1 Sudanesisches Pfund = 0,34 Euro Kurz vor Mittag erreichen wir Wadi Halfa. Bis wir von Bord können, dauert es noch eine ganze Weile, weil jeder vor den Augen eines Grenzbeamten ein Formular ausfüllen muss. Einer nach dem anderen. Nach einer raschen Abfertigung am Zoll bringt uns ein Landrover um teures Geld (5 SP = 1,70 EUR p.P.) in die nahegelegene Stadt. Wir übernachten im Diffentoad-Hotel, das im Gegensatz zum berühmt-berüchtigten Nile-Hotel Zweibett-Zimmer hat. Die Übernachtung kostet 7 SP = 2,30 EUR p.P, ohne Frühstück versteht sich. Das Zimmer ist geräumig, lässt sich sogar versperren (im Gegensatz zur Schiffskabine) und weist an Mobilar zwei Betten auf. Im nahegelegenen Restaurant nehmen wir zusammen mit den fünf Italienern eine Mahlzeit ein. Alles ist frisch gekocht, der Anblick der Küche allerdings nicht für jedermann geeignet. Es gibt sogar drei Gerichte zur Auswahl: Bohnen, ich glaube Linsen und Fleisch, dazu Brot. Das Geschirr ist teilweise halbwegs sauber abgewaschen (es gibt ja genügend Wasser hier, der Nil ist ja nur einen Steinwurf entfernt), Besteck ist unbekannt. Die Bohnen schmecken nicht schlecht, die Linsen oder was es ist - naja, und das Fleisch hat keiner von uns probieren wollen. Am späteren Nachmittag machen wir noch einen Spaziergang durch die Stadt und treffen auf all die Glücklichen, die mittlerweile ihre Fahrzeuge in Empfang nehmen durften. Sie sitzen vor einem anderen Restaurant. Und weils dort so gemütlich ist, essen wir nochmals. Hier gibts Fleisch und Fisch, frisch frittiert. Als es kühl wird, verabschieden wir uns bis morgen. Die anderen dürfen nämlich noch nicht abfahren, weil das Registration Office heute zu hatte. Wir gehen ins Hotel zurück, wo ich für uns sieben Sessel organisiere, auf denen wir im Gang vor unseren Zimmern zusammensitzen. Die Unterhaltung ist ein wenig mühsam, weil die Italiener kaum Englisch können. Dennoch wird's ein netter Abend. Km 0/7.554. Mittwoch, 26. Dezember 7, Tag 34, Wadi Halfa Wir schlafen gar nicht so schlecht auf unseren Pritschen, haben daber doch ein wenig Kreuzschmerzen. Der Vormittag vergeht mit der komplizierten Registrierung auf dem Immigration Office: Nach dem Kopieren der Reisepässe müssen noch fünf Büros aufgesucht werden. Überall müssen wir uns anstellen und warten, denn wir sind ja über 20 Leute. Der Spaß kostet 73 SP = 24 EUR p.P. Zu Mittag essen wir wieder im Restaurant neben dem Hotel. Heute gibts außer Bohnen noch eine Art Gemüsebrei und Fleisch, das diesmal gar nicht so schlecht aussieht. Susi und ich essen zusammen eine Portion von jedem Gericht. Wir haben heute auch eine Gabel mit und es schmeckt uns gar nicht schlecht. Beim Fleisch ist's halt so, dass, wenn man Knochen, Sehnen, Knorpel und Fettbrocken wegtut, kaum was übrig bleibt. Nun erfahren wir, dass der Ponton mit unseren Autos angekommen ist. Während Susi mit zwei Italienern im Hotel bleibt und aufs Gepäck aufpasst, fahre ich mit den drei anderen Italienern zum Hafen.Da noch keine geeignete Rampe zum Runterfahren vom Ponton vorhanden ist, müssen wir warten. Wir sitzen in den Autos und sehen beim Ausladen der Waren zu: Die Schinderei ist unbeschreiblich. Etwa 50 Männer tragen Pakete, Schachteln, Kisten und Säcke ans Ufer und