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New Mexiko     MESZ -8 Stunden

Dienstag, 14. Juni 22, Tag 21/675: White Sands Nationalpark

Etwa 60 Kilometer nördlich von El Paso, bereits in New Mexico, befindet sich das White Sands Missile Testcenter, wo seit Jahrzehnten Rakteten und Marschflugkörper getestet werden. Vor dem Gelände stehen etliche dieser Dinge harmlos arrangiert herum. Am Abend sehen wir uns noch den White Sands Nationalpark an, in dem es weiße Dünen aus Gipssand zu sehen gibt. Im Gegensand zum in anderen Wüsten vorkommenden Quarzsand, wird der Gips durch Sonneneinstrahlung nicht heiß, man kann barfuß drauf gehen, obwohl den ganzen Tag die Sonne draufgebrannt hat. Der Sonnenuntergang in dieser völlig irreal aussehenden Landschaft ist ein Erlebnis. Wir übernachten am Ufer des Lake Holloman. Km 284/5.632/149.248.

Mittwoch, 15. Juni 22, Tag 22/676: Albuquerque

Wir halten kurz am Museum of Space History In Alamorordo, vor dem allerlei Raketen- und Flugzeugteile herumstehen, dann geht es zügig nach Albuquerque, wo es eine Mercedes-Werkstatt gibt. Klaus von Mercedes Linz hat uns schon die Teilenummer des benötigten Ventilators durchgegeben und in Erfahrung gebracht, dass das Teil zumindest in Zentrallagern in der USA verfügbar ist. Wir staunen dann aber nicht schlecht, als die kleine Mercedes-Werkstatt in Albuquerque das Teil lagernd hat. Einen Termin für den Einbau zu bekommen ist nicht ganz so leicht, vielleicht heute Abend, sonst morgen Früh könnte jemand Zeit haben. Wir müssen mit drei Stunden Reparaturdauer und Kosten von 560 Dollar rechnen. Ich bin entsetzt, denn der Ventilator ist nur mit einer (!) Schraube befestigt, das kann niemals drei Stunden dauern. Ich kaufe den Ventilator und wir suchen uns eine Werkstätte, die das schneller und günstiger erledigt (der Ersatzteil-Verkäufer hat uns einen Tipp gegeben). Dort hat man zwar auch nicht gleich Zeit, wir sollen in eineinhalb Stunden wiederkommen, kein Problem, es ist ohnehin Zeit für's Mittagessen, dann bauen die uns den Ventilator in einer halben Stunde ein und der Spaß kostet "nur" 156 Dollar. Drei Stunden nach Ankunft in Albuquerque sind wir wieder voll mobil, was für ein Glückstag heute! In der Altstadt, in der man sich eher in Mexiko wähnt als in den USA, sehen wir uns die Kirche San Felipe de Neri auf der baumbestandenen Plaza an. Da wir jetzt wieder Bergstraßen befahren können, wollen wir auf den 3.163 m hohen Sandia Peak östlich der Stadt. Die Straße führt bis zum Gipfel. Theoretisch. Denn in der Praxis ist sie ab 1.600 m wegen Waldbrandgefahr gesperrt. Und auch das auf dem Weg liegende Tinkertown-Kuriositätenmuseum, das wir uns ansehen wollten, hat zu. In einem National Forest vielleicht zehn Kilometer zurück soll es schöne Campinggelegenheiten geben. Aber auch dieses Areal ist gesperrt. Wir übernachten auf dem Parkplatz der Rangerstation. Ein von einer Tour zu seinem Auto zurückkommender Radfahrer schenkt uns zwei kalte Bier. Anscheinend hat hier jeder einen Kühlschrank im Auto. Km 465/6.097/149.713.

Donnerstag, 16. Juni 22, Tag 23/677: Acoma Pueblo, El Morro

Wir befinden uns auf etwa 1.600 Metern Seehöhe und heute Nacht mussten wir die dicken Decken rausholen, denn es hat von 32 Grad am Abend auf 15 Grad in der Nacht abgekühlt. Innerhalb von zwei Stunden nach Sonnenaufgang hat es aber schon wieder über 30. Heute wollen wir uns den landschaftlichen und archäologischen Sehenswürdigkeiten westlich von Albuquerque widmen. Da ist zunächst das am Stadtrand gelegene Petroglyph National Monument, wo es auf schwarzgrauen Vulkansteinen hunderte bis zu tausend Jahre alte Felszeichnungen zu sehen gibt. Kurze Wanderwege führen zu den schönsten Stellen, am Boca Negra Canyon auch auf einen Berg hinauf. Hundert Kilometer weiter gibt es einen solitären Felsen, der aus der Ebene ragt und auf seinem Plateau ein Dorf trägt, das seit weit über tausend Jahren bewohnt ist, Acoma Pueblo. Leider kann man das Dorf nicht besuchen, da die indigenen Einwohner jetzt während der Pandemie nicht täglich hunderte oder gar tausende Besucher empfangen möchten. Und nochmals hundert Kilometer weiter sehen wir uns das "Gästebuch" am El Morro an. An einem markanten, knapp hundert Meter aufragenden Felsabbruch finden sich hunderte Felsgravuren, die ersten von Ureinwohnern, dann von spanischen Eroberern (16. - 18. Jhd.) und schließlich von englischen Pionieren des 19. Jahrhunderts, von denen sich viele mit kunstvoller Schrift verewigt haben. Wir übernachten auf der kostenlosen Campsite des El Morro National Monument. Es sind nur wenige Leute da, einer scheint aber hier dauerhaft zu wohnen. Km 270/6.367/149.983.

