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   Island: Der Nordosten

Montag, 26. Juli 21, Tag 26/647: Dettifoss

Es ist beinahe windstill und die Sonne scheint. Wir werfen einen Blick in die Dregakil-Schlucht, die sich gleich um die Ecke befindet und fahren nochmals hoch zur Askja, weil ich sie mir bei schönem Wetter nochmals ansehen möchte. Im Krater ist es wieder (oder noch immer?) stürmisch, aber diesmal ist länger Zeit, den tollen Blick auf die Seen zu genießen. Gestern haben wir mit einer Rangerin gesprochen, die gemeint hat, die Piste, auf der wir gestern umgekehrt sind, ist in Summe bestimmt nicht schlechter, als die, die wir dann genommen haben. Wir nehmen also die westlich des Flusses Jökulsá á Fjöllum verlaufende Piste, auf der wir auch wirklich gut vorankommen. Sie führt ebenfalls durch ausgedehnte Lavafelder, aber dann auch durch weite von Vulkanasche bedeckte Flächen. Drei oder vier Mal müssen Flüsse durchquert werden, eine Durchfahrt ist sogar halbwegs anspruchsvoll. Etwa 15 Kilometer vor der Ringstraße ist ein Grader an der Arbeit, der schon die Piste geglättet hat, die uns gestern so gequält hatte. So ein Glück, nun geht auch das letzte Stück gut vonstatten. Nach hundert Kilometern und nur vier Stunden haben wir auf der Ringstraße wieder Asphalt unter den Reifen. Wir fahren noch ein Stück nach Norden, um uns die beiden Wasserfälle Dettifoss und Selfoss anzusehen, über die sich das von Vulkanasche schmutzige Wasser des Jökulsá á Fjöllum ergießt und die als die größten Wasserfälle Europas gelten, gemessen am Volumen Wasser, das sich hinabstürzt. Wir haben nun schon sehr viele Wasserfälle in Island gesehen, aber der Detifoss ist echt fantastisch, auch wenn er ein wenig dehydriert scheint, denn vom "kilometerweit sichtbaren Sprühnebel" kann keine Rede sein. Der Selfoss ist von unserer Seite nicht optimal einsehbar und wir überlegen, ob wir nicht morgen einen längeren Umweg auf uns nehmen, um auf die andere Seite des Flusses zu gelangen. Wir übernachten auf einem Rastplatz in der Nähe. Km 148/3.917/5.849/141.496. 

 

Dienstag, 27. Juli 21, Tag 27/648: Arctic Henge

Die Besichtigung der geologischen Formationen Jökulsárgljúfur fällt leider aus, da die Zufahrt wegen Straßenbauarbeiten gesperrt ist. Wir sehen uns die unspektakuläre hufeisenförmige Ásbyrgi-Schlucht an und queren den Jökulsá á Fjöllum, um auf der anderen Flussseite zum Dettifoss und Selfoss zurückzufahren. Die Wanderung zu den Aussichtspunkten lohnt sich trotz strömendem Regen, denn die enorme Ausdehnung des Selfoss ist nur von dieser Seite des Flusses zu erkennen. Nun geht es ins nördlichste Dorf Islands, nach Raufarhöfn, ein ziemlich verlassenes Nest mit nicht einmal 200 Einwohnern, das wegen der "Arctic Henge" genannten, kreuzförmig angeordneten, fünf riesigen Steintore bekannt ist, die hier errichtet wurden, um den Polarkreis zu markieren. Die Sache ist aber insofern ein böser Betrug, als der Polarkreis in Wirklichkeit 40 Kilometer nördlich im Meer verläuft. Auf Nebenstraßen fahren wir nun der Küste entlang südostwärts, es gibt kaum Verkehr und es regnet weiterhin den ganzen Tag. In Sauðanes machen wir einen kurzen Abstecher zur hübschen, allein stehenden Kirche und in Vopnafjörður finden wir einen ruhigen Nachtplatz am kleinen Fischerhafen. Km 340/4.257/6.189/141.836.

Mittwoch, 28. Juli 21, Tag 28/649: Borgarfjördur, Sonnenaufgang 3:40, Sonnenuntergang 22:25

In den letzten drei Wochen sind wir bestimmt an die tausend Kilometer auf unbefestigten Straßen gefahren, für die übrigens Tempo 80 gilt. Ausgerechnet am letzten Tag fliegt uns ein vom Gegenverkehr hochgewirbeltes Steinchen an die Windschutzscheibe und das auf einer einsamen Bergstraße, auf der wir mit maximal 30 bergauf fahren und das einzige Fahrzeug, dem wir begegnen, uns bestimmt nicht schneller entgegenkommt. Es ist kein großer Schaden, aber die Scheibe müssen wir wohl wechseln lassen, wenn wir nach Hause kommen. Von Egilsstadir aus machen wir einen Ausflug zur Papageientaucher-Kolonie Hafnarhólmi in Borgarfjörður. Auf dem Weg dorthin taucht eine schräge Erscheinung auf: Inmitten weiter Einöde steht auf einer Anhöhe am Straßenrand eine grellgrüne Hütte, in der sich ein solarbetriebener Getränkeautomat befindet. Sollte der gerade nicht funktionieren, steht auf einem Schild, muss man einen bestimmten Knopf drücken. Und sogar in ein Gästebuch kann man sich eintragen. Neben der Hütte gibt es einen Tisch mit Sitzgelegenheiten, einen Griller und einen Korb mit Hundespielzeug. Tausende Papageientaucher nisten auf einem Felsen neben dem kleinen Hafen von Borgarfjörður und lassen sich von uns neugierigen Menschen, die wir ihnen auf Stegen und Treppen sehr nahe kommen, nicht stören. Es ist eine Freude, sie aus solcher Nähe zu erleben. Zurück in Egilsstaðir wasche ich noch den Zerberus (Autowäsche ist übrigens in Island kostenlos), bevor es nach Seyðisfjörður geht, wo wir uns morgen in der Früh einschiffen werden. Ich steige hinauf zum Kuppelbau Tvisöngur, in dessen fünf verschieden großen Betonkuppeln man verschiedene Klangerlebnisse haben soll, doch ein Orchester wartet hier nicht auf mich und meine eigene Stimme klingt in jedem Raum ziemlich gleich. Wir übernachten ein Stück weiter direkt am Ufer des Fjords und zum Abschluss unserer Reise durch Island brät uns Susi super saftige Lammkeulen. Km 280/4.537/6.469/142.116.

Donnerstag, 29. Juli 21, Tag 29/650: Seyðisfjörður

Wir sind soeben mit unserer Morgenroutine fertig, als die "Norrøna" in den Fjord einfährt und an uns vorbeizieht. Wir treffen uns mit ihr wie vereinbart am Hafen und zweieinhalb Stunden später sind wir eingeschifft, haben unsere Kabine bezogen und nehmen während der Ausfahrt aus dem Seydisfjord auf dem windigen Oberdeck Abschied von Island. Kaum haben wir das offene Meer erreicht, ist die See rau und die Fähre schwankt unangenehm. Km 4/4.541/6.473/142.120. 

 

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