verladen sie in Lastwagen. Während manche Packstücke von Mann zu Mann geworfen werden, sind andere so groß und schwer, dass sie von vier, manchmal gar sechs Männern auf den Schultern getragen werden müssen. Riesige Kühlschränke aus den VAE sind anscheinend der Renner. Vieles, auch Kühlschränke und andere Geräte, wird unsanft zu Boden gestellt oder gar fallen gelassen. Langsam werden wir ungeduldig. Das merkt auch der Kapitän des Schiffes. Der beruhigt uns, indem er uns mitteilt, dass die Autos ohnehin erst morgen abgeladen werden. Da komm ich aber ordentlich in Rage, gebe einen Wortschwall mit wilden Gestikulationen von mir und binde die Taue von meinem Auto los, mit denen es an den Ponton fixiert war. Nun wird uns erklärt, dass es keine Rampe gäbe, die die Autos trägt. Die hölzernen Stege, über die die Waren entladen wurden, sind viel zu schwach. Das ist schwer zu fassen, denn hier kommen jede Woche Autos an, die entladen werden müssen. Mein neuerlicher lautstarker Ausdruck des Missfallens bewirkt, dass der Kapitän den Kutter startet und an einer anderen Stelle neu anlegt. Hier kann er viel näher ans Ufer fahren und hier trauen wir uns auch über die Holzrampen zu fahren. Endlich haben wir unsere drei Fahrzeuge an Land, wir haben über 3 Stunden gewartet. Das Entgegenkommen des Kapitäns und mehrerer Hafenarbeiter, die die Rampen positioniert haben, ist natürlich nicht gratis, sondern kostet 100 SP = 30 EUR. Nun noch durch den Zoll, was relativ unkompliziert von statten geht, da ein Grenzagent die Sache schon vorbereitet hat. Beim Zoll zahlen wir nochmals 71 SP (24 EUR), wobei angeblich eine Autoversicherung inkludiert ist, der Agent kriegt eine freiwillige Spende von 10 Euro, er hat uns viel Arbeit abgenommen, auch gestern schon. Nun geht's ins Hotel, wo sich Susi schon Sorgen gemacht hat, weil sie sich nicht vorstellen konnte, dass Auto abladen so lange dauern kann. Wir verabschieden uns von den Italienern, die bereits am 5. Jänner in Nairobi sein sollen und daher die schnellere, aber landschaftlich eintönige Strecke entlang der Bahn fahren wollen. Wir haben uns entschlossen, die schönere Strecke entlang dem Nil zu fahren. Als wir aus Wadi Halfa rausfahren, ist es schon 17 Uhr und es bleiben nur mehr anderthalb Stunden bis zum Sonnenuntergang. Nach nur ca. 40 Kilometern ist schon wieder Schluss. Erstmals kann man abends kurzärmlig draußen sitzen; wir schlafen heute wieder bequem in unserem Auto. Km 41/7.595. |
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Donnerstag, 27. Dezember 7, Tag 35, zweimal Pech Entlang der Nilstrecke wird die Straße neu gebaut. Teilweise gibt es schon Asphalt, teils noch nicht, aber auch hier gehts mit 80 Sachen dahin, zum Teil muss man noch auf der alten Wellblechpiste fahren, die schon sehr mühsam ist und auf der man nur mit maximal 30 km/h vorankommt. Nach kurzer Fahrzeit treffen wir auf den Japaner, den wir schon vom Hotel kennen. Er fährt seit 1998 mit dem Rad durch die Kontinente; der Sudan ist das 103. Land, das er bereist (www.daisukebike.be). Wir holen ihn auf einem sehr weichen Pistenabschnitt ein und er schwitzt wie ein Schwein. Er freut sich über ein Glas Saft und auch ein Brot nimmt er gerne. Nach einer Stunde treffen wir auf