Übersicht 17. Etappe

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   USA: Südkalifornien   MEZ - 9 Stunden, 1 EUR = 1,04 USD

13. Dezember 22, Tag -33

Von Mercedes Benz Austria wurden wir über einen Fahrzeugrückruf informiert: "Spezifische klimatische Bedingungen könnten zu einer chemischen Veränderung des Treibmittels im Gasgenerator des Fahrer-Airbags führen, was im Falle eines Unfalls ein Bersten des Gasgenerators zur Folge haben könnte. Dadurch würde der Airbag keine Rückhaltewirkung entfalten und es bestünde Verletzungsgefahr für die Insassen durch sich separierende Gasgeneratorteile." Im Rahmen des Rückrufes werde der Airbag kostenlos erneuert, man solle seine Mercedes-Werkstätte kontaktieren. Da sich unser Zerberus ja in der Nähe von Los Angeles befindet, rufe ich die Hotline von Mercedes Austria an und erfahre, dass selbstverständlich der Austausch des Airbags weltweit kostenlos durchgeführt wird. Erfreulicherweise gibt es in Santa Clarita, wo unser Fahrzeug geparkt ist, eine Mercedes-Werkstätte, die ich am Abend (wegen der Zeitverschiebung) anrufe. Ich erreiche aber niemanden, auch nicht unter mehreren anderen Telefonnummern, die ich im Internet finde. Es hebt einfach niemand ab. Ich versuche noch, ein E-Mail zu schreiben, doch auf der Website der Werkstätte ist keine Adresse zu finden. Es gibt zwar ein Kontaktformular, das sich aber nicht abschicken lässt.

14. Dezember 22, Tag -32

Auch heute Abend erreiche ich niemanden bei Mercedes in Santa Clarita, auch das Kontaktformular funktioniert wieder nicht. Ich telefoniere mit Mercedes Benz USA, um die E-Mail-Adresse der Werkstatt zu erhalten. Das Telefonat dauert fast eine halbe Stunde, denn da landet man zunächst in einer Warteschlange, dann ist ein freundlicher Herr dran, aber der muss zuerst alle möglichen Daten aufnehmen - Name, Adresse, Telefonnummer, Fahrzeugdaten. Die Fahrzeugidentifikationsnummer findet er nicht im Computer. Ich erkläre ihm, dass ich eh nur eine Telefonnummer brauche, er muss aber die Nummer eingeben, muss rückfragen und schickt mich wieder in die Warteschleife. Letztendlich erhalte ich eine E-Mail-Adresse, die aber nicht stimmt, das Mail kommt sofort als unzustellbar zurück. 

15. Dezember 22, Tag -31

Ich telefoniere mit der MB-Werkstätte in Palm Springs, denn in der Gegend werden wir uns zwei, drei Tage aufhalten, aber die haben erst Mitte Februar (!) einen Termin frei. In Riverside schließlich kann ich einen Termin für 17. Jänner vereinbaren und sie versprechen mir, dass sie den Airbag bestellen und da haben werden. Ob man das glauben darf?

3. Jänner 23, Tag -12

Klaus von Mercedes in Linz kann in seinem Computer nachsehen, ob der Airbag in den Zentrallagern in den USA lagernd ist. Ist er nicht! Das wird also ganz bestimmt nicht so sein, dass ein neuer Airbag in Riverside auf uns wartet. Aber wie wär's, wenn ich einen von Österreich mitnehmen und auf meine Kosten in Kalifornien einbauen lassen würde? Mercedes in Linz sagt leider, das geht nicht, denn sie müssen den Austausch samt Seriennummer des alten Airbags dokumentieren. In einem letzten Versuch wende ich mich nochmals an Mercedes Austria und auf einmal ist nicht mehr von einem weltweiten kostenlosen Austausch die Rede, sondern nur mehr von einem europaweiten. Außerdem muss eine Software auf den neuen Airbag aufgespielt werden und die Werkstätten in den USA können möglicherweise nicht auf die erforderlichen Daten zugreifen. Also war die ganze Telefoniererei umsonst!

Montag, 9. Jänner 23, Tag -6

Südkalifornien wird seit Tagen von Winterstürmen mit Windgeschwindigkeiten von weit über 100 km/h, Überschwemmungen und Erdrutschen heimgesucht. Mancherorts, etwa in Santa Barbara, das nur 100 Kilometer von Santa Clarita entfernt ist, schauen von geparkten Autos nur mehr die Dächer aus dem Wasser, die Leute fahren mit Booten durch die Straßen. Präsident Biden hat den Notstand für das ganze County ausgerufen.

