Tadschikistan 1 Somoni = 0,16 Euro
Montag, 12. Mai 14, Tag 36: nach Tadschikistan
Auf tadschikischer Seite wird das Auto nicht kontrolliert. Allerdings muss man nach Passkontrolle und Zoll noch zwei Büros aufsuchen. Im ersten bekommen wir eine temporäre Einfuhrbewilligung, für die man uns 100 US-Dollar abnimmt. Zwar sträube ich mich lange dagegen und versuche, den Preis runterzuhandeln, doch hier ist nichts zu machen. In der Quittung, die ich verlange, sind 490 Somoni angeführt. Im Smartphone habe ich die Kurse gespeichert und so kann ich rasch erkennen, dass das etwa 100 Dollar entspricht. Nun muss ich in die Abteilung Verkehr, wo ich eine Fahrerlaubnis kaufen muss. Der Beamte ist ein Typ von der Sorte, die sofort alle Alarmglocken läuten lassen. Er verlangt für die Bestätigung 20 Dollar, stellt dafür umfangreiche Papiere aus, auf denen die Strecke verzeichnet ist, auf der wir fahren dürfen. Er heftet alles zusammen, nimmt meinen Zwanziger, wirft mir die Papiere über den Schreibtisch und ich bin entlassen. Doch ich gehe nicht. Jetzt sind bereits sechs Stunden vergangen, seit wir an der Grenze eingetroffen sind, da will ich für die lange Warterei auch meinen Spaß haben. Ich sage ihm, er hätte die Quittung vergessen. Er schreibt eine Quittung über 58 Somoni aus. Das sind aber nur elf oder zwölf Dollar. Ich will Wechselgeld. Hat er nicht. Ich greife in mein Geldtaschl, habe leider keine 1-Dollar-Note, finde aber einen Zehner und einen Fünfer. Und nun kommt das Unglaubliche: Der Typ ist so baff, dass ich weiß, wieviel 58 Somoni sind, dass er sich meinen Zwanziger aus der Hand nehmen lässt. Und jetzt werfe ich ihm die 15 Dollar über den Schreibtisch und verlasse mit breitem Grinsen das Büro. Wenn das kein Achtungserfolg ist! Wir fahren. Aber nicht weit, denn bald kommt das geschlossene Tor auf der anderen Seite der Grenzstelle. Langsam trottet ein junger Soldat mit MG daher und will Geld fürs Tor Aufmachen. Das ist ja nun doch die Höhe. Ich schüttle den Kopf und fordere den Kerl auf, das Tor sofort zu öffnen. Da legt er eine Hand auf den Bauch. Er hat Hunger und drum braucht er Geld. Hat der Mensch Glück, dass ich einen Sack mit steinhartem Brot da habe, das wir morgen als Tierfutter verwenden wollten. Das drücke ich ihm in die Hand. Er will es zuerst nicht nehmen, begreift dann aber rasch, dass ich kurz vor dem Explodieren bin. Er öffnet das Tor. Dauer des Grenzübertrittes: 6¼ Stunden. Wir übernachten nur wenige Kilometer hinter der Grenze. Km 301/14.546.
