Kalifornien West MESZ -9 Stunden
Samstag, 9. Juli 22, Tag 46/701: Lassen Peak, 3.187 m
Wegen meiner geplanten Bergtour auf den Lassen Peak stehen wir schon um kurz nach fünf auf, wir müssen schließlich noch fast eine Stunde fahren. Es ist wolkenlos bei sieben Grad. Leider hält der Zerberus noch nicht viel vom Fahren, er hat einen Platten. Um das Fahrzeug halbwegs in die Ebene zu bekommen, bin ich gestern mit einem Hinterrad auf einen Stein gefahren, das dürfte dem Reifen nicht gut getan haben. Der Reifenwechsel ist mit Komplikationen verbunden, zuerst lässt sich der Schlüssel im Schloss der Absperrkette des Reserverades nicht drehen, dann bricht er ab, und als ich die Kette gewaltsam durchtrennt habe, sind auch noch die Muttern so angerostet, dass ich sie nur nach mehrfachem Einsprühen mit MoS2-Spray lösen kann. Eine Stunde für einen Reifenwechsel ist nicht gerade meine beste Zeit! Aber wir sind noch immer nicht fahrbereit, denn auch der andere Hinterreifen steht fast auf der Felge. Zu den Ursachen fällt mir nicht viel ein. Wir pumpen ihn auf und werden ihn öfter mal kontrollieren. Dann geht's endlich los. Auf dem Parkplatz, wo ich meine Tour starte, gibt es noch ein Frühstück und dann starte ich. Der Weg führt auf der Südseite auf den Vulkan, der Mount Lassen ist der südlichste der Kaskadenvulkane. Der Aufstieg ist nicht besonders schwierig, lange hat man den Lake Helen im Blick, es sind ein paar kleinere Schneefelder zu queren und ich habe auch mit der Luft keine Probleme. Vom Gipfel blickt man in eine angedeutete Caldera und zu den umgebenden Gipfeln, im Norden bis zum Mount Shasta. Wir fahren noch ein ordentliches Stück auf der kurvenreichen Straße 36 nach Westen und übernachten in einem Wald. Es trennen uns nur mehr zirka hundert Kilometer vom Pazifik. Einer unserer Reifen hat wieder mächtig Druck verloren und ich muss den Wagen aufbocken, damit er morgen nicht auf der Felge steht. Km 258/13.381/156.997.
Sonntag, 10. Juli 22, Tag 47/702: Redwood Forests
Ich sehe mir unsere beiden undichten Reifen sehr genau an, denn bisher konnte ich bei keinem eine undichte Stelle finden. Der eine hat sich eine kleine Schraube eingefahren. Ich entferne sie und dichte das Loch mit mehreren "Würstchen" ab. Der andere Reifen ist okay, es ist die Felge, die undicht ist. Wir werden einen Schlauch benötigen. In vielen Kurven geht es weiter, bis wir südlich von Eureka den Highway 101 erreichen. Hier beginnt die Avenue of Giants: Die Straße verläuft kurvenreich durch die Redwoods, in denen die höchsten Bäume der Welt stehen. Da die Bäume oft sehr dicht stehen, ist die Straße kurvig und häufig schmal. Im Humboldt Redwoods State Park befinden sich über 50 der hundert höchsten Bäume der Erde. Sie sind zwar nicht ganz so dick wie die Mammutbäume im Sequoia-Nationalpark, aber um einiges höher. Der höchste Baum der Welt ist der "Tall Tree", er misst 112 Meter. In den Redwoods ist es feucht und heiß, wir messen 33 Grad. In Legett, wo man nach Bezahlung von 15 USD durch ein tunnelgroßes Loch in einem dieser riesigen Bäume fahren kann, sofern man mit einem normalen PKW unterwegs ist, beginnt die Straße Nr. 1, die Kalifornische Küstenstraße, die uns in den nächsten Tagen bis nach Los Angeles führen wird. Nach einer Stunde weiterer Kurverei erreichen wir den Pazifik. Auf den letzten Kilometern vor dem Meer gab es einen regelrechten Temperatursturz. Hier an der Küste hat es nur mehr 21 Grad. Das Meer ist kühl und macht (noch) keine Lust auf ein Vollbad. Wir übernachten auf einem der wenigen Parkplätze am Meer, auf denen das auch erlaubt ist. Der am Morgen reparierte Reifen ist nicht dicht, an der Reparaturstelle scheint aber keine Luft zu entweichen. Ein zweites Leck? Km 307/13.688/157.304.
