Einleitung

Es ist unsere 17. Afrikareise. Doch diesmal ist alles anders. Denn wir haben die Nase voll. Weil das Reisen in der Sahara, die eigentlich unser Lieblingsziel ist, immer schwieriger, bürokratischer und auch gefahrvoller wird (im Niger gibt es wieder bewaffnete Konflikte und es wurden Teile des Air-Gebirges neu vermint, Nordmauretanien, Nordmali, der Nordniger, der Tschad und weite Teile des Sudan sollten von Touristen gemieden werden), und vor allem aus Protest dagegen, dass man in weiten Teilen der Sahara (in Libyen, Algerien, Teilen Ägyptens und des Niger) nur mit einem einheimischen Begleiter reisen darf, haben wir beschlossen, die Wüste zu wechseln. Wir fahren diesmal nach Namibia. Dort erwarten uns wunderbare Wüstengebiete in einem friedlichen und zivilisierten Land, wo sich noch dazu Freunde von uns auf einen Besuch freuen. Da wir aber nicht nur fahren wollen - wir rechnen mit ca. 18.000 Kilometern -, sondern unterwegs auch was ansehen möchten (vor allem in Ägypten das Gilf Kebir und den Jebel Uweinat), kalkulieren wir ca. 12 Wochen Reisezeit. Aus beruflichen Gründen müssen wir die Reise in zumindest zwei Etappen aufteilen. In einem ersten Abschnitt soll es bis Kenia gehen, im Sommer 2008 möchten wir dann unser Auto von Nairobi nach Namibia überstellen. Von hier aus möchten wir in den nächsten Jahren das südliche Afrika kennen lernen.

Aus Gründen der Sicherheit und der Kostenersparnis wollten wir diesmal nicht alleine reisen, sondern haben uns zu einer massentouristischen Fahrgemeinschaft zusammengeschlossen mit Helmut, Peter und Ingrid, Gerd und Ingrid.

Montag, 12. November 7, Tag -10

Liefen die Reisevorbereitungen bis jetzt ruhig und planmäßig, kommt nun ein wenig Unruhe in die Sache: Wir haben erfahren, dass seit gestern die libysche Grenze nicht passieren darf, wer nicht eine beglaubigte Übersetzung des Reisepasses ins Arabische vorweisen kann. Das hat es früher schon einmal gegeben, aber in den letzten Jahren waren wir mehrfach ohne Passübersetzung in Libyen. Da es gerichtlich beeidete Übersetzer für Arabisch ja nicht zu Hauf gibt, könnte die Sache unseren Zeitplan völlig durcheinander bringen, schließlich brauchen wir ja unsere Pässe in den nächsten Tagen, um die Visa für Ägypten, den Sudan und Äthiopien zu beantragen. Doch wir haben Glück, denn wir finden einen Übersetzer in unserer Nähe, der die Sache schnell erledigt.

Nach und nach werden auch die Hintergründe der Schikane bekannt: Libyens neue Reisepässe sind nur mehr in arabischer Schrift ausgeführt und werden von der EU und den USA nicht anerkannt. Im Gegenzug akzeptiert Libyen EU-Pässe ohne arabische Übersetzung nicht mehr, dies von einem Tag auf den anderen und ohne jede Ankündigung. Sogar mehrere Passagierflugzeuge wurden mitsamt hunderter Reisender nach Europa zurückgeschickt!

Mittwoch, 14. November 7, Tag -8

Hurra, der defekte Solarregler kann ausgetauscht werden, weil das Ersatzteil endlich eingelangt ist. Auch der Verschluss für den Reserveradbügel ist gekommen, nach dem wir so lange gesucht haben.

Freitag, 16. November 7, Tag -6

Noch immer sind die Aircastschienen nicht aufs Auto montiert. Die werden nämlich geklebt und zusätzlich geschraubt.  Der Kleber benötigt zumindest 10 Grad Verarbeitungstemperatur und es hat andauernd unter Null ... 

Dienstag, 20. November 7, Tag -2

Überraschend trifft heute noch ein Empfehlungsschreiben der österreichischen Botschaft in Kairo ein, das uns den Erhalt des Sudan-Visums in Assuan erleichtern soll. Das ist allerdings nicht die einzige Überraschung des Tages: Schwer trifft uns die Nachricht in einem Sahara-Forum, der Grenzübergang zwischen Libyen und Ägypten sei auf dem Landweg geschlossen. Sofort schicke ich Anfragen nach Libyen und Ägypten, doch im Moment kann diese Meldung niemand bestätigen oder dementieren.