Dienstag, 13. Mai 14, Tag 37: Dangerous Tunnel
Wir sind erstaunt, wie gut die Straßen in Tadschikistan sind. Allerdings wird in unregelmäßigen Abständen Maut kassiert. Schneller als gedacht, sind wir in Khujand. Soweit das Auge blickt, Wiesen und Felder, alles ist baumlos grün. Ab Istaravshan steigt die Straße an, es geht über den 2.800 Meter hohen Shakristan-Pass. In Ayni, wieder im Tal, essen wir hervorragend zu Mittag: Mit Faschiertem und Gemüse gefüllte im Rohr gebackene Blätterteigtaschen, gekochte mit Faschiertem gefüllte Teigtaschen und Gulasch (das aber mit dem gleichnamigen bei uns bekannten Gericht wenig gemeinsam hat), dazu Granatapfelsaft. Nun geht es wieder bergan Richtung Anzob-Pass, dessen Gipfelpartie durch einen Tunnel unterfahren wird. Der Tunnel ist auf der Karte mit "Dangerous Tunnel" eingezeichnet und ist legendär. Er ist einröhrig (die zweite Röhre steht angeblich kurz vor der Fertigstellung), uralt, kaum beleuchtet, es gibt viele riesige Schlaglöcher, aus dem Boden und den Wänden herausragende Betoneisen, Baustellen, Wassereintritte und Pfützen, ja Bäche. Man muss mit unbeleuchteten Fahrzeugen, Fußgängern und Radfahrern rechnen, natürlich auch mit Fahrzeugen, an denen gerade ein Rad gewechselt wird (wegen der Betoneisen gibt's leicht einen Platten) oder mangels Reserverad einfach unbeleuchtet abgestellt wurden. Da wir eher gemütlich durchfahren, werden wir mehrmals überholt. Einmal wären wir beinahe in eine abgeladene LKW-Fuhre Sand gefahren, die plötzlich einfach da war. Nach sechs Kilometern können wir sagen: We did it! Wem die Beschreibung nicht reicht, der möge sich bei Youtube das eine oder andere Video ansehen (Dangerous Tunnel Tadjikistan)! Durch tolle Gebirgslandschaft geht es langsam hinunter nach Dushanbe, die Hauptstadt Tadschikistans. Es ist eine junge Stadt mit vielen Sowjetbauten. Km 390/14.935.
Mittwoch, 14. Mai 14, Tag 38: Dushanbe
Gerüchte sind eine dumme Sache. Vor allem, wenn sie nicht stimmen. Wir haben gehört, dass man sich in Dushanbe (aber wo genau?) registrieren muss, bevor man ins Pamir-Gebiet einfährt, auch wenn man bereits das GBAO-Permit im Pass hat. Leider können wir weder Urs, noch Patrik, die da sicher genau Bescheid wüssten, erreichen. Gottseidank finde ich im Internet die Adresse (sogar mit Koordinaten) des OVIR-Büros, wo man uns sagt, dass das Permit im Pass reicht. Die Registrierung erfolgt bei der Einfahrt ins Pamir. Also viel Lärm um nichts. Die Straße von Dushanbe bis kurz vor Kulyab ist super ausgebaut und sogar mautfrei. Das Grün der Hügel scheint uns irgendwie unnatürlich, so als sähe man durch eine Sonnenbrille. Am Nurek-Staudamm machen wir kurz halt, aber man kann ihn leider nicht besichtigen. In Hulbuk gibt es eine schön restaurierte Festung; in einem der folgenden Dörfer essen wir in einem recht einfachen Lokal gut zu Mittag. Ab Khulab geht es über ein Pässchen von 1.985 Metern, bis es stetig zum Panj-River fällt. Die Straße ist schlecht bis miserabel, an vielen Stellen unterspült und es wird mit Baggern und Gradern am Erhalt der Befahrbarkeit gearbeitet. Weil das von zwei Routen ins Pamir die "gute" ist, sind viele Fahrzeuge unterwegs, Einheimische, Geländewagen von Reiseagenturen mit Touristen, UNO-Fahrzeuge und viele LKW, sogar welche mit Anhänger, und Sattelschlepper. Das Panj-Tal ist hier sehr breit, beiderseids des Flusses sind die Berge bis hoch hinauf grün. Und drüben ist Afghanistan. Im Panj-Tal darf man nicht außerhalb von Dörfern campieren. Wir wissen aber nicht, ob das nur im Pamir-Gebiet gilt, oder auch schon hier. Sicherheitshalber übernachten wir in einem der ersten Dörfer am Fluss. Bald sind wir von einer Schar Kinder umringt, die alles überneugierig genau beobachten, mir beim Duschen zusehen und ständig mit imaginären Maschinengewehren auf uns feuern. Wir sind froh, als sie endlich nach Hause gerufen werden. Km 291/15.229.
