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     Guatemala         1 EUR = 7,5 Quetzal      Diesel 1,13 EUR

Samstag, 4. März 23, Tag 49/763: Tikal

Die Grenzabfertigung auf belizianischer Seite ist unkompliziert und schnell. In zehn Minuten sind wir ausgereist. In Guatemala dauert es ein wenig länger. Zunächst wird wieder das Fahrzeug desinfiziert, indem es mit einer klebrigen Flüssigkeit besprüht wird. Wir wechseln bei einem der vielen Geldwechsler US-Dollar. Euro würden sie auch nehmen, aber zu einem unakzeptablen Kurs. Dann müssen wir den Zerberus ab- und uns in einer langen Schlange vor dem Immigration Office anstellen. Hier warten wir echt lange in der Sonne. Beim Zoll dauert es auch ziemlich lang, weil recht bürokratisch gearbeitet wird. Wir bekommen einen Zahlschein, mit dem man die Gebühr für das TIP eigentlich bei einer Bank in der nächsten Stadt einzahlen und dann zur Grenze zurückkommen soll. Aber es gibt eine Dame, die in einem Zwei-Quadratmater-Büro zwischen zwei Imbissständen gleich hinter dem Zollgebäude für 40 Quetzal (5 Euro) die Gebühr mit ihrem Handy von ihrem Konto überweist und eine Bestätigung ausdruckt. Wir erhalten vom Zoll einen Aufkleber für die Windschutzscheibe und der Zerberus darf nun 90 Tage in Guatemala bleiben. Andere Reisende haben viel Zeit vergeblich damit verbracht, ein Versicherungsbüro zu finden, wir versuchen es gleich gar nicht und sind ohne Haftpflichtversicherung in Guatemala unterwegs. Alles in allem dauert der Grenzübertritt eineinhalb Stunden. Gleich bei erster Gelegenheit essen wir zu Mittag, es gibt Hendl vom Grill mit Reis und Bohnenpampe, sehr lecker und sehr billig. Haben wir in Belize fürs Essen etwa gleich viel bezahlt wie zu Hause, so kostet es hier nicht einmal die Hälfte. Es geht nun nach Tikal, zu einer der bekanntesten Maya-Stätten überhaupt. Tikal ist sehr weitläufig und für Besucher mit eingeschränkter Mobilität schwierig zu erkunden. Dann werden wir noch von unserem Reiseführer schlecht beraten und so kommt es, dass Susi bereits vor den großen Pyramiden am Ende ist. Nach einer längeren Pause, in der ich weiter entfernte Bauwerke ansehe, schafft sie es bis zur Gran Plaza. Die Pyramiden stellen alles, was wir an Maya-Architektur bisher gesehen haben, in den Schatten. Sie sind hoch, schlank und steil und ragen weit über das Dach des Dschungels hinaus. Einfach unglaublich fantastisch! Wir übernachten auf einem zum Campingpatz umfunktionierten Sportplatz in Tikal. Es ist fast Vollmond, der Orion steht hoch am Himmel, grün leuchtende Glühwürmchen fliegen umher, Grillen zirpen. Km 125/9.879/168.752.

