Von Perth nach Port Augusta
Samstag, 25. November 17, Tag 21/398, Perth
In aller Früh starten wir mit unserem Besichtigungsspaziergang durch Perth. Praktisch, dass die allermeisten Sehenswürdigkeiten schön beisammen liegen. Es wirkt, als hätte man mit den alten Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert die Lücken zwischen den Hochhäusern gefüllt. Die Stadt ist sehr grün und lässt jede Hektik vermissen. Nun fahren wir noch hinaus nach Fremantle, wo es ein interessantes Museum zu den Schiffswracks an der Westküste gibt. Am Nachmittag sind wir auf Vermittlung von Barbara H. mit Penny und Tom in Yunderup verabredet. Mit Freunden von ihnen unternehmen wir eine nette Bootsfahrt auf dem Murray River, wegen der Geschwindigkeitsbeschränkung von fünf Knoten eine sehr gemütliche Sache. Wir werden Zeuge, wie die Flusspolizei Raser ans Ufer (und vermutlich zur Kasse) bittet. Penny und Tom verwöhnen uns mit einem total leckeren Abendessen und einer Flasche hervorragendem Weißwein aus der Gegend. Danke für den netten und entspannten Abend! Km 105/6.426/82.189.
Sonntag, 26. November 17, Tag 22/399, Bunbury
Auf dem Weg nach Bunbury sehen wir uns die Thrombolithen im Lake Clifton an. Für unser eins sehen die ganz ähnlich aus wie die Stromatolithen neulich, doch sie sind vergleichsweise jung, denn diese Spezies gibt es erst sein 600 Millionen Jahren. In Bunbury halten wir am Dolphin Centre, weil man hier mit "wilden" Delfinen schwimmen kann, doch leider sind die gerade ausgeflogen. Vom Aussichtsturm blicken wir auf die Stadt und den karierten Leuchtturm und erstmals gehen wir zum Aldi einkaufen, den es im Süden Australiens gibt. Am Peppermint Grove Beach, zirka 30 Kilometer südlich, gehen wir baden. Erfreulicher Weise sind die vielen Quallen harmlos. Würfelquallen gibt es hier erst frühestens in vier Wochen, sagen Einheimische. Auf einem netten Rastplatz in einem Pinienwald schlagen wir frühzeitig unser Lager auf. Km 194/6.620/82.383.
Montag, 27. November 17, Tag 23/400, Busselton, Augusta. 400 Tage unterwegs!
Die längste Jetty der südlichen Hämisphäre befindet sich in Busselton. Sie ist über 1.800 Meter lang und wurde vor kurzem um unvorstellbare 19 Millionen Euro renoviert. Jetzt zur frühen Morgenstunde dürfen wir den Steg noch gratis begehen, ab 8 Uhr werden Tickets verkauft, dann kann man auch mit einem Zug rausfahren. Wir halten am wunderschönen Meelup Beach, am nicht minder schönen Eagle Beach und fahren dann zum Cape Naturaliste mit seinem weißen Leuchttürmchen. Ein paar Kilometer südlich befinden sich die Canal Rocks, eine Reihe von Granitfelsen im Meer, zwischen denen sich natürliche Spalten und Kanäle befinden. Auf einem Holzsteg gelangt man sicher bis zu den spektakulärsten Stellen. In Hamilin Bay schnorchle ich eine Runde, aber die Stachelrochen, die es hier geben soll, sind ausgeflogen, wie es scheint. Die weitere Strecke führt durch große (Ur-)Wälder und führt uns zum südlich von Augusta gelegene Kap Leeuwin, wo ein großer weißer Leuchtturm über dem Zusammenfluss von Indischem Ozean und Südpolarmeer aufragt. Ob letzteres so kalt ist, wie es klingt, können wir nicht sofort überprüfen, da sich das Wetter verschlechtert hat und die Temperatur auf 17 Grad gesunken ist. Aber es gibt bestimmt in den nächsten Wochen noch reichlich Badegelegenheiten, denn das südliche Polarmeer wird uns auf den nächsten drei- bis viertausend Kilometern auf unserer Fahrt nach Osten zu unserer Rechten begleiten. In Pemberton befindet sich in einem Nationalpark ein besonders großer Eukalyptusbaum, der Gloucester Tree, in den man spiralförmig dicke Eisenstäbe geschlagen hat, auf denen man den Baum bis zu einer Plattform in 54 Metern (!) Höhe besteigen kann. Die anstrengende Kletterei, ein Muskelkater ist vorprogrammiert, wird von einem schönen Blick über die Baumwipfel des Waldes belohnt. Km 333/6.953/82.716.
