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Übersicht 17. Etappe

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   Zentral-Mexiko         1 EUR = 19 Pesos      Diesel 1,30 EUR

Sonntag, 29. Jänner 23, Tag 15/729: Mazlatan       MEZ - 8 Stunden

Nach einer ruhigen, 14-stündigen Überfahrt kommen wir am Vormittag im Hafen von Mazlatan an, der geschützt in einer von zwei großen Felsen begrenzten Bucht liegt. Die Stadt ist (wahrscheinlich nur heute am Sonntag) ruhig und entspannt und gefällt uns sehr. Es kommt uns so vor, als wären wir jetzt im "richtigen" Mexiko angekommen. Wir finden sogar einen Parkplatz im Zentrum, sehen uns die Kathedrale und die Plaza Machado mit der riesigen Statue eines Piraten an. Wir besuchen noch zwei kleine Museen, das Museum of Arts mit einer kleinen Ausstellung zeitgenössischer Malerei und das archäologische Museum, das völlig lieblos ein paar unbeschriftete und teils grausliche Exponate zeigt. Auch in Mazlatan zieren viele Skulpturen die Uferpromenade. An einem großartigen Küstenabschnitt sechzig Kilometer nördlich der Stadt weisen am Strand liegende schwarze Vulkanfelsen über tausend Jahre alte Petroglyphen auf. Ein Führer zeigt uns die besten Felsgravuren, die oft Spiralen, aber auch Sonnen, Menschen und Gesichter zeigen. Es ist kaum zu glauben, dass die Petroglyphen hier am Strand so lange überdauert haben. Am nördlich anschließenden langen und einsamen Sandstrand genießen wir den Rest des Tages. Ich gehe auch erstmals baden, denn das Wasser ist hier deutlich wärmer als zuletzt. Km 76/3.290/162.246.

Montag, 30. Jänner 23, Tag 16/730: San Blas, 2 Jahre auf Weltreise !!!

Mexikanische Autobahnen sind eine teure Sache: Für 290 Kilometer bezahlen wir heute bei sechs Mautstationen insgesamt 1.025 Pesos (54 Euro). Auf der parallel zur Autobahn verlaufenden "freien" Straße zu fahren, ist keine echte Alternative, denn während es auf den Autobahnen nur wenig Verkehr gibt, weil sich die Maut nur wenige leisten können, und man daher rasch vorankommt, führt die "Libre" durch Ortschaften, es sind viele, auch langsame, Fahrzeuge unterwegs und man riskiert in jedem Dorf seine Stoßdämpfer, weil es viele Speedbreaker gibt, die oft leicht zu übersehen sind. Heute ist es echt heiß, das Thermometer klettert auf 33 Grad. Am Nachmittag kommen wir nach San Blas, wo wir uns die auf einem Hügel gelegene Festung und eine Kirchenruine ansehen. Es gibt einen schönen Blick auf die von Palmenwäldern umgebene Stadt bis hin zum Meer. An der Plaza stehen zwei Kirchen nebeneinander. Ein paar Kilometer außerhalb sonnen sich in einer Lagune Krokodile und stochern Vögel nach Nahrung. Am schönen Sandstrand von Las Islitas nehme ich ein Bad, das Meer ist hier schon angenehm warm. Es gibt unzählige Strandrestaurants, aber keinen Nachtplatz, der uns zusagt. Erst auf der anderen Seite der Bucht werden wir fündig, stehen direkt am Sandstrand und trinken ein kaltes Bier zur Feier des Tages: Alle Etappen unserer Weltreise zusammengerechnet sind wir heute genau zwei volle Jahre unterwegs! Km 363/3.653/162.609.

Dienstag, 31. Jänner 23, Tag 17/731: Tepic, Laguna Santa Maria del Oro

Ein langsamer, aber langer Anstieg bringt uns in das zentralmexikanische Hochland. Wir verbringen den Vormittag in Tepic, einer geschäftigen Stadt auf 930 Metern Höhe mit 330.000 Einwohnern. Wir spazieren über die Plaza Principal, beobachten Leute, sehen uns die Kathedrale an und zwei Museen, wobei das Museo Regional de Nayarit besonders erwähnenswert ist: Die um einen Innenhof mit schöner Architektur angeordneten Ausstellungsräume zeigen indigene Keramiken ab 200 v. Chr., die als Grabbeigaben dienten. Es handelt sich um kleine, detailreiche, tönerne Statuen mit ausdrucksstarken, teils lustigen Gesichtern und Tonurnen mit Menschengestalten. Heute geht es mir mit dem Kreislauf nicht so gut und ich kaufe Medizin für meinen rumorenden Bauch: frische Ananasstücke mit Limettensaft und Salz. Das bessert die Sache rasch. 40 Kilometer östlich der Stadt befindet sich die Laguna Santa Maria del Oro, ein See mit zwei Kilometern Durchmesser in einem Vulkankrater. Hier machen wir schon am frühen Nachmittag Halt und campieren als einzige Gäste auf einem Campingplatz direkt am Seeufer. Es ist sehr beschaulich hier, ein paar Hühner picken auf dem Rasen herum, Tauben gurren, am anderen Seeufer bellt ein Hund. Wir sitzen auf der Terrasse des Restaurants bei einem Kaffee und beobachten eine Großfamilie beim Essen, die Teenager springen in den See, aber alle sind von der Stille angesteckt, denn keiner macht Lärm. Das Abendessen wird uns zum Zerberus gebracht, wir haben einen Muschelsalat und gebackene Fischfilets gewählt. Dazu gibt es Reis, Bohnenpampe (die es überall dazu gibt), Tacos und Tortillas und natürlich rote und grüne scharfe Sauce. Km 103/3.756/162.712.

