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Übersicht 12. Etappe

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   Kanada   1 EUR = 1,50 Kanadische Dollar      3,6 Einwohner/km2      Rechtsverkehr      Diesel 0,82 Euro

Nova Scotia (Neu-Schottland)      MESZ -5 Stunden     17,3 Einwohner/km2

Montag, 6. Mai 19, Tag 2/479, Halifax (430.000 Ew.)

Die Einreiseformalitäten am Flughafen Halifax sind einfach und unkompliziert, man muss seinen Reisepass einscannen, sich fotografieren lassen und ein paar Fragen beantworten, etwa, ob man Drogen oder Waffen im Gepäck hat. Bei einer Mietwagenfirma haben wir einen Kleinwagen bestellt, der sich als X5 entpuppt. Wenn man die Ford, Dodge und GMC in der Mietwagengarage ansieht, geht der X5 in der Tat als Kleinwagen durch. Im Hotel stellen wir fest, dass unser Gepäck vom Sicherheitsdienst am Flughafen durchsucht wurde. Ziemlich gründlich sogar. Sie haben ein Zetterl hinterlassen, dem zu entnehmen ist, dass sie für aufgebrochene Schlösser nicht haften. Zu Abend essen wir in einem Pub gleich um die Ecke und wir probieren gleich mal ein typisch kanadisches Gericht: Poutine. Das ist nicht zufällig fett geschrieben, es handelt sich um Fleisch- und Käsestücke, die auf Pommes liegen, die in Gravy schwimmen  und obendrauf ist auch noch jede Menge davon. Schmecken tut es lecker.

Dienstag, 7. Mai 19, Tag 3/480, Halifax

Gleich nach dem Frühstück fahren wir zum Spediteur. Dort erhalten wir nach Bezahlung der Hafen- und Speditionsgebühren die Frachtpapiere. Damit müssen wir zum Zoll, wo sie gestempelt werden, nachdem wir die Frage, ob sich im Auto Lebensmittel oder Waffen befinden, wahrheitsgemäß verneint haben. Nun können wir unser Wohnmobil am Hafen abholen. Unpraktischerweise befinden sich Spediteur, Zoll und Hafen jeweils acht bis zehn Kilometer voneinander entfernt. Dennoch ist in eineinhalb Stunden alles erledigt und wir sind wieder mit dem Zerberus vereint. Eine Inspektion des Fahrzeuges durch Zoll, Agrarbehörde oder Polizei findet nicht statt. Auf dem Parkplatz eines Shopping Centers baue ich die Trennwand aus und zersäge die Bretter, damit sie in den Kofferraum passen. Sie werden so manches Lagerfeuer nähren. Weil die Autos in Neu-Schottland vorne keine Kennzeichen haben, montiere ich auch unseres ab, damit wir nicht gleich als Ausländer auffallen. Nun bringen wir den Mietwagen zurück und machen einen Großeinkauf an Lebensmitteln und Getränken. An einer Gastankstelle möchten wir unsere Flasche füllen lassen, doch das machen die nicht, weil unsere Flasche kein Überdruckventil hat. Wir übernachten auf dem Parkplatz eines Shoppingcenters. Km 87/87/98.643. 

 

Mittwoch, 8. Mai 19, Tag 4/481, Lunenburg, Peggy's Cove, Halifax

Bei einer anderen Gastankstelle mache ich's heute anders: Ich gehe zuerst an die Kasse und bezahle eine Flaschenfüllung und dann mit dem Beleg zur Füllstation. Der Kerl dort vermisst an unserer Gasflasche das kanadische Prüfzeichen und meint, ohne es darf er die Flasche nicht füllen. Ich zeige ihm das österreichische Prüfzeichen, aber das beeindruckt ihn wenig. Erst als er sieht, dass ich schon bezahlt habe, gibt er nach. Nun gilt es nur noch Wasser für unseren Tank zu finden. Das erweist sich als total schwierig, denn an Tankstellen ist keines zu kriegen und es gibt auch an Rast- oder Picknickplätzen keine Wasserhähne. Am Nachmittag sind wir schon so verzweifelt, dass wir beschließen, Wasser aus einem Fluss zu verwenden. Ich hab' schon die Badeschlapfen an und bin grade dabei, mit einem Kanister ins Wasser zu steigen, da sehe ich in kurzer Entfernung einen Wohnwagen zwischen Bäumen hervorlugen. Und noch einen. Ein Campingplatz! Hier dürfen wir gratis unsere Tanks mit Trinkwasser füllen. Endlich sind wir voll versorgt und können entspannt unseren Ausflug in die westliche Umgebung von Halifax fortsetzen. Am Vormittag haben wir uns schon Mahone Bay angesehen, ein Dorf mit sechs Kirchen, und Lunenburg, eine stimmungsvolle kleine Hafenstadt mit bunten, teils alten Häusern. Die Straße führt durch ausgedehnte Mischwälder, die Laubbäume tragen allerdings noch keine Blätter. Die Natur ist, verglichen mit Österreich, etliche Wochen "hinten", und das obwohl wir uns in gleicher geografischen Breite wie Venedig und Südfrankreich befinden. Hier blühen gerade erst die Forsythien und die Märzenbecher. Ob die hier wohl Maibecher heißen? Wir besuchen noch Peggy's Cove, ein Fischerdorf mit auf eine Felsnase gebautem Leuchtturm. Dann geht es durch von Seen und Meeresarmen durchzogene Wälder zurück nach Halifax. Von der Zitadelle hat man einen netten Blick über die Stadt. Wir sehen uns noch St. Paul's Church an, das älteste Gebäude der Stadt, und St. George's Round Church, eine ungewöhnliche Rundkirche mit Galerie. Auf dem ruhigen Parkplatz neben der Kirche übernachten wir. Leider macht uns der Zerberus schon wieder ein wenig Sorgen. Er gibt zwei pathologische Geräusche von sich. Das eine ist ein drehzahlabhängiges Surren, das schon kurz vor der Fahrt nach Bremerhaven aufgetreten ist, und das von einer der Rollen kommt (aber von welcher?), über die der Flachriemen läuft. Leider war keine Zeit mehr zum Reparieren. Das andere ist ein Knatschen beim Überfahren von Bodenwellen und kommt vermutlich von einem Traggelenk. Wir behalten beides unter Beobachtung. Km 286/373/98.929. 

