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Übersicht 10. Etappe

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Von Port Augusta bis zu den Australischen Alpen (Australiens Südosten)

Dienstag, 5. Dezember 17, Tag 31/408, Port Augusta

Der halbe Tag vergeht damit, dass wir alle Gaslieferanten, Baumärkte, Campingausrüster, Bootsausstatter und Installateure der Stadt abklappern, doch es gelingt wegen der unterschiedlichen Anschlüsse weder, unsere Gasflasche zu befüllen, noch eine australische Gasflasche an unseren Kocher anzuschließen. So müssen wir notgedrungen einen neuen Gaskocher kaufen. Da unsere Zeit in Australien ja ein baldiges Ablaufdatum hat, wählen wir ein kleines, Platz sparendes Modell mit Kartusche. Nach der langen Fahrt der letzten zwei Wochen durch ausschließlich ebenes Gelände ist ein Ausflug in die Flinders Range, ein bis zu 1.100 Meter hohes Gebirge, eine echte Abwechslung. Zunächst geht es durch Quorn und Hawker, zwei nette, verschlafene Orte, dann vorbei an Ruinen einst florierender Schaffarmen. Leider kommen wir wegen der Gasflaschensuche erst spät nach Wilpena und verpassen den letzten Bus in den Krater, in den man mit dem eigenen Auto nicht fahren darf. Wir verbringen daher einen entspannten Restnachmittag am Campingplatz. Seit langem ist es windstill und wir sitzen lange draußen. Km 190/10.952/86.718.

Mittwoch, 6. Dezember 17, Tag 32/409, Ikara (Wilpena Pound)

Wilpena Pound (in der Sprache der Aborigines: Ikara) ist eine ovale, von einem sägezahnförmigen Rand umgebene tektonische Senkung, die etwa fünf Kilometer im Durchmesser aufweist und an einen Krater erinnert. Der Bus bringt uns an die Stelle, an der sich der Rand öffnet und einen Bach durchlässt. Von hier erreiche ich in einer schwachen Stunde einen Aussichtspunkt auf dem Kraterrand, von dem aus man einen schönen Überblick über die Senke hat. Auf der Fahrt Richtung Adelaide geht es zunächst ein Stück durch Busch, dann wieder durch endlose Getreidefelder, bis im Barossa Valley jedes verfügbare Fleckerl für den Weinbau verwendet wird. In der Nähe von Orroroo sehen wir uns den Magnetic Hill an, wo ein Stück eines bergauf führenden Weges aussieht, als ginge es bergab. Wenn man mit dem Auto an einer bestimmten Stelle hält, wird es scheinbar von einem Magneten bergauf gezogen. In Seppeltsfield, einem von ausgewanderten Preußen gegründeten Ort, imponieren uns die sonst hier nirgendwo gesehenen Palmenalleen und das Seppelt Family Mausoleum, das an einen griechischen Tempel erinnert. Km 429/11.381/87.147.

   

Donnerstag, 7. Dezember 17, Tag 33/410, Adelaide, Hahndorf

Adelaide ist eine bemerkenswerte Stadt, vor allem, weil die Innenstadt von einem fast einen Kilometer breiten Grüngürtel aus Parks umgeben ist. Außenherum ist dann der Rest der Stadt. Leider regnet es und es ist so kalt, dass wir uns nicht zu einer Stadtbesichtigung zu Fuß entschließen können. Wir machen eine Stadtrundfahrt und setzen die Reise fort. Adelaide möge es uns verzeihen! Am Mount Lofty ist es so nebelig, dass man den wie einen Leuchtturm aussehenden weißen Turm kaum erkennen kann. Als wir Hahndorf erreichen, Australiens älteste deutsche Siedlung, ist das Wetter kurz freundlicher und wir spazieren durch den Ort, können uns aber nicht entscheiden, ob wir ihn originell oder kitschig finden. Die Restaurants servieren Schnitzel mit Sauerkraut und die Souvenirläden verkaufen Trachtenhüte und Lederhosen ... Auf der Weiterfahrt, erst durch wieder endlose Getreidefelder, später durch riesige Weinfelder und noch später durch schier unendliche Wälder, regnet es wieder heftig, erst als wir am Abend Mount Gambier erreichen, hört es auf. Wir sehen uns das Umpherston Sinkhole an, ein kreisrundes zirka 15 Meter tiefes Loch im Boden, das durch den Einsturz einer Höhle entstanden ist. An den Wänden hängen Efeuranken hinunter und am Boden befindet sich ein Garten mit Palmen und riesigen Hortensien. Km 551/11.932/87.698.

 

Freitag, 8. Dezember 17, Tag 34/411, Portland

Der Blaue See in Mount Gambier wechselt angeblich zwei Mal im Jahr seine Farbe. Wir erleben ihn in einem herrlichen Stahlblau mit einem Stich ins Grüne am Ufer. 