Mittwoch, 21. November 7, Tag -1

Heute gibt es Entwarnung aus Libyen und Ägypten: Die Grenze ist offen. Dafür kommt die Mitteilung aus Libyen, dass die Übersetzung des Reisepasses ins Arabische nicht reicht, wir benötigen noch deren Beglaubigung mittels Rundstempel einer Österreichischen Behörde. Die versuchen wir morgen zu kriegen; ist ja noch reichlich Zeit.

Freitag, 23. November 7, Tag 1, Abfahrt

Mit eineinhalbstündiger Verspätung brechen wir auf.

Kurz nach Bozen haben wir kurzen Aufenthalt, weil sich der Diesel nicht vom hinteren in den vorderen Tank pumpen lässt. Ich muss die Leitung entlüften und mich dazu unters Auto legen, eine nasse Angelegenheit, denn es schüttet seit dem Brenner. In Rovetero treffen wir uns mit Helmut, Ingrid und Peter, die uns vorausgefahren sind. Da es noch immer heftig regnet, wechseln wir nur ein paar Worte und gehen zu "Bett". Km 538/538.

Samstag, 24. November 7, Tag 2, Genua

Es regnet den ganzen Tag, die gesamte Fahrt bis Genua, die Stunden, in denen wir auf die Abfahrt der "Splendid" um 18 Uhr warten, bis in die Nacht hinein. Km 340/878.

Sonntag, 25. November 7, Tag 3, Mittelmeer

Auf See ist es stark windig, wolkig, teils neblig, teils nieselt es noch, erst am Nachmittag kommt fallweise die Sonne durch. Wir verbringen den Tag mit gegenseitigem Kennenlernen und Gesprächen über die Reise. 

1 Tunesischer Dinar = 0,56 Euro

Die Fähre kommt mit einer Stunde Verspätung um kurz nach 17 Uhr in Tunis an; die Formalitäten gehen rasch und komplikationslos von statten. Wir übernachten etwas außerhalb von Tunis an "unserem" Platz am römischen Aquädukt. Diesel in Tunesien: 0,84 TD = 0,47 EUR. Km 41/919. 

Montag, 26. November 7, Tag 4, Tunesien

Helmuts Toyota hat ein Problem mit dem Turboladedruck, so dass wir in Gabes Ausschau nach einer Toyota-Werkstätte halten, doch leider findet sich nichts Vertrauen Erweckendes. Helmut will die Sache vorerst belassen und beobachten. Am Rand der Oase kehren wir in einem gemütlichen Gartencafe ein (N33 51.571 E10 04.209, guter Cappucino, sehr günstig). In einem der letzten Dörfer vor der Grenze geben wir unsere letzten Dinare aus und kaufen Obst, Gemüse und Süßigkeiten. Die Nacht verbringen wir an einem netten Platz, den wir von einigen Reisen nach Libyen schon kennen. Heute wird erstmals gekocht. Nach dem Essen gehts früh zu Bett, denn wir müssen früh an der Grenze sein, da wir mit der libyschen Reiseagentur verabredet sind. 453/1.372

Dienstag, 27. November 7, Tag 5, schwierige Grenze

Unglaublich! Wir verbringen 8½ Stunden an der Grenze und dann noch 1½ Stunden an der Tankstelle! Doch eines nach dem anderen: Kurz nach 8 Uhr kommen wir an die Grenze. Schon auf tunesischer Seite geht's nicht ganz unkompliziert, denn wir haben vergessen, für die Stempelmarke auf dem Autoausreiseschein je einen Dinar aufzuheben. Euro sind nicht gefragt. Ich gehe daher nochnmals Geld wechseln. Doch die Wechselstube auf der Ausreiseseite ist eine Baustelle, daher rüber auf die Einreiseseite der Grenzstelle. Hier ist Licht in der Wechselstube, aber sonst nichts, insbesondere kein Geldwechsler. Im Büro nebenan schickt man mich ins Versicherungsbüro und von da aufs Postamt. Doch da ist der Grenzzaun dazwischen und ich denke, es macht sich nicht gut, da drüberzuklettern. Ich winke jemanden näher, sage, dass ich Geld wechseln möchte und sofort ist ein geschäftstüchtiger Mensch zur Stelle. Doch der ist enntäuscht, weil ich nur 5 Euro wechseln will und will mir nur 3 Dinar dafür geben anstatt der üblichen achteinhalb. Ich kann ihm doch noch einen Dinar herauskitzeln und bezahle die Stempelmarken für unsere vier Autos. Nun lässt man uns noch eine Stunde warten, bis unsere Pässe fertig sind. Bevor wir die ausgehändigt bekommen, kommt ein  libyscher Zollbeamter und durchsucht unsere Autos, erfreulicherweise nicht besonders genau und nach zwei Autos wird er von einem Kollegen weggeholt und er gibt uns alle Pässe. 