Sonntag, 5. März 23, Tag 50/764: Flores

Kurz nach Mitternacht erwache ich mit heftigsten Bauchschmerzen, ich verbringe eine halbe Stunde auf der Toilette und bin mehrmals am Kollabieren. Dann ist der Spuk vorbei und ich lege mich erschöpft wieder ins Bett. Eine Stunde später wecken mich die Brüllaffen im Geäst über uns. Ich beneide Susi, die tief schlafen kann, ganz egal, was um sie herum geschieht. Wir sehen uns heute die Stadt Flores an, die auf einer kleinen Insel im Lago de Petén Itza gelegen und über einen 500 Meter langen Damm mit dem Festland verbunden ist und durch bunte Häuser, eine schöne Kirche und nette Restaurants und Cafes am Ufer besticht. Die rundum führende Uferpromenade ist fast durchgehend überflutet, weil es von September bis Dezember viel geregnet hat und der Wasserspiegel des Sees noch immer erhöht ist. Auf der weiteren Fahrt nach Süden geht es durch viele quirlige Dörfer. Kinder spielen neben der Straße oder fahren Fahrrad, Männer tragen dünne, weiße Hüte und bis zum Nabel geöffnete Hemden, viele Frauen sind mit langen, bunten Röcken bekleidet und tragen fallweise Schüsseln auf dem Kopf. Hühner und Schweine laufen frei herum. Zwischen den Dörfern gibt es Weiden, Maisfelder, Palmölplantagen und später schönen, hohen Urwald. In Sayaxche endet die Straße plötzlich an einem Flussufer. Kleine Fähren mit Außenbordmotoren bringen jeweils zwei Pkw über den Rio la Pásion. Eine größere Fähre setzt Lkw und Busse über. Da anscheinend der Motor der Fähre kaputt ist, hat man ein großes Fass an die Fähre gebunden und an dieses einen Außenbordmotor montiert. Es ist kaum zu glauben, dass der relativ kleine Motor die Fähre bewegen kann. Vor der Abfahrt und vor dem Anlanden müssen die größeren Fahrzeuge an Bord ein Stück vor- und dann zurückfahren, um den Schwerpunkt der Fähre zu ändern. Wir übernachten für sehr wenig Geld an einer Badestelle an einem Fluss, der hier aus einer Höhle kommt, auf einer Lichtung im Urwald. Man kann im Fluss und in einem kleinen Pool baden. Es gibt viele Mücken, Grillen und Glühwürmchen und unbekannte Geräusche dringen aus dem Wald. Nach Einbruch der Dunkelheit gehen wir in den Pool baden. Im Licht der Taschenlampe entdecken wir mehrere monströse Kröten am Beckenrand. Km 230/10.109/168.982.

Montag, 6. März 23, Tag 51/765: Lanquin

Heute ist Susi dran mit Gastroenteritis. Sie ist schlapp, hat Durchfall, erbricht sich und hat Fieber. Da die Straße Nr. 5, auf der wir heute wieder unterwegs sind, recht gut asphaltiert ist, wollen wir trotzdem weiterfahren, Susi bleibt im Bett. Die Straße führt durch die Berge und ist in bestem Zustand. 20 Kilometer lang. Dann ist plötzlich der Asphalt aus. Einfach aus. Und was hier folgt, ist nicht einfach eine Piste, sondern sind Steine. Viele Steine. Der Sand, der vielleicht einmal dazwischen war, ist weggespült, was geblieben ist, ist das Übelste, was man sich vorstellen kann: große, spitze Steine. Und Steigungen, die auch auf einer Asphaltstraße nicht ohne wären! Zuerst denke ich, ich hätte mich verfahren, aber das Navi zeigt, wir sind richtig. Auch, dass uns immer wieder Minibusse entgegen kommen, zeigt, dass wir uns auf einer Hauptverbindungsroute befinden. Jetzt begreife ich auch, warum Google Maps für die 70 Kilometer fünf Stunden angegeben hat. Es gibt leider keine echten Alternativen, Umkehren hieße fast einen Tag Umweg. Susi möchte nicht, dass wir pausieren, sie sitzt mittlerweile wieder auf dem Beifahrersitz und das Fieber ist gesunken. Die Landschaft ist grandios: beurwaldete Berge, dazwischen für Maisfelder oder Weiden gerodete Flächen, Hütten, manchmal ein Dorf. Aber die Fahrt ist zermürbend, weil es so rüttelt. Mehrmals haben ein oder zwei Männer die Straße mit einem Seil abgesperrt, schieben mit Schaufeln Steine hin und her und verlangen astronomische Summen für die Weiterfahrt. Wenn man nicht bezahlen will, wird mit dem Krampen gedroht. Der erste will 200 Quetzal (27 Euro), wir verhandeln eine Weile und kommen mit 50 Quetzal (7 Euro) durch. Bei der nächsten "Baustelle" habe ich nur mehr Hunderter (13 Euro), das kommt gar nicht in Frage, also gebe ich dem Wegelagerer einen US-Dollar. Mit dem ist er nicht zufrieden, aber zurückgeben will er ihn auch nicht und schließlich läßt er uns unter Geschimpfe durch. Im nächsten Dorf kaufe ich in einem Geschäft ein Cola, zahle mit einem Hunderter und habe nun Kleingeld. Von einem anderen Autofahrer höre ich, dass man diesen "Straßenarbeitern" nichts geben muss, das ist freiwillig und 5 Quetzal (0,70 Euro) (!) sind o.k. Das dürfte aber für Ausländer nicht gelten, denn dem nächsten "Wegmacher" halte ich einen Zehner raus und er lässt uns nicht durch. Mehr gebe ich nicht, schließlich wissen wir nicht, wieviele solche Sperren noch kommen. Ich stelle den Motor ab und signalisiere, dass wir Zeit haben. Die Straße ist ohnehin einspurig und wir blockieren sie in beiden Richtungen. Es wird ja bald irgendwer kommen. Und so ist es auch: Es kommt ein Bus, der von weitem wild hupt und fluchend geben die Raubritter die Straße frei. Für die 40 oder 45 Kilometer auf Steinen benötigen wir dreieinhalb Stunden. Dann ist endlich in einem großen Ort wieder Asphalt auf der Straße und im Nu sind wir in Lanquin. Hier sehe ich mir die riesige Tropfsteinhöhle an, Susi liegt wieder. Leider ist der Weg in der Höhle kriminell rutschig und ich kehre schon nach zwei- oder dreihundert Metern um. Täglich eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang sollen hunderte Fledermäuse die Höhle im Schwarm verlassen, aber auch das ist enttäuschend, es sind nur ganz wenige. Zusammen mit zwei anderen Wohnmobilen  übernachten wir auf dem Parkplatz vor der Höhle. Km 89/10.198/169.071.