Victoria      MEZ + 10 Stunden      24 Einwohner/km2

In Portland fahren wir hinaus auf's Kap Duquesne, wo wir uns die röhrenförmigen Sandsteinformationen, falscher Weise als "Petrified Forest" bezeichnet, und die Blowholes ansehen, Felshöhlen an der Brandung, die in unregelmäßigen Abständen durch Öffnungen nach oben Wasserfontänen in die Luft schießen. Im Tower Hill Volcano, einem kleinen Vulkankrater, in dem ein Tierreservat eingerichtet wurde, fahren wir wie durch einen Safaripark, bekommen aber nur ein paar Emus und ein Känguruh zu sehen, keine Koalas, von denen es hier viele geben soll. Kurz nach Warrnambool beginnt die Great Ocean Road, eine 250 Kilometer lange Panoramastraße entlang der spektakulären Sandsteinsteilküste. Die Straße verläuft zunächst nicht direkt an der Küste, aber es führen Abstecher zu Aussichtspunkten. Gleich zu Beginn bekommen wir Großartiges zu sehen: Buchten, Inselchen, natürliche Brücken wie "The Arch" und "London Bridge", deren erster Bogen vor Jahren eingestürzt ist, worauf zwei Touristen mit einem Hubschrauber von der eben entstandenen Insel gerettet werden mussten. Km 359/12.291/88.057.

Samstag, 9. Dezember 17, Tag 35/412, Great Ocean Road

Weitere fantastische Orte an diesem Abschnitt der Great Ocean Road sind die Loch Ard Gorge, benannt nach einem hier aufgelaufenen Schiff, und die Zwölf Apostel, eine Gruppe von Sandsteinfelsnadeln vor der spektakulären Küste. Das Erlebnis des Anblicks ist nur getrübt vom Nieselregen und einem fast orkanartigen Wind. Am Kap Otway sehen wir uns den ältesten noch erhaltenen Leuchtturm Australiens an. Im Eukalyptuswald davor soll es Koalabären geben, doch wir müssen lange suchen, bis wir endlich einen sehen, denn die Bäume sind hoch und die Koalas haben die gleiche Farbe wie die Baumstämme und bewegen sich kaum. Im folgenden Abschnitt ist die Great Ocean Road eine kurvige Straße direkt an der Steilküste, die nun vornehmlich von Granitfelsen gebildet wird. In Buchten liegen malerische Sandstrände und in den nun folgenden Orten geht es ziemlich touristisch zu. Am Bells Beach in Torquay halten wir uns eine Weile auf, um den Surfern zuzusehen. Wir übernachten etwa 50 Kilometer vor Melbourne an einer Raststätte. Km 290/12.581/88.347.

Sonntag, 10. Dezember 17, Tag 36/413, Melbourne

Wir finden rasch einen Parkplatz im Zentrum. Eigentlich dürfte man nur zwei Stunden parken, da aber am Sonntag keine Gebührenpflicht besteht, hoffen wir, dass die Parkdauer nicht kontrolliert wird. Melbourne macht es uns nicht leicht, es zu mögen. Es liegt ziemlich viel Müll herum, Betrunkene und Obdachlose verursachen ein Missempfinden. Vorbei am schönsten Bahnhof Australiens gelangen wir zum Federation Square, einem Platz, der irgendwie doch keiner ist, weil er nicht eben ist, sondern bucklig, der auf drei Seiten von futuristischen Gebäuden umgeben ist und auf der vierten Seite den Blick auf den Bahnhof und die dominierende St. Paul's Cathedral freigibt. Ein Stadtbummel führt uns zu den Cariton Gardens, einem großen Park, in dem sich das zur Weltausstellung 1861 erbaute Royal Exhibition Building und das in einem modernen, aber faden Gebäude untergebrachte Melbourne Museum befinden. Eines der schönsten Bauwerke der Stadt ist das gegenüber dem Parlament gelegene Princess Theater. Da wir schon ziemlich müde sind, benützen wir eine der im Zentrum kostenlosen Straßenbahnen und fahren zum Queen Victoria Market, wo neben allen erdenklichen Waren auch Speisen aus aller Welt angeboten werden. Außerdem bietet sich von hier ein toller Blick auf die Skyline Melbournes. Wieder mit einer Bim geht es zurück zum Auto. In Freiheit lebende Pinguine gibt es nur an wenigen Orten außerhalb der Antarktis zu sehen, etwa auf Phillip Island, wo jeden Abend nach Sonnenuntergang tausende Zwergpinguine an Land kommen. Ebenso viele Menschen kommen dort jeden Abend hin, um die Pinguine zu sehen. Diese lassen sich in kleinen Gruppen am Strand anspülen, den sie überqueren müssen, um zu ihren Nestern in den bewachsenen Dünen zu gelangen und ihre Partner bei der Brut abzulösen. Aus Angst vor Raubvögeln kehren sie oftmals ins schützende Wasser um, um es wenig später wieder zu versuchen. Von einer Tribüne sehen wir dem faszinierenden Schauspiel zu und von Holzstegen beobachten wir, wie die nur etwa 35 Zentimeter kleinen Tiere, teils nur eine Armlänge von uns entfernt, watschelnd ihre Nester suchen. Km 204/12.786/88.551.