Dienstag, 10. Jänner 23, Tag -5

Meine betagte Mutter ist schwer gestürzt und hat ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Gott sei Dank stellen sich die Verletzungen als nicht so schwer, wie zunächst gedacht, heraus. Wir können am Sonntag fliegen!

Mittwoch 11. Jänner 23, Tag -4

Auch Santa Clarita ist schwer von den Unwettern betroffen. Am Abend kann ich jemanden vom Storage erreichen, in dem wir den Zerberus geparkt haben. Es ist alles in Ordnung mit ihm!

   

 

 

Samstag 14. Jänner 23, Tag -1

Heute schlägt die Digitalisierungsfalle zu: Der Online Check-in funktioniert einfach nicht, weder auf der Austrian-, noch auf der Condor-Website. Dann will ich nochmals die Hotelbuchung für die erste Nacht kontrollieren, doch die ist nicht auffindbar. Ich hab zwar eine Bestätigungs-E-Mail, aber auf Hotels.com ist die Buchung nicht mehr zu finden. Ich rufe die Hotline an, komme auch schnell dran, aber sie können die Buchung auch nicht finden, rufen die Unterkunft an, da hebt natürlich niemand ab, in Kalifornien ist es schließlich mitten in der Nacht. Nun wollen sie uns sicherheitshalber in einem anderen Hotel unterbringen, ich darf mir eines in der Nähe aussuchen, und dann dauert es ewig, bis die alte Buchung storniert und die neue gebucht ist, insgesamt hänge ich eineinhalb Stunden (!) in der Leitung und selbst dann schaffen sie es nicht, dass ich eine Bestätigungs-Mail für die neue Buchung bekomme. 

Sonntag, 15. Jänner 23, Tag 1/715: Österreich - Los Angeles

Um halb zwei ist Tagwache! Mit dem Auto, das wir gestern gemietet haben, geht es nach Schwechat, von wo wir zunächst nach Frankfurt fliegen. Der Weiterflug nach Los Angeles ist leider zwei Stunden verspätet. Das ist unangenehm, denn da kommen wir erst zur Nachtzeit nach Santa Clarita und so ganz sicher sind wir uns nicht, dass dort ein Zimmer für uns reserviert ist. Ist es dann auch nicht. In dem Ersatzhotel liegt keine Buchung vor. Wir fahren daher zu dem ursprünglich gebuchten Hotel, wo wir auch problemlos Unterkunft finden. Die gestrige ewige Telefoniererei war also total für den Hugo. Aber nicht nur das, wir werden später feststellen, dass die Übernachtung zweimal von der Kreditkarte abgebucht wurde und weitere lange Telefonate nötig sein werden. Die Regenfälle hier haben noch immer nicht aufgehört, es ist auch nocht immer der Notstand in Kraft. Immerhin ist für morgen Wetterbesserung angesagt. Wir essen noch gut und sehr teuer im Smokehouse im Stadtzentrum. Km 0/0/158.956.

Montag, 16. Jänner 23, Tag 2/716: Santa Clarita, Riverside

Erfreulicherweise nieselt es nur mehr ein wenig und auch das hört bald auf. Für kurze Momente kommt heute sogar die Sonne hervor. Aber es ist mit 6 Grad am Morgen und 14 am Nachmittag kalt für die Gegend. Das Frühstück im Motel besticht durch seinen Puritanismus: Es gibt Filterkaffee und einige wenige abgepackte Mini-Küchlein liegen bereit. Für Sitzgelegenheiten ist in dem vier oder fünf Quadratmeter großen Raum kein Platz. Derart gestärkt machen wir uns auf den Weg zum Storage, wo der Zerberus schon ungeduldig auf uns wartet. Er hat nicht, wie befürchtet, einen Platten und springt gleich beim ersten Startversuch an. Auch sonst macht er einen recht guten Eindruck, lediglich die Scheibenwischerblätter haben sich aufgelöst, schließlich betrug die Temperatur lange Zeit über 40 Grad. Wir tanken Wasser, erstehen bei T-Mobile eine SIM-Karte, die auch in Mexiko funktioniert, retournieren den Mietwagen und kaufen Lebensmittel ein. Dann kann es losgehen: Unser erstes Ziel ist Riverside. Um nicht nochmals durch den verkehrsreichen Großraum Los Angeles fahren zu müssen, wählen wir die Strecke, die nördlich um den Angeles National Forest und den Mount San Antonio herum führt. Auf den Bergen liegt noch Schnee und die Wolken hängen tief. In Riverside sehen wir uns die Gegend um das Mission Inn an, ein mexikanisch angehauchter Gebäudekomplex. In der Cafeteria des luxuriösen Hotels trinken wir einen Kaffee. Da Susi hustet und mir die Nase läuft, wollen wir in einer Pharmacy unsere Reiseapotheke ergänzen, doch die Regale mit Grippemedikamenten sind weitgehend leer. Wir übernachten am Stadtrand neben einigen anderen Wohnmobilen. Km 214/214/159.170.