zwei Deutsche und zwei Holländer mit Wohnmobilen, die gesten Mittag in Wadi Halfa abgefahren sind. Mit diesen Fahrzeugen geht's natürlich viel langsamer als mit einem Geländewagen voran. Wir wechseln ein paar Worte und fahren weiter. Als ich momentan das Gefühl habe, unser Auto "schwimmt", sehe ich mir mal die Reifen an und siehe da: einer hat offensichtlich Druck verloren. Wie wechseln das Rad und haben dann auch schnell das Loch gefunden. Wir wollen den Reifen am Abend reparieren. Weiter gehts den Nil entlang durch wunderschöne Dörfer mit Palmen, Gärten und schönen Häusern. Die Schule ist anscheinend gerade aus, Kinder gehen in kleinen Gruppen nach Hause. Im Vorbeifahren sehe ich, wie sich ein Bub nach einem Stein bückt, offensichtlich, um ihn uns nachzuwerfen. Ich stoppe, springe aus dem Auto und die Bande läuft davon. Nur wenig später, vielleicht sogar im selben Dorf, sehe ich, wie ein Lausbub eine Steinschleuder spannt, doch da ist es schon zu spät. Ich sehe im Rückspiegel, dass unsere Heckscheibe ein Loch hat. Ich bleibe sofort stehen, fahre ein paar Meter zurück, um den Übeltäter zu lynchen. Die Meute ist schon auf der Flucht. Ich überlege es mir ohnehin anders, weil es mir unmöglich scheint, den Täter zu erkennen, und setze die Fahrt fort. Nur raus aus dem Dorf, sonst fliegen zum Schluss noch weitere Steine. Doch nach kurzer Fahrt bricht ein Teil der Scheibe in sich zusammen, bisher hat die zersplitterte Scheibe noch in sich gehalten. Wir bleiben stehen und suchen nach Möglichkeiten einer Akutreparatur, denn wenn die Scheibe ganz rausbricht, staubt es unvorstellbar ins Auto. Wir verkleben die Scheibe innen und außen mit Paketkleber in mehreren Schichten, das hält das verbliebene Glas zusammen und dichtet auch das Loch ab. Weil's zu MIttag mächtig sehr große Mücken gibt, fangen wir heute, zwei Tage früher als geplant, mit der Malariaprophylaxe mit Doxycyclin an. Bei Abri besichtigen wir einen wie es scheint sehr alten stufenförmigen Turm. Auf die Frage, wie der heißt, sagt eine Einheimische "Ubasachatrith", aber wer weiß, was das heißt, vielleicht auch "30 Meter hoch" oder "ich mag keine Ausländer". Weiter geht es durch nette Dörfer mit schönen und sauberen Häusern. Die Menschen sind sehr freundlich, alle winken, alle scheinen glücklich auch ohne Strom, Fernseher und Handy. In der Nähe von Delgo finden wir einen Nachtplatz in einem Wadi mehrere Kilometer vom Nil entfernt. Dennoch hören wir die Motoren der Wasserpumpen der Bewässerungsanlagen. Erstmals ist es am Abend so warm, dass man's kurzärmlig verträgt (Bis Assuan brauchte ich eine Weste und zwei Jacken). Nach dem Abendessen repariere ich unseren kaputten Reifen. Km 283/7.878.
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Freitag, 28. Dezember 7, Tag 36, Karima Wir befüllen unseren reparierten Reifen mit 3 bar und hoffen, dass er den Druck hält. Schon kurz vor Kawa beginnt der Asphalt. In Kawa wollen wir uns den Tempel ansehen, finden aber außer einer Absperrung nichts Spektakuläres. Mehrere Archäologenteams des British Museum sind an der Arbeit. Von einer amerikanischen Teamleaderin erfahren wir, dass der Temple of Kawa noch nicht ausgegraben ist und nur einige Säulen aus dem Sand ragen. Wir sehen