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Mittwoch, 23. September 9, Tag 1, München

Die Reise beginnt mit einer entspannten Fahrt mit dem Railjet nach München, von wo es per Nachtflug nach Windhoek geht.

Donnerstag, 24. September 9, Tag 2, Windhoek

100 Namibische Dollar = 9,55 Euro

Halbwegs ausgeschlafen steige ich aus dem Flugzeug. Die Passformalitäten verlaufen unkompliziert, aber langsam. Dafür ist mein Gepäck gleich da und auch mein Abholer wartet schon auf mich. Mein Landcruiser steht schon ungeduldig vor der Farm. Leider ist trotz regelmäßigen Ladens eine der drei Autobatterien kaputt. Ich kann mir eine ausleihen; mit der springt der Wagen sofort an. Ich verstaue mein Gepäck und fahre nach Windhoek, wo ich gleich die Werkstätte aufsuche, die dem Toyo morgen eine Seilwinde einbauen wird. Die Winde und eine neue Stoßstange mit Bullbar sind bereits eingetroffen. In einer nahen Reifenwerkstätte kaufe ich zwei neue Reifen, sodass nunmehr alle vier Räder die gleiche Größe aufweisen, nur das Reserverad ist noch eines von denen, mit denen ich von zu Hause weggefahren bin und die eine Dimension größer waren. Während der Reifenmontage repariere ich eine Schlauchverbindung unserer Wasserversorgung, die kaputtgegangen ist. Nun macht auch noch das Zündschloss Ärger: Der Zündschlüssel geht von Mal zu Mal schwieriger rein. Sieht aus, als würde ich ein neues Schloss brauchen. Eine große Toyota-Werkstatt könnte in vier Werktagen eines da haben, das ist wenig hilfreich. Ich frag mich zu Lock&Key durch und hier gibt es Soforthilfe und die noch dazu gratis: Der freundliche Besitzer streut Graphit ins Schloss und nach ein paarmal Schlüssel rein, Schlüssel raus ist das Problem behoben! Eine gleich große Batterie mit gleicher Leistung wie die kaputte zu finden, ist schwierig. Erst als ich Abstriche bei der Leistung mache, krieg ich eine. Nun schließe ich noch eine Autohaftpflichtversicherung ab (Forbes Insurances im Carl-List-Haus), die auch in Botswana und Südafrika und einigen weiteren Staaten gilt. Leider ist die Mindestversicherungsdauer 1 Jahr (naja ich komm ja eh wieder mal dann und wann) und sie kostet 671 NAD = 64 EUR. Morgen kann ich die Polizze abholen. Nach einem Großeinkauf in einem Supermarkt fahre ich zurück zur Farm und will die geliehene mit der gekauften Batterie austauschen. Doch die neue ist um fast vier Zentimeter zu lang und passt nicht in die Halterung. Ich sehe mir den Zettel mit den von mir aufgeschriebenen Maßen an und stelle fest, es ist der Fehler des Händlers, er hat mir eine falsche Batterie gegeben. Da muss ich morgen umtauschen fahren und nochmals die 40 Kilometer zurück zur Farm um die geliehene Batterie zurückzugeben. So ein Mist, ich will ja endlich in den Norden rauffahren! Ich nächtige auf dem Campingplatz der Farm. Km 115/115/23.801.