Dienstag, 17. Jänner 23, Tag 3/717: Palm to Pines Highway, Palm Springs

Wir fühlen uns heute zwar nicht hundertprozentig fit, aber doch reisetauglich. Von Banning könnte man auf der Autobahn in gut einer halben Stunde nach Palm Springs fahren. Oder aber man nimmt den Palm to Pines Highway, der in einem großen Bogen durch die San Bernardino Mountains in zwei Stunden ans Ziel führt. Die kurvenreiche und über lange Abschnitte nicht vom Schnee befreite Straße erreicht 1.870 Meter und führt durch pittoreske Winterlandschaft. Besonders gefallen uns die vereisten langen Nadeln der Pinien. Von einem Aussichtspunkt haben wir einen schönen Blick hinunter auf Palm Springs und die dahinter liegenden, ebenfalls schneebedecken Berge. In der Stadt gibt es eine Mercedes-Werkstätte, wo wir zwei neue Felgen bestellen, die schon morgen Früh eintreffen sollen. Passende Scheibenwischerblätter haben sie sogar lagernd. Bei einem Zwischenstopp heute wollte ich die Wischerblätter wechseln, doch die, die wir als Reserve mitführten, passen nicht. Wie konnte das passieren? Bei einer Reifenwerkstätte machen wir einen Termin für morgen zum Felgentausch aus, dann sehe ich mir noch die sich spießende Gangschaltung an und entdecke dabei einen gerissenen O-Ring. Nachdem ich diesen entfernt habe, geht die Schaltung wieder leichter. Dann statten wir noch der überlebensgroßen Statue von Marilyn Monroe einen Besuch ab. Sie wurde 2012 im Zentrum von Palm Springs aufgestellt (damals haben wir sie schon einmal gesehen), dann aber nach Bürgerprotesten (weil man Marilyns Höschen sehen kann) 2014 entfernt und seit 2019 steht sie wieder hier. Wir übernachten wieder an einem Straßenrand zwischen anderen Wohnmobilen. Km 184/398/159.354.

Mittwoch, 18. Jänner 23, Tag 4/718: Palm Springs, Joshua Tree National Park

Gleich in aller Früh geht es zu Mercedes, wo bereits die beiden neuen Felgen auf uns warten, mit denen wir in der Reifenwerkstatt unseres Vertrauens die beiden undichten ersetzen lassen. Und damit alle Reparaturen erledigt sind, wollen wir auch gleich noch den kaputten Blinker tauschen lassen; einen neuen haben wir mitgebracht. Das geht dann aber nicht so einfach, wie gedacht, weil die eingerosteten Schrauben die Blindnieten mitdrehen und erst in der dritten Werkstätte traut sich einer drüber. Aber schon vor zehn sind wir mit allem fertig und auf dem Weg in die Wüste. Wir spazieren durch die Thousand Palms Oasis mit ihren unzähligen Kalifornischen Fächerpalmen und statten dem Desert Christ Park einen Besuch ab, wo strahlend weiße Heiligenfiguren aufgestellt sind. Nun geht es in den Joshua Tree Nationalpark, der nach den dort zu hunderttausenden vorkommenden außergewöhnlichen Palmen benannt und auch für seine bizarren Felsformationen bekannt ist. Leider sind alle Campingplätze voll, weshalb wir den Park zur Übernachtung wieder verlassen müssen. Wir campieren gleich außerhalb des Gates mit Blick auf die Lichter der Stadt Twenty-Nine Palms. Km 200/598/159.554.