den Arbeiten mit Schäufelchen und Pinsel eine Weile zu und begeben uns wieder auf die Asphaltstraße. Ich kontrolliere den Druck im reparierten Reifen, stelle fest, dass der Druck gehalten hat und tausche ihn wieder gegen das Reserverad aus. Er muss sich auch auf der Straße bewähren. Die Straße von Dongola bis Karima, die das Nilknie abkürzt, führt durch öde Wüstenlandschaft. Sie ist mit Ausnahme eines längeren Stückes in der Mitte fast durchgehend asphaltiert. In diesem Mittelstück wird gerade gearbeitet und man wird immer wieder von der Straße abgeleitet. Danach muss man sich wieder einen Weg auf die Straße suchen. Einmal bleibe ich beim Versuch, wieder auf die Straße zu kommen, im Weichsand stecken, wir haben schließlich wieder Straßendruck in den Reifen. Als ich gerade die Sandbleche abschraube, kommen die zwei Schweizer im Landrover vorbei, die wir von der Fähre kennen. Die ziehen uns natürlich sofort heraus. Am Nachmittag, das Thermometer ist übrigens auf 37 Grad geklettert, kommen wir nach Karima, wo wir schon von weitem die Pyramiden sehen. Leider sind von den ursprünglich an die 20 nur mehr fünf oder sechs in gutem Zustand erhalten. Die sind aber wunderschön, viel kleiner und auch viel steiler als die Pyramiden von Gizeh. Sie befinden sich westlich des Jebel Barat, einem großen Sandsteinberg am Rande der Stadt Karima. An seinem Fuß befinden sich die Reste des Amuntempels. Etwa zehn Kilometer nilabwärts sehen wir uns in El Kurut interessante Gebäude am Friedhof an und machen einen Spaziergang durch das Gelände, an dem sich die Gräber mit den bekannten Fresken befinden. Es ist auch gleich einer mit dem Schlüssel zu den Gräbern zur Stelle, doch wollen wir die geforderten 50 Pfund (17 Euro) nicht bezahlen. Im Dorf halten wir die Augen nach einem Bäcker offen, finden aber keinen. So halte ich an einem Platz, wo sich viele weiß gekleidete Männer versammelt haben. Ich erfahre, dass es sich um eine Hochzeitsgesellschaft handelt. Die Leute sind sehr freundlich, laden uns zum Essen, Trinken, Mitfeiern ein. Doch Susi ist schon recht müde und wahrscheinlich ist es schwierig, wegzukommen, hat man die Einladung angenommen. Wir kriegen aber reichlich Brot, dazu noch zwei obersupergute Sandwiches, gefüllt mit einer warmen Mischung aus Kartoffelsalat und Fleisch, und natürlich Tee. Es wird uns auch noch der Bräutigam vorgestellt; die Braut ist noch nicht da. Zahlen lässt man sich natürlich nichts und so verabschieden wir uns mit einem Schwall von Dankesworten und Glückwünschen für das Paar. Km 341/8.219. |
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Samstag, 29. Dezember 7, Tag 37, 2 x Nilfähre Die beiden Internetcafes in Karima, die gestern Abend schon zu hatten, haben heute in der Früh noch zu. Bei den Pyramiden schießen wir noch ein paar Fotos in der Morgensonne, dann gehts ab Richtung Nilfähre. Auf dem Weg dorthin kommen wir zur neuen Brücke über den Nil, doch die wir erst in zwei Tagen (!) eröffnet und wir dürfen nicht drüberfahren, die Polizisten lassen sich nicht erweichen. Vor der Fähre warten wir eineinhalb Stunden, bis wir drankommen (16 SP = 5,30 EUR). Dann, endlich drüben in Merowe, sehen wir uns die Pyramiden von Nuri an, es sollen an die 60 gewesen sein, leider