Freitag, 25. September 9, Tag 3, Khomas Hochland

Pünktlich um 8 treffe ich im Offroad-Center in der Diehlstraße ein. Während die neue Stoßstange und die Seilwinde montiert werden, bringe ich die Batterie ins Geschäft zurück. Leider haben sie keine passende und ich krieg mein Geld zurück. Als ich die Batterie vom Taxi ins Geschäft trage, laufen ein paar Tropfen Batteriesäure aus und ätzen mir sofort ein großes Loch ins Hemd. Im nächsten Geschäft haben sie eine Batterie mit den gewünschten Maßen, doch die Pole sind falsch. Da ich die Kabel recht lang in Erinnerung habe, nehm ich sie und bringe sie zum Offroad-Center. Doch das Plus-Kabel ist um einen Zentimeter zur kurz, die Batterie lässt sich nicht anschließen, also die Batterie wieder zurück ins Geschäft gebracht. Nun klappere ich alle Autozubehörgeschäfte in Windhoek ab, doch eine Batterie, wie ich sie brauche, gibt es nicht. Ich nehm also die nächst kleinere mit entsprechender Polung, die hat anstatt 100 nur 65 Ah, aber es hilft nichts, ich brauch eine, weil ich die geliehene zu Mittag zurückbringen muss. Zwischendurch hole ich die Versicherungspolizze ab. Um kurz nach 12 sind alle Arbeiten am Auto erledigt. Stoßstange und Winde kosten etwa soviel wie in Österreich, die Montage (2 Arbeiter, je 4 Stunden) macht allerdings nur 600 NAD = 57 EUR aus. Nachdem ich nun endlich die geliehene  Batterie zurückbringen kann, geht's nun endlich raus in den Busch. Ich fahre von Windhoek nach Westen durch das Khomas-Hochland, ein von Büschen und Savannengras bestandenes Hügelland. Entsprechend ist auch die Straße, später Piste, kurvig und bergauf, bergab führend. Wild gibt es keines zu sehen, das Land ist eingezäunt. Bald komme ich zum Stillstand, weil der Dieselfilter ziemlich plötzlich verstopft ist. "Zufällig" hab ich einen neuen dabei. Ich passiere die Missionsstation Baumgartsbrunn (S22 36.517 E16 47.004), das Liebig-Haus (S22 36.506 E16 43.170), ein ca. 100-jähriges, mitten in der Einöde stehendes dreistöckiges Haus, das schon seit langem nicht mehr bewohnt ist und langsam verfällt, und die von den Schutztruppen erbaute Francois-Feste (S22 40.022 S16 37.113), eine unspektakuläre Ruine, von der man allerdings einen schönen Ausblick auf die umgebende Hügellandschaft hat. Ich übernachte auf dem Bosua-Pass (S22 41.537 E16 02.559)neben der Piste. Km 275/390/24.076.

Samstag, 26. September 9, Tag 4, Spitzkoppe

Zunächst geht es steil den Bosua-Pass hinunter, dann ist bald Karibib erreicht. Hier gibt es ein Internet-Cafe, doch es gibt keinen Netzkabeladapter, damit mein Notebook an die Steckdose kann. Ich stelle das ganze Auto auf den Kopf, finde dennoch meinen nicht. Ich hab aber Glück, in einem Laden gibt es einen, der dann noch ein wenig mit dem Stanleymesser bearbeitet werden muss, damit er passt. Das ist nicht die einzige Panne im Zusammenhang mit dem Computer. Schon gestern hab ich festgestellt - ich könnte mich ohrfeigen -,  dass ich kein 12-V-Netzgerät für das Notebook mithabe. Ich hätte schwören können, ich hätte im Februar eines im Auto gelassen und hab daher diesmal keines mitgenommen. So ein Mist: Ich bin jetzt auf 220-V-Steckdosen angewiesen. Beim Mittagessen in einem Restaurant in Usakos hängt es schon an der Leitung. Nun geht es zur Großen Spitzkoppe, einem markanten Berg, der sich aus der Ebene erhebt und an das Matterhorn erinnert. Hier soll es tausende von Felsmalereien geben. Man bezahlt 35 NAD = 3,30 EUR per Person und 10 NAD = 1 EUR für's Auto. Dann kann man um und zwischen den Felsbergen herumfahren. Es gibt sehr beeindruckende Felsformationen. Hauptattraktion ist das Bushman's Paradise. Um dorthin zu gelangen, muss man etwa 150 Meter auf einem glatten Felsen hinaufsteigen, als Hilfe ist eine Kette angebracht. Oben erwartet einen eine grüne Oase umgeben von Felswänden, dort und da finden sich auch ein paar Felsmalereinen, aber in schlechtem Erhaltungszustand. Dennoch hat sich der Aufstieg sehr gelohnt, es ist einfach ein unbeschreiblich schöner Ort, von dem man noch dazu eine tolle Aussicht auf die darunter liegende Ebene und die Nachbarberge hat. Nach einer Rundfahrt durch die Felsberge fahre ich noch weiter bis Uis und dann noch ein Stück Richtung Brandberg. Als mir sechs oder sieben Männer entgegen kommen, die ihr Auto schieben, weil die Batterie leer ist, leiste ich Starthilfe und ernte dafür ein dankbares Gejohle. Kurz vor dem Brandberg übernachte ich einen Kilometer neben der Piste im trockenen Savannengras. Hier im Damaraland gibt es erfreulicherweise kaum Zäune. Km 364/754/24.830.