Donnerstag, 19. Jänner 23, Tag 5/719: Joshua Tree National Park, Salton Sea

Wir verbringen den Vormittag wieder im Nationalpark und erfreuen uns der großartigen Landschaft mit den unirdisch aussehenden Joshua-Bäumen. Wir machen Halt am Cholla Cactus Garden, wo tausende Teddy Bear Cholla Cacti dicht an dicht stehen. Die im Gegenlicht wie Flaum aussehende Oberfläche ist aber alles andere als harmlos: Wer versucht, die Teddybär-Kakteen zu streicheln, blutet sofort. Fragt Susi! Während der Mittagsrast sehe ich, dass der vordere Kennzeichenhalter gebrochen ist und die Nummerntafel nur mehr ganz locker drin steckt. Was für ein Glück, dass ich das rechtzeitig bemerkt habe! Da der Akkuschrauber unerwarteterweise funktioniert, obwohl er seit mindestens einem halben Jahr nicht aufgeladen wurde, bohre ich Löcher in das Kennzeichen und schraube es direkt an der Stoßstange an. Wir kommen an die Salton Sea, ein 80 Meter unter dem Meeresspiegel gelegenes, etwa 60 Kilometer langes, salzreiches Gewässer. Leider kann man darin nicht baden, weil die Ufer total verschlammt sind und das Wasser verunreinigt ist. In der Salton Depression wird in großem Stil Landwirtschaft und Massentierhaltung betrieben, wir passieren endlose Getreide- und Gemüsefelder und sehen Freiluftställe, in denen tausende Rinder auf engem Raum beisammen und in ihrem Dreck stehen. Östlich der Dalten Sea befindet sich der Salvation Mountain, ein Kunstwerk der schrägen Art: Es ist ein 30 Meter hoher, bunt mit Acrylfarbe bemalter und mit christlichen Botschaften versehener Berg. Wir übernachten westlich der Dalton Sea in der Wüste. Km 308/906/159.862.

Freitag, 20. Jänner 23, Tag 6/720: Anza-Borrego Desert State Park

Wir durchfahren den Anza-Borrego Desert State Park und machen dabei einen Abstecher zum Fonts Point, wo sich ein grandioser Blick auf die zerbröselnde Landschaft bietet. In Torres erreichen wir den Pazifik. Von hier ist es nur mehr ein Katzensprung nach San Diego. Wir sehen uns den Old Town Historical Park an, wo sich in einem netten historischen Ensemble Museen, Geschäfte und Restaurants befinden. Auf Shelter Island campieren wir mit Blick auf die Skyline. Hier darf man zwar nur bis 22:30 Uhr parken, aber es stehen sehr viele Wohnmobile hier, also wird das wohl nicht so genau genommen. Km 229/1.135/160.091.

Samstag, 21. Jänner 23, Tag 7/721: San Diego

Den Vormittag verbringen wir im Balboa-Park, einem zirka 4 Quadratkilometer (!) großen Park mitten in der Stadt, in dem sich neben dem Zoo, einem Golfplatz und Sportplätzen botanische Gärten, ein Palmenhaus und die Länder-Pavillions der UNO befinden. Am besten jedoch finden wir die zahlreichen im Neobarockstil errichteten Museen. Nur ausgerechnet das von uns anvisierte Timken Museum of Arts ist ein fantasieloser Plattenbau. Es beherbergt allerdings eine kleine, aber beeindruckende Sammlung von Werken alter Meister wie Rembrandt, Rubens und Breugel. Im Hafen von San Diego ankert der 1991 ausgeschiedene und jetzt als Museum dienende Flugzeugträger "USS Midway", den wir besichtigen. Auch wenn wir keine Fans von Militärzeugs sind, finden wir das Schiff sehr beeindruckend. Zum Abschluss des Tages fahren wir auf die auf der Karte wie ein Elefantenrüssel aussehende Halbinsel Point Loma. Das Highlight hier ist neben einem Leuchtturm das Cabrillo National Monument, das an Juan Rodríguez Cabrillo erinnert, der 1542 als erster Europäer an der Westküste Amerikas landete. Wir übernachten auf dem selben Platz wie gestern. Km 50/1.185/160.141.

Sonntag, 22. Jänner 23, Tag 8/722: San Diego

Heute ist irgendwie nicht unser Tag! Der frequentierte Grenzübergang in Tijuana wurde uns mehrfach als chaotisch und hektisch beschrieben, weshalb wir einen kleinen Umweg in Kauf nehmen und jenen in Tecate wählen. In einer Kleinstadt vor der Grenze wollen wir noch volltanken, weil der Treibstoff in den USA von besserer Qualität ist als jener in Mexiko. An der Tankstelle gibt es auch Wasser, das trifft sich gut, denn die Tanks sind nur noch viertel voll. Aus dem dünnen Schlauch rinnt es nur sehr langsam und das Wassertanken dauert eine Ewigkeit. Plötzlich macht es einen Tuscher und der Zerberus einen Wackler. Jemand ist angefahren! Eine Frau ist mit dem Heck ihres Pkw hinten in des Zerberus rechte Seite gefahren, was eine ordentliche Delle hinterlassen hat! Wir tauschen unsere Daten aus und ich bestehe darauf, dass sie die Polizei ruft. Die Highway Patrol erscheint zwar bald, nimmt aber erwartungsgemäß den Schaden nicht auf. In der Zwischenzeit ist endlich auch unser Wassertank voll und wir können uns nach Mexiko aufmachen.

 

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