sind nur mehr wenige als Pyramiden erkennbar, und auch diese befinden sich in schlechtem Zustand. Die Zufahrt zur antike Stätte von Ghazali finden wir nicht, wir möchten uns auch nicht mit einer längeren Suche aufhalten und fahren auf der neuen Straße direkt nach Atbara, das nächste Nilknie abkürzend. Der Asphalt ist 1A, aber dennoch kommt unser Toyo nicht so recht in Fahrt. Hat der viele Feinstaub aus den Fesch-Fesch-Löchern der Pisten der vorigen Tage den Luftfilter verdreckt? An einer Tankstelle wasche ich den Filter gründlich aus und unser Landcruiser dankt es uns promt: Schon um 15 Uhr kommen wir gegenüber von Atbara am Nil an. Die Straße endet urplötzlich vor der Baustelle der Nilbrücke. Also wieder Fähre, haben wir uns eh gedacht. Wir haben Koordinaten der Fähre aus dem Bradt-Reiseführer, doch hier ist keine Fähre. Etwas mühsam finden wir sie dann, aber sie ist kaputt und man schickt uns noch ein Stück weiter, wo es eine zweite Überfahrtsmöglichkeit geben soll. Gibt es auch. Doch der Andrang ist enorm. Ca. an vierter oder fünfter Stelle stehen die Schweizer, dahinter die Franzosen, die wir schon einmal getroffen haben. Sie haben bisher schon drei Stunden gewartet. Wir lassen uns vom "Manager" registrieren, damit es schön nach der Reihe der Ankunft geht und machen dann das beste draus, indem wir uns unter einen Baum setzen, ein wenig lesen, ein Häppchen essen. Auch wenn es jedesmal 50 bis 60 Minuten dauert, bis die Fähre wieder da ist, und jedesmal nur 4 oder 5 Autos draufgehen, geht's dann doch schneller als gedacht und um halb 7 sind wir drüben. Wir fahren noch ein Stück aus der Stadt hinaus und campieren. Km 394/8.613.
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Sonntag, 30. Dezember 7, Tag 38, Pyramiden und Tempel: Meroë, Mussawarat Bei Tageslicht sehen wir, dass wir auf einem freien Areal inmitten von Feldern übernachtet haben, beinahe umzingelt von Bewässerungskanälen. Nur mühsam finden wir einen Weg auf die Fernstraße, die wir, wie der Name schon sagt, in der Ferne sehen, noch dazu, wo der Bruch eines Bewässerungsrohres den Weg auf mehreren hundert Metern in einen See verwandelt hat. Endlich auf der Straße, gibts gleich wieder einen Stopp, nämlich eine Polizeikontrolle und gleich danach eine Mautstelle. Bis Khartoum bezahlen wir 7,50 SP (2,50 EUR), was sich jedenfalls bezahlt macht, da die Straße tip top ist, der Belag fast makellos und fast keine Eselskarren und Schafherden die Fahrt einbremsen. Wie auf Schienen gehs bis Meroë, die Pyramiden sind schon von der Straße sichtbar. Das Ticket kostet 10 USD (7 EUR) p.P. Um Susi eine Freude zu machen, miete ich zwei Kamele, die uns durch die weitläufige Anlage tragen sollen (zusammen 10 SP = 3 EUR). Hier hat man ab den sechziger Jahren vor allem mit ostdeutscher Hilfe Pyramiden und ihre Vortempel restauriert. Wir finden es lustig, dass wir um größten Land Afrikas fast täglich Bekannte treffen. Als wir gerade abfahren, kommen die Schweizer an und wir werden sie im Lauf des Tages zwei weitere Male treffen. Auf der Fernstraße geht es weiter bis nach Shendi, von wo wir nach Mussawarat abbiegen wollen. Wir denken schon, wir hätten den Abzweig versäumt, doch da kommt ein Wegweiser (N16 32.341 E33 12.250). Auf