Österreich - Deutschland - Belgien
17. März 22
Die Verschiffung ist gebucht, wieder mit Seabridge fährt unser Zerberus am 14. April mit der "Morning Lena" in Bremerhaven ab und sollte am 5. Mai in Brunswick in Georgia ankommen.
Montag, 4. April 22
Ich baue wieder eine Trennwand zwischen den Vordersitzen und dem Wohnbereich des Zerberus' ein. Das geht diesmal recht rasch, da ich die Bretter vom letzten Mal nummeriert und aufgehoben habe.
Donnerstag, 7. April 22, Tag 1/655: Österreich - Bremerhaven
Um 4 Uhr 30 starte ich die tausend Kilometer lange Fahrt an die Nordsee. Die meiste Zeit regnet und stürmt es. Um 15 Uhr bin ich in Bremerhaven. An einem SB-Waschplatz muss ich den Zerberus im Regen waschen, da er nicht unter's Dach passt. Einen Waschplatz für höhere Fahrzeuge konnte ich auch nach längerer Suche nicht finden. Im Stadtzentrum esse ich super gut und sehr günstig in einem portugiesischen Restaurant. Ich parke das Wohnmobil im Hafen direkt vor dem Büro von Wallenius Wilhelmsen, wo es morgen Früh inspiziert wird. Heute will ich mir noch die Füße vertreten und spaziere zum "Treffpunkt Kaiserhafen", der "Letzten Kneipe vor New York". Das Lokal wäre eigentlich total gemütlich, aber leider ist hier tote Hose und so gehe ich nach zwei kleinen Bieren und einem Aquavit nach "Hause" und lege mich schlafen. In der Nacht stürmt es heftig. Km 1.014./1.014/144.630.
Freitag, 8. April 22, Tag 2/656: Bremerhaven - Österreich
Pünktlich um acht kommt der Ingenieur, der die leere Gasflasche im Zerberus aufdreht, feststellt, dass sie (vorschriftsmäßig) leer ist, dies auf einem Vordruck bestätigt und um fünf nach acht wieder verschwindet. Der Service kostet 85 Euro. Gemeint sind fünfundachzig. Nun wird das Wohnmobil noch inspiziert. Es dürfen keine verbotenen Sachen drin sein wie Waffen, Munition, Drogen, Medikamente, Öle, Wasch-, Putz- und Lebensmittel, Gewürze, elektronische Geräte u.v.m. Dann darf ich das Fahrzeug zur Abgabestelle fahren, wo ich recht lange vor einem Büro und nachher nochmals auf den Einweiser warten muss. Um kurz nach elf ist alles erledigt. Da mein Zug erst in eineinhalb Stunden abfährt, gehe ich die fünf Kilometer zum Bahnhof Bremerhaven-Lehe zu Fuß. Dort sehe ich, dass alle Züge gestrichen sind. Da es hier kein Bahnpersonal gibt, ist guter Rat teuer. Ich fahre mit einem Taxi zum Hauptbahnhof, doch auch hier fahren keine Züge Richtung Bremen. Nach 20 Minuten kommt ein Schienenersatzbus, mit dem ich in Bremen total knapp den Anschlusszug erreiche. In Hannover muss ich umsteigen und in Würzburg nochmals. Doch der ICE nach Wien ist eineinhalb Stunden verspätet und so wird es Mitternacht, bis ich zu Hause bin. Km 3/1.017/144.633.
11. April 22: 15 Tage Verspätung
Wurde seit der Buchung die Abfahrt der "Morning Lena" zunächst um einen Tag vorverlegt, dann um 4 und schließlich nochmals um 6 Tage verschoben, so scheint nun Bremerhaven überhaupt nicht mehr auf ihrem Fahrplan auf. Das wird ja spannend! Auf Anfrage bestätigt uns die Reederei, dass die "Morning Lena" Bremerhaven nicht anfährt. Man bietet uns die Möglichkeit, ab Seebrügge mit der "Morning Lena" zu verschiffen, aber dazu müsste ich nochmals tausend Kilometer an die Nordsee reisen und den Zerberus von Bremerhaven 600 Kilometer nach Seebrügge fahren. Es bleibt uns anscheinend nichts anderes übrig, als das nächste Schiff ab Bremerhaven, die "Toledo" mit voraussichtlicher Abfahrt am 29. April und Ankunft in Brunswick am 20.5., zu nehmen. Es ist allerdings sehr wahrscheinlich, dass sich auch dieses Schiff verspäten wird, denn durch die Pandemie ist wenig Personal zum Be- und Entladen verfügbar, weil krank oder in Quarantäne.
21. April 22: 19 Tage Verspätung
Es kommt wie vorhergesehen: Wir werden über weitere vier Tage Verspätung der "Toledo" informiert. Nach einer Woche in der Warteschlange vor Bremerhaven ist die voraussichtliche Abfahrt nun am 2. und Ankunft am 24. Mai.
28. April 22: 15 Tage Verspätung
Die "Toledo" fährt nun Göteborg, Seebrügge und Bristol nicht wie geplant an und erreicht Brunswick daher voraussichtlich schon am 20. Mai.
6. Mai 22: 20 Tage Verspätung
Einen Monat (!), nachdem ich den Zerberus nach Bremerhaven gefahren habe, läuft er mit der "Toledo" aus, allerdings nicht direkt nach Amerika. Nun ist ein Zwischenstopp in Southampton eingeplant. Voraussichtliche Ankunft in Brunswick ist nun der 25. Mai.
10. Mai 22: Endlich
Nachdem die "Toledo" nun Europa verlassen hat, können wir den Flug in die USA buchen. Wir finden einen supergünstigen Flug von Wien nach Miami mit einem langen Aufenthalt in Brüssel, der uns eine Stadtbesichtigung ermöglicht. Am 27. Mai geht es los!
