube fahren muss, schaue ich mir bei der Gelegenheit selbst die Fahrzeug-Unterseite an und sehe, dass der Diesel-Ansaugschlauch der Heizung abgerissen ist. Das sollte ich bei Gelegenheit mal reparieren. In Summe dauert der Grenzübertritt zweieinviertel Stunden. Leider kann man auf der Grenze weder Geld wechseln, noch eine Versicherung abschließen. Ersteres möchten wir im nächsten Dorf nachholen. Funktioniert wie in Afrika: Basar suchen, ein paarmal fragen und plötzlich stehst du vor einem, der ein Bündel Scheine in der Hand hat. Für einen 50 Dollar-Schein bekomme ich ein dickes Bündel Banknoten, 140.000 Som. Wir haben uns kurzfristig zu einem Abstecher zum Aralsee entschlossen, denn wer weiß, wie lange es ihn noch gibt. Seit seine Zuflüsse zur großflächigen Bewässerung verwendet werden, trocknet er aus. Auf sehr guter Straße geht es nach Muynak, einer Stadt mit ehemals mehreren riesigen Fischkonservenfabriken. Heute rosten im Hafen die Schiffe im Sand dahin. Der See, der genau genommen ja ein Meer ist, ist fast 100 Kilometer weg. Wir überlegen kurz, an das heutige Ufer zu fahren, doch macht das keinen Sinn, da unsere Landkarte uns in diesem Bereich völlig im Stich lässt und die Gegend genau so völlig unbewohnt ist. Doch dann, als wir gerade vergeblich nach einem Internet-Cafe Ausschau halten, treffen wir drei Belgier mit einem Landcruiser, die von genau da herkommen und uns den Weg beschreiben. Also nichts wie hin. Wir übernachten auf dem Weg dorthin in der Aral-Wüste. Hier war vor 40 oder 50 Jahren noch Meer, wovon die vielen Muscheln im Sand zeugen. Km 297/12.739.

 

Mittwoch, 7. Mai 14, Tag 31: Aral-See

Der Boden, über den wir fahren, war vor wenigen Jahrzehnten noch Meeresboden. Immer wieder passieren wir Gasbohrstellen. Ein Sandsturm nimmt uns vorübergehend die Sicht. Dann taucht im Westen das Ustyurt-Plateau auf, das wir auf einer steilen Piste erklimmen. Das Plateau, an dessen Rand wir nun nach Norden fahren, liegt etwa 120 Meter über dem Meeresboden. Irgendwann erscheint am Horizont ein schmaler blauer Streifen: Der Aral-See. Nach zwanzig, dreißig Kilometern liegt der See unter uns, der Blick ist atemberaubend. Wieder über eine sehr steile Piste geht es vom Plateau hinunter zum Strand. Es hat 35 Grad, wird der See Abkühlung bringen? Nein, bringt er nicht. Denn der Strand hat einen kleinen Schönheitsfehler: Er ist so verschlammt, dass man bis zum halben Unterschenkel einsinkt, bevor man überhaupt ans Wasser kommt. Für die Rückfahrt wählen wir einen anderen Weg: Wir bleiben auf dem Plateau und fahren via Komosomolsk-Na-Ustyurte, einem heruntergekommenen Dorf an einer Bohrstelle, einer Stromleitung folgend, in Richtung Asphaltstraße nach Chiwa. An einer Raststätte kaufen wir Bier. Unser erstes Bier seit Armenien! Km 252/12.991.

 

Donnerstag, 8. Mai 14, Tag 32: Urgench

Heute läuft's nicht so recht nach Plan. Wir wollten am Nachmittag in Chiwa sein, aber erstens ist die Straße in der zweiten Hälfte der Strecke ziemlich übel und zweitens verplempern wir mächtig Zeit in Nukus auf der vergeblichen Suche nach einem offenen Internet-Cafe. Erst in Urgench haben wir Glück mit Internet. In Usbekistan ist Diesel schwer zu bekommen; an den normalen Tankstellen gibt es keinen. Da fast alles mit Benzin oder Gas fährt, gibt es Diesel nur von Privatanbietern aus Tanks oder Kanistern. Nach den Preisen im Iran und Turkmenistan kommt einem der Preis hier direkt hoch vor: 1 USD je Liter Diesel. Dass die Nachtplatzsuche heute nicht leicht wird, war uns klar, denn Urgench und Chiwa bilden eine Oase und zwischen den Städten ist jede freie Fläche ein Feld. Wir finden aber ein nettes Plätzchen neben einem Friedhof, werden aber gleich zu einem weitaus besseren Platz neben einem Haus gebeten. Der Hausherr bringt uns Obst, Gemüse, Brot und einen Hendlhaxen (Entschuldigung, aber Hühnerkeule kommt mir irgendwie zu deutsch vor) später eine Kanne Tee und lädt uns zum Schlafen ins Haus ein. Er kann sich bestimmt nicht vorstellen, dass es im Zerberus viel gemütlicher ist. Es ist unglaublich, wie schnell wir uns an die Hitze gewöhnt haben. Tagsüber hat es 33 bis 36 Grad und die 28 am Abend mit einem Winderl finden wir schon kühl. Km 445/13.437. 