Dienstag, 7. März 23, Tag 52/766: Cobán, 20 Jahre auf Achse!

Heute feiert die Kurzhalsgiraffe, unser Reisemaskottchen, ihren 20. Geburtstag. Auf den Tag genau vor 20 Jahren sind wir zu unserer ersten Reise, die uns nach Libyen führte, aufgebrochen. Meine Schwester hat uns damals die Giraffe als Glücksbringer geschenkt. Wir hängen den halben Tag in Cobán herum, weil wir unsere Wäsche waschen lassen. In der Zwischenzeit sehen wir uns die Kalvarienbergkirche an, kaufen Lebensmittel und gehen Mittagessen. In San Cristobal Verapaz machen wir einen Fotostopp am hübschen Stadtplatz. Wir übernachten auf dem Parkplatz eines Restaurants an der Straße nach Uspantan, in dem wir zu Abend gegessen haben. Km 132/10.330/169.203.

Mittwoch, 8. März 23, Tag 53/767: Uspantan

In Uspantan sehen wir uns den lebhaften Hauptplatz und die Kirche an, spazieren durch den Markt und kosten verschiedene Leckereien, darunter hervorragend schmeckende Bratwürste. In Santa Cruz del Quiché machen wir einen Abstecher zu den an sich völlig armseligen Maya-Ruinen von K'umarcaaj. Der Ort ist jedoch für die Mayas heute noch eine heilige Stätte und hier werden nach wie vor religiöse Rituale vollzogen. Am kümmerlichen Rest eines Tempels und in einem etwa 100 Meter langen, stickigen Tunnel darunter werden Kerzen angezündet und Blumen, Obst und Hühner geopfert. Morgen wollen wir uns den bekannten und donnerstags und sonntags stattfindenden Markt in Chichicastenango ansehen. Wir steuern daher ein Hotel gleich neben dem Marktplatz an, auf dessen Parkplatz man campieren kann. Doch in den engen Gassen mit Fußgängern, unendlich vielen Motorrädern und Tuk-Tuks ist kein Durchkommen. In mühevoller Millimeterarbeit und begleitet vom ungeduldigen Hupen anderer Stauteilnehmer kommen wir wieder aus dem Stadtzentrum und übernachten auf einem Campingplatz am Stadtrand. Hier treffen wir wieder die netten Deutschen Gaby und Nikolai, mit denen wir schon gestern und vorgestern an den gleichen Plätzen campiert haben. Gaby wurde vor zwei Wochen eine Insektenlarve aus der Kopfhaut operativ entfernt, die hier einen Abszess verursacht hatte, und ich entferne die Nähte. Chichicastenango liegt auf über 2.000 Metern Höhe und lange Hose, Weste und am Abend sogar Anorak sind angesagt. Km 140/10.470/169.343.