Sonntag, 27. September 9, Tag 5, Brandberg, Twyfelfontein

Schon bei Sonnenaufgang stehe ich am Brandberg am Gate. Es ist auch schon ein Führer da, die Kassa ist noch unbesetzt. Der Führer heißt Petrus und legt ein ordentliches Tempo vor. Ich kann zwar gut mithalten, aber obwohl es noch ziemlich kühl ist, komme ich mächtig ins Schwitzen. Nach gut einer halben Stunde haben wir das Ziel, Felsmalereien, erreicht. Die berühmte White Lady ist leider nicht so besonders gut erkennbar, zuviele Touristen haben zur Erhöhung des Kontrastes auf den Fotos verschiedene Flüssigkeiten über die Lady geleert. Am Rückweg erzählt Petrus, dass er verheiratet ist und vier Kinder hat. Drei davon gehen noch zur Schule in Uis und weil das weit weg ist, bleiben sie von Montag bis Freitag dort Am Wochenende kommen sie heim und tun nichts anderes als essen, sagt er. Das Schulgeld ist sehr hoch, für jeden Schüler muss er 150 NAD = 14,30 EUR jährlich bezahlen. Erst jetzt, als wir zurück sind, kommen die nächsten Besucher, die jetzt schon in der prallen Sonne gehen müssen. Ich bezahle nachträglich 25 NAD = 2,40 EUR und gebe Petrus die gleiche Summe für seine interessante Führung. Nun geht's weiter zu den Orgelpfeifen, das sind bis zu drei Meter hohe Basaltsäulen ein paar Kilometer südöstlich von Twyfelfontein. Nur ein kurzes Stück davon entfernt ist der Verbrannte Berg gelegen, ein Hügel aus schwarzem Gestein, der wirklich wie verbrannt aussieht. Nun ist es Mittag und ich leiste mir den Luxus eines Mittagessens in der Twyfelfontein Country Lodge (S20 34.219 E14 22.214). Es ist ein Buffet mit kalten Vorspeisen und zwei warmen Hauptgerichten, Kuchen, Obst und Kaffee angerichtet (125 NAD = 12 EUR). Die luxuriöse Lodge ist am Rande eines Felsabbruches gelegen und von der Speiseterasse bietet sich ein herrlicher Blick auf die Tiefebene. Nun sehe ich mir die nahe gelegenen Felsmalereien von Twyfelfontein (S20 35.450 E14 22.325) an (30 NAD = 2,90 ΕUR p.P. und 10 NAD = 1 EUR für's Parken). 20 NAD = 1,90 EUR gebe ich dem Führer. Als ich sage, dass ich aus Österreich komme, sagt er auf Wienerisch "Geh schleich di". Er kann auch "gemma gemma" und "hearst Oida". Die Felsbilder hier sind besser erhalten und zeigen interessanterweise neben hier heimischen Tieren auch Robben und Pinguine. Eine Felswand könnte eine Lehrtafel gewesen sein, sie zeigt die Fußabdrücke verschiedener Tiere. Nun fahre ich noch zum Petrified Forest. Drei Versteinerte Wälder sind im Reiseführer angegeben. Da ich wieder zurückfahren muss, besuche ich gleich den ersten (den westlichsten S20 26.809 E14 27.287), der ist allerdings ein wenig mickrig. Ja es gibt schon ein paar längere Baumstämme und jede Menge Kleinholz, aber von einem Wald oder gar übereinanderliegenden Stämmen ist nicht die Rede. Mehrere Welwitschias gibt's zu sehen. Eintritt stolze 20 NAD = 1,90 EUR p.P. plus 10 NAD = 1 EUR für den Parkplatz. Der Führer ist über zwei Äpfel hocherfreut. Nun möchte ich den verbleibenden späten Nachmittag nützen, noch ein ordentliches Stück in den Norden zu kommen. Bei einer Veterinärkontrolle in der Nähe der Palmwag Lodge bemerke ich, dass ich einen Platten kriege. Es ist ein Hinterreifen, also ein neuer. Ich wechsle schnell das Rad, möchte nun aber nicht mehr recht weit fahren, weil ich nun ja zwei verschieden große Reifen an der Antriebsachse habe. Bei nächster Gelegenheit fahre ich von der Straße und finde in einiger Entfernung einen akzeptablen Nachtplatz. Der Reifen ist schnell geflickt, morgen sehe ich, ob er auch dicht ist. Außerdem habe ich gestern begonnen, jeden Abend ein Stück alter Sünden aus dem Sudan abzubüßen: Dort bin ich ja auf einer frisch asphaltierten Straße gefahren und seither ist unser Auto bis zum Dach (!) voller Asphaltflecken. Diesmal hab ich einen Teerreiniger mit und mit dem reinige ich jeden Abend ein Stück der Karosserie. Außerdem repariere ich heute den Sonnenschirmständer, ich habe ein passendes Ersatzteil mit. Kurz vor Sonnenuntergang kühlt es enorm schnell ab. Wars zuerst noch oben ohne angenehm, brauch ich eine halbe Stunde später den Anorak. Heute ist es windstill und daher absolut ruhig. Km 330/1.084/25.160.