 

Mittwoch, 1. Februar 23, Tag 18/732: Tequila          MEZ -7 Stunden

Ich repariere unseren 12-Volt-Gelsenstecker, macht schon Sinn, einen Lötkolben mitzuhaben. Auf riesigen Feldern werden Agaven angebaut. Eh klar, wir nähern uns Tequila. Die pittoreske Stadt hat sofort unsere Sympathie. Bunte Häuser zieren die Gassen, Wandgemälde die Höfe, viele schattige Cafes und Restaurants laden zum Verweilen ein. Lediglich eine Handvoll bis an die Zähne bewaffneter Soldaten mit auf Pickups aufmontierten Maschinengewehren, die während der Messe vor der Kirche stehen, passen nicht ins friedliche Bild. Im ersten Stock eines Restaurants essen wir auf einem winzigen Balkon leckere Rindersteaks zu Mittag. Etwas außerhalb der Stadt sehen wir uns eine Tequila-Brennerei an, bekommen bei einer interessanten Führung den Herstellungsprozess des Schnapses erklärt und stellen bei einer Verkostung fest: Der dunkle schmeckt besser als der farblose. Wir übernachten auf einem Campingplatz zwischen El Arenal und Guadalajara in einem riesigen Föhrenwald. Außer uns nächtigen noch zwei Leute in einem Zelt hier. Es ist sehr ruhig. Km 203/3.959/162.915.

 

Donnerstag, 2. Februar 23, Tag 19/733: Guadalajara    1.500 m

Gestern bin ich beim Reversieren gegen einen Strommasten gefahren, der in beiden Rückspiegeln nicht zu sehen war. Dachte ich gestern noch, dem Zerberus sei nichts geschehen, so ist heute im Morgenlicht doch eine Delle an einer Hecktür zu sehen. Heute steht die Besichtigung von Guadalajara, Mexikos zweitgrößter Stadt, auf dem Programm. Obwohl die Stadt 1,5 Millionen Einwohner hat, wagen wir uns auf Grund der positiven Erfahrungen in Tepic mit dem Zerberus ins Zentrum. Wir haben großes Glück, denn wir finden in allen drei Stadtteilen, die wir besichtigen wollen, halbwegs rasch einen Parkplatz. Im knapp zehn Kilometer nordwestlich des Zentrums gelegenen Stadtteils Zapopan sehen wir uns die Plaza de las Americas mit der prächtigen Basilica an, in der sich eine kleine, goldene, in eine Art Monstranz eingearbeitete Marienstatue befindet, die hier angebetet wird. Das nahe Kunstmuseum enttäuscht, es gibt nur eine winzige Ausstellung in einem Raum, die an die in Mexiko verschwundenen Menschen erinnert. Im Zentrum von Guadalajara liegen an zwei großen Plätzen, die sich an zwei gegenüberliegenden Seiten der neugotischen Kathedrale mit zwei goldenen Türmen befinden, mehrere sehenswerte Gebäude: Im Palacio Municipal, dem Rathaus, mit einem schönen Innenhof prangt im Stiegenaufgang ein düsteres Wandgemälde von Gabriel Flores, das an die Gründung der Stadt erinnnert. An ähnlicher Stelle gibt es im Palacio de Gobierno, dem Sitz der Landesregierung, ein 400 (!) Quadratmeter großes Gemälde von José Miguel Orozco, das drei Wände und die Decke des Stiegenhauses einnimmt und Miguel Hidalgo1 zeigt, zu dessen Füßen die Menschen gegen Faschismus und Kommunismus kämpfen. Im Sitzungssaal des Kongresses gibt es ein weiteres riesiges Gemälde von Orozco zu sehen, wieder Hidalgo mit anderen historischen Persönlichkeiten. Im wie ein griechischer Tempel aussehenden Degollado-Theater bestaunen wir den riesigen Theatersaal mit fünf Rängen und einem beeindruckenden Deckengemälde. Nun fahren wir noch in den acht Kilometer südöstlich gelegenen Stadtteil Tlaquepaque, wo wir über den Hauptplatz Jardin Hidalgo und die umliegenden Gassen spazieren. Es gibt jede Menge Cafés, Restaurants und Galerien mit echt außergewöhnlichen Kunstgegenständen. Wir fahren noch etwa 50 Kilometer aus der Stadt, wobei wir vermutlich auf der Autobahn die Maut prellen, weil keine Schilder darauf hinweisen, dass wir uns auf einer Spur mit elektronischer Mautbezahlung befinden. Wir übernachten in einer kleinen Stadt in einem Park. Km 106/4.065/163.021.

