British Columbia MESZ -9 Stunden 5 Einwohner/km2
Samstag, 8. Juni 19, Tag 35/512, Dawson Creek
Am Nachmittag sind wir in Dawson Creek, wo der 2.288 Kilometer lange Alaska Highway beginnt. Ein Foto am Meilenstein 0 gehört natürlich dazu. Außerdem gibt es hier einen schönen, alten, rotbraunen Elevator. Km 599/11.845/110.401. Sonnenuntergang 22.01, Sonnenaufgang 4.17.
Sonntag, 9. Juni 19, Tag 36/513, Liard River Hot Springs
Es geht ganzen Tag durch bewaldete Hügel, später wird es gebirgig, es geht wieder in die Rocky Mounntains. Bären am Straßenrand gehören jetzt schon fix dazu. Außerdem treffen wir auf zwei Bisonherden und ein paar Dickhornschafe. Die Liard River Hot Springs laden zum Bad ein. Das Wasser ist wahnsinnig heiß. Im Nu ist man entspannt und empfindet völlige Bedürfnislosigkeit. Wir campieren unweit der Quellen unter der Brücke über den Liard River. Es ist nun nicht mehr möglich, mit dem Lagerfeuer zu warten, bis es dunkel wird, da käme man dann nie ins Bett. Km 527/12.372/110.928. Sonnenuntergang 22.35, Sonnenaufgang 4.11.
Yukon MESZ -9 Stunden 0,07 Einwohner/km2
Montag, 10. Juni 19, Tag 37/514, Watson Lake
Yukon ist über 5 Mal so groß wie Österreich und hat 34.000 Einwohner. Davon leben 27.000 in der Hauptstadt Whitehorse. Die Provinz ist also ziemlich dünn besiedelt. Wir passieren Orte mit einer Handvoll Häusern, aber mehreren Campingplätzen, die gerammelt voll mit Wohnmobilen und riesigen Wohnwagen sind. In Watson Lake sehen wir uns den Sign Post Forest an. Hier haben Reisende aus aller Welt in der Heimat abmontierte Wegweiser und Ortstafeln, aber auch Autokennzeichen oder sonstige Tafeln an Bäume und Pfosten genagelt. Es sollen bereits an die 80.000 Schilder sein! Um nicht auf der Rückfahrt die gleiche Strecke zu fahren wie hin, wollen wir von Watson Lake eine Alternativstrecke nach Dawson City nehmen, den Campbell Highway. Dieser ist allerdings über 350 Kilometer nicht asphaltiert, weswegen wir uns in Watson Lake nach dem Straßenzustand erkundigen. Wir hören, dass die Strecke kaum gewartet wird und nach fünf starken Regentagen in der letzten Woche vermutlich stark ausgewaschen sein dürfte. Es siegt die Vernunft über die Neugier und wir entscheiden uns, auf dem Alaska Highway zu bleiben. Am Abend campieren wir zusammen mit Silvia und Stefan aus Deutschland, die mit ihrem LKW ebenfalls bis nach Südamerika wollen. Km 564/12.936/111.492. Sonnenuntergang 23.18, Sonnenaufgang 4.29.
Dienstag, 11. Juni 19, Tag 38/515, Whitehorse
In der Goldgräberzeit pendelten auf dem Yukon River etliche Raddampfer zwischen Whitehhorse und Dawson City. Der letzte Dampfer, die SS Klondike, ist in Whitehorse ausgestellt. Man kann das Schiff auch innen besichtigen. Das ist sehr eindrucksvoll, da noch das gesamte Interieur vorhanden ist, von der Ladung bis zum Rasierpinsel des Heizers. Wir spazieren am Flussufer entlang, sehen uns die alten Häuser an, die man, anstatt sie abzureißen, vom Stadtzentrum hierher transportiert hat. Vor dem Transportation Museum ist als Wetterfahne eine DC-3 aufgestellt, die sich mit dem Wind dreht. Wir verlassen nun den Alaska Highway, um auf dem Klondike Highway nach Dawson City zu fahren. Hier ist sehr wenig Verkehr und es sind kaum mehr Wohnwägen unterwegs. An einem türkisblauen See befreien wir den Zerberus vom ärgsten Schmutz, so gut es halt ohne Putzmittel geht. Wir campieren sehr nett im Wald an einem Flussufer und hauen uns zum Abschluss des Tages zwei riesige Lachssteaks rein. Km 257/13.193/111.749. Sonnenuntergang 23.45, Sonnenaufgang 4.21.
