Queensland MESZ + 8 Stunden 2,7 Einwohner/km2
Outback und Brisbane
Freitag, 26. Mai 17, Tag 52/355: Mount Isa
Mount Isa ist eine Bergbaustadt, schon von Ferne sieht man die Schlote, deren schwarze Abgase in der morgendlichen Inversionslage vom Wind horizontal über viele Kilometer getragen werden. Google sei dank finden wir auf Anhieb die Kfz-Zulassungsstelle, doch es ist nicht möglich, die erhoffte Haftpflichtversicherung abzuschließen. Die Dame am Schalter schreibt mir aber vier Versicherungsagenturen auf, bei denen man online abschließen kann. Das versuche ich auch, es funktioniert aber nicht, weil ich in Queensland keinen Hauptwohnsitz habe, weil das Auto nach dem Kauf zum Wohnmobil umgebaut wurde, oder weil der Sprinter nicht in der jeweiligen Fahrzeugdatenbank enthalten ist. Also schicke ich jeder Versicherung ein Mail und hoffe auf Antwort. Wir tanken den Zerberus auf und müssen feststellen, dass wir für die 1.167 Kilometer von Alice Springs bis hierher 210 Liter Diesel benötigt haben. Anscheinend hat der stets herrschende Gegenwind für den unglaublichen Verbrauch von 18 Litern geführt. Bei einem Reifenhändler haben wir Glück und wir bekommen einen BF Goodrich. Wir sind nun wieder mit sechs gesunden Reifen unterwegs, vier davon haben sogar die gleiche Größe. Vom Aussichtsberg haben wir beim Mittagessen einen interessanten Blick auf die Stadt und die Bergbauindustrieanlagen. Die Straße führt nun zunächst durch hügeliges Gelände, bietet aber bald wieder den gewohnten Busch und ab der Kleinstadt Cloncurry über hunderte Kilometer flaches Weideland, alle zirka 100 Kilometer ein Dorf, eines armseliger als das vorige: McKinday, Kynuna, Weiler mit ein paar ärmlichen Blechhäusern, einem herunter gekommenen Motel mit Kneipe und Tankstelle. Wie schon gestern überfällt uns nach Sonnenuntergang eine Invasion winziger Mücken, die zwar nicht stechen, aber überall hinfliegen und -kriechen. Sie schwirren zu hunderten im Wohnmobil an der Decke, fliegen einem ins Gesicht, kriechen in Augen, Nase und Ohren, sind im Nu eingeatmet, krabbeln unter Ärmel und Hosenbeinen, stürzen sich todesmutig in Pfanne und Kochtopf, landen auf dem Essen, auf dem sie kleben bleiben. Das ist doch ein wenig nervig! Km 511/6.424/68.814.
Samstag, 27. Mai 17, Tag 53/356: Winton, Longreach
Der Tag beginnt mit einer Polizeikontrolle. Gut ein Dutzend Polizisten lassen jeden Fahrer ins Röhrchen Blasen (schon wieder!) und kontrollieren die Papiere. Das ist in unserem Fall spannend, weil wir nicht wissen, ob unsere temporäre Fahrzeugregistrierung aus dem Northern Territory in Queensland gilt oder nicht. Der Polizist weiß es auch nicht, berät sich mit Kollegen und lässt uns schließlich weiterfahren. In dubio pro reo wahrscheinlich. Die Attraktion von Winton, einem verschlafenen, aber sehr sympathischen Städtchen, ist Arno's Wall, eine Mauer, in die der Künstler alltägliche Gebrauchsgegenstände eingemauert hat: Teller, Mixer, Näh- und Schreibmaschinen, Fernseher, Maschinenteile, Rasenmäher, Radkappen, Räder, sogar ganze Motorräder, und, und, und. Am Stadtrand gibt es dann noch den Musical Fence, einen Zaun aus fünf übereinander verschieden stark gespannten Eisendrähten, auf denen man Musik machen kann. Daneben befindet sich ein Schlagzeug aus Schrottteilen. Die kleine Stadt Longreach gilt als Geburtsort der Fluglinie Qantas. Hier steht eine Boeing 747, ein Jumbo-Jet, sehr beeindruckend in der Landschaft. Zum Preis einer Disneyland-Tageskarte könnte man den Flieger besichtigen und gegen eine Aufzahlung könnte man auf einer Tragfläche herumlatschen. Wir sparen uns das, da der Jumbo-Jet ohnehin nicht zu übersehen ist und von innen haben wir schon einen gesehen. Zwölf Stunden lang sogar. Ein paar Kilometer weiter, in Ilfracombe überrascht uns die Machinery Mile, eine Ausstellung unzähliger liebevoll restaurierter alter landwirtschaftlicher Maschinen und Fahrzeuge, die neben der Straße über geschätzt einen halben Kilometer aufgereiht sind. Auf der Fahrt am Capricorn Highway den südlichen Wendekreis entlang nach Osten geht es zunächst wieder durch Weide- und Buschland, später gibt es auch Wälder, es wird hügelig. Km 609/7.033/69.423.