Freitag, 3. Februar 23, Tag 20/734: Guanajuato      2.200 m

Weithin sichtbar ragt ein Berg aus der Ebene, auf dessen Gipfel die 20 Meter hohe Christusstatue Christo Rey thront. Von einem Dorf am Fuße des Berges führt eine elf Kilometer lange kurvige Straße den Berg hinauf. Leider ist die Straße nicht asphaltiert, sondern mit unbehauenen Steinen gepflastert. Sieht gut aus, rüttelt aber höllisch. Wir würden dem Zerberus gerne die Fahrt ersparen und ein Taxi nehmen, doch in dem Dorf steht keines zur Verfügung. Fast die ganze Strecke muss ich im ersten Gang fahren und wir benötigen gut 45 Minuten bis zum Gipfel. Hier kommen viele Pilger her, die ihre Autos geschmückt haben, einer bringt sogar eine Marienstatue in einem Glaskasten auf dem Dach seines Autos mit. Unter der Christusstatue befindet sich eine kleine Kirche, daneben ein hässliches Hotel. Es gibt Stände, an denen man allerlei religiöses Zeugs kaufen kann, und jede Menge Essensstände. Wir interessieren uns eher für die letzteren und wählen einen aus, wo die Gerichte schon fertig auf dem Kohleofen köcheln. Wir kosten uns durch alle Gerichte, nicht immer ist klar, was da im Topf gart, aber das meiste schmeckt sehr lecker, speziell die mit Käse gefüllten und dann panierten Pfefferoni und die Eierspeisesuppe. Die gegrillten und dann bis zum Gelieren gekochten Schweineschwarten hingegen sind nicht so unser Ding. Beim Bezahlen dann die Überraschung: Buffet muss nicht teuer sein, wir bezahlen inklusive Getränke 210 Pesos (11 Euro). Als Nächstes geht es nach Guanajuato, einer lebhaften Stadt mit 155.000 Einwohnern, die in einem Tal auf 2.200 Metern liegt. Auf mehreren Hügeln bzw. Berghängen drängen sich die leuchtend bunten Häuser. Die Hauptstraßen der Stadt winden sich um die Berge herum und verschwinden in langen, finsteren Tunneln. Im der ehemaligen Hazienda San Gabriel de Barrera vertreten wir uns im ruhigen Park die Füße und sehen uns das prächtige koloniale Wohnhaus an. Eine skurril bis geschmacklose (am treffendsten finde ich: morbide) Attraktion ist das Mumienmuseum, in dem Leichname, die nicht in der Erde begraben, sondern in Grüften bestattet worden waren, ausgestellt sind. Wir fahren noch hinauf auf einen Hügel zum Templo La Valenciana, einer besonders schönen Kirche mit drei riesigen goldenen Altären. Ein Wellness-Hotel in der Nähe hat einen ruhigen und sicheren Platz für Wohnmobile, auf dem wir übernachten. Außer uns steht noch ein kanadisches Womo hier mit zwei jungen Leuten, die von unterwegs arbeiten können. Km 260/4.325/163.281.