Donnerstag, 9. Mai 19, Tag 5/482, Cape Breton Island

In der Früh messen wir vier Grad draußen und 14 im Wohnmobil. Wir konnten ohne Heizung gut schlafen. Das Thermometer wird heute auf 14 Grad klettern. Seit wir in Kanada sind, weht ein heftiger und ungemütlicher Wind. Wir verlassen Halifax und fahren die Eastern Shores entlang. Mischwälder, Wasser. Mal Meer, mal See. Hin und wieder verstreute Siedlungen, dazwischen einzelne Häuser, keine Gartenzäune. Als wir weit im Osten der Halbinsel landeinwärts fahren, geht es ein paar hundert Meter in die Highlands hinauf. Hier gibt es Wiesen, vereinzelt Felder und Bauernhäuser mit Ställen. In Port Hastings geht es über einen Damm und eine Brücke hinüber auf Cape Breton Island. In Baddeck, im Zentrum der Insel gelegen, befindet sich das Alexander Graham Bell Museum, das sich dem Erfinder des Telefons widmet. Es ist den Winter über geschlossen. Auch Restaurants, Läden und Hotels an der Strecke haben noch zu. Wir übernachten gut 20 Kilometer vor dem Eingang zum Cape Breton Highlands National Park auf einem Platz über dem Meer. An ein Lagerfeuer ist wegen des starken Windes nicht zu denken. Km 471/874/99.400. 

Freitag, 10. Mai 19, Tag 6/483, Cape Breton Island

Heute Nacht hatten wir die Heizung lange Zeit laufen. Wir sind froh, dass sie ausnahmsweise mal funktioniert, wenn wir sie brauchen, denn das war bisher oft nicht der Fall. Am Osteingang des Nationalparks hören wir, dass der Park erst in zwei Wochen öffnet. Geschlossen bedeutet aber nicht, dass man nicht in den Park darf, sondern, dass die Parkeinrichtungen wie Info-Center, Campingplätze und Toilettenanlagen noch nicht in Betrieb sind und auch keine Eintrittsgebühren eingehoben werden. Der Park nimmt den größten Teil des Inselnordens ein und besteht vorwiegend aus Mischwald und in den höher gelegenen Abschnitten - die Berge erheben sich bis 500 Meter - aus Tundra. Hier ist das Klima rauer als am Festland, sogar auf Meeresniveau liegen nordseitig noch Schneereste in den Wäldern, weiter oben in den Bergen gibt es noch ausgedehnt Schnee. Anscheinend gibt es hier, so wie in Alaska, nur drei Jahreszeiten: Juli, August und Winter. Immerhin ist die Straße durch den Park schneefrei. Von ihr hat man immer wieder tolle Blicke auf die Steilküste. An den zahlreichen Seen gibt es Kormorane zu sehen, einmal kreisen zwei Weißkopfseeadler über uns und ein anderes Mal lässt sich ein Rotfuchs blicken. Nach der Ausfahrt aus dem Park an der Westküste passieren wir wieder Orte. In Chéticamp sehen wir uns die Kirche St. Pierre mit silbernem Turm an, deren heller Innenraum mit schönen Fresken uns gut gefällt. Südlich von Inverness gehen wir auf einem Plankenweg den Strand entlang spazieren. Der Sandstrand mit Dünen ist recht schön, doch leider ist es eine Spur zu kalt zum Baden, das Thermometer geht heute nicht über 6 Grad hinauf und wir sind mit Hauben und Handschuhen unterwegs. Über Brücke und Damm geht es zurück auf's Festland, wo der Trans-Canada-Highway beginnt. Auf der 7.500 Kilometer langen Straße, die Kanada von Ost nach West durchquert, werden wir in den nächsten Wochen viel unterwegs sein. Immer wieder lesen wir auf Wegweisern Ortsnamen, die auf indigene Siedlungen schließen lassen; wir übernachten am Mi'kmaway Debert Trail kurz nach Truro. Km 470/1.314/99.870.