Donnerstag, 9. März 23, Tag 54/768: Chichicastenango

Mit einem Tuk-Tuk fahren wir ins Stadtzentrum und sehen uns den riesigen Markt an, der den ganzen Stadtplatz und die umliegenden Gassen einnimmt. Es wird alles angeboten, was man sich so vorstellen kann: Obst, Gemüse, Fleisch, Kleidung, Stoffe, Spielzeug, Handys, Werkzeug und vieles mehr, etwa Buschmesser in allen Größen oder Tabletten, die man einzeln oder blisterweise kaufen kann. Kinder, die eher noch nicht in die Schule gehen, verkaufen Bonbons, Erdnüsse und Medikamente. Am Rande des Stadtplatzes steht die Kirche Santo Tomás, auf deren Stiegenaufgang Blumen, Kerzen und Obst geopfert werden. Die Kirche selbst ist verraucht von Kerzen und Weihrauch, die Wandgemälde sind vor Ruß kaum mehr zu sehen. Etwa einen Kilometer außerhalb der Stadt liegt auf einem Berg die Opferstätte Pascual Abaj, wo ich einem Priester (oder ist er ein Schamane?) bei seinen Ritualen zusehen kann, die er an einer älteren Dame ausführt. Er spricht ohne Pause Gebete und ruft dabei alle denkbaren Heiligen an, zündet Kerzen an, schwenkt eine Konservendose mit Kohlen und Weihrauch und legt der Frau Kerzen auf den Kopf. Obwohl mehrere Kreuze aufgestellt sind, sieht die Zeremonie eher einer Naturreligion entstammend aus als christlich. Auch auf einem kleinen Hügel direkt am Campingplatz führt ein Schamane ähnliche Rituale aus, allerdings alleine. Wir fahren nun weiter an den Lago de Atitlán, der sich leider nicht so präsentiert, wie erhofft: ein aquamarinfarbener See vor dem Panorama dreier Vulkane. Einer der Vulkane spuckt so viel Asche, dass alles grau aussieht und die Bergkulisse ist nicht einmal andeutungsweise zu sehen. Dazu kommt noch, dass die Asche in der Luft mir Kopfschmerzen macht, weshalb wir entscheiden, gleich nach Antigua weiterzufahren. Hier übernachten wir kostenlos im Hof der Touristenpolizei. Es gibt etliche Hunde und wir werden gebeten, morgen ein Kilo Truckenfutter mitzubringen. Km 127/10.597/169.470.

Freitag, 10. März 23, Tag 55/769: Antigua

Susi ist heute vom Rheuma geplagt, weshalb ich die Stadt alleine besichtigen muss. Antigua wurde 1773 von einem verheerenden Erdbeben zum Großteil zerstört und viele Gebäude wurden nicht wieder vollständig aufgebaut. Ihre Ruinen sind überall in der Stadt zu sehen, speziell, wenn man in Innenhöfe blickt. Der Hauptplatz Parque Central ist ein großer, wunderschöner, grüner Platz mit einem hübschen Springbrunnen in der Mitte, den vier nackte Frauen zieren, aus deren Brüsten das Wasser spritzt. An drei Seiten des Platzes stehen prächtige Kolonialbauten, darunter der alte Regierungspalast (Antigua war bis 1776 die Hauptstadt von ganz Zentralamerika) mit einer schönen Doppelarkadenfassade. An der vierten Seite befindet sich die Kathedrale, die durch das Erdbeben zerstört wurde. Nur die Fassade wurde wieder aufgebaut, in der eine kleine Kirche Platz findet, dahinter sind noch die Ruinen der Kathedrale zu besichtigen. Aus Anlass der 480-Jahr-Feier einer Hochschule gibt es eine großartige Parade mit Musikkapellen und Tänzerinnen auf dem Hauptplatz. Nördlich des Zentrums liegt die auffallende Kirche Iglesia Merced mit feinem weißem Gipsschmuck an der gelben Fassade. Auf dem Platz vor der Kirche wird im Rahmen einer vorösterlichen Feier der Leidensweg Christi von Kindern und Jugendlichen nachgestellt. Im ehemaligen Dominikanerkloster, in dem heute das stilvolle Casa Santa Domingo Hotel residiert, trinke ich einen Kaffee. Wir fahren noch 140 Kilometer Richtung Grenze, was dreieinhalb Stunden in Anspruch nimmt, da es sich durch die Vororte von Guatemala-City heftig staut. Der Smog in der Millionenstadt steht jenem von Mexico-City um nichts nach. Wir übernachten auf dem Parkplatz eines Bades kurz vor der Grenze. Km 142/10.739/169.612.

 

 

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