Donnerstag, 15. Mai 14, Tag 39: Pamir-Highway, Khalaikum
Der Pamir-Highway ist nach dem Karakorum-Highway in China und Pakistan die zweithöchste befestigte Straße der Welt. Sie ist prinzipiell durchgehend asphaltiert, habe ich gelesen. Wir können uns heute davon überzeugen, dass dem nicht so ist. Zu Mittag stoßen wir in Khalaikum auf den Highway, der, ähnlich wie die Straße davor, in weiten Abschnitten nicht geteert ist. Da der Zerberus kein Geländewagen und recht hart gefedert ist, kommen wir nur langsam voran. Am Abend beträgt die Durchschnittsgeschwindigkeit des Tages 26 km/h. Mal gut achteinhalb Stunden reine Fahrzeit macht gerade mal 225 Kilometer. Immer wieder staunen wir, dass Sattelschlepper die stellenweise sehr schmale und oft recht steile Straße fahren. Den ganzen Tag haben wir links Berge, rechts den Panj und drüben in Afghanistan meist auch eine Straße oder zumindest einen Weg und ebenfalls Berge. Das Tal ist oft so schmal, dass wir recht genau beobachten können, was in Afghanistan vor sich geht. Wir sehen Frauen beim Teppich Waschen, Kinder in der Schule und beim Fußballspiel, Menschen auf dem Weg, zu Fuß mit Lasten auf dem Kopf oder begleitet von Lasteseln, auf Mopeds, fallweise mit Autos. Aber auch herüben in Tadschikistan gibt es Interessantes zu sehen: Kühe, die wie Gemsen auf steilsten Geröllhalden Halme suchen, später wiederkäuend am Straßenrand liegen, Pferde mit frisch geworfenen Fohlen, Menschen, die mit einfachsten Werkzeugen auf dem Feld arbeiten. Km 225/15.454.
Freitag, 16. Mai 14, Tag 40: Pamir-Highway, Khorog
Weiter aufwärts fahrend weitet sich das Tal, der Panj gibt sich nun nicht mehr als reißender Gebirgsfluss, sondern schlüpft vorübergehend in die Rolle eines trägen, breiten Stromes. Erfreulicherweise verbessert sich gleichzeitig auch die Qualität der Straße und wir sind bereits zur Mitte des Vormittages in Khorog. Leider ist die Stadt momentan vom Internet abgeschnitten. Wir besuchen den zweithöchsten Botanischen Garten der Welt (2.200 Meter), sind aber recht enttäuscht, denn recht viel mehr als ein wenig gepflegtes Gestrüpp ist nicht zu sehen. Dennoch hat der Besuch sein Gutes: Wir parken am Rand der total steilen Zufahrtsstraße und ich lege sicherheitshalber Steine hinter die Räder. Dabei sehe ich, dass Öl aus dem hinteren Differentialgetriebe tropft und wer weiß, wann ich das sonst bemerkt hätte. Die Tropfgeschwindigkeit ist beunruhigend und wir suchen uns sofort eine Werkstatt. Die ist recht einfach, aber immerhin haben sie Werkzeug und sind zuversichtlich, dass sie das Problem innerhalb einer Stunde lösen können. Während ein Mechaniker am Getriebe arbeitet, beschäftige ich einen zweiten, der die Luftfilter reinigen soll. Was ein Fehler ist, denn ich kann nicht beide beaufsichtigen. Der am Getriebe zeigt mir den Riss an der Dichtung, verwendet reichlich Dichtmasse, braucht mich dann aber, weil er weder die Dichtung noch den Gehäusedeckel markiert hat. Mit Hilfe des Fotos, das ich zufällig vorher gemacht habe, kann ich ihm rasch die richtige Position zumindest des Deckels zeigen. In der Zwischenzeit hat der andere den Pollenfilter falsch eingebaut. Leider gibt es in der Werkstatt kein Getriebeöl, gut dass ich welches mithabe. Letztendlich, das heißt, nach etwa zwei Stunden, ist alles erledigt und ich bezahle 10 Euro. Wir laden nun den jungen Mann, der uns die Werkstatt gezeigt und gedolmetscht hat, zum Essen ein, was leider nochmals eineinhalb Stunden in Anspruch nimmt, weil der Service in dem sonst recht netten Lokal ziemlich lahm ist. Erst um halb vier verlassen wir Khorog, nun nicht, wie ursprünglich geplant, weiter am Panj und an der afghanischen Grenze entlang, sondern auf der Strecke im Landesinneren, die laut unserem Dolmetscher in bei weitem besseren Zustand sein soll, während verschiedene Quellen im Internet genau das Gegenteil behauptet haben. Wir denken aber, dass der Dolmetscher recht hat, denn die Straße ist wirklich o.k. und wir kommen rasch voran. Es geht stetig, einen türkisblauen Fluss begleitend, bergan und bald sind 3.000 und 3.500 Meter erreicht. Während mir die 2.200 in Khorog bereits zu schaffen gemacht haben, wird Susi erst jetzt kurzatmig. Wir wollen nicht auf noch größerer Höhe übernachten, ich bin ohnehin die letzte halbe Stunde in Halbnarkose gefahren. Wir campieren daher in 3.370 Metern und sind froh, dass noch Zeit für weitere kleine Reparaturen ist, so kann ich die verbogene Halterung eines Stoßdämpfers mit dem Wagenheber halbwegs gerade biegen. Während ich in Khorog noch in kurzer Hose herumgelaufen bin, ist es hier schon empfindlich kühl. Km 262/15.737.