Freitag, 9. Mai 14, Tag 33: Chiwa

Wir sind schon in aller Früh in Chiwa und beginnen unseren Spaziergang durch die von einer ungewöhnlich schönen Stadtmauer umgebenen Altstadt. Zwischen West- und Osttor befinden sich zahlreiche Paläste, Moscheen und Medresen; mehrere konische Minarette, teils gekachelt, ragen in die Höhe. Eines davon, das Islam-Xo'ja-Minarett, besteige ich. Warum die Dame, die das Ticket verkauft, mit Good Luck wünscht, verstehe ich, als ich die etwa 40 Zentimeter hohen Stufen in der völligen Finsternis des Turminneren, noch dazu bei Gegenverkehr, emporsteige und mir auch mal kräftig an den Stufen über mir den Kopf anschlage. Der Ausblick über die Stadt ist herrlich! Am Nachmittag fahren wir Richtung Buchara und campieren auf einem brachliegenden Feld abseits der Straße. Km 423/13.860.

 

Samstag, 10. Mai 14, Tag 34: Buchara

Buchara ist einfach umwerfend! Eine große Festung, Paläste, Moscheen, Minarette, Medresen. Ich weiß, das klingt wie gestern, und doch ist Buchara anders als Chiwa. Gemütlicher irgendwie. Es gibt Gärten, Teiche, nette Lokale mit Gastgärten. Nach einem längeren Spaziergang durch die Stadt nehmen wir in einem solchen am Labi Hauz, einem Teich mitten in der Altstadt, ein verspätetes Mittagessen ein. Das Internet scheint in der ganzen Stadt nicht zu funktionieren. Auf der Weiterfahrt machen wir noch kurz Halt in Ghidovan, wo sich in einem duftenden Rosengarten eine Medrese mit einem Mini-Minaratt befindet. Wir übernachten in der Wüste etwas abseits der Fernstraße nach Samarkand. Heute repariere ich endlich die abgerissene Dieselleitung, die die Heizung versorgt. Km 157/14.022.

Sonntag, 11. Mai 14, Tag 35: Samarkand

Die 150 Kilometer bis Samarkand ziehen sich in die Länge, denn die Seidenstraße scheint von reichlich Motten befallen. Die Hauptsehenswürdigkeit von Samarkand, der Registan, ein großer Platz mit Medresen an drei Seiten, ist leider eine Baustelle und kann nur eingeschränkt besichtigt werden. Trotzdem knöpft man uns ein stolzes Eintrittsgeld ab. Unzählige Frauen schütten kübelweise Wasser auf das neu verlegte Pflaster und reinigen es mit Besen und Bürsten. Da auch Straßen in der Umgebung gesperrt sind, verfransen wir uns mächtig und landen in einem Gewirr winziger Gassen, die für den Zerberus eigentlich eine Nummer zu schmal sind. Wir essen recht gut, aber teuer im Labi G'or, einem kolonial anmutenden Restaurant mit Terrasse im ersten Stock. Wer essen oder einkaufen geht, trägt eine Tasche mit Geld bei sich, denn da fast nur 500- und 1.000-Som-Scheine (3.800 Som sind ein Euro!) im Umlauf sind, muss man ständig dicke Geldbündel bei sich tragen. Neben dem Gur-Emir-Mausoleum finden wir einen netten Nachtplatz, auf dem schon ein Salzburger Paar campiert. Km 223/14.245.

Montag, 12. Mai 14, Tag 36: nach Tadschikistan

Bei der Planung einer so großen Reise kann natürlich einmal ein Lapsus passieren: Der Grenzübergang Samarkand-Pendzhikent, nur 50 Kilometer östlich von Samarkand gelegen, ist für den internationalen Verkehr gesperrt. Wir müssen zum Grenzübergang Bekabad ausweichen, was einen Umweg von zumindest 300 Kilometern bedeutet. In Bekabad lässt man uns aber nicht über die Grenze, sondern schickt uns zu einem neuen Grenzübergang, der noch auf keiner Karte eingezeichnet ist und neuerlich fast 100 Kilometer Umweg bedeutet. Als wir um 17 Uhr dort ankommen, stehen nur zwei Fahrzeuge vor dem Tor, aber dieses ist geschlossen. Angeblich ist Schichtwechsel. Sehr lange tut sich nichts. Sehr lange im Sinne von zwei oder zweieinhalb Stunden. Dann beginnt die Abfertigung, aber zunächst nur in der Gegenrichtung. Es ist schon lange dunkel, als es auch bei uns losgeht. Es darf aber immer nur ein Fahrzeug in die Grenzstelle einfahren, dann wird das Tor wieder geschlossen. Nach vier Stunden sind wir dran. Wir sind ein wenig nervös, weil man in Usbekistan für jede Nacht eine Registrierungsbestätigung benötigt, die bei Hotelaufenthalten vom Hotel ausgestellt wird und bei der Ausreise manchmal kontrolliert wird. Für Leute, die nicht in Hotels übernachten, stellen viele Hotels gegen sieben bis zehn Dollar pro Person und Nacht dennoch eine Bestätigung aus. Wir haben keine einzige Bestätigung, weil wir hoffen, dass nicht kontrolliert wird. Wir haben Glück: Bei der Passkontrolle werde ich zwar nach der Registration gefragt, aber ich verstehe die Frage des Beamten nicht und nach zweimal Nachfragen, was er meint, gibt er auf. Der usbekische Zoll durchsucht ziemlich gründlich unser Fahrzeug, allerdings ist mir nicht klar, was sie bei der Ausreise eigentlich suchen. 

 

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