einem Pistchen geht es etwa 20 Kilometer vom Nil weg, durch nette Savannenlandschaft. Wir bezahlen neuerlich 10 USD p.P. und besichtigen zuerst die unspektakulären Ruinen des Elefantentempels und dann den, wiederum mit deutscher Hilfe restaurierten Löwentempel. Im Inneren befinden sich Säulen, die an den Karnak-Tempel in Luxor erinnern, viel kleiner zwar, aber sehr beeindruckend. Sowohl an den Innen- als auch an den Außenwänden befinden sich recht schöne Darstellungen von Tieren und ägyptischen Göttern und Pharaonen. Etwa zehn Kilometer entfernt befindet sich die antike Stätte von Naqa, wo wir nach Bezahlung der üblichen 10 USD p.P. zwei Tempel ansehen. Wiederum sehr schön. Leider macht Susi die Wärme etwas zu schaffen. Das Thermometer zeigt als heutige Maximaltemperatur 39,8 Grad an. Ich find's recht angenehm, bin aber auch der Meinung, dass wir für heute genug Kultur hatten und die Ausgrabungen von Wad Bou Naqa auslassen. Wir fahren also zurück auf den "Highway" und erreichen auf diesem rasch Khartoum. Wir wollen in der riesigen Stadt übernachten - der Reiseführer gibt 6 Millionen Einwohner an! - und haben dazu drei Koordinaten: Das Hotel Akropol, das aber sehr teuer sein soll, den Blue Nile Sailing Club, einen Campingplatz direkt am Blauen Nil, und einen als sehr schön und günstig beschriebenen Campingplatz am südlichen Stadtrand. Wir entscheiden uns für letzteren, vor allem, weil der nicht direkt am Fluss gelegen ist. Es gelingt uns problemlos, die Stadt zu durchqueren, auch wenn der Verkehr chaotisch ist, wie wir es selten erlebt haben (und wir haben schon ordentlich was erlebt diesbezüglich). Die Zufahrt zum Campingplatz ist dann nicht ganz so leicht zu finden, dann aber doch, aber den Campingplatz gibt es nicht mehr, wie es dort aussieht schon lange nicht mehr. Da wir nicht wieder ins Stadtzentrum reinfahren wollen, suchen wir uns in der Nähe einen Nachtplatz. Das sieht zunächst recht schwierig aus, denn links von der Fernstraße gibts Gärten bis zum Nil und rechts davon endlos Slums. Doch dann weichen die Slums zurück, ein Industrieviertel scheint hier zu beginnen und dann auf einmal ist da ein Areal, auf dem einmal Häuser gebaut werden. Die Zufahrtsstraßen sind schon asphaltiert, auch Stromleitungen sind schon vorhanden, nur halt keine Häuser. Wir stellen uns da mitten rein und sind unbehelligt (N15 28.926 E32 38.142). Km 429/9.042. |
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Montag, 31. Dezember 7, Tag 39, Khartoum Wir können es kaum glauben, dass wir mitten in der Stadt einen derart ungestörten Nachtplatz hatten. Zwar fahren in Sichtweite Mopeds, Autos, Laster, Eselkarren und gehen Leute, doch niemand nimmt von uns Notiz, als wir beim Frühstück sitzen. Leider müssen wir nochmals in die Stadt hinein; verschiedene Verrichtungen zwingen uns dazu. Zuerst wechseln wir Geld. Mit Euro haben die Banken keine Freude, US-Dollar sind leichter loszuwerden. Dann nützen wir die Möglichkeit, in einem gut sortierten Supermarkt einzukaufen. Unter anderem kaufen wir dänische Kuhmilchbutter, denn mit der Ziegen- oder Schaf(?)milchbutter, die es überall gibt, hatten wir keine besondere Freude. Nun kaufen wir noch Obst und Gemüse (viel teurer hier als in Ägypten), gehen