Québec MESZ -6 Stunden 5,6 Einwohner/km2
Sonntag, 12. Mai 19, Tag 8/485, Appalachen
Während in New Brunswick Hinweistafeln und Verkehrsschilder zweisprachig ausgeführt waren, ist jetzt alles nur mehr französisch. Auf dem Highway sind jetzt statt bisher 110 nur mehr 100 erlaubt, wenn er zweispurig ist, ansonsten 90. Der Trans Canada Highway führt über die Appalachen und stößt nun auf den Sankt-Lorenz-Strom, der hier 20 Kilometer breit ist! Wir übernachten in einem entzückenden französischen Dorf am Strom. Km 670/2.367/100.893.
Montag, 13. Mai 19, Tag 9/486, Québec (540.000 Ew.)
Auf einer riesigen Hängebrücke queren wir den Sankt-Lorenz-Strom. Wir sind auf den ärgsten Montagmorgenverkehr eingestellt, doch es gibt keine Staus und wir kommen rasch ins Zentrum von Québec. Parkplätze gibt es reichlich und teuer. Wir sehen uns das Parlament an und gehen durch ein Tor in die Alte Oberstadt. Diese beherbergt zahlreiche imposante Gebäude aus grauem Stein und ist von einer Stadtmauer umgeben, die zur Gänze restauriert und mit der Zitadelle verbunden ist. Am Rande der Altstadt thront hoch über dem Strom wie ein Schloss das Hotel Le Chateau Frontenac, mit Abstand der eindruckvollste Bau in Québec. Vor dem riesigen Hotel befindet sich eine 400 Meter lange Holzterrasse, die zum Flanieren einlüde, wäre da nicht der kalte Wind. Mit einer Standseilbahn fahren wir in die Alte Unterstadt, wo sich in engen Gassen Souvenirläden und Lokale aneinanderreihen. Nach der sehr anstrengenden Stadtbesichtigung fahren wir in den etwa 30 Kilometer östlich gelegenen Wallfahrtsort Sainte Anne de Beaupré, wo wir die Basilika besichtigen. Die Kirche wurde erst in den Zwanzigerjahren in etwas atypisch (es gibt keine Spitzbögen) neogotischem Stil erbaut. Die Kirche beeindruckt schon von Weitem mit ihrer unerwarteten Größe. Innen kommt sie uns dann noch größer vor und sie besticht durch den mehrgeschoßigen Aufbau, die helle Beleuchtung und die vielen Mosaike. Unter der Basilika befindet sich eine weitere große Kirche und mehrere Kapellen. Km 270/2.607/101.163.
Dienstag, 14. Mai 19, Tag 10/487, Mauricie
Wir haben in einem Dorf namens Wendake auf einem Parkplatz campiert. Hier leben noch viele Huronen (ein Indianerstamm), deren Sprache einen 27. Buchstaben hat, der "8" geschrieben und wie "wh" gesprochen wird. Straßenschilder mit diesem Buchstaben drauf sind die Attraktion hier, aber leider kaum mehr zu sehen, weil böse Touristen sie souveniert haben. Es regnet übrigens. Wir wollen aber dennoch in den Mauricie-Nationalpark, da es auf dem Weg nach Montreal nur ein kleiner Umweg dorthin ist. Auf dem Weg zum Park sehen wir immense Schäden in den Wäldern, die offensichtlich von Schneedruck verursacht wurden. Die Dame in dem Büro, das ich für das Nationalparkbüro halte, aber ein Postshop ist, ist sehr nett und schenkt uns zwei Gratis-Eintrittskarten, aber sie weiß nicht, ob der Park schon geöffnet ist. Da eine Asphaltstraße quer durch den Park in andere Dörfer führt, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie gesperrt ist. Als wir dann ein paar Kilometer weiter vor geschlossener Schranke stehen, schon. Na gut, hat nicht wollen sein. Wir hätten halt mal gern einen Elch am See stehen gesehen. Wir haben jetzt also zwei Eintrittskarten für den Park zu verschenken. Können bei Interesse jederzeit abgeholt werden. Vor Montréal bildet der Sankt-Lorenz-Strom ein Binnendelta, das auf Grund der Unwetter vor zwei Wochen und der Schneeschmelze über weite Strecken über die Ufer getreten ist. Lange haben wir Wasser beidseits der Autobahn, wo eigentlich Felder sein sollten. Am Nachmittag erreichen wir Montréal. Es regnet noch immer und die Wolken hängen tief, einfach kein Wetter für eine Stadtbesichtigung. Aber für einen Werkstattbesuch ist das Wetter ideal. Wir lassen bei Mercedes das knarrende Geräusch ansehen. Der Serviceberater gibt sich nach einer Probefahrt besorgt und wir bekommen einen Termin morgen in aller Frühe. Walmart, eine große amerikanische Supermarktkette, erlaubt auf seinen Parkplätzen Wohnmobilen das Parken für 48 Stunden. Und so übernachten wir wieder bei Walmart. Km 372/2.979/101.535.