Samstag, 4. Februar 23, Tag 21/735: San Miguel de Allende      2.000 m

Wir trauen uns mit dem Zerberus ins Zentrum von Guanajuato, denn es ist noch früh und wenig Verkehr. Die Fahrt ist trotzdem ein Wahnsinn, denn die Gassen sind so eng, dass das Navi nicht immer weiß, wo es ist, und immer mal geht es durch einen Tunnel, in dem das Navi völlig orientierungslos ist. In den Tunneln gibt es Kurven, Abzweigungen, ja sogar Kreuzungen und man kommt ganz woanders wieder raus, nicht immer da, wo man dachte. Wir besichtigen die gelbe Basilica de Nuestra Senora, das Juarez-Theater (leider wegen Renovierung geschlossen) und die Universität und fahren dann mit einer Standseilbahn zum Denkmal eines Freiheitskämpfers auf einem Hügel. Von hier hat man einen Blick über die Stadt, bei dem einem die Superlative ausgehen: ein schier endloses weiß-buntes Häusermeer mit Kirchen, Türmen, Festung. Das muss die schönste Stadt Mexikos sein! Es geht nun nach San Miguel de Allende, wo wir uns zunächst die ein paar Kilometer nördlich gelegene Wallfahrtskirche Santuario de Atotonilco ansehen. San Miguel selbst ist von Menschen überlaufen, Parkplätze gibt es nicht. Wir fahren zu einem Aussichtspunkt hinauf und können in der Nähe parken. Mit einem Taxi geht es wieder hinunter in die Stadt, wo wir durch die bunten Gassen schlendern und uns die Pfarrkirche Parroquia de San Miguel Arcangel mit ihren rosa Türmen ansehen, leider nur von außen, denn sie ist wegen einer Hochzeit für Besichtigungen geschlossen. Wir übernachten gleich auf dem Parkplatz neben dem Aussichtspunkt. Km 112/4.437/163.393.

Sonntag, 5. Februar 23, Tag 22/736: Morelia      1.900 m

Beim Abfahren gibt's ein kleines Problem mit dem Parkplatzwächter, der mehr verlangt, als mit seinem Kollegen gestern vereinbart, aber mit der Ich-verstehe-kein-Wort-Spanisch-Methode werden wir schnell einig. Es geht nach Morelia, wo wir uns neben verschiedenen Kolonialbauten die angeblich schönste Kathedrale Mexikos ansehen. Sie ist auch wirklich sehr beeindruckend, aber mehr gefällt uns die große Kirche Santuario de la Virgen de Guadalupe, deren Inneres von viel Rot, Rosa und Gold erstrahlt. Prächtige Gemälde zeigen die Bekehrung und Taufe der Ureinwohner. Wir fahren noch bis zur Reserva Mariposa Monarca, dem Schutzgebiet für die Monarchfalter, 100 Kilometer weiter östlich und schlafen auf einer Almwiese auf 3.200 Metern. Der Sauerstoffmangel macht uns schon bei kleinsten Verrichtungen zu schaffen, auch der Zerberus spürt die Höhe. Km 363/4.800/163.756.

Montag, 6. Februar 23, Tag 23/737: Reserva Mariposa Monarca      3.300 m

In der Früh hat es minus fünf Grad, die Scheiben sind innen angeeist. Heute wollen wir die Monarchfalter ansehen, die sich hier von November bis März in riesiger Zahl aufhalten. Die Schmetterlinge fliegen aus dem Gebiet der Großen Seen in den USA und Kanada 4.500 Kilometer hierher um zu überwintern. Beeindruckend ist weniger ihre Größe (bis zu zehn Zentimeter) als ihre unglaubliche Anzahl: An bestimmten Orten sollen es 100 Millionen pro Hektar sein! Um zu ihnen zu gelangen, muss man eine Stunde bergauf wandern. Ein Führer ist obligat, man gibt ihm ein Trinkgeld. Das mit dem Sauerstoffmangel ist eine witzige Sache: In Ruhe oder bei kleinsten Anstrengungen haben wir Atemnot, aber ich kann mühelos die Bergwanderung zu den Monarchfaltern in flottem Tempo unternehmen und höre hinter mir die junge Führerin schnaufen. Susi lässt sich auf einem Pferderücken hinauftragen, der Pferdeführer meinte, sie wartet oben auf mich, aber es ist umgekehrt! Die Monarchfalter halten sich anscheinend nur an bestimmten Plätzen auf, auf dem Weg haben wir keinen einzigen gesehen und plötzlich sind tausende da. Sie sonnen sich auf Ästen und schwirren in großer Anzahl durch die Luft. Auf dem Rückweg kommen uns Horden von Leute entgegen, die Führerin sagt, bis zu tausend kommen täglich. Wir fahren weiter nach Tula. Die ersten sechzig Kilometer sind mühsam, weil es durch viele Orte geht, von denen auch der kleinste zumindest zehn Speedbreaker hat. Für die sechzig Kilometer bis zur Autobahn benötigen wir zwei Stunden. Tula ist keine schöne Stadt und hat außer der archäologischen Stätte, die wir uns morgen ansehen wollen, und einer Kathedrale, die wie eine Festung aussieht, nichts Besonderes zu bieten. Wir übernachten direkt vor der Einfahrt zu den Ausgrabungen unter den wachsamen Augen des Nachtwächters. Tipp des Tages: Mineralwasserflaschen, die an der Küste befüllt wurden, muss man auf 2.000 Metern sehr vorsichtig öffnen! Km 143/4.943/163.899.

1 Mexikanischer Priester und Gelehrter, der Mexiko in den Unabhängigkeitskrieg führte. *1753, +1811.

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