Mittwoch, 12. Juni 19, Tag 39/516, Klondike Highway
Es geht weiter durch eine abwechslungslose bewaldete hügelige Landschaft. Dann und wann sieht man auf den Yukon River, etwa bei den Five Finger Rapids, einer Stelle, wo vier1 Felsen im Fluss und sehr niedrige Wassertiefe häufig Boote auflaufen oder kentern ließen. Mit unseren Gedanken sind wir aber schon beim nächsten Kapitel der Reise, dem Dempster Highway. Er zweigt 40 Kilometer vor Dawson City nach Norden ab und führt nach Inuvik, einer Siedlung weit nördlich des Polarkreises. Voriges Jahr wurde die Verlängerung bis nach Tuktoyaktuk an der Beaufort See fertiggestellt. Es sind hin und zurück 1.800 (eintausendachthundert!) Kilometer Schotterpiste mit sehr eingeschränkten Versorgungsmöglichkeiten. Auch wenn wir gestern in Whitehorse gründlich eingekauft haben, könnten wir noch frisches Brot und Wasser brauchen. Wir fahren daher die 40 Kilometer nach Dawson City, wo auch der Treibstoff vermutlich billiger ist als am Dempster Highway. Denkt man sich die Autos weg, sieht die Stadt aus wie in einem Film, der in der Zeit des Goldrausches spielt: Holzhäuser, nicht asphaltierte Straßen, Holzgehsteige. Näher besichtigen wollen wir Dawson, wennn wir vom Ausflug ans Nordpolarmeer zurück sind. Der erste Eindruck des Dempster Highways ist sehr positiv: Die Straße ist in gutem Zustand, es gibt kaum Schlaglöcher und man kann locker 80 bis 100 fahren, sofern nicht gerade ein langsameres Fahrzeug vor einem ist. Überholen ist nicht möglich, weil einem der Staub die Sicht nimmt und man Steine auf die Windschutzscheibe kriegt, wenn man dem Vordermann zu nahe kommt. Aber es ist ohnehin kaum Verkehr und jeder hält dann und wann an, um die atemberaubende Landschaft zu bestaunen und zu fotografieren. Es geht durch lange und breite Täler und schließlich führt die Straße, wie es sich für einen anständigen Highway gehört, in die Ogilvie Mountains bis auf 1.300 Meter hinauf. Die Nadelbäume werden immer dünner und dann auch niedriger. Bald ist außer einem grünen Flaum kaum mehr Bewuchs da: Taiga! In dieser grandiosen Landschaft finden wir einen windgeschützten Platz, wo wir übernachten. Km 545/13.738/112.294. Sonnenuntergang 00.51, Sonnenaufgang 3.35
Donnerstag, 13. Juni 19, Tag 40/517, Dempster Highway
Nach nur kurzer Fahrt bremst uns dichter Nebel. Über 40 Kilometer gibt es nichts zu sehen, erst dann lichtet sich die Nebelsuppe und wir können die tolle Landschaft genießen: je nach Höhenlage borealer Nadelwald, Taiga oder Tundra. Zu Mittag halten wir am Eagle Plains Hotel, das am Polarkreis und etwa in der Mitte zwischen Dawson City und Inuvik auf einer Anhöhe liegt und neben einfachsten Unterkünften einen Campingplatz, Restaurant, Tankstelle und Werkstatt bietet. Kurz nachdem wir von hier wegfahren, meldet sich die gelbe Ölkontrollleuchte und der Motor mach plötzlich höchst beunruhigende Geräusche. Ich stelle ihn sofort ab und werfe einen Blick unter die Motorhaube. Da ist alles voll Öl! Katastrophe!
1 Es ist uns nicht bekannt, ob es einen fünften Felsen gab bzw. was mit ihm geschehen ist.