Dienstag, 28. November 17, Tag 24/401, Valley of the Giants, Albany
Manche der riesigen Eukalyptusbäume in den Wäldern hier sind im unteren Teil des Stammes hohl und haben einen torartigen Eingang. Bei Walpole gibt es eine ganze Menge dieser Jingle Trees genannten Bäume, einige würden sich sogar als Garage eignen! Im Valley of the Giants gehen wir auf einem Steg in 40 Metern Höhe durch die Baumkronen besonders hoher Eukalypten. Auf der Weiterfahrt weichen zunehmend die Wälder Weiden und großen Weinanbaugebieten. Etwa auf halber Strecke nach Albany machen wir einen Abstecher an die Küste, um uns die Elephant Rocks anzusehen, eine Felsformation, die an badende Elefanten erinnert. Bei Albany hat man über eine Felsspalte ("The Gap") eine Terrasse gebaut, von der man vertikal auf die darunter tosende Brandung hinab sehen kann. Obwohl die "Skyline" von Albany alles andere als berauschend ist, da sie von Silos und riesigen Salz- und Getreidehaufen dominiert wird, ist die Stadt selbst recht sympathisch, vor allem wegen der vielen pittoresken historischen Gebäude. Wir übernachten auf einem Parkplatz am Fuße des am Stadtrand gelegenen Hügels Mt. Clarence. Km 313/7.266/83.029.
Mittwoch, 29. November 17, Tag 25/402, Wave Rock
In der Nacht kühlt es weiter ab und wir müssen die dicken Decken hervorkramen. In der Früh ist es echt ungemütlich, es braucht lange Hosen und Socken. Erst gegen Mittag schafft es das Thermometer wieder über 20 Grad. Ein weiter Abstecher landeinwärts führt uns zum Wave Rock, einem spektakulären Granitfelsen, der an einem Ende die Form einer Welle besitzt und hier mehrfarbig gestreift ist. Gleich in der Nähe gibt es einen Felsen, der an ein gähnendes Flusspferd erinnert, Hippo Yawn. In einem der vielen Salzseen in der Gegend nehme ich ein erfrischendes Bad. Sein Wasser hat den neunfachen Salzgehalt von Meerwasser. Ganzen Tag fahren wir heute durch endlose Weizenfelder. Dort und da sind riesige Mähdrescher unterwegs, die das Getreide in mobile Silos fördern. Schließlich wird der Weizen in Depots zu riesigen Haufen aufgeschüttet und mit Planen abgedeckt. Schwärme von todesmutigen Heuschrecken legen sich mit dem Zerberus an, wobei viele Tiere im Kühlergrill enden. Wir campieren kurz vor Ravensthorpe. Km 573/7.839/83.602.
Donnerstag, 30. November 17, Tag 26/403, Esperance
Wir haben bisher noch keinerlei Geschwindigkeitskontrolle auf Australiens Straßen gesehen, dennoch halten sich fast alle Verkehrsteilnehner sehr genau an die Speed Limits. Aber halt nicht alle. Gleich in der Früh, als wir die erlaubten 110 fahren, überholt uns einer mit geschätzten 140. Blöder Weise wirbelt er einen Stein auf, der genau auf des Zerberus' Windschutzscheibe landet und ihr einen ordentlichen sternförmigen Sprung beschert. Da braucht's bei Gelegenheit wieder eine neue Scheibe. So ein Mist! Bei der Wahl der schönsten Strände Australiens hat Esperance die Nase vorn. Wir fahren den Great Ocean Drive (nicht zu verwechseln mit The Great Ocean Road südwestlich von Melbourne), eine 25 Kilometer lange Straße, die die tollen fast weißen Strände westlich von Esperance verbindet und phantastische Ausblicke auf den Ozean bietet. Den Beginn macht der 11-Mile-Beach, vor dem in nicht einmal 100 Metern Entfernung ein kleines Riff die wilde Brandung abhält. Hier nehmen wir ein ausgiebiges Bad und können jetzt die Frage beantworten, ob das Südpolarmeer so kalt ist, wie es klingt: Es ist zwar kühl, aber angenehm zum Baden. Wir fahren nun von Traumstrand zu Traumstrand, von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt und sind von dieser tollen Küste hellauf begeistert. Leider verschlechtert sich das Wetter zunehmend, es wird kühl, der Wind ist unangenehm und am Nachmittag beginnt es sogar zu regnen. Die Erkundung der in einem Nationalpark gelegenen Strände östlich von Esperance macht uns so natürlich keinen Spaß und so setzen wir die Reise fort und fahren Richtung Kalgoorlie, einer Bergbaustadt etwa 400 Kilometer nördlich. Wir übernachten kurz nach Norseman auf einem Rastplatz. Km 462/8.301/84.064.