Montag, 11. Juli 22, Tag 48/703: Mendocino
Jeder kennt den Song, kaum einer weiß, wo es ist, aber wir sind dort: Mendocino. Hübsche Häuser bilden die Waterfront, in vielen Gärten stehen Wassertürme, manche sind zu Häuschen umgebaut. Einige Kilometer außerhalb, am Point Cabrillo, gibt es einen Leuchtturm mit kleinem Museum, zu dem wir spazieren. Neben dem Haus des Leuchtturmwärters befinden sich das Haus des Assistenten des Leuchtturmwärters und das Haus des zweiten Assistenten des Leuchtturmwärters. Drei Familien haben einst hier gewohnt. Der Highway 1 verläuft weiterhin kurvenreich entlang der Steilküste, dann und wann gibt es dunkelsandige Buchten. Das Thermometer geht heute nicht über 20 Grad, eher kein Badewetter. In einer Reifenwerkstätte lasse ich unsere zwei undichten Räder anschauen, bei beiden ist die Felge undicht und man kann uns nicht helfen, weil in Kalifornien Schläuche in Autoreifen verboten sind. Wir werden also mit zwei undichten Reservereifen nach Los Angeles fahren und auf der nächsten Etappe in Mexiko Schläuche montieren lassen. Am späten Nachmittag kommen wir San Francisco nahe und verlassen die Autobahn vor der Golden Gate Bridge. Wir fahren mehrere Aussichtspunkte an, von denen man die Brücke gut sehen kann, oder besser: sehen könnte. Der legendäre Nebel an der Brücke hat sie fast zur Gänze geschluckt. Wir übernachten auf der Sausalito-Seite unter der Brücke und hoffen auf bessere Sicht morgen. Der Wetterbericht lässt allerdings nichts Gutes ahnen. Fast pausenlos tuten die Nebelhörner der unsichtbaren Schiffe, die unter der Brücke durchfahren. Wir beschäftigen uns gedanklich schon mit der Heimreise und überlegen, ein paar Tage in der Karibik Station zu machen und so den Jetlag zu teilen. Leider finden wir keine passenden Flüge von Los Angeles, weder in die Dominikanische Republik, noch nach Jamaika oder Puerto Rico. Sie sind entweder viel zu teuer oder haben mehrfache Zwischenstopps und eine Reisedauer von über 20 Stunden. So buchen wir halt einen Direktflug nach Wien am 21. Juli. Km 325/14.013/157.629.
Dienstag, 12. Juli 22, Tag 49/704: San Francisco
Am Morgen ist es weniger nebelig, aber die Aussichtspunkte sind auch heute Sichtauspunkte. Wir fahren über die Golden Gate Bridge über die Bai hinüber nach San Francisco. Von dort ist die Aussicht besser, man sieht fast die ganze Brücke. Wir halten am Palace of Fine Arts und am Maritime Park, wo alte Schiffe am Pier liegen, dahinter ist die Insel Alcatraz zu sehen. Am Pier 39, einer Gastromeile mit Souvenirläden und Fahrgeschäften, essen wir zu Mittag. Die nachmittägliche Stadtrundfahrt führt uns die Straßen von San Franciso hinauf und hinunter, natürlich auch durch die steile und kurvige Lombard Street, und schließlich auf die Twin Peaks, die höchste Erhebung der Stadt, von wo man einen fantastischen Ausblick auf die City und über die San Francisco Bay bis hinüber nach Oakland hat. Wieder auf dem "Highway" 1 verlassen wir die Stadt und übernachten auf einem Platz, den wir schon von unserer Fahrt 2012 kennen. Km 109/14.122/157.738.