Samstag, 17. Mai 14, Tag 41: Pamir-Highway, Murgab
In der Nacht kühlt es so stark ab, dass wir die Heizung einschalten. Es wird kuschelig warm, doch als wir in der Früh erwachen, kommt nur kalte Luft aus den Düsen. Draußen hat es ein halbes Grad. Plus immerhin. Wir fahren durch eine wunderschöne Gebirgslandschaft mit schneebedeckten Fünf- und Sechstausendern. Schon nach kurzer Fahrt verliert unser Zerberus so stark an Leistung, dass er die geringe Steigung der Straße nicht schafft. Dieselfilter? Nein, er spuckt auch nach dem Filter reichlich Diesel aus. Ich versuch's nochmal und auf einmal fährt er wieder, als wär' nichts gewesen, packt auch den 4.294 hohen Koy-Tezek-Pass. Den darf man sich aber nicht wie einen Alpenpass vorstellen mit unzähligen Serpentinen, es geht langsam und stetig und völlig gerade bergauf und drüben wieder ein Stück auf das Murgab-Plateau hinunter. Mehrmals halten wir an und beobachten Murmeltiere und Yaks. Zu Mittag ist es dann so warm, dass ich mich unters Auto lege und um die Heizung kümmere. Sie bekommt anscheinend keinen Diesel. Die Pumpe funktioniert, ich blase mit dem Kompressor auch die Schläuche durch, aber ohne Erfolg. Das wird wohl eine kalte Nacht werden. Etwa 15 Kilometer vor Murgab ist ganz plötzlich wieder der Leistungsverlust da, der Motor läuft nur mehr auf Standgas. Ich wechsle den zweiten Dieselfilter, doch das hilft nicht. Wir müssen uns wohl oder übel abschleppen lassen. Auf dem Pamir-Highway fahren viele tadschikische und chinesische LKW, die nicht nur das Pamir, sondern auch den entlegenen Teil Afghanistans versorgen, der nur von Tadschikistan erreichbar ist. Zweimal kommen kleinere Autos, aber erst nach eineinhalb Stunden ein LKW. Es ist ein Chinese, der uns anhängt. Erfreulicherweise fährt er recht behutsam. Er bringt uns zum LKW-Terminal in Murgab, wo es gerade dunkel wird, als wir ankommen. Km 206/15.945.