Montag, 11. Dezember 17, Tag 37/414, Phillip Isand

Am westlichen Ende der Insel befinden sich die Nobbies, eine Gruppe von Felseninseln, auf denen mehrere tausend Seebären (eine Art von Robben, keine bärtigen Seefahrer!) leben, die man aus eineinhalb Kilometern Entfernung mit dem Fernglas gerade noch erkennen kann. Außerdem sieht man hier in einige der unzählige Pinguinnester, die eigentlich eher Höhlen sind. Im Nobbies Center gibt es eine tolle Multimediapräsentation über die Tierwelt in der Antarktis, die uns den sechsten Kontinent erstmals als Reiseziel erscheinen lässt. In der Nähe von Foster, wieder auf dem Festland, sehen wir uns die Agnes Falls aus ungewöhnlicher Perspektive an: Wasserfälle mal nicht von unten, sondern von schräg oben. Der Abend zeigt, dass oft aus Missgeschicken die besten Erfindungen werden: Einen Gespritzten mit Tonic anstatt mit Mineralwasser sollte jeder unbedingt mal probieren. Das Getränk nennt sich übrigens Naglwitz und wird in Kürze von jedem namhaften Barmixer zubereitet. Km 185/12.970/88.736.

Dienstag, 12. Dezember 17, Tag 38/415, 90 Miles Beach, Raymond Island

Der Name sagt eigentlich eh alles. 90 Miles Beach. 150 Kilometer Sandstrand. Total unverbaut. Dahinter verläuft eine bewachsene Sanddüne, auf deren anderer Seite sich die Straße befindet. Es gibt ein paar Orte. Und aus. Wir fahren von Seaspray bis Golden Beach den Strand entlang, etwa 30 Kilometer, und halten ein paarmal, um das Wrack der 1872 auf Grund gelaufenen Trinculo (oder vielmehr dessen spärliche Reste) anzusehen und uns in die Fluten zu werfen. Die Brandung ist gewaltig und die Strände sind jeweils, so weit das Auge reicht menschenleer. Bei einem Halt sehen wir im Gras eine Schlange. Bei näherem Hinsehen sind es zwei Schlangen beim Liebesspiel, bei dem das Männchen das Weibchen beißt. Eine Weile sieht es so aus, als würde er sie fressen: Er hat ihren Kopf zur Gänze im Maul. Eine andere tierische Begegnung, die uns mächtig Nackenschmerzen beschert, haben wir auf Raymond Island, einer kleinen Insel, die man von Paynesville mit einem Gratiswassertaxi erreicht: Wir gehen auf Koalasafari und entdecken in den Bäumen über uns gut ein Dutzend Koala"bären", dazu noch bunte Papageien und Eulen. Km 299/13.269/89.035.

Mittwoch, 13. Dezember 17, Tag 39/416, Great Alpine Road

Dass es in Australien Berge gibt, weiß man spätestens seit den erfolgreichen australischen Schirennläufern der 70-Jahre. Dass sich diese Berge aber Australian Alps nennen und von der Great Alpine Road durchquert werden, ist, als würde man das Burgenland Great Eastern Desert nennen. Die Straße schraubt sich auf etwa 1.800 Meter zu den Schigebieten am Mount Hotham. Auf dem einen oder anderen Südhang liegt auch noch ein Fleckerl Schnee. Die Landschaft ähnelt aber wegen der Laubbäume kein bisschen den europäischen Alpen. Die Gegend sieht auf Grund eines großflächigen Waldsterbens trist aus, die meisten Bäume sind tot, ihre Stämme sehen aus der Ferne wie ein weißer Flaum auf dem Grün der darunter wachsenden Büsche aus. Das Gebirge bildet eine Klimascheide, nördlich davon ist es mit 35 Grad um gut zehn Grad wärmer als südlich! Von Bright aus führt eine Straße auf den Mount Buffalo. Sie endet unterhalb des vermutlich nach dem Matterhorn benannten Gipfels The Horn. Ein Wanderweg führt auf den Gipfel, von dem aus sich ein großartiges Panorama bietet. Wieder im Tal genießen wir den lauen Abend. Die Nacht ist dann aber kein Genuss, weil sich kurz vor Mitternacht ein LKW-Zug neben uns auf den Rastplatz stellt und Krach ohne Ende macht. Es ist ein Tankwagen und vermutlich pumpt er Ladegut um. Wir sind genervt und suchen uns einen neuen Platz neben der Straße, einen halben Kilometer weiter. Km 308/13.577/89.343.

 

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