11. Mai 22: Unglaublich
Wir erhalten von Seabridge die Frachtrechnung und staunen nicht schlecht: Der Hafen stellt 179 Euro Lagergebühr für die von ihm selbst verursachte lange Standzeit in Rechnung!
12. Mai 22: Können Autos wachsen?
Möglicherweise als Reaktion auf meinen gestrigen verärgerten Anruf bei Seabridge wird uns heute mitgeteilt, dass die Vermessung unseres Fahrzeuges Abweichungen von den von uns angegebenen Maßen aufweise. Der Zerberus sei nicht 5,99 x 2,00 x 2,78 m groß, sondern 6,18 x 2,10 x 2,80 m. Das ergäbe ein um 3 m3 größeres Frachtvolumen und führe zu einer Erhöhung der Frachtrechnung um 224 Euro, die man uns gnädigerweise wegen der großen Verspätung nachlasse. Wir verschiffen den Zerberus nun schon zum sechsten Mal und immer haben die Maße gestimmt. Wahrscheinlich haben sie diesmal beim Messen die Spiegel nicht eingeklappt, aber länger und höher?
Mittwoch 25. Mai 22: am Ziel
Die "Toledo" hat in Brunswick angelegt. Dennoch will man uns nicht sagen, wann der Zerberus abholbereit ist.
Freitag, 27. Mai 22, Tag 3/657: Brüssel
Endlich geht es auch für uns los. Mit Bus und Zug kommen wir bequem zum Flughafen Wien, von wo wir zunächst nach Brüssel-Charleroi fliegen. Wir haben ein Hotelzimmer im Stadtzentrum gebucht, aber wir halten uns hier nicht auf, sondern fahren gleich mit der Metro zum Atomium. Das ist ein ähnliches Erlebnis wie beim Eiffelturm: Man hat es schon hundertmal auf Bildern gesehen, doch wenn man davor steht, ist es doch erhebend. Aber noch beeindruckender finden wir die Grand Place mit dem imposanten Rathaus und vielen weiteren mit reichlich Gold verzierten Barockbauten. Hier läuft ein Open-Air-Jazz-Konzert und der Platz ist voller Menschen. Nicht weniger los ist auf den Flaniermeilen, wo die Menschen vor Lokalen und vor Pommes-frites-Läden Schlange stehen. Wir haben Glück und ergattern ohne Warten einen Platz in einem netten Restaurant, wo wir halbwegs gut und sehr teuer zu Abend essen. Natürlich gehört auch ein Besuch bei Manneken Pis und seinem nicht so bekannten weiblichen Pendant Jeanneke Pis zu einem Brüssel-Besuch. Beide Brunnenfiguren sind weit kleiner, als man sie sich vorgestellt hat, ziehen aber täglich tausende Menschen an. Spät am Abend kommen unsere Rückflugtickets für die USA auf's Handy. Bei der Einreise in die USA ohne Visum muss man ein Rückflugticket vorweisen. Da wir aber noch nicht wissen, wann wir zurückfliegen, haben wir Tickets gekauft, die sich nach 36 Stunden automatisch wieder stornieren. Das kostet nur ein paar Euro und spart hohe Stornierungs- oder Umbuchungsgebühren. Das Résumé, das wir nach dem kurzen Aufenthalt in der Hauptstadt Belgiens ziehen, ist so lala: Es gibt tolle Sehenswürdigkeiten, aber die Stadt ist nicht besonders gepflegt, Parks und Grünflächen sind teils verwahrlost, es hapert mit der Sauberkeit und es gibt zu viele Obdachlose, die auf Plätzen und Gehsteigen lagern.
Samstag, 28. Mai 22, Tag 4/658: Brüssel
Mist! Nur Susis Testergebnis des gestrigen PCR-Tests ist eingelangt, meines fehlt. Gottseidank haben wir OÖ-testet-Schnelltests mit und schon nach ein paar Minuten habe ich ein negatives Testzertifikat mit dem Oberösterreich-Wappen auf dem Handy, aber ob sie das akzeptieren, da es nicht auf Englisch ist? Nach einem schnellen Frühstück (das Restaurant im Hotel öffnet erst um sieben, wir müssen aber um 6.45 los), geht es mit der U-Bahn zum Flughafen. In Trone müssen wir in die Linie 12 umsteigen. Doch da gibt es keine andere U-Bahnlinie. Also hinaus ins Freie, wo wir nach längerem Rundumblick sehen, dass die U-Bahn-Linie 12 eigentlich eine Buslinie ist. Brüssel ist anders. In nicht einmal einer Minute ist der Bus da und in einer halben Stunde sind wir am Flughafen Zaventem. Als wir in der kurzen Schlange vor dem Check-in stehen, kommt auch mein negatives Ergebnis des PCR-Tests. Alles bestens also? Nein, leider nicht. Wir haben noch immer keine Benachrichtigung vom Hafen in Brunswick, dass der Zerberus abholbereit ist. Am Wochenende und am darauffolgenden Feiertag in den USA ist wohl auch nicht damit zu rechnen. Wir werden also nicht vor Mitte nächster Woche unser Wohnmobil abholen können. Die Kontrollen am Flughafen sind recht genau: Impfzeugnis, Corona-Test, ESTA, Pässe, Declaration Form. Wegen zweier Passagiere, die schon im Flugzeug sitzen, aber dann doch nicht mitfliegen dürfen und deren Gepäck wieder ausgeladen werden muss, hebt unsere bei weitem nicht einmal halb volle Boeing 787 mit einer dreiviertel Stunde Verspätung ab. Wer will, findet drei Plätze nebeneinander, auf denen er ein Nickerchen machen kann.