Mittwoch, 13. Juli 22, Tag 50/705: Santa Cruz, Monterey
Wir zuckeln durch Santa Cruz, einen Badeort mit riesigem Rummelplatz am breiten Sandstrand, und Monterey, einem verschlafenen Ort mit unbeeindruckendem Freilichtmuseum. Wir beobachten Seevögel und Robben und fotografieren die bekannte Bixby Bridge. Wir finden einen brauchbaren Nachtplatz direkt an der Straße und machen uns gerade bettgehfertig, es ist 21:15, als es am Auto klopft. Es ist eine Rangerin, die uns freundlich, aber bestimmt darauf aufmerksam macht, dass wir uns in einem State Park befinden und übernachten nur auf Campingplätzen erlaubt ist. Sie weiß auch, dass alle Campingplätze voll sind, kann uns aber großzügigerweise anbieten, auf einem Parkplatz auf dem Campingplatz zu übernachten, wo es weder Strom noch Wasser noch Toilette gibt, dafür kostet es nur 45 USD (Gerade habe ich gelesen, dass Euro und Dollar genau 1:1 stehen). Wir studieren unsere Nachtplatzdatenbank und da ist auf den nächsten fünfzig Kilometern kein Nachtplatz zu finden. Also übersiedeln wir auf den Campingplatz, werfen 45 Dollar in den Nachtsafe und finden dann in der Dunkelheit den von der Rangerin angegebenen Parkplatz 4 nicht, weswegen wir auf dem bis auf ein Wohnmobil leeren Parkplatz gleich nach der Einfahrt stehen bleiben. Um 23:10, wir haben schon tief geschlafen, klopft es wieder. Es ist die selbe Rangerin, die uns wieder wegschickt. Wir müssen auf den Parkplatz 4, weil der, auf dem wir stehen, um spätestens sieben von Tagesbesuchern im Park voll ist. Wir sind saugrantig, aber im Wissen der Befugnisse von State Park Rangern, die dürfen fast alles, was die Polizei darf, nur niederschießen dürfen sie einen nicht, folgen wir und übersiedeln auf den vollkommen leeren Parkplatz 4. Km 242/14.364/157.980.
Donnerstag, 14. Juli 22, Tag 51/706: Pismo Beach
Von einem Aussichtspunkt sehen wir zu, wie sich in einer unzugänglichen Bucht ein Wasserfall auf den Sandstrand ergießt. Vor San Simeon liegt eine Kolonie Seeelefanten am Stand, auch ein paar Seelöwen sind dabei. Und in Pismo Beach machen wir Halt am schönen, langen wie breiten Sandstrand. Nur wenigen ist das Wasser nicht zu kalt zum Baden. Wir übernachten am Beginn des Wanderweges zum Point Sal inmitten einer Kuhweide. Km 230/14.594/158.210.
Freitag, 15. Juli 22, Tag 52/707: Solvang, Santa Barbara
Die kleine Stadt Solvang wurde um 1900 von Dänen gegründet und sieht heute vermutlich dänischer aus als jede Stadt in Dänemark: Es gibt viele Fachwerkhäuser, einige Windmühlen, dänische Restaurants, man kann dänischen Käse kaufen, Holzschuhe und Lego. Den Nachmittag verbringen wir im sympathischen Santa Barbara, dessen Gebäude im Zentrum im spanisch-maurischen Stil erbaut wurden. Wir sehen uns das County Court an und das alte spanische Fort "El Presidio", fahren zur Santa Barbara Mission und essen am Stearns Wharf, einem weit ins Meer hinaus gebauten Pier, Fisch. Heute ist erstmals seit längerem wieder ein heißer Tag. Wir übernachten in den Bergen hoch über Santa Barbara, doch auch hier oben hat es bei Sonnenuntergang noch 30 Grad. Km 153/14.747/158.363.
Samstag, 16. Juli 22, Tag 53/708: Malibu, Santa Monica
Am Vormittag sitzen wir in Santa Barbara unter Palmen am Strand und ich geh auch kurz mal schwimmen. Dann geht es auf der Küstenstraße weiter Richtung L.A., über weite Strecken ist die Küste unverbaut, oftmals gibt es eine Nebenfahrbahn mit Längsparkplätzen für Wohnmobile (30-35 USD pro Tag), über viele Kilometer steht eines nach dem anderen am Ufer, die Brandung ist enorm, nur Surfer sind im Wasser. Wir passieren Malibu und erreichen Santa Monica, wo wir nach längerem Suchen einen Nachtplatz an der Uferstraße an einem Park finden, von dem man auf den vielleicht 50 Meter tiefer gelegenen breiten Sandstrand blickt. Km 163/14.910/158.526.