New Brunswick (Neubraunschweig)      MESZ -5 Stunden     10,2 Einwohner/km2

Samstag, 11. Mai 19, Tag 7/484, 100.000 Kilometer von Zuhause

Heute gibt es was zu feiern: In Memramcook, einem unbekannten und unbedeutenden Dorf im Südosten Neubraunschweigs fahren wir den 100.000sten Kilometer unserer Weltreise! Bald kommen wir nach Sackville, wo es einen Wasservogelpark gibt, an dem auch viele Zugvögel Station machen. Wir sehen aber vorwiegend Singvögel, die auffliegen, als wir über den Plankenweg gehen, der über Teile des Sees führt. In Moncton sorgt die optische Täuschung des Magnetic Hill dafür, dass es aussieht, als würde unser Auto von einem Magneten rückwärts auf einen Hügel gezogen. Bei den in der Bay of Fundy gelegenen Hopewell Rocks, aus dem Meer ragenden Sandsteinfelsen, zwischen denen man bei Ebbe spazieren gehen kann, ist es wieder so, dass Souvenirshops, Bistro und Kassenhäuschen noch wegen Winter geschlossen sind. Beim Anblick der riesigen Auto- und Busparkplätze kann man sich vorstellen, wie es hier im Sommer zu geht. Wir sind froh, in der Nebensaison fast alleine hier zu sein. Wir treffen ein Schweizer Paar, das sein Wohnmobil eine Woche vor uns mit Seabridge von Bremerhaven herverschifft hat. Die beiden beklagen, dass ihnen viele Sachen aus dem Fahrzeug gestohlen wurden. Sie hatten keine Trennwand eingebaut. Eine Gruppe von Besuchern, von denen wir mit einigen ins Gespräch kommen und die wir irrtümlich als Japaner ansehen, stellt sich als Gruppe indigener Kanadier aus Saskatchewan heraus! Das hätte leicht peinlich ausgehen können! Der unweit gelegene Fundy Nationalpark ist wenig spektakulär, aber immerhin haben wir auch hier keinen Eintritt bezahlt. Wir fahren noch bis in das Städtchen Sussex, das mit einer altmodischen Hauptstraße und vielen haushohen Gemälden auf Gebäudefassaden aufwartet. Km 353/1.667/100.223.

Sonntag, 12. Mai 19, Tag 8/485, Saint John, Grand Falls

Nach kurzer Fahrt zeigt der Kilometerzähler an, dass der Zerberus genau 300.000 Kilometer auf dem Buckel hat. Mögen uns noch viele, viele weitere Kilometer mit ihm vergönnt sein! Wir finden eine Abkürzung zum Fundy Trail Parkway, doch beim Parkeingang ist Ende. Dieser Park ist mit Schranken und Vorhängeschloss closed for the saison. In Saint John bummeln wir kurz durch die Stadt und sehen uns dann die Reversing Falls an, das sind Stromschnellen, oder, wenn man will, kleine Wasserfälle an der Mündung des Saint John Rivers in die Bay of Fundy, an denen das Wasser bei Ebbe Richtung Meer fließt, bei Flut aber in die Gegenrichtung. Nun geht es flott nordwärts, vorbei an Fredericton und dann entlang der Grenze zum US-Bundesstaat Maine. In Woodstock (nein, es ist nicht das Woodstock) scheint der Zeitpunkt für die schon überfällige Dusche gekommen zu sein, denn es hat 15 Grad, die Sonne scheint und wir sind schon längere Zeit gefahren, sodass das Wasser im Tank halbwegs warm sein könnte (unser Warmwasser wir ja durch den Auspuff erzeugt). Das Unternehmen ist jedenfalls seeehr erfrischend! Zufällig sehe ich, dass die Verkleidung eines Stoßdämpfers abgerissen ist. Da hier Baumärkte auch am Sonntag geöffnet haben, ist das schnell mit einem Gewebeband repariert. In Grand Falls sehen wir uns die Wasserfälle an, die nicht so sehr wegen ihrer Höhe, wohl aber wegen der hinab stürzenden Wassermenge beachtlich sind. Vorbei an Edmundston ist rasch die Grenze zu Québec erreicht.

 

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