Montag, 28. September 9, Tag 6, Robbies-Pass

Was für ein Tag! Es gibt nur ein Wort dafür: Unbeschreiblich. Doch von vorne: Es fängt alles bestens an. Der reparierte Reifen ist dicht. Dann laufen mir gleich auf der Hauptstraße nach Sesfontein ein paar Zebras, Giraffen, ein Oryx und jede Menge Antilopen über den Weg. An einem Stand an der Straße kaufe ich ein paar Herero-Puppen. In Sesfontein gibts keinen Diesel, macht nichts, muss ich halt irgendwann Opuwo ansteuern. An einer Straßenküche esse ich schon am Vormittag Fleisch aus dem Kessel. Brot gibt es keines, dafür "gebackene Mäuse". Schon bei meinem letzten Aufenthalt im Kaokoveld hat mich der auf der Baedeker-Karte eingetragene Robbies-Pass neugierig gemacht. Die Karte zeigt eine Straße##, die von Sesfontein über den Pass direkt nach Norden nach Kaoko Otavi führt und gibt 92 Kilometer an. Doch im Ort zweigt nirgendwo eine Straße ab. Nachdem ich mehrmals gefragt habe und niemand den Pass kannte, will ich schon umdisponieren und Richtung Purros fahren, doch da sehe ich wenige Kilometer außerhalb von Sesfontein einen Abzweig nach Norden. Ich fahre die Straße rein, sie führt zu einem Camp, doch eine dünne Spur führt weiter, zunächst einen Berg hinauf, dann drüben sehr steil runter, es ist sehr steinig, dann geht es durch ein trockenes steiniges Flussbett und dann wieder eben dahin. Plötzlich münde ich in eine relativ breite Schotterstraße ein. Erst einige Zeit später wird mir klar, dass dies wieder die Straße von Sesfontein nach Purros ist, die einen großen Bogen beschreibt. Die Abkürzung, die ich gemacht habe, hat sicher fünfmal so viel Zeit benötigt, als die Hauptstraße. Also ist nichts mit dem Pass und es geht doch nach Purros. Nach kurzer Fahrt kommt ein Wegweiser (S19 04.600 E13 32.511) mit der Aufschrift "Otjikondavirongo Primary School 41 km". Dieses Dorf ist auf der Karte etwa in der Mitte zwischen Sesfontein und Kaoko Otavi, kurz vor dem Robbies-Pass verzeichnet. Also doch Pass! Anfangs ist die Piste noch halbwegs zügig befahrbar, doch sie wird zunehmend schlechter. In einem Hererokral (S18 54.418 E13 32.185) halte ich. Es scheint nur in einer kleinen Hütte jemand zu sein, doch ich bin erstaunt, wie viele Frauen und Kinder da herauskommen. Die Damen wollen zuerst nicht fotografiert werden, doch als ich ihnen ein paar Kartoffeln schenke, darf ich. Die Erdäpfel werden interessiert beäugt, sowas haben die Frauen noch nicht gesehen. Ich versuche zu erklären, dass man die Dinger kochen muss vor dem Essen, aber keine versteht mich. Erst als ich eine Kartoffel in den Topf am Feuer schmeiße, kennen sie sich aus. Wir haben dann noch eine Menge Spaß, als eine der Frauen Fotos mit meiner Kamera machen darf. Otjikondavirongo (S18 45.669 E13 32.293) besteht eigentlich fast nur aus der Schule. Nur ein paar unbewohnte Hütten stehen im Respektabstand. Eine Menge Kinder spielen vor der Schule. Als ich nach dem Robbies-Pass frage, verstehen sie mich nicht und holen den Lehrer. Der kennt den Pass auch nicht und meint, der Weg nach Kaoko Otavi führt über Sesfentein. Als ich nachhake, meint er, es gäbe schon noch einen anderen auch noch, aber da fährt