Mittwoch, 15. Mai 19, Tag 11/488, Montréal (4 Mio Ew.)
Leider müssen wir gleich mehrere Reparaturen in Auftrag geben: Ein vorderer Stoßdämpfer ist kaputt, auf der gleichen Seite der Querlenker und auf der Gegenseite die Spurstange. Besonders ärgerlich ist, dass zudem die Achsmanschette, die wir kurz vor der Verschiffung noch erneuern ließen, wieder undicht ist. Man sieht deutlich, dass einer der beiden Ringe, die den Gummi befestigen, nicht ordentlich festgezogen wurde. Der Kostenvoranschlag ist schockierend: 3.200 Dollar, das sind über 2.000 Euro! Es sind vor allem die Ersatzteile, die sehr viel teurer sind als in Österreich. Die Arbeit kostet wie bei uns. Ich kann mich nicht entschließen, auch den Stoßdämpfer der anderen Seite wechseln zu lassen, was vernünftig wäre. Uff, da bleibt am Ende des Geldes noch viel Reise übrig! Aber es gibt auch Positives zu berichten: Alle Teile sind lagernd bzw. innerhalb von Stunden zu beschaffen. Am Abend soll alles erledigt sein. Immerhin übernimmt die Werkstatt die Kosten für ein Uber-Taxi ins Stadtzentrum. Wir lassen uns zur Place d'Armes bringen und sehen uns die Basilique Notre Dame an, die von außen jener in Paris sehr ähnelt. Innen ist sie aber einzigartig: Buntglasfenster, viele Gemälde und sonst alles aus dunklem Holz. Durch versteckte Beleuchtung wirkt die Kirche aber nicht düster. Im Erdgeschoß der Banque Royal, einem der ersten Wolkenkratzer der Stadt, wurde in der Schalterhalle ein Café eingerichtet. An den Schaltern werden Tee, Kaffee und Croissants verkauft. Wir bummeln über den weitläufigen alten Hafen, der zu einem Freizeitareal umfunktioniert wurde. Riesenrad, Zirkus, Zipline ... Von hier hat man auch einen schönen Blick auf die Skyline der Stadt. An der Place Jacques-Cartier, einem zum Hafen hin abfallenden Platz mit Rathaus und Nelson-Statue, ruhen wir uns auf einer Bank aus und hören den Straßenmusikern zu. Dann lassen wir uns wieder mit einem Taxi in die Werkstatt zurückbringen. Leider sind nicht alle Reparaturen erledigt, ein Ersatzteil ist verspätet eingetroffen. Das Auto ist zwar fahrbereit, wir müssen aber morgen Früh nochmals kommen. Wir fahren auf den Mont Royal, den Aussichtsberg Montréals, hinauf und blicken auf die Stadt hinunter. Fantastisch! Auf einem Hochhaus ist Leonard Cohen mit einem riesigen Porträt verewigt. Wir spazieren noch zum nachts beleuchteten Kreuz auf dem Berg, aber dann ist Susi mit ihren Kräften am Ende und ich muss alleine zum Auto und sie abholen. Insgesamt hat uns Montréal nicht so toll gefallen, denn zu viel ist unsauber, unfertig oder unordentlich. Km 29/3.008/101.564.
Donnerstag, 16. Mai 19, Tag 12/489, Montréal
Im Lauf der noch ausständigen Arbeiten am Zerberus stellt sich heraus, dass die Kolben an den Vorderbremsen kaum mehr beweglich sind und erneuert werden müssen. Unser Aufenthalt in der Werkstätte verlängert sich bis in den Nachmittag. Dass die Höhe der Rechnung sich ebenfalls verändert, wird wohl keinen wundern. Schon auf dem Weg von der Werkstätte zu einem Supermarkt zeigt sich ein verbessertes Fahrgefühl. Ist schwer zu beschreiben. Er fährt sich einfach besser. Aber beim Überfahren des ersten Speedbrakers ist das knarrende Geräusch wieder da. Noch immer eigentlich. Wir werden das künftig einfach ignorieren. Auf der Autobahn bemerke ich, dass der Wagen jetzt besser geradeaus fährt, vor der Reparatur musste ich ständig hin- und herlenken.