Sonntag, 18. Mai 14, Tag 42: Pamir-Highway, Akbaital-Pass
Standen wir gestern am Rande des Abgrundes, so sind wir heute einen Schritt weiter. Und das kommt so: Obwohl wir mit reichlich Kleidung und allen Decken im Bett liegen, frieren wir, da unsere Heizung in 3500 Metern nicht funtkioniert. Als dann um 5 Uhr die ersten Sonnenstrahlen aufs Auto scheinen, wird es gemütlich und wir schlafen nochmals ein. Und als wir um halb acht aus dem Auto steigen, ist das LKW-Camp bereits ziemlich verlassen. Ich finde dann aber doch einen jungen Mann, der Hilfe für unseren Zerberus organisieren will. Bald bin ich von drei oder vier Mechanikern umringt, die einstimmig der Meinung sind, dass die Dieselpumpe kaputt ist. Das kann aber nicht sein, das habe ich gestern bereits überprüft. Sie beharren aber darauf und meinen, man sollte eine aus Osh bestellen, die wäre sicher in zwei Tagen da. Ob es denn nicht eine Werkstatt in der Stadt gibt? Nein, gibt es nicht, aber man könnte Rachman holen. Der ist Spezialist für Dieselmotoren. Das machen wir auch. Schon bald haben wir Rachman mitsamt zwei Helfern an Ort und Stelle. Der startet natürlich sein Diagnoseprogramm von vorn und will selber testen, ob genug Treibstoff im Tank ist, ob die Dieselfilter ok sind, ob die Dieselpumpe funktioniert. Bald ist von den vielen Startversuchen die Starterbatterie am Ende und wir müssen von den beiden anderen Batterien starten. Leider ist Rachman mit seiner Weisheit nun am Ende und wir sprechen über eine Verladung des Zerberus auf einen LKW, um ihn ins gut 400 Kilometer entfernte Osh zu transportieren. Bevor ich dem zustimme, wage ich eine Ultima-Ratio-Aktion: Mir geht schon länger die Idee durch den Kopf, dass die dünne Luft hier zu einer starken Russbildung in den Abgasen geführt und dies den Dieselpartikelfilter verstopft haben könnte. Ich spanne einen Bohrer in den Akkuschrauber und bohre Löcher in den vor dem Dieselpartikelfilter gelegenen Katalysator. Das hatte ich mich bisher nicht getraut, weil ich nicht wusste, was ich damit anrichten könnte. Und siehe da, der Motor springt an. Ich bohre die Löcher so groß, wie es mir möglich ist, und versuche soviel Innenleben des Katalysators wie möglich zu zerstören. Die Leute sind begeistert, sowas haben sie noch nicht gesehen, denn die Autos hier haben natürlich weder Partikelfilter noch Katalysator. Da die Löcher im Gehäuse nun eigentlich wieder zugeschweißt werden sollten, werden ein Schweißer samt Generator (es gibt keinen Strom in Murgab) und Schweißgerät geholt. Rachman weist den Schweißer an, die Löcher zu vergrößern und er popelt nun mit Schraubenziehern, einer eigens angefertigten Kürette und schließlich noch mit einem Reifenmontiereisen das poröse Material aus dem Katalysator. Dann verschließt der Schweißer die Löcher. Ich bin begeistert, wir können abfahren. Doch der Motor läuft nur mit Standgas, nimmt kein weiteres Gas an. Also wieder Loch gemacht. Und nun hat der Motor wieder Kraft, wir können problemlos einen steilen Anstieg zu einem nahen Haus bewältigen. Es besteht also Hoffnung, dass wir aus eigener Kraft Osh erreichen. Ich frage, was die Reparatur kostet und nach längerer Beratung nennt man einen Betrag, den ich auf 100 US-Dollar aufrunde. Es ist nun schon Nachmittag, wir möchten aber noch ins Internet-Cafe, bevor wir weiterfahren. Das hat eigentlich am Sonntag geschlossen, aber man würde für uns öffnen, wenn wir zwei Liter Diesel für den Generator bringen könnten. Wir lassen es. Sehr langsam steigt die Straße entlang der chinesischen Grenze zum Akbaital-Pass an, erst die letzten paar Kilometer sind steil und das Auto hat kein Problem damit. Mit 4.665 Metern ist dies der höchste Punkt der Reise. Wir machen kurz Pause um uns zu beobachten. Beide haben wir um die 120 Puls, ich war schon ganzen Tag schwindlig, vor allem nach dem Aufrichten aus der Hocke, Susi hat blaue Lippen und bei uns beiden arbeitet das Gehirn auf Sparflamme. Vor Karakul geraten wir in ein Schneegewitter und der See, zur Gänze von Schnee bedeckt, lädt nicht zum Verweilen ein. Wir übernachten auf genauf 4.000 Metern kurz vor der Grenze zu Kirgisien und richten uns auf eine sehr kalte Nacht ein. Km 179/16.125.
Montag, 19. Mai 14, Tag 43: Nach Kirgisistan
In der Früh hat es minus eineinhalb Grad, nicht so schlimm, wie erwartet. Es hat ein wenig geschneit und wir können uns nicht vorstellen, dass der Pamir-Highway auch im Winter befahrbar sein soll. Die Wolken hängen tief und wieder ist nichts zu sehen von einem Bergpanorama. Die Grenze zu Kirgisistan liegt auf 4.292 Meter, die Infrastruktur ist sehr einfach: Kein Strom, kein Telefon. Die Abfertigung ist unkompliziert und in einer halben Stunde erledigt.