kaum jemand, weil so viele Steine sind. Er gibt die Fahrzeit mit 4 Stunden an. "Fährt kaum jemand" und "viele Steine" macht mich jetzt erst recht neugierig auf den Pass. Zuerst geht es allerdings ziemlich eben dahin, immer wieder sind trockene Bach- und Flussbetten zu durchqueren, teils geht es recht steil runter und rauf. Bei einer solchen Bachbettquerung sitze ich mit der hinteren Stoßstange auf und die Räder drehen trotz Allrad durch. So kommt die neue Seilwinde zu ihrem ersten Einsatz. Funktioniert bestens, gleich bin ich draußen. Es dauert halt eine Weile, bis das Seil wieder anständig auf der Rolle ist, Handschuhe und Bedienteil ordentlich verstaut und die Hände gewaschen sind. 200 Meter später das gleiche wieder. Diesmal klappt es aber erst auf den dritten Versuch, denn die ersten zwei Bäume sind im Nu entwurzelt. Nun wird der Weg immer steiniger, die Steine immer größer und dann dreht der Weg in ein enges Tal hinein, an dessen Ende der Pass sein muss. Nun geht es nur mehr mit Allrad im ersten Gang und Untersetzung, maximal im Schritttempo. Die Steine, über die es drüber geht, werden immer größer, mehrmals steige ich aus, um zu überlegen, wo es drüber gehen könnte. Zudem wird der Baum- und Buschbestand immer dichter, sodass mein Buschmesser mehrmals zum Einsatz kommt, aber dennoch mein Toyo viele Kratzer einstecken muss. Schon bin ich am Zweifeln, dass der Weg überhaupt befahrbar ist, dass das überhaupt ein Weg ist. Doch auf den kurzen sandigen Abschnitten sind vereinzelt Reifenspuren erkennbar. Da ist also schon mal jemand gefahren. Also weiter! Als ich ein längeres Stück im Flussbett über riesige Steine hopple, kommt mir ein Eselsgespann entgegen. Jetzt ist es mir klar, wo die Reifenspuren herkommen. Der kleine Wagen hüpft leicht überall drüber. Der Lenker des Eselkarren kann leider kein Englisch außer "smoke". Ich fahre weiter und es wird immer schwieriger, manschmal sitze ich schon mächtig auf den Steinen auf. Mehrmals denke ich ans Umkehren, doch jedesmal, wenn ein Platz kommt, an dem man umdrehen könnte, geht's wieder ein Stück leichter voran. Als ich dann an eine Stelle komme, wo ich glaub, ich komm unmöglich drüber, will ich zurückschieben, doch das geht keinesfalls, weil ich nicht sehe, wo ich hinfahre. Also nach vorne! Ich schwöre, wenn ich da drüber komm, dann dreh ich bei nächster Gelegenheit um und kapituliere vor dem Robbies-Pass. Und ich komme drüber. Dann kommt auch ein Platz (S18 39.298 E13 31.584), der grade groß genug zum Wenden ist und nun die ganze Tortur nochmals, ich bin von der Schule etwa 15 Kilometer entfernt und habe dafür fast drei Stunden benötigt. Ich schwitze wie ein Irrer, denn schon vor ein paar Stunden ist die Klimaanlage ausgefallen. Ich hab auch schon unter der Motorhaube nachgesehen, doch da ist alles so heiß, dass man nichts angreifen kann. Erst nachdem ich an dem Bachbett, wo ich drei Versuche brauchte das Nachtlager aufschlage und der Motor abgekühlt ist, kann ich eine Diagnose stellen: Ein Keilriemen ist locker und dreht ein Rad nicht mit. Als ich den Riemen nachspanne, funktioniert auch die Klimaanlage sofort wieder. Km 186/1.270/25.346.