Freitag, 1. Dezember 17, Tag 27/404, Kalgoorlie-Boulder
Wir befinden uns in der Bergbauregion Australiens. Um Kalgoorlie-Boulder muss man echt aufpassen, wo man hin tritt, denn überall haben sie Löcher in den Boden gegraben. Riesige Löcher. Die Attraktion hier ist das Super-Pit. Vor 150 Jahren, als die Goldnuggets, die einfach so in der Gegend herum lagen, eingesammelt waren, haben sie angefangen zu graben. Und sie graben noch immer. Allerdings nicht mehr mit Spitzhacke und Spaten, sondern mit hausgroßen Baggern und ebensolchen Lastwagen. Das sich trichterförmig nach unten zu verjüngernde ovale Loch ist zur Zeit an der Erdoberfläche zirka dreieinhalb mal eineinhalb Kilometer groß und knapp 500 Meter tief. Bitte hier kurz inne halten und sich das vorstellen! Mit dem Fernglas sehen wir zu, wie die Lastwagen beladen werden und am Rand des Trichters spiralförmig hoch fahren. Im Stadtzentrum befinden sich schön restaurierte Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, die an den Wilden Westen erinnern. Das echt sehenswerte WA-Museum der Stadt vermittelt uns einen eindrucksvollen Einblick in das Kalgoorlie der Goldgräberzeit. Im Keller sind in einem begehbaren gepanzerten Raum große Goldnuggets ausgestellt. Zu Mittag essen wir Fish & Chips aus der Papiertüte, echt lecker! Dabei lesen wir in der Lokalzeitung, dass Kalgoorlie Prinz Harry das Gold für seine Hochzeitsringe schenken möchte. Wir füllen Diesel- und Wassertanks, gehen gründlich einkaufen und dann geht es via Coolgardie, einer kleinen weiteren Goldgräberstadt, zurück nach Norseman. Hier biegt der Eyre Highway nach Osten ab, auf dem wir die Nullarbor-"Wüste" durchqueren wollen. Bis Ceduna, dem ersten Ort jenseits, sind es 1.200 Kilometer! Bis dahin gibt es keine Dörfer, nur längstens alle 200 Kilometer ein Roadhouse mit Tankstelle, Restaurant und bescheidenem Shop. Beim raus Fahren aus Norseman blitzt kurz die Ladekontrollleuchte auf. Ich halte kurz an, kann aber keine Unregelmäßigkeiten feststellen. Wir fahren weiter, bis nach etwa 50 Kilometern das Warnlicht ein weiteres Mal aufleuchtet, diesmal mehrere Sekunden lang. Eine Weiterfahrt in die Nullabor-Ebene scheint irgendwie unvernünftig, also wenden wir und kehren nach Norseman zurück, wo es noch Handyempfang gibt. Wir telefonieren mit unserem Sprinter-Spezialisten in Linz, der meint, ein kurzes und vorübergehendes Aufleuchten der Ladekontrolle könne keine schwer wiegenden Ursachen haben. Wir übernachten auf dem Beacon Hill im Ort. Km 498/8.799/84.562.