endlich mal wieder in ein Internetcafe, kaufen Motoröl für den morgen fälligen Ölwechsel und lassen unsere Heckscheibe reparieren. Das dauert natürlich ein Weilchen, bis wir einen Glaser gefunden haben (das Mechanikerviertel lieg bei N15 35.348 E32 31.236). Wir lassen auch hier Plexiglas reinmachen. Auch wenn diese Scheibe wesentlich besser passt als die Seitenscheibe nach dem Gasflaschenunglück, so sind wir halt nur teilzufrieden, weils viel Silikon braucht, bis es zumindest blickdicht ist. An Wasser wollen wir hier ja noch nicht denken. Nun noch vollgetankt (Diesel 1,01 SP = 0,34 EUR, Benzin übrigens 1,54 SP = 0,51 EUR) und dann schnell wieder raus aus dem Straßenverkehrschaos. Im Sudan wird im Gegensatz zu Ägypten kaum gehupt. Man fährt einfach nur und Vorrang hat, wer zuletzt bremst. Wir kommen noch gut 200 Kilometer Richtung Gedaref. Anfangs ist ausgesprochen viel Verkehr, besonders die vielen ultralangen LKW-Züge sind lästig. Die sind gut 30 Meter lang, man stelle sich einen Sattelschlepper vor, an den ein Anhänger gleicher Länge dran ist. Da brauchts beim Überholen natürlich ein wenig länger und es passiert anfangs, dass man vom entgegen kommenden Fahrer schon die Pupillen sieht und der LKW ist noch immer nicht zu Ende. Zudem ist die Straße stellenweise schlecht. Ist eh kein Wunder, wenn sie uns bei den Mautstellen ständig durchwinken und kein Geld wollen. Nachdem wir in Wad Medani den Blauen Nil überqueren, ist es völlig eben und auch weit weg vom Fluss anscheinend sehr fruchtbar, nur derzeit ist alles braun vertrocknet. Erst die Regenzeit bringt wieder Grün. Unser Silvesterdinner besteht aus Bratwürstel mit Sauerkraut und Bratkartoffeln, zum Nachtisch Orangen und Bananen. Jetzt um 20.45 Uhr, als ich diese Zeilen schreibe, hat es noch 32 Grad. Erfreulicherweise gibt es kaum Mücken, nur hunderte kleine Heuschrecken, die einen dauernd anspringen. Ist ein bisschen lästig, aber harmlos. Sie springen auch ins Essen, natürlich auch ins Auto, auch auf der Computertastatur sitzen dauernd welche und ich muss aufpassen, dass ich nicht andauernd matschige Finger habe. Ob wir bis Mitternacht aufbleiben, ist noch fraglich, denn es ist sehr stark windig, beinahe stürmisch. Km 327/9.369. Dienstag, 1. Jänner 8, Tag 40, Neujahr Erfreulicherweise ist es in der Früh fast windstill. Doch der Sturm hat ziemlich abgekühlt: Es hat nur 13 Grad. Doch kaum ist die Sonne aufgegangen hat es schon wieder über 20 und am späten Nachmittag werden wir 41 messen. Heute ist es Zeit für den schon ein wenig überfälligen Motorölwechsel. Das Öl, das wir gekauft haben, ist grünlich-schwarz, sieht fast wie ein Mix mit Altöl aus. Doch die Kanister sind originalverpackt und zudem noch versiegelt. Bis Gedaref ist die Straße noch ziemlich schlecht, danach ist kaum mehr Schwerverkehr unterwegs und die Staße ist wie neu. Wir zahlen auch mal wieder 5 SP (1,67 EUR) Roadtax. Im Grenzort Gallabat tanken wir nochmals, denn der Sprit in Äthiopien ist teurer als im Sudan. Die Abfertigung dauert eine Stunde, weil der Zollbeamte, der sich mit dem Carnet auskennt, grad nicht da ist. Kurz vor der Grenze ist der Asphalt aus und wir hoppeln auf einem rumpligen Weg über die Brücke über einen ausgetrockneten Bach. |