Dienstag, 29. September 9, Tag 7, Palmwag-Lodge

Für die beiden schwierigen Bachdurchfahrten brauch ich aus dieser Richtung die Seilwinde nicht, dafür dellt es mir bei der zweiten Durchquerung den Dieseltank mächtig ein. Dann kommt wieder die Schule, das Dorf, dann lange nichts und dann endlich die Einmündung in die Piste nach Sesfontein. Irgendwie hab ich die Rüttelei echt satt und ich beschließe, nicht durch die Himbadörfer auf lausigen Pisten, sondern auf der Asphaltstraße nach Nordosten zu fahren. Dazu muss ich zunächst bis nach Palmwag zurückfahren. Plötzlich lässt sich das GPS-Gerät nicht mehr bedienen, es reagiert auf keinen Knopfdruck. Gut, dass ich noch eins mithab. In Sesfontein gibt es heute wieder Diesel. Zu Mittag komm ich zur Palmwag-Lodge (S19 53.133 E13 56.219), wo ich ein prima Oryx-Steak esse (dieses, ein Bier und ein Kaffee 95 NAD =  9 EUR). In Kamanjab beginnt endlich die Asphaltstraße, jetzt lässt sich's rüttelfrei brausen. Die weitere Landschaft ist unspektakulär. Leider ist die Klimaanlage zeitweise nicht willig. Ich spanne noch einmal den Keilriemen nach, dann funktioniert sie wieder eine Weile, später muss ich wieder das Fenster runterkurbeln, damit es einigermaßen erträglich ist. In Outjo lasse ich die Klimaanlage in einer deutschen Werkstätte ansehen. Die können aber keine Ursache finden und nehmen 80 NAD =  7,60 EUR. Man empfiehlt mir, den Boschdienst in Otjiawarongo aufzusuchen. Bis dahin sind es noch 65 Kilometer, das schaffe ich noch, dann ist es ohnehin Abend. In Otjiawarongo finde ich ein Internetcafe und frage den Besitzer, ob er mir einen Platz zum Übernachten empfehlen könnte. Er meint, er hätte da ein nettes Plätzchen, lässt mich fünf Minuten warten, bis er Sperrstude hat und fährt mit mir zu sich nach Hause, wo er mir in einem schmutzigen Garten einen Platz zuweist. Zwei unappetitliche kleine Hunde springen an mir hoch, außerdem ist es laut. Ich frag ihn, wieviel er für die Übernachtung verlangt und er meint, ich soll ihm morgen geben, was ich mir denke. Das will ich nicht, er soll sagen, was er kriegt. Da meint er ganz jovial, wenn ich ihm 100 NAD = 9,55 EUR gebe, wärs schon in Ordnung. Ich übernachte auf dem bewachten Akacia-Camp (S20 27.935 E16 39.247), wo es ruhiger ist, hab Strom, Dusche und Toilette,  um 65 NAD = 6,20 EUR. Leider ist nichts mit gemütlich draußen Sitzen, weil es regnet. Km 539/1.809/25.885.