Sonntag, 28. Mai 17, Tag 54/357: Blackdown Tableland
Das angeblich größte Gemälde der südlichen Hemisphäre, eine Kopie eines Vincent Van Gogh-Blumenbildes im Park von Emerald, erstrahlt leider nicht in der Morgensonne, sondern liegt im Nebel. In Emerald können wir zusehen, wie im Tagbau gewonnene Kohle auf unendlich lange Güterzüge verladen wird, um zur Küste gebracht zu werden (Australien ist der weltweit größte Kohleexporteur). Wir machen einen Abstecher in den Blackdown-Tableland-Nationalpark, der sich auf einem 600 Meter hohen Plateau befindet. Die laut Reiseführer abenteuerliche Auffahrt ist entschärft, weil asphaltiert. Von oben genießt man einen schönen Blick über die Ebene darunter. Hier gibt es Nadelbäume, die an Föhren erinnern, darunter aber Palmen und Farne. Im Zentrum des Parks fließt ein Bach, dessen Wasser im Lauf der Zeit kreisrunde Löcher in den Sandstein gebohrt hat: Potholes. Ein sehr schöner Platz! Vor Rockhampton biegen wir nach Süden ab und übernachten in Theodore auf einem schön an einem Fluss gelegenen Gratis-Campingplatz. Km 534/7.567/69.957.
Montag, 29. Mai 17, Tag 55/358: Brisbane
Zuerst denken wir, es ist eine riesige Sanddüne, erst später erkennen wir, dass es eine Wolke ist: Kilometerlang, schwer zu schätzen, aber vielleicht hundert Meter hoch, auf dem Boden aufliegend, weiß mit einem leichten Gelbstich und total glatt begrenzt. So etwas haben wir noch nie gesehen! Die Weideflächen werden weniger, Felder überwiegen. Riesige Felder, deren anderes Ende nicht zu erblicken ist. Die Mittagsrast auf dem Aussichtsberg In Toowoomba fällt recht kurz aus, denn es weht ein ungemütlich kalter Wind. Am Nachmittag sind wir in Brisbane und sehen vom Mount Coot-tha auf die Stadt mit viel Grün und einer Handvoll Wolkenkratzer in der City. Nach einem frustranen Versuch, im Zentrum einen Parkplatz zu finden, wollen wir aus der Stadt raus fahren, finden dann aber in einem Wohnviertel neben einem Spielplatz einen Parkplatz. Gleich daneben ist ein Bahnhof, von wo wir morgen mit dem Zug ins Zentrum fahren werden. Km 590/8.157/70.547.
Dienstag, 30. Mai 17, Tag 56/359: Brisbane
Wir fahren mit dem Zug zur Central Station und machen einen Stadtrundgang durch die City. Wir mögen Brisbane auf Anhieb, denn die Stadt besticht durch viel Grün und ein wunderbar harmonisches Nebeneinander von alten Gebäuden und modernen Hochhäusern. Über eine Fußgänger/Radfahrer-Brücke überqueren wir den Brisbane River und sind begeistert von den South Banks, wo tolle Parks, Spielplätze, Schwimmbäder und Restaurants abwechseln. Zurück zum Zerberus geht es mit einer Flussfähre. Da der Brisbane-River in Mäandern verläuft, liegt praktisch alles irgendwie am Fluss und so sehen wir viele Sehenswürdigkeiten nochmals im Schnelldurchlauf. Wir fahren noch hundert Kilometer nach Norden aus der Stadt bis zu den Glasshouse Mountains, die sich abrupt aus der Küstenebene erheben. Km 103/8.260/70.650.