1 Libyscher Dinar = 0,59 Euro

Nun geht's hinüber auf die libysche Seite der Grenze, wo uns jemand von "unserer" libyschen Reiseagentur abholen sollte. Doch es ist keiner da. Wir versuchen einen Anruf im Büro, dann auf dem  Handy, doch unser Telefon scheint nicht zu funktionieren, auch nicht im Satellitenmodus. Ein Grenzbeamter ruft mit seinem Handy an und wir erfahren, dass unser Abholer schon ganz in der Nähe ist. Kurz darauf ist er auch schon da und begrüßt uns mit schlechten Nachrichten: Er hat nur sechs Visa fertig, denn wir hätten ihm ja geschrieben, dass wir zu sechst kommen und nun sind wir sieben. Das siebte Visum ist in Arbeit und wird heute oder morgen fertig. Ich starte sofort mein Notebook und sehe mir die Mails an, die ich dem Agenten geschickt habe und richtig: Am 1. Oktober habe ich eine Preisanfrage gemailt und von sechs Leuten geschrieben, denn zu diesem Zeitpunkt hatte sich Ingrid noch nicht entschieden, mitzufahren. Doch am 10. Oktober habe ich sieben Visaanträge nach Libyen geschickt. Über Schuld und Unschuld und vor allem über die Kosten des Expressvisums werden wir wohl später diskutieren. Vorerst sammelt unser Agent unsere Pässe ein und verschwindet. Nach längerer Zeit kommt er wieder und erklärt uns, dass es Probleme mit unseren Passübersetzungen gibt. Nur Susi und meine sind ok, wegen der anderen verhandelt er noch mit den Behörden. Diese Verhandlungen ziehen sich in die Länge, haben aber zum Erfolg, dass die Übersetzungen von Ingrid, Peter und Helmut, die wie unsere in den Pass gestempelt sind, allerdings nicht mit einem Rundstempel, sondern mit einem Rechteckstempel beglaubigt sind, akzeptiert werden. Ingrid und Gerd hingegen haben ihre Übersetzungen auf A4-Blättern, die gefaltet in die Pässe geklebt wurden. Auch nach weiteren Verhandlungen werden diese nicht akzeptiert und die beiden müssen, ebenso wie ein Tiroler mit einem Landrover 130, zurück nach Tunis und dort auf der österreichischen und deutschen Botschaft neue Übersetzungen anfertigen lassen. 

Als die beiden zurückfahren, ist es schon früher Nachmittag. Es vergeht nun noch viel Zeit, bis wir unsere Nummernschilder bekommen, und noch viel mehr, bis das eine fehlende Visum per Boten aus Tripolis eintrifft. Als wir endlich die Grenze verlassen, sind acht Stunden und 20 Minuten vergangen. Weil es nun schon dunkel ist, fahren wir nur mehr bis Zuara und tanken unsere Autos auf. Doch an den ersten beiden Tankstellen gibt es keinen Diesel. Erfreulicherweise hat die Kleinstadt noch eine dritte Tankstelle etwas abseits der Hauptstraße. Doch hier müssen wir eineinhalb Stunden warten, weil Bauern gerade ihre mehrere tausend Liter fassenden Tankwägen füllen. Wir übernachten am Meer, zusammen mit einem Paar aus Neuseeland, das auf dem Weg von England nach Kapstadt ist. Diesel in Libyen: 0,15 LD = 0,09 EUR. Km 159/1.531.

Ingrid und Gerd müssen zunächst aus dem libyschen Grenzbereich wieder hinausfahren und auf der tunesischen Seite einreisen. Danach geht es ca. 500 Kilometer Richtung Tunis. Sie schlafen ein paar Stunden auf dem schon bekannten Nachtplatz beim römischen Aquädukt. 

Mittwoch, 28. November 7, Tag 6, Libyen

Unnötig spät am Morgen kommt der Chef unserer Agentur mit unserem Begleiter - und seiner Rechnung. Leider gibt es noch eine kurze Diskussion über deren Höhe, denn sie ist ein wenig teurer ausgefallen als vereinbart. Dann geht's endlich los Richtung Ägypten. Tripolis umfahren wir nicht wie erwartet auf der Autobahn, sondern unser Begleiter, ein Touristenpolizist, den wir mitnehmen müssen, lotst uns durchs Zentrum. Auch hier ist alles autobahnähnlich ausgebaut und es geht erstaunlich schnell. Da wir die römische Ausgrabungsstätte Leptis Magna bereits einmal ausgiebig besucht haben, laden wir in einem Internetcafe bei rekordverdächtig langsamer Leitung unseren letzten Bericht hoch, während Ingrid und Peter auf den Spuren der Römer wandeln. Nachmittag und Abend verbringen wir Auto fahrend. Nahe Sirte übernachten wir neben der Fernstraße; da es schon dunkel ist, ist an die Suche eines besseren Nachtplatzes nicht zu denken und so donnern die ganze Nacht die Lastwagen an uns vorbei. Erstmals gibt es "Katastrophenfutter", das ist gefriergetrocknetes Essen mit 15 Jahren Haltbarkeit für den Zivilschutz. Man gibt das Granulat einer Dose in zwei Liter kochendes Wasser und schon werden 6 hungrige Mäuler satt.  km 595/2.126