Mittwoch, 30. September 9, Tag 8, Otjiawarongo

Heute ist schon den dritten Tag in Folge in der Früh der Kühlschrank nicht ganz kalt. Wahrscheinlich ist auch dessen Batterie kaputt. Die halten halt nicht so lange, wenn sie längere Zeit nichts zu tun haben. Auch das Frühstück findet im Auto statt, da es wieder ein wenig regnet. Noch bevor ich in die Elektrowerkstätte fahre, hebe ich Geld vom Bankomaten ab. Ich behebe 2.000 NAD, doch der Automat spuckt nur 19 Hunderter aus. Die Bank hat noch geschlossen. Bei Bosch-Electrics lässt man alles andere liegen und stehen und kümmert sich sofort um mich, ähnlich wie gestern schon in Outjo. Innerhalb von wenigen Minuten steht die Diagnose: Ein Ventil der Klimaanlage ist defekt. Der Meister erklärt mir die Lage so: Der Ausbau dauert eine Stunde, dann wird man sehen, ob das Ersatzteil vorrätig ist, der Einbau dauert wieder eine Stunde und das Befüllen mit Gas nochmal eine. Ich lasse das Teil ausbauen. In der Zwischenzeit gehe ich auf die Bank und reklamiere die Bankomatbehebung. Man verspricht mir, dass der fehlende Hunderter auf meinem Konto gutgeschrieben wird. Weil ich da sehr skeptisch bin, lasse ich mir das Reklamationsformular in Kopie ausfolgen. Als ich in der Werkstätte zurück bin, sind sie schon beim Einbau des Ventils, es war also vorrätig. Nun frage ich gleich, ob sie eine passende dritte Batterie haben (die den Kühlschrank versorgende ist neben den beiden Starterbatterien die dritte), haben sie aber nicht. Man ist sehr bemüht um mich und fragt bei anderen Händlern und Werkstätten telefonisch an, doch es gibt keine in der passenden Größe. Man bietet mir aber an, die Batterie tiefzuentladen und neu aufzuladen. Also baue ich die Batterie aus, ich habe ja ohnehin nichts besseres zu tun. Dabei sehe ich, dass die Schlaufe des Haltegurtes aufgegangen ist. Während die Klimaanlage gefüllt und die dritte Batterie geladen wird, kommt Mutters Nähzeug zum Einsatz und ich nähe die Schlaufe. Leider ganz umsonst, weil später beim Festzurren der Batterie die Schnalle des Riemens bricht. Meine Klimaanlage hat einen eigenen Regler (die meisten Autos haben nur einen Ein/Aus-Schalter), und der funktioniert nicht mehr, als wir die Klimaanlage nach Abschluss der Reparatur überprüfen. Da hat doch der Meister glatt ein neues Thermostat eingebaut ("Das wird immer gleich mitausgetauscht") und das verträgt sich nicht mit dem Regler. Macht nichts, meint der Meister, wenns zu kalt wird, schaltet man halt die Heizung dazu ein. Kommt gar nicht in Frage, sage ich, und schon baut er das alte Thermostat wieder ein und alles funktioniert. Alles in allem hat nun über vier Stunden gedauert! Von der Höhe der Rechnung bin ich angenehm überrascht: Ich bezahle 1.020 NAD = 97 EUR und verlasse um viertel nach zwölf die Stadt. Nun gehts auf guter Asphaltstraße schnell voran. In Otavi kauf ich mir im Vorbeifahren ein Lammkotelett und dann gehts weiter über Grootfontein, wo die Bäume blau blühen nach Rundu. Hier halte ich mich nur kurz auf, um E-Mails abzurufen und zu tanken (Dieselpreise in Namibia), und fahre noch ein ordentliches Stück Richtung Caprivi. Km 561/2.370/26.446.