Sonntag, 17. Juli 22, Tag 54/709: Los Angeles
Wir gehen auf dem Walk of Fame am Hollywood Boulevard spazieren, wo jeder Star aus dem Musik- und Filmgeschäft einen Stern am Gehsteig hat, sogar Kermit der Frosch hat einen. Von verschiedenen Punkten aus sehen wir uns den berühmten "Hollywood"-Schriftzug an. Es ist ja irgendwie witzig: Man stellt ein paar Buchstaben in die Landschaft und aus aller Welt kommen die Menschen, um sie anzusehen. Wir besichtigen das Griffith-Observatorium und genießen den fantastischen Blick über die riesige Stadt Los Angeles. Wir fahren noch durch Downtown und statten der Walt Disney Concert Hall einen Besuch ab, dann haben wir genug von der auch am Sonntag quirligen Stadt und fahren raus bis Santa Clarita, wo wir auf einem Walmart-Parkplatz übernachten. Irgendwann kommt Earl vorbei und unterhält sich mit uns. Er fährt öfter mal die 50 Meilen von zu Hause hierher, weil er hier einen bestimmten Radiosender empangen kann, auf dem sie aktuelle Pflanzenspritzmittel empfehlen und über die neuesten Schusswaffen reden. Er kennt sich hier gut aus und hat auch einen Tipp, wo wir den Zerberus einstellen können. Km 116/15.026/158.642.
Montag, 18. Juli 22, Tag 55/710: Santa Clarita
Auf Grund von Earls Tipp ist die Suche nach einem Abstellplatz für den Zerberus rasch erfolgreich. In einem RV-Storage, der von einer älteren Dame, einer gebürtigen Deutschen, betrieben wird, ist noch ein Platz zu einem vernünftigen Preis frei. Wenn man berücksichtigt, dass wir einen Tag zum Reinigen unseres Wohnmobils, zum Wäsche waschen und Taschen packen benötigen, bleiben uns nun zwei Tage übrig, die wir in der Umgebung von Santa Clarita verbringen wollten. Aber wir halten die Hitze nur schwer aus, weswegen wir nochmals an die Pazifikküste fahren. In gut einer Stunde sind wir wieder in Malibu, etwas außerhalb fahren wir ein Stück in die Berge und finden einen halbwegs ebenen Platz neben der Straße, auf dem wir den Tag vertrödeln und übernachten. Mit 24 Grad ist es hier gut zehn Grad kühler ist als in Santa Clarita. Km 134/15.160/158.776.
Dienstag, 19. Juli 22, Tag 56/711: Malibu
Wir verbringen den Tag mit dem Putzen unserer 8-m2-Wohnung. Weil anscheinend heute die pazifische Kühle nicht zu uns den Berg herauf kommt und es affenheiß ist (wir befinden uns auf 400 Metern Seehöhe und keine drei Kilometer Luftllinie vom Meer entfernt), weswegen wir am Nachmittag zum Pazifik hinunterfahren, wo es wieder zehn Grad kühler ist. Km 44/15.204/158.820.
Mittwoch, 20. Juli 22, Tag 57/712: Santa Clarita
Wir fahren wieder nach Santa Clarita, es ist wieder mächtig viel Verkehr auf der fünf- bis sechsspurigen Autobahn. Ich lade Susi mit tonnenweise Schmutzwäsche bei einer Wäscherei ab und wasche den Zerberus. Nun geht es zur Autovermietung, wo unser reservierter Wagen angeblich nicht da ist, tut ihnen leid, wir müssten eine Stunde warten. Nachdem ich dem Typen am Schalter ordentlich Gas gebe, hat er dann ganz plötzlich doch ein Auto für uns, ist halt ein paar Nummern größer als bestellt. Für die letzte Nacht haben wir ganz in der Nähe von unserem Autoabstellplatz ein Zimmer gebucht. Wir packen unsere Reisetaschen, machen den Zerberus fertig, hüpfen noch in den Pool, gehen ins Steak-Restaurant gegenüber und fallen erschöpft ins Bett. Km 136/15.340/158.956.
Donnerstag, 21. Juli 22, Tag 58/713: Los Angeles
Wir bringen den Zerberurs zu seiner Unterkunft und fahren mit dem Mietwagen zum Flughafen. Unser Flug geht um 15 Uhr und es sind nur 65 Kilometer. Wir fahren aber schon um 9 weg, da der Verkehr in L.A. völlig unberechenbar ist. Mit Tanken und Mietwagen retournieren brauchen wir gut zwei Stunden. Mit Austrian geht es in elfeinhalb Stunden Flugzeit direkt ...
Freitag, 22. Juli 22, Tag 59/714: Wien
... nach Wien. Hier müssen wir fast zwei Stunden auf unser Gepäck warten und versäumen deswegen unseren Zug. Der nächste, den wir erreichen, fährt nur bis zum Hauptbahnhof Wien und der Anschlusszug kommt wegen eines technischen Defekts nicht. Wir müssen auch hier auf den nächsten warten, der uns Richtung Heimat bringt. Anna holt uns vom Bahnhof ab, vielen Dank!