 

Bereits um vier Uhr morgens stehen Ingrid und Gerd wieder auf, fahren nach Tunis und lassen zunächst an der deutschen Botschaft die Passübersetzung neu anfertigen. Dann fahren sie zur österreichsichen Botschaft, wo die Sache nicht ganz so einfach geht, weil kein Übersetzer verfügbar ist. So verkleinert man die schon auf dem im Pass eingeklebten A4-Blatt vorhandene Übersetzung und klebt sie neu in den Pass ein. Erst am Nachmittag ist alles erledigt und die beiden machen sich neuerlich an die Fahrt Richtung Libyen. Ingrid und Gerd erhalten mehrere SMS von uns, die sie auch beantworten, doch funktioniert ihr Handy im tunesischen Netz nicht einwandfrei, wie sich später herausstellt. Die beiden übernachten auf dem schon bekannten Platz ca. 80 Kilometer vor der libyschen Grenze. 

Donnerstag, 29. November 7, Tag 7, Sorgen

Gegen Mittag kommen wir nach Ajdabiya, wo uns in einem Regierungsgebäude unser Begleiter den berühmten Dreieckstempel in die Pässe drücken lässt. Das kostet diesmal nur 13½ LD = 8 EUR pro Person. Über die Notwendigkeit dieses Stempels bei Aufenthalten im Land unter einer Woche gibt es geteilte Meinungen, wir wollen aber keine Beanstandungen bei der Ausreise riskieren. Nun führt uns eine gut 300 Kilometer schnurgerade Straße quer durch die flache und eintönige Wüste der Cyrenaika. Gut 50 Kilometer vor Tobruk übernachten wir. Da wir von Ingrid und Gerd seit unserer Trennung an der libyschen Grenze nichts mehr gehört haben, obwohl wir mehrfach versucht haben, die beiden anzurufen, und mehrere SMS geschickt haben, machen wir uns doch langsam Sorgen. Sehr spät am Abend kommt dann der erlösende Anruf auf dem Satellitentelefon: Die beiden sind nicht nur schon wieder in Libyen, sie sind Tag und Nacht durchgefahren und nur mehr fünf- oder sechshundert Kilometer von uns entfernt. Sie werden uns in der Nacht erreichen! km 739/2.865.

Ingrid und Gerd: 

Wiederum nach nur wenigen Stunden Schlaf geht es an die Grenze. Die Einreise in Libyen geht sehr schnell von statten. Auch Ingrid und Gerd bekommen eine höhere Rechung als vereinbart von Medusa-Travel präsentiert, streiten aber nicht, damit sie rasch weiterfahren können. Sie nehmen den vorgeschriebenen Begleiter auf und fahren, fahren, fahren. Spät am Abend telefoniert der Begleiter mit uns und sie erfahren, dass wir nur mehr fünf- oder sechshundert Kilometer Vorsprung haben. Sie wollen bis zum Treffpunkt durchfahren, den sie gegen drei Uhr morgens erreichen.

 

Freitag, 30. November 7, Tag 8, Wiedersehen

Als es hell wird, treffen wir Ingrid und Gerd an der vereinbarten Stelle, nur fünf Kilometer von unserem Nachtplatz entfernt. Sie haben natürlich nur wenige Stunden geschlafen. Alle sind wir sehr erleichtert, dass wir nun wieder beisammen sind. Dann geht die Fahrt weiter nach Tobruk, wo wir wieder die Küste erreichen. An einer besonders modernen Raststätte (N31 48.166 E24 54.799) geben wir unsere letzten Dinare für Diesel aus und nützen die Gelegenheit zu einer Dusche. Gegen Mittag erreichen wir den Grenzort Amsaad. Im Ort selbst retournieren wir die libyschen Nummernschilder. Die Kaution dafür kassieren unsere beiden Begleiter und geben sie nicht an uns weiter. Die Abfertigung auf libyscher Seite geht relativ rasch von statten und wir verabschieden uns von unseren beiden Begleitern.

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Ingrid und Gerd: 

Als wir am vereinbarten Treffpunkt zusammentreffen, haben die beiden natürlich nur wenige Stunden geschlafen. Alle sind wir sehr erleichtert, dass wir nun wieder zusammen sind. 

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