Donnerstag, 1. Oktober 9, Tag 9, Chobe-Nationalpark

Es ist kurz nach 3 Uhr morgens. Ich kann nicht mehr schlafen. Ob es am Vollmond liegt? Ich frühstücke und fahre los, den Caprivi-Streifen entlang. Anfangs ist es nocht sehr nebelig, doch nach einer Stunde etwa lichtet er sich. Um 8 Uhr bin ich bereits in Katima Mulilo an der Grenzstation zu Sambia, habe 440 Kilometer hinter mir. Mein Ziel ist es, hier aus- und wieder einzureisen, ohne zwischendurch in Samiba eingereist zu sein, damit ich nicht das sambische Visum bezahlen muss. Das Abfertigungsgebäude ist so gebaut, dass die Beamten, die die Ausreisenden abfertigen, mit dem Rücken zu jenen sitzen, die mit den Einreisenden zu tun haben. Doch leider ist die Einreisespur gesperrt und alle müssen zu den selben Beamten. Ich kriege problemlos den Ausreisestempel in den Pass und das Carnet gestempelt. Die Road-Tax wird nicht überprüft. Ich fahre durch das Niemandsland, parke unmittelbar vor dem sambischen Schranken und nehme eine Jause ein. Dann kehre ich zurück und stell mich wieder beim Immigration-Schalter an und präsentiere meinen Pass. Die Beamtinnen schauen verdutzt drein, weil ich ja grad schon da war, sehen meinen Pass an und vermissen die sambischen Stempel. Ich erkläre, dass ich an der Grenze nur jemanden kurz getroffen hätte. Erstaunlicherweise krieg ich nun nicht einen neuen Einreisestempel in den Pass, sondern die Beamtin streicht den Ausreisestempel durch und schreibt "ERROR" drüber. Soll recht sein. Nun reiche ich der Beamtin vom Zoll das neue Carnet. Sie fragt mich erstaunt "You have a new Carnet?" Ich bejahe. Sie verdreht die Augen und stempelt es ab. Juhu, gewonnen! Ich fahr vom Zollgebäude weg und komme zu dem Beamten, der die Bezahlung der Road-Tax prüft, doch der kennt mich schon von vorher und winkt mich durch. In Katima Mulilo tanke ich, tausche auf einer Bank namibische Dollar gegen Botswana-Pula und esse zu "Mittag", es ist erst 10 Uhr. Der Grenzübertritt nach Botswana an der Ngoma-Bridge gestaltet sich unkompliziert. Die namibische Beamtin lächelt, als sie den durchgestrichenen Ausreisestempel mit heutigem Datum sieht, sie denkt, ich wäre zuerst am falschen Grenzübergang gewesen. Hier wird die Road-Tax geprüft, kein Problem, da ich ja den Abschnitt nicht in Katima Mulilo abgeben musste.

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