Samstag, 2. Dezember 17, Tag 28/405, Nullarbor Plain
Gleich in aller Frühe kontrolliere ich den Flachriemen, die Batteriekontakte und die elektrischen Anschlüsse auf der Lichtmaschine. Alles unauffällig. Ich sprühe dort und da Kontaktspray hin und dann stellt sich die Frage, ob es Sinn macht, die letzte Werkstatt vor den nächsten 1.200 Kilometern hier in Norsemann aufzusuchen. Wir glauben nein und so machen wir uns neuerlich auf den Weg durch die Nullarbor-"Wüste". Bis zu der Stelle, an der wir gestern umgedreht haben, ist das Kontrolllicht nicht wieder erschienen. Beruhigend irgendwie. Langsam entspannen wir uns und lassen die monotone Landschaft an uns vorbeiziehen. Säumen anfangs noch Eukalyptusbäume den Highway, so sind es bald nur mehr Büsche, die zunehmend weiter auseinander stehen. Wir passieren das 90 Miles Straight, die längste gerade Straße Australiens: Auf fast 150 Kilometern gibt es nicht die kleinste Kurve. Bei Madura ist die schier endlose Ebene durch eine Geländestufe kurz unterbrochen, dann geht es wieder eintönig weiter, bald besteht die Vegetation nur mehr aus Grasbüscheln und wenigen niedrigen Büschen. Eine echte Wüste wird es allerdings nie. Der Highway nähert sich der Küste und verläuft über längere Zeit nur wenige Meter über dem Meeresspiegel. In Eucla sehen wir uns die alte Telegraphenstation an, die von Sanddünen quasi aufgefressen wird.
South Australia MEZ + 9½ Stunden 1,7 Einwohner/km2
An der Grenze zu Südaustralien müssen wir unsere Uhren zweieinhalb (!) Stunden vorstellen. Uns ist keine andere Stelle bekannt, an der zwei benachbarte Zeitzonen so einen großen Zeitunterschied aufweisen. Morgen also nicht mehr Sonnenaufgang um halb fünf und -untergang um 18 Uhr 30, sondern um sieben bzw. 21 Uhr. Kurz nach der Grenze übernachten wir mit schönem Blick auf das Meer. Leider lässt der kühle Wind kein Outdoor-Programm zu. Beim Kochen des Abendessens geht das Gas aus, die Steaks kommen medium auf den Teller. Bemerkenswert ist, dass wir mit der in Österreich vollen Gasflasche bis heute ausgekommen sind. Wo wir Gas bekommen, wird sich zeigen, in der Nullarbor-Plain wohl eher nicht. Und dass unser Druckminderer auf die australischen Flaschen passt, scheint mehr als unwahrscheinlich. Die Ladekontrollleuchte hat sich übrigens ganzen Tag nicht mehr gezeigt. Erstaunlich, was ein wenig herum Fummeln bewirken kann! Km 749/9.547/85.311.
Sonntag, 3. Dezember 17, Tag 29/406, Nullarbor Plain
Nach vier oder fünf Stunden weiterer monotoner Fahrt durch die Nullarbor-Ebene sind ganz plötzlich abgemähte Weizenfelder da. Dazu alle zehn oder 20 Kilometer die Zufahrt zu einer Farm. Sonst nichts. Vor Ceduna halten wir zu einer Jause, bei der wir alles vorhandene Obst und Gemüse verspeisen, damit es uns nicht bei der Quarantäne-Kontrolle abgenommen wird (die Kontrollstelle auf der Fahrt nach Westen befindet sich an der Grenze). In Ceduna fühlt man sich wieder in der Zivilisation. Es ist ein richtiger kleiner Ort mit Wohnhäusern und Geschäften. Hier gibt es den angeblich kleinsten Leuchtturm Australiens. Ich nehme ein Bad, das Wasser in der Bucht ist angenehm warm. Warum nur badet sonst niemand hier? Wir fahren ein Stück die Eyre-Peninsula hinunter und sehen uns in Streaky Bay die Replik eines hier gefangenen fünf Meter langen weißen Hais an. Wir übernachten recht schön direkt an der Labatt Bay. Km 644/10.190/85.955.
Montag, 4. Dezember 17, Tag 30/407, Eyre Peninsula
Gleich in der Früh sehen wir uns die Seelöwen am Point Labatt an. Wir zählen etwa zwei Dutzend Tiere, die sich an der einzigen permanenten Kolonie am Festland in der Morgensonne räkeln. Wir überqueren die Eyre Peninsula und sehen uns auf dem Weg liegende Sehensunwürdigkeiten an: Murphy's Haystacks, Granitfelsen, die an Heuschober erinnern sollen, den kleinen Küstenort Ellison mit bunt bemalten Häusern, Locks Well, einen kleinen, an anderen Tagen mit Muscheln übersäten Sandstrand und Mount Wudinna, den nach dem Uluru zweitgrößten Monolithen Australiens. Am Abend erreichen wir Port Augusta. Leider hat der Gasflaschenhändler schon geschlossen, so dass die Küche nochmals kalt bleibt. 573/10.763/86.528.