Freitag, 17. Juni 22, Tag 24/678: Malpais National Monument, 150.000 Kilometer von zu Hause

Leider wird der Zugang zum El Morro erst um neun wieder aufgesperrt, da ist der Aufstieg schon ziemlich schweißtreibend. Es führt ein schmaler Pfad nach oben, von wo sich ein schöner Ausblick auf die Ebene darunter auftut. Ruinen zeigen, dass der Felsen früher bewohnt war. Der Fels ist mal weiß, dann rot, gelb und grau, es wachsen Unmengen von Kakteen hier, viele blühen, es gibt Eidechsen, Vögel, riesige Insekten und Wüstenhunde, die an Murmeltiere erinnern. Den Rest des Tages verbringen wir im Malpais National Monument, einem wüstenartigen Nationalpark mit großen Lavafeldern, kleinen Vulkankratern, Höhlen und zylinderförmigen Löchern im Boden. Hier spulen wir den 150.000-sten Kilometer unserer Weltreise ab! Am Nachmittag fängt es an zu regnen (der erste Regen seit Florida) und es kühlt auf unter 20 Grad ab. Wir übernachten in Bernalillo, etwa 25 Kilometer nördlich von Albuquerque, auf einem Walmart-Parkplatz. Km 328/6.695/150.311.

 

Samstag, 18. Juni 22, Tag 25/679: Santa Fe

Wir sehen uns das weitläufige Freilichtmuseum Rancho de las Golondrinas an, ein ganzes Dorf mit historischen Gebäuden, Ranch, Kirche, Schule, Schmiede, Mühle, Laden, ..., die alle möbliert und mit alten Geräten ausgestattet sind. Traditionell gekleidete Darsteller schmieden Eisen, weben Teppiche, bearbeiten Holz usw. Sehr nett und erstaunlich authentisch! Zur ärgsten Mittagshitze sind wir in New Mexicos Hauptstadt Santa Fe, wir spazieren durch die Canyon Road, eine kurze Straße, in der sich an die hundert Kunstgalerien befinden, die großteils ihre Werke auch im Freien ausgestellt haben, und flanieren über die von vielen Bäumen beschattete Plaza bis zur Franz-von-Assisi-Kathedrale. Fast alle Häuser der Stadt sind als Lehmbauten im Adobe-Stil errichtet. Zirka 50 Kilometer nördlich von Santa Fe befindet sich die aus Lehmziegeln erbaute Wahlfahrtskirche Santuario de Chimayo. In einer angebauten Kapelle haben Gläubige tausende Fotos von Menschen aufgehängt, für die man beten soll. Durch eine niedrige Tür geht es in den Holy Dirt Room. In einem Loch im Boden befindet sich die Heilige Erde, eher Sand, würde ich meinen, die man auf schmerzende Körperstellen massieren soll. Die Gläubigen machen das auch und an die hundert Krücken an der Wand der Kapelle zeugen davon, dass sogar Heilungen geschehen. Hundert Meter weiter gibt es eine weitere Kirche, die Santo Niño, dem heiligen Kind geweiht ist. Wieder sind die Wände voll von diesmal Kinderfotos und an der Decke hängen hunderte Paar Kinderschuhe. Wir übernachten auf einem großen Parkplatz neben der Straße nach Taos auf 2.200 Metern. Km 207/6.902/150.518.

Sonntag, 19. Juni 22, Tag 26/681: Taos

Stellt euch vor, ihr fliegt nach Ägypten und die Pyramiden sind zu. So etwas auf die Art passiert uns heute. Aber vielleicht von Anfang an: In Ranchos de Tao sehen wir uns die schöne Lehmziegelkirche Francisco de Asis an. Taos selbst ist am Sonntagvormittag wie ausgestorben. Wir spazieren eine Runde über die Plaza, auch in Taos sind alle Gebäude im Adobestil errichtet. Ein paar Kilometer außerhalb befindet sich Taos Pueblo, ein zum Weltkulturerbe erklärtes und heute noch von Indios bewohntes Dorf mit zweistöckigen, ineinander verschachtelten Adobebauten aus dem 13. Jahrhundert, die Sehenswürdigkeit New Mexicos! Das wollen wir uns heute ansehen. Geht aber nicht, weil zu. Man kommt nicht einmal auf Sichtweite heran, weil die Zufahrt schon kilometerweit vorher abgesperrt ist. Nur Bewohner kommen rein. Wie wir erfahren, ist der Grund für die Schließung die Corona-Pandemie. Die 150 Einwohner wollen sich vor den täglich tausenden Touristen schützen. Ok, versteht man natürlich. Also auf zum nächsten Ziel. Wir queren den Rio Grande auf der mit 200 Metern dritthöchsten Brücke der USA und sehen uns die Earthships an, so nennen sich die knapp hundert, seit den 80er-Jahren aus recyceltem Material wie Autoreifen und Getränkedosen gebauten, energie- und wasserautarken "Häuser", von denen viele auf drei Seiten mit Erde bedeckt sind und sich selbst kühlen. Während weitere Earthships in Bau sind, scheinen die ersten schon stark renovierungsbedürftig. Die heißen Tage sind nun endgültig vorbei, wir holen lange Hosen, Socken und